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#RoadToElba3: 9 Gründe, warum der Alfa Romeo 4C Spider das perfekte Auto für jede italienische Insel ist

Unsere regelmässigen Elba-Roadtrips sind fleissigen Lesern seit 2015 bestens bekannt. Damals mit dem M235i und dem 370Z Nismo, gefolgt von 2016 im Audi RS 3 und Porsche Boxster Spyder. 2017 sollte es härter, puristischer aber auch intensiver werden. Unser Werkzeug dafür: Der Alfa Romeo 4C Spider.

Einen 2000km Trip mit vielen Autobahnen in einem Carbon-Monocoque-Mittelmotorsportler, der ungehobelt ohne Servolenkung, ohne Navigation, ohne Fahrassistenten, ohne Geräuschdämmung, ungefiltert seinen Charakter spielen lässt, hört sich für jeden, der schon mal in einem 4C (mit)gefahren ist, nach purer Qual an. Ehrlicherweise vor Reiseantritt auch für uns, aber das sollte sich bald ändern…

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Mit einer Pizza im Magen und viel Vorfreude, ging die Reise los. Zu Beginn begleiteten uns diverse Wolkenbrüche über den San Bernardino und der Scheibenwischer, wie im Rennwagen zentral angeordnet, der alleine, aber lautstark sein Bestes gab, um das Wasser zu verdrängen, liess uns Kilometer für Kilometer spüren, dass Regen und der 4C Spider nicht zusammenpassen. Im Tessin öffnete sich der Himmel und die Sonnenbrillen kamen zum Einsatz. Endlich.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Vor dem Grenzübergang von der Schweiz nach Italien staute sich der Verkehr kurz und wir hatten Zeit für einen Tankstopp und die Erfahrung, dass sich zusätzliche Wasserflaschen perfekt im Carbon-Monocoque zwischen Sitzschiene und Türkante einklemmen lassen. So weit, so gut also, wenn man bedenkt, dass ein aus dem Motorsport stammendes Monocoque, die gesamte tragende Struktur des Alfa Romeo 4C Spider bildet. Ein Monocoque ist ein einteiliger Hohlkörper als Fahrgestell, in unserem Fall aus hochfester und gleichzeitig extrem leichter Kohlefaser gefertigt.

Die Karosserie des Alfa Romeo 4C Spider wird aus dem Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoff SMC (Sheet Moulding Compound) gefertigt, der gegenüber Stahl einen Gewichtsvorteil von rund 20 Prozent bietet und dennoch belastbarer ist. Eine weitere Gewichtsreduzierung erreichten die Ingenieure durch die Verwendung von zehn Prozent dünnerem Glas. Windschutzscheibe und Seitenscheiben sind so also noch leichter. Fassen wir zusammen: Direkt hinter uns ist ein 240-PS-starker Motor, direkt unter uns eine Carbon-Schale, um uns herum ein Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoff und die Scheiben sind auch noch extra dünn. Weisst du nun, warum wir im 4C bestimmt keinen Komfort erwartet haben?

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

So waren wir nach den ersten knapp 4 Stunden positiv erstaunt von der Reisetauglichkeit dieses kleinen ungehobelten Carbon-Ungetüms und nach dem Fahrerwechsel fand der Beifahrer sogar eine bequeme Position für ein kurzes Nickerchen, trotz des erhöhten Geräuschniveaus, was der höheren Reisegeschwindigkeit in Italien geschuldet war. Wie kann eine Person, die 1.85 Meter misst in einem 4C halbwegs bequem schlafen? Das Monocoque bauart-bedingt so ausgelegt, dass der Beifahrer-Fussraum überdimensional lang ist und auch grossgewachsene Personen ihre Beine komplett durchstrecken konnten.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Angekommen am Hafen in Piombino, wurde unser Auto gleich von den Fährarbeitern nach vorne gewunken und wir hatten den „bella-macchina“-Vorteil, dass wir an allen wartenden Touristen mit ihren Familienvans, Dachboxen und weiteren Automobilen-Sünden vorbeifahren konnten, um Zentimeter für Zentimeter mit perfekter Einweisung auf die stark-abgeschrägte Auffahrt der Fähre begleitet zu werden. Unzählige Daumen-hoch und lobende Worte für den italienischen Sportwagen haben uns sehr gefreut. In Italien merkt man noch stark, wie Menschen ihre Faszination für schöne Dinge offen ausleben und nicht wie in der Schweiz oder Deutschland gehemmt oder mit Neid reagieren.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Nach kurzer Überfahrt und erster sportlichen Fahrt über die Insel kommen wir bei der kriminell-stark-abfallenden Abfahrt zum unserem Ferienhaus an. Überraschenderweise meistert auch die der 4C fabelhaft, kurze Überhänge sei dank. Einen Tag später folgt die erste #OneMoreLap zu einem Restaurant auf der anderen Seite der Insel. Der Vierzylinder-Turbomotor muss nach erfolgter Warmfahrphase zeigen, wie er aus der traditionsreichen Alfa Romeo-Hubraum-Grösse von 1750 Kubikzentimeter 240 PS produziert. Motorblock und Zylinderkopf aus Aluminium, dop­pelte Phasenverstellung der beiden obenliegenden Nockenwellen und Tur­boaufladung machen den vermeintlich „kleinen“ Vierzylinder zum Hightech-Triebwerk. Wir müssen wohl nicht erwähnen, dass die 240 PS auf das Gewicht von unter einer Tonne vollkommen ausreichen und zum Beispiel die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in nur 4,5 Sekunden erfolgt.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

An hohen Felswänden besonders schön ist die zweiflutige Abgasanlage (optional), die perfekt auf das Mittelmotor-Layout des Alfa Romeo 4C Spider angepasst wurde. Das Resultat ist ein spontanes Ansprechverhalten des Turboladers und die besondere Form, wie Abgase abweichen, denn diese in pulsförmige Schwingungen versetzt, beeinflussen die Zylinderbefüllung positiv bei niedrigen Motordrehzahlen und steigern so das zur Verfügung stehende Drehmoment. Das maximale Drehmoment fällt mit 350 Newtonmeter üppig aus, 80 Prozent dieser Kraft sind schon bei 1.700 Touren abrufbar.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Unsere verbaute optionale Sport-Abgasanlage war die mittlere Ausbaustufe, für noch mehr Sound gäbe es noch eine Titan-Klappenabgasanlage von Akrapovič. Die im Rennsport – darunter auch in der Formel 1 – weltweit erfolgreiche Firma fertigt aus Titan eine zweistufige Anlage mit asymmetrischen Schalldämpfern, die mittels einer speziellen Resonanzleitung die auf das Cockpit übertragenen Vibrationen verringert. Die Heckschürze ist rund um die beiden mittig austretenden Endrohre mit einer Verkleidung aus Kohlefaser verstärkt. Viel faszinierender als noch mehr Auspuffsound, fand ich das Zischen des Turboladers, der nach jedem Gasstoss ein kurzes, aber schnelles Niessen von sich gab und den Insassen in der Fahrgastzelle ein Lächeln ins Gesicht gebrannt hat.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Der Alfa Romeo 4C Spider ist mit dem Doppelkupplungsgetriebe Alfa Romeo TCT (Twin-Clutch Transmission) kombiniert, das auf den Charakter des neuen Cabriolets abgestimmt ist. Gangwechsel werden mittels Schaltwippen am Lenkrad erledigt, die Geschwindigkeit ist abhängig vom Modus der Fahrdynamikregelung Alfa Romeo D.N.A., den der Fahrer in vier Stufen anwählen kann. Am aggressivsten schaltet die Elektronik in den Positionen „Dynamic“ und „Race“, Gangwechsel werden dann innerhalb von nur 130 Millisekunden erledigt. Hätten wir uns ab und an eine Handschaltung gewünscht? Auf der Insel ja, für die Reise nein. Fest steht jedoch, dass mit TCT-System die Fahrdynamik des 4C einfacher zugänglich ist, da ein handwerkliches Element wegfällt. Nervig sind allerdings die Piep-Geräusche, die uns um die Ohren gehauen werden, wenn wir zu früh hoch oder runter schalten wollen und uns das Getriebe den Gang verwehrt.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Bei kurvigen Strassen, wie auf einer kleinen Insel wie Elba, sind auch immer standhafte und gute Bremsen sehr wichtig. Beim 4C Spider kommt die von Rennsport-Spezialist Brembo entwickelte Bremsanlage zum Einsatz. An der Vorderachse packen pro Rad vier Aluminium-Bremskolben zu, die innenbelüfteten und gelochten Scheiben führen auch sehr hohe Temperaturen optimal ab. Bei Bedarf lassen sich auf diese Weise Verzögerungskräfte von bis zu 1,25 g realisieren. Die Beschleunigung und die Bremswirkungen sind also super, was fehlt, ist das Kurvenverhalten…

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Für das richtige Kurvenverhalten muss die elektronische Fahrdynamikregelung Alfa Romeo D.N.A. im richtigen Modus sein. Sie erlaubt dem Fahrer per Schalter das Temperament des Alfa Romeo 4C Spider je nach Wunsch zu verändern. Zusätzlich zu den Standardstufen „Dynamic“, „Natural“ und „All Weather“ – die Ursprünge des Kürzels D.N.A. – steht der Modus „Race“ zur Verfügung. Die Eingriffe der elektronischen Fahrassistenzsysteme, beispielsweise der elektronischen Fahrstabi­litätskontrolle (ESP) oder des elektronischen Sperrdifferen­zials Q2, werden an den gewählten Modus des Alfa Romeo D.N.A. angepasst. In „Dynamic“ und „Race“ sind nun fast alle Systeme auf sportlichstes Fahren eingestellt und das spürt man in jeder Kurve.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Perfektes Feedback durch die untypische Lenkung ohne Servo-Unterstützung, stattdessen sorgt eine vollkommen mechanische Lenkung, mit einem Verhältnis von 15,7:1 relativ direkt übersetzt, für unverfälschte Rückmeldungen von Fahrzustand und Fahrbahnbeschaffenheit. Das geringe Gewicht des Alfa Romeo 4C Spider macht ihn sehr gut zugänglich und handlich. Leider ist das Fahrwerk nicht ganz so durchsichtig und vertrauenserweckend, sondern etwas indifferent, was vielleicht auch daran liegen mag, dass in unserem Testwagen das spezielle Sportfahrwerk mit High-Performance Stossdämpfern und straffer abgestimmten Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse nicht verbaut war. So hinterliess es nahe am Grenzbereich einen eher indifferenten Eindruck, verschonte uns aber wohl auf der Autobahn vor noch mehr Komfort-Einbussen.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Fährt man also weiter über die italienische Insel, um die einst im 18. Jahrhundert Österreicher, Deutsche, Engländer und Franzosen gekämpft haben und schliesslich Napoleon Bonaparte die volle Souveränität und Besitz zugesprochen haben, trifft man auf viele Fahrzeuge aus dem Fiat Konzern. Von alt über neu ist alles vorhanden. Jedoch erinnert die Anzahl Sichtungen von Fiat Panda Typ 141, der ab 1980 gebaut wurde, sehr stark an die Verbreitung von einem VW Golf oder Skoda Octavia bei uns.

So wie auch Deutschland das gut ausgebaute Autobahnnetz grösstenteils einem Diktator zu verdanken hat, hat auch in Elba die Herrschaft von Napoleon einschneidende Spuren hinterlassen.


In kürzester Zeit nach seiner Ankunft wurden schmale Trampelpfade zu Strassen, auf denen Kutschen problemlos fahren konnten, ausgebaut. Ebenfalls eines seiner Erbe sind die vielen Gassen mit Pflastersteinen, die so attraktiver zu Gunsten von Gewerbe, Bevölkerung und Kultur sowie Erholung wurden. Alle grösseren Orte erhielten zudem eine Müllabfuhr sowie Latrinen und Abwasserkanäle.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Beim Essen mit Aussicht auf das Meer und den wunderschönen Alfa 4C Spider fällt uns auf, wie sexy, ja ich glaube man kann sagen, sexy der 4C Spider geworden ist. Schon als Coupé nicht unschön, gewinnt der offene 4C nochmals deutlich dazu. Besonders in der Dreischichtlackierung Rosso Competizione wie im Falle unseres Testwagens. Vorne zieht sich ein Dom in V-Form übe die Haube, der vorne in die traditionell dreieckige Kühleröffnung übergeht. Die Windschutzscheibe selbst wird von einem Rahmen aus Kohlefaser gehalten, der das gesamte Fahrzeug in diesem Bereich zusätzlich verstärkt und das Gewicht reduziert. Er nimmt ausserdem die vorderen Befestigungspunkte für das Stoffverdeck beziehungsweise optional das herausnehmbare Dach aus Kohlefaser auf. Gefolgt vom rundlich schlanken Heck, den 4C-typisch grossen Heckleuchten und dem Diffusor.

Das Stoffverdeck ist nach der puristischen Philosophie des 4C natürlich nicht elektrisch versenkbar. Geduld und etwas Fingerfertigkeit sind gefragt: Erst gilt es zwei Verschlüsse am vorderen Dachrahmen aufzudrehen, dann aussteigen und seitlich je zwei weitere Riegel lösen. Das Verdeck lässt sich nun einrollen und im Kofferraum, sagen wir besser, Ablagefach, hinter dem Motor verstauen. Ist das erstmal gemacht, staunt man über die wenigen Luftverwirbelungen, die in die Fahrgastzelle kommen. Ähnlich wie der Audi R8 Spyder ist auch der 4C ein äusserst angenehmer Zeitgenosse oben ohne.

Unsere #OneMoreLap führt uns weiter an den nördlichen Teil der Insel, wo zur selben Zeit auch die Rallye Elba Storico statt fand. Natürlich haben wir auch da schnell einige mehr oder weniger direkte Vorfahren unseres lieb-gewonnen Sportwagens aus Italien ausmachen können. Alle Bilder der XXIX Rallye Elba Storico 2017 gibt es im separaten Artikel.

Zwei Wochen Elba. Der 4C hat unseren Ängsten vor langen Reisen mit kompromisslosen Roadstern den Wind aus den Segeln genommen und schlussendlich waren wir sehr froh, nicht die eigentlich angedachte Alfa Romeo Giulia QV für diesen Trip bekommen zu haben. Der 4C-Elbatrip war nach den beiden vorhergegangen Trips erneut eine grossartige Reise, die sich sehr weit vorne in unserer Sammlung an Autoerlebnissen einreihen wird.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

Die Insel Elba hat daran einen massgeblichen Anteil und der nächste #RoadToElba Trip kommt bestimmt. Der Verbrauch lag beim Alfa Romeo 4C Spider bei etwa 8 Litern pro 100 km auf der Autobahn und auf der Insel zwischen 10 und 12 Litern. Der Kaufpreis von unserem getesteten 4C Spider lag bei CHF 91’550.00, während der Basispreis für den 4C Spider bei CHF 81’000.00 liegt.

Alfa 4C Spider: Test & Fahrbericht

9 Gründe, warum der Alfa Romeo 4C Spider das perfekte Auto für jede italienische Insel ist:

  1. Sehr emotionaler Sound durch Sportauspuff und starkes Turbozischen
  2. Kein festes Dach und trotzdem wenig Luftverwirbelungen
  3. Mittelmotor-Layout
  4. Kompakte Aussenmasse
  5. Kurze Überhänge für Ein- & Auffahrten
  6. Take-away Pizza bleibt im Kofferraum dank Abwärme des Motors schön warm
  7. „Bella macchina“-Charme weckt Freude überall (Fähre, Tankstelle, Passanten etc.)
  8. Carbon überall
  9. Kompromissloser Purismus

  1. Vielen Dank für den wertvollen Bericht, Andreas. Ich spiele mit dem Gedanken, einen 4C Spider für ausgiebige Roadtrips durch die Alpen zu besorgen. Nach der gestrigen Probefahrt mit einem schwarzen Coupé mit Sportfahrwerk und -auspuffanlage bin ich einerseits sehr beeindruckt über die Leistungsentfaltung, Direktheit und die Soundkulisse des 4C, habe andererseits aber Bedenken was das extrem straffe Fahrwerk mit fast aggressiver Abstimmung anbelangt. Hast Du Dich auf Deinem Elba-Trip daran gewöhnt oder wie nahmst Du das insgesamte Hardcore-Setup des 4C auf Dauer wahr?

    1. Lieber Richard, besten Dank für deinen Kommentar. Schön zu hören, dass du dich für einen 4C interessierst. Ja, der 4C punktet mit seiner puristischen Auslegung, die bisweilen dann aber auch merklich ermüden und nerven kann. Wir durften 2015 einen 4C mit Race Package und Sportfahrwerk testen, der wirklich viel zu hart war. Der 4C Spider, den wir für den Elba-Roadtrip ausgeliehen haben, kam ohne dieses Sportfahrwerk und war erträglich. Auf der langen Reise nach Italien war die Lärmkulisse fast störender als das Fahrwerk, jedoch können wir uns bis heute für die Insel kein besseres Auto vorstellen!

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