Das Audi S5 Cabriolet sticht heraus. Als einziges Modell der Baureihen S4 / S5 / S6 / S7 darf das Cabrio der Baureihe „F5“ mit einem 3.0 TFSI V6-Benzinmotor zum Kunden rollen. Alle anderen Modelle gibt es nur noch als Diesel oder dann in der stärkeren RS-Liga auch wieder als Benziner. Schauen wir uns also die «Ausnahme» etwas genauer an.
Meine Testwoche mit dem S5 Cabriolet war keine Traumwoche für einen Cabriotest. Regen, Sonne und alles dazwischen wechselten sich schneller ab, als mir lieb war. Ungewöhnlich für einen Sommermonat wie den Juli und doch konnte das S5 Cabriolet, nicht nur mit seiner Sonderlackierung „Nogaroblau Perleffekt“, glänzen.
Warum? Er besitzt zwar ein klassisches Stoffverdeck, welches aber als Akustikverdeck mit drei dicken Stofflagen aufgebaut ist. Somit sorgt es für eine gute Dämmung und stört im Alltag überhaupt nicht. Blinzelt die Sonne durch, kann man das Verdeck in 15, beziehungsweise 18 Sekunden vollautomatisch öffnen oder schliessen. Das Ganze funktioniert auch während der Fahrt bis 50 km/h. Ein Windschott kostet interessanterweise fast CHF 500.- Aufpreis und sollte unbedingt auch dazu geordert werden. Ohne Windschott ist es doch arg windig bei Geschwindigkeiten über 60 km/h.
Ist das Windschott über den Rücksitzen aufgespannt, lebt es sich hervorragend im S5 Cabriolet. Eine feine Brise dringt in das Cockpit, ist jedoch keinesfalls störend. In unserem Testwagen war das nicht-adaptive-Sportfahrwerk an Bord, während man das adaptive S-Sportfahrwerk hätte optional ordern können. Das Sportfahrwerk ist bemüht, seinen Job ausgeglichen zu vollziehen, wobei wir uns schon gerne das Adaptivfahrwerk angesehen hätten, um das auch im Vergleich der Konkurrenten einordnen zu können.
Fahren wir oben-ohne einige Kurven, muss man die Verwindungssteifigkeit loben. Im Vergleich zu älteren S5 Cabriolets ist das spürbar besser geworden. Die Pressemappe verrät dazu: Die Ingenieure aus Ingolstadt haben die Verwindungssteifigkeit im Vergleich zum Vorgänger um gut 40 Prozent gesteigert. Doch wer jetzt denkt, der S5 sei ein richtig dynamisches Kerlchen, liegt falsch. Er bemüht sich aber auch deutlich weniger eines zu sein, als manch ein direkter Konkurrent. Der S5 positioniert sich gelungen unter den RS-Produkten, punktet mit der butterweich schaltenden Achtstufen-Wandler-Automatik, dem unspektakulären quattro-Antrieb und dem 3.0 TFSI V6-Benzinmotor. Er versucht stets Ruhe zu bewahren, prescht zwar mit viel Traktion auch auf nassem Untergrund voran, bringt da auch gekonnt sein Sportdifferenzial ins Spiel, doch das Gesamtpaket lässt keine Hektik aufkommen.
Mit 354 PS Leistung und 500 Nm Drehmoment, letztere von 1.470 bis 4.500 U/min, bringt der Turbo-aufgeladene 3.0 TFSI den offenen Viersitzer in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Bei 250 km/h wird das Cabrio eingebremst.
Die Akustiknote ist dazu passend eher dezent. Er röchelt zwar wie ein echter V6, aber dringt nie in Richtung «auffällig» oder «überpräsent» vor. Er bleibt ehrlich. Mag ich. Viele Fahrzeuge wollen heute alles können und verlieren auf dem Weg dahin jeglichen eigenen Charakter, manche fallen dann sogar zwischen Stuhl und Tisch, weil sie den Spagat nur schwach beherrschen. Dazu kommt: Durch die fehlenden adaptiven Optionen wie Lenkung oder Dämpfer, war es einer der wenigen Testwagen, bei denen ich einfach nur eingestiegen bin und direkt losfahren konnte. Kein Konfigurieren der Parameter, kein Durchklicken bis hin zum «richtigen» Fahrmodus. Rein und los.
Optisch ist der S5 zwar moderner geworden, aber seiner Ur-Form, die er seit seiner Markteinführung im Jahre 2007 trägt, treu geblieben. Manche mögen das altbacken nennen, mir gefällt er. Die Details, die bei unserem Testwagen, in Chrom und glänzendem Silber gehalten sind, lassen sich allerdings nicht abwählen und das wirkt nun richtig altbacken. Schade! Das neueste Facelift erkennt man an der aktualisierten Scheinwerfergrafik, die den Fahrer oder die Fahrerin auch mit einer Licht-Animation begrüsst und verabschiedet. Frontscheinwerfer in Matrix-LED sind serienmässig an Bord, Laserlicht gibt es über eine Option dazu.
Innen ist es Audi-typisch aufgeräumt, sehr gut verarbeitet und mit hochwertigen Materialen bestückt. Die Zierleisten in glänzendem Carbon sind eine Augenweide, wenn auch sehr empfindlich auf Fingerabdrücke. Das modernisierte Infotainment wirkt zwar etwas fremd und «aufgesetzt» auf dem sonst so schön proportionierten Armaturenbrett, doch es bringt alle heute notwendigen Dienste mit und überlässt dabei anderen Dingen, wie die Bedienung der Klimaanlage physische Dreh- und Drückschalter. Ach, wunderbar.
Die optionalen S-Sportsitze haben integrierte Kopfstützen, einstellbare Seitenwangen und eine pneumatische Massagefunktion. Der Seitenhalt ist gut, der Komfort auch. Eine optionale Nackenheizung gibt es allerdings keine.
Was bleibt also?
Das Audi S5 Cabriolet ist kein Blender und kein ausgesprochener Dynamiker, sondern ein ehrliches Allwetter-Cabriolet. Es ist ein feines Cabriolet für den Alltag, egal ob Sommer, Winter, Regen, Schnee oder Sonne. Wir haben uns sehr gefreut, dass Audi beim Cabriolet keinen Diesel eingesetzt hat und uns hier stattdessen den schönen V6 offeriert. Die Konkurrenz ist zwar stark, aber der Audi hat seinen eigenen Charakter und ist deshalb für Kaufinteressenten dieses Segments ebenfalls genauer anzusehen.
Der Verbrauch lag im Schnitt über die gesamte Testdauer bei 11,4 Liter Benzin / 100 km. Der Basispreis für das Audi S5 Cabriolet liegt bei CHF 97’300, unser Testwagen in der Sonderlackierung „Nogaroblau Perleffekt“, mit dem Innendesign “schwarz – felsgrau”, schwarzem Verdeck und optionaler Ausstattung lag bei CHF 117’070.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe Gletscherweiß Metallic (so sieht man die Chromteile am wenigsten), Räder Audi Sport, 5-V-Speichen-Stern, titangrau matt, glanzgedreht, 9,0Jx20, Reifen 265/30 R20, Dekoreinlagen Carbon Atlas
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