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Ford Explorer – AWD Extended Range (2025) – Der bessere ID.4? Oder: Warum Mustang-Fahrer ihn lieben werden

Es gibt Autos, die wollen beeindrucken. Und es gibt Autos, die überraschen – still, unaufgeregt, aber mit klarer Haltung. Der neue Ford Explorer Allrad (AWD) Extended Range gehört zur zweiten Kategorie. Ein vollelektrischer Crossover, der auf dem MEB-Baukasten basiert – ja genau, dem gleichen Fundament wie der VW ID.4 – und trotzdem so viel eigener ist, dass man sich fragt: Ist das der beste VW, den VW nie gebaut hat und warum hat Ford nicht früher damit angefangen?

Während der Mustang Dark Horse mit Handschaltung das 60-jährige Erbe feiert, rollt Ford mit dem Explorer in die elektrische Gegenwart – und bringt dabei so viel Alltagstalent mit, dass er sich als perfektes Zweitauto für Mustang-Fahrer empfiehlt.

Von Wolfsburg nach Köln – und dort komplett verwandelt
Schon beim Einsteigen wird klar: Der Explorer ist kein weichgespülter Plastik-SUV. Er fühlt sich anders an. Das beginnt bei den Sitzen – angenehm konturiert, mit Massagefunktion in der Premium-Ausstattung – und setzt sich beim Startprozess fort. Kein umständliches Tippen oder Suchen, sondern: Knopf drücken, losrollen.

Der erste Meter in der Stadt ist noch unspektakulär. Aber je länger man fährt, desto klarer wird: Hier stimmt das Setup. Die Lenkung ist angenehm direkt, das Fahrwerk gut abgestimmt, und das Rekuperationsverhalten lässt sich sinnvoll wählen. Es gibt kein echtes One-Pedal-Feeling wie bei Tesla, aber der „B“-Modus verzögert genug, um im Alltag oft aufs Bremspedal verzichten zu können.

So fährt er sich wirklich – und hier trennt sich der Explorer klar vom ID.4.
Unser Testwagen: Explorer Premium AWD mit 335 PS, Allradantrieb und dem grossen 79-kWh-Akku. Sprint auf 100 km/h: 5,3 Sekunden. Klingt sportlich – und fühlt sich im Alltag auch so an. Nicht brutal genug für ElektroSportwagen.ch, aber souverän. Nicht ruppig, sondern gelassen.

Der Explorer wirkt jederzeit kräftig – ja –, aber nicht übermotiviert. Keine Nadelstich-Beschleunigung, kein peitschender Punch. Stattdessen: ein linearer, gut dosierbarer Schub, der das E-SUV souverän in Fahrt bringt. Wie gemacht für die entspannte Überlandfahrt mit Kraftreserven.

Und genau da kommt das Fahrwerk ins Spiel: Ford hat hier wirklich abgeliefert. Trotz optionaler 20-Zoll-Räder bleibt der Explorer überraschend ausgewogen – Unebenheiten werden souverän geschluckt, ohne dass das Fahrgefühl weichgespült wirkt. Kurze Stösse filtert er solide weg, lange Wellen auf Landstrassen fährt er mit einer leicht sportlichen Grundspannung. Er liegt satt auf der Strasse, ohne sich aufzubauschen. Kein Wanken, kein Poltern, kein künstlich-aufgeplustertes SUV-Gehabe – sondern ein echtes Gefühl von Kontrolle. Und das Beste: Auch bei höherem Tempo bleibt der Explorer stabil wie ein ICE auf Schienen. 150 km/h? Kein Problem. 180? Möglich – aber dabei immer ruhig, unaufgeregt, langstreckentauglich.

Und dann ist da noch die Lenkung, sie ist nicht zu leicht, nicht zu schwergängig, sondern genau richtig abgestimmt. Präzise, ohne nervös zu wirken. Kommunikativ, ohne zu übertreiben. Vor allem aber: glaubwürdig. Man hat das Gefühl, tatsächlich mit der Vorderachse zu sprechen, nicht mit einem Algorithmus. Gerade in wechselnden Radien oder bei flotten Richtungswechseln merkt man, wie gut die Abstimmung gelungen ist: weniger synthetisch als im ID.4, weniger künstlich als im Q4 e-tron, mehr Gefühl, mehr Verbindung.

Natürlich bleibt der Explorer mit über 2 Tonnen Leergewicht ein Crossover. In engen Kurven merkt man seine Masse, klar – aber: Das Einlenkverhalten ist sauber, das Untersteuern setzt spät ein und bleibt kontrollierbar. Torque-Splitting? Spürbar. Gerade beim Herausbeschleunigen aus engeren Kehren merkt man: Hier geht Leistung nicht einfach nur „raus“, sondern wird gezielt verteilt.

Pause – Optikcheck
Der neue Ford Explorer macht optisch kurzen Prozess mit der typischen MEB-Linie – und das ist gut so. Denn was bei ID.4, Q4 e-tron und Enyaq oft weichgespült und beliebig wirkt, bekommt hier endlich Ecken, Kanten und Charakter.

Mit einer Länge von 4,47 Metern ist der Explorer kürzer als der ID.4 – und doch wirkt er grösser, kräftiger, souveräner. Die Proportionen sind hervorragend getroffen: kurze Überhänge, breite Schultern, steile Front. Fast wie ein geschrumpfter Bronco Sport mit Elektroherz. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr – Ford hat bewusst Anleihen bei seiner US-Modellpalette genommen, um dem Explorer hierzulande mehr Wiedererkennungswert zu verleihen.

Die Frontpartie zeigt sich kraftvoll und modern, mit schmalen LED-Tagfahrlichtern, einem dominanten Grill in Wagenfarbe (natürlich geschlossen) und markanten Luftleitelementen, die dem Design Tiefe geben. Kein typisches SUV-Gesicht, sondern fast schon Crossover mit Offroad-Attitüde – ohne sich anzubiedern.

Besonders gut gefällt uns die Seitenlinie: leicht nach hinten ansteigend, mit spannungsvoller Schulterpartie und stark ausgeformten Radhäusern. In Verbindung mit den optionalen 20-Zöllern wirkt der Explorer fast muskulös – ganz anders als der eher rundliche ID.4.

Auch das Heck setzt klare Signale. Durchgehende Lichtleiste, starke Horizontale und ein angedeuteter Diffusorbereich unten: Das wirkt modern, aber nicht verspielt. Vor allem aber: eigenständig. Kein MEB-typisches Copy & Paste – hier war ein Designer am Werk, der etwas wollte.

Noch ein Detail für Farbnerds – wie mich: Je nach Ausstattungslinie und Farbe verändert sich die optische Wirkung stark. Lucid Red Metallic lässt ihn edel wirken, Artic Blue sportlich und frisch, während Frozen White die kantigen Elemente besonders betont. Unser Tipp: Zweifarb-Dach konfigurieren – es verleiht dem Explorer noch mehr Premium-Charakter.

Innenraum-Check mit Agentenfeatures
Im Zentrum des Ganzen steht ein vertikaler 14,6-Zoll-Touchscreen, der nicht nur riesig ist, sondern sich auch per Knopfdruck entriegeln und manuell neigen lässt. Wozu? Um ein verstecktes Fach freizugeben, in dem man Smartphone, Schlüssel oder Gummibärli verschwinden lassen kann. Ist es albern? Vielleicht. Ist es cool? Auf jeden Fall. Das Tacho trägt die MEB Handschrift, hat links und rechts eine relativ grosse schwarze Fläche ohne Funktion und die Auflösung könnte einen Hauch besser sein.

Die Bedienung läuft auf Fords hauseigener Software – und die ist viel flüssiger und verständlicher als das Volkswagen-Konzern-Pendant. Apple CarPlay und Android Auto laufen kabellos, die 360-Grad-Kamera liefert ein gestochen scharfes Bild und auch die Anzeige für Ladestrategien ist endlich mal sinnvoll umgesetzt. So geht UX im Jahr 2025.

Zwischen Fahrer- und Beifahrersitz sitzt die sogenannte MegaConsole mit satten 17 Litern Volumen. Einschübe, Trennwände, Ablagefächer – alles da. Du kannst deine Trinkflasche, Ladekabel, Snacks und noch das halbe Coop-Regal unterbringen. Wer beim Fahren gerne wohnt, wird sie lieben.

Lobenswert sind die Sitze. Eine schöne Kombination aus Ziernähten und Kunstleder, die sich angenehm anfühlt und im Alltag beim “exploren” wohl auch einiges verzeiht. Was darunter steckt – zertifizierte Ergonomiesitze (Grüsse nach Wolfsburg) mit Massagefunktion. Nicht therapeutisch – aber nach einem langen Arbeitstag entspannend.

Features wie ein Head-up-Display, die erwähnte 360-Grad-Kamera oder eine elektrische Heckklappe mit Fusskickfunktion sind optional, auch das Panoramaglasdach gibt es nicht gratis – dafür sieht man dann wenigstens den Himmel, wenn man sich schon über die Touchflächen am Lenkrad ärgert. Ja, auch Ford hat die kapazitiven Tasten eingebaut – leider. Sie reagieren launisch wie ein Terrier im Halbschlaf und sind nichts, was man bei 120 km/h blind bedienen möchte. In der Premium-Version serienmässig – ergänzen gute Matrix-LED-Scheinwerfer, Ambientebeleuchtung und eine tolle Bang&Olufsen Soundanlage mit 10 Lautsprechern plus Subwoofer das Interieur.

Läuft. Und lädt. Warum der Explorer EV bei der Reichweite nicht geizt
Unser Testwagen war die Extended Range mit Allradantrieb und grossem 79-kWh-Akku – also das Topmodell. Laut WLTP schafft diese Version bis zu 529 Kilometer mit einer vollen Ladung. Das ist in der Elektro-SUV-Welt ein durchaus beeindruckender Wert, vor allem wenn man bedenkt, dass der Explorer dabei nicht auf federleichte Sparmassnahmen, sondern auf Raum, Komfort und Leistung setzt.

Im Alltag sieht’s natürlich wie immer etwas anders aus: Bei gemässigter Fahrweise, Temperaturen um die 15 Grad und einem gesunden Mix aus Stadt, Überland und Autobahn pendelte sich der Verbrauch bei uns zwischen 17 und 19 kWh pro 100 Kilometer ein. Das ergibt eine realistische Reichweite von 320 bis 340 Kilometern – absolut alltagstauglich. Und für alles darüber hinaus gibt’s ja Schnelllader.

Apropos: Der Explorer lädt mit bis zu 185 kW Gleichstrom, was ihn in der Realität von 10 auf 80 Prozent in rund 26 Minuten bringt – vorausgesetzt, man trifft auf eine leistungsstarke Ladesäule und die Batterie ist warm genug. Und dann ist da noch das Thema Wärmepumpe: Ford bietet sie optional an – und ja, man sollte sie unbedingt mitbestellen. Gerade in der kalten Jahreszeit bringt sie nicht nur schneller warme Luft in die Kabine, sondern hilft auch, die Reichweite stabil zu halten. Wer also plant, den Explorer auch im Winter einzusetzen, sollte hier nicht sparen.

Was bleibt also? Unser Fazit
Ford hat es geschafft, der langweiligen Volkswagen-Konzern-MEB-Plattform Leben einzuhauchen – mit Charakter, mit Mut zur Form, mit einem Fahrverhalten, das nicht wie eine Nebensache wirkt, sondern wie echtes Autofahren. Nein, er ist nicht der neue Performance-König am Elektrosportwagen-Himmel. Und will es auch gar nicht sein. Aber er ist das Auto, das du jeden Tag fährst, ohne dass du dich dafür rechtfertigen musst. Eines, das Platz bietet, Komfort liefert, elektrisch flott unterwegs ist und dabei nicht so tut, als müsste es sich dafür schämen.

Und genau deshalb ist der Explorer der perfekte Zweitwagen für Mustang-Fahrer: Weil du sonntags den V8 über den Pass prügelst – aber montags willst du leise, bequem, ohne teure Tankstopps und trotzdem cool ins Büro gleiten. Kurz gesagt: Der Explorer ist nun endlich europaisiert und auf jeden Fall eine Kaufempfehlung.

Der Verbrauch liegt im Schnitt bei etwa 18,8 kWh auf 100 km. Der Preis für den Ford Explorer Premium AWD startet ab CHF 58’050. Mit Sonderausstattung lag unser Testwagen bei CHF 62’050.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe: Blue My Mind Metallic – weil’s eben nicht immer Weiss oder Grau sein muss.
Felgen: 21″ Aero-Leichtmetallräder – satter Stand, schönes Finish, futuristisch.
Extras: Panoramadach für das gewisse Lichtspiel, Wärmepumpe für den Winter und das Fahrerassistenz-Paket für den urbanen Alltag.

Weitere Impressionen:

2 Kommentar

    1. Lieber Claus,
      vielen herzlichen Dank – das freut uns riesig!

      Manchmal passt eben alles. Linien, Testwagen-Farbe, Himmel, Licht und Landschaft. Dann braucht es nur ein gutes Auge, ein bisschen Geduld und ein Auto, das in der richtigen Stimmung einfach „funktioniert“. So wie hier.

      Beste Grüsse vom ganzen Team,
      Andreas von OneMoreLap.com

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