Land Rover verspricht, dass man mit dem neuen Range Rover am Morgen auf der Rennstrecke und am Nachmittag in der Wildnis Spass haben kann.
Wie sportlich der neue Range Rover Sport V8 5.0 Supercharged mit 510 PS (375 kW) und 625 Nm trotz 2,4 Tonnen Leergewicht ist, habe ich mir genauer angesehen.
Bescheidenheit war definitiv noch nie die Stärke vom Range Rover Sport, so auch nicht beim neuen Aussendesign, welches sehr selbstbewusst und muskulös wirkt. Mit verkürzten Überhängen vorne und hinten sowie 62 Millimetern mehr Breite wird die Aerodynamik verbessert. Parkieren geht dank automatischer Einparkhilfe von selbst. Erstaunlich für mich war zu sehen, dass der Range Rover Sport sehr gross wirkt, aber effektiv in der Länge sogar etwas kürzer ist, als ein aktueller BMW 5er Touring.
Die Motorenpalette vom Range Rover Sport reicht vom 5,0-Liter-V8-Kompressorbenziner mit 510 PS (375 kW) über einen SDV8-Diesel mit 4,4 Liter Hubraum und 339 PS (250 kW) bis zu einem in zwei Leistungsstufen erhältlichen V6-Diesel, als TDV6 mit 258 PS (190 kW) und als SDV6 mit 292 PS (215 kW). Bald wird auch eine Diesel-Hybridversion die Palette abrunden.
Ich habe den 5,0-Liter-V8-Kompresserbenziner mit 510 PS (375 kW) und 625 Nm mit der Autobiography Dynamic Ausstattung getestet. Der V8 mit Kompressor geht absolut heftig vorwärts bis bei 250 km/h die elektronische Abriegelung eingreift. Der Motor hätte allerdings keine Mühe das Fahrzeug noch bis etwa 280 km/h zu beschleunigen.
Es ist absolut unglaublich wie es Land Rover schafft, dem Sport in der „Dynamic“ Fahrstufe ein solch direktes Einlenkverhalten einzuprägen, dass nie untersteuernd wird und den Fahrer sogar mit leichtem Übersteuern belohnt, wenn er im Kurvenscheitelpunkt beherzt beschleunigt. Es ist wunderbar zu sehen, dass Land Rover sich kein Beispiel an VW oder Audi nimmt (wo jedes Fahrzeug untersteuern muss) und daher auch effektiv den Beinamen „Sport“ im Namen verdient hat. Nebenbei können die Passanten die lässig-brabbelnde basslastige V8-Melodie hören, welche jedoch für die Passagiere im Innenraum sehr gedämpft wird. Die Bremsen von Brembo sind hervorragend und lassen einem auch hier nahezu wieder vergessen, dass man in einem 2,4 Tonnen schweren SUV sitzt. Ob das Zielpublikum auf rote Bremssättel steht, bleibt offen, mir gefallen sie sehr.
Ich habe mich praktisch bei jeder Fahrt gefragt, wie der Range Rover Sport seine Masse so gut verbergen kann. Eine Antwort darauf ist die adaptive Fahrwerkssteuerung „Adaptive Dynamics“ mit stufenlos verstellbaren Dämpfern. Eine weitere Antwort ist das Zusammenspiel von aktiver Zweikanal-Neigungssteuerung „Dynamic Response“, dem aktiven Hinterachs-Sperrdifferenzial und dem System zum „Torque Vectoring“ durch Bremseneingriff. Die dritte Antwort ist die Aluminium-Monocoque-Plattform, die leichter als die bisher verbaute Lösung aus Semi-Monocoque und Fahrgestellrahmen ist und auch Agilität und Fahrdynamik erhöht. Die Aluminium-Monocoque-Plattform ist auch ein elementarer Baustein, wieso das Gesamtgewicht im Vergleich zum Vorgängermodell um bis zu 420 Kilogramm gesenkt werden konnte.
Ganz neu präsentiert sich die Lenkung, die nun mit elektrischer Servounterstützung arbeitet und zwar eine gute Rückmeldung gibt, aber bei Geschwindigkeiten über 70 km/h (auch im Dynamic-Modus) zu leichtgängig und zu gefühllos um die Mittellage ist. Die ZF-8-Gang-Wandlerautomatik ist, wie gewohnt, ein guter Partner in allen Lebenslagen. Vor allem der S-Modus in Zusammenhang mit dem Dynamic-Modus ist eine gute Konfiguration für eine schnelle Runde über die Rennstrecke. Puristen kommen auch zu ihrem Genuss, denn die Automatik hält nach Wunsch die Gänge und schaltet nicht selbstständig hoch.
Das Offroad-Verhalten konnte ich während dem Test leider nur sehr eingeschränkt testen und nette Gadgets wie die patentierte „Wade Sensing“-Funktion nur im Trockenen bestaunen. Die Wade Sensing“-Funktion ermittelt automatisch die Tiefe von Wasserdurchfahrten und visualisiert den Pegelstand auf dem Display.
Im Innenraum gibt es eine wunderbare Mischung aus Stil, Luxus und Understatement. Die Mittelkonsole ist sehr präsent, allerdings ist sie so hoch und breit, dass sie beinahe schon beengend ist. Mit zahlreichen Verbesserungen haben die Ingenieure ausserdem den Bedienungskomfort optimiert, so wurde zum Beispiel die Anzahl von Schaltern um glatte 50 Prozent reduziert. Die Sitze sind sehr gut ausgeformt, 13-fach verstellbar und sehr bequem. Ein sehr nettes Feature ist das hochauflösende 12,3-Zoll-Display für die Instrumente wie Tacho, Drehzahlmesser und alles was dazwischen liegt. Als zweite Hauptanzeige steht ein 8-Zoll-Touchscreen mit optionaler „Dual-View“-Technologie für Steuerungen und Infotainment bereit, welches allerdings auf das etwas veraltete Jaguar / Land Rover Interface zurückgreift.
Das hochmoderne Meridian-Audiosysteme mit bis zu 1700 Watt und 23 Lautsprechern bietet exzellenten Hörgenuss auf allen Plätzen. Dabei geht es vielmehr um Qualität als Quantität, wie das im eingebetteten YouTube Video erklärt wird:
Mein Fazit? Innerhalb einer Stunde 250 km/h auf der deutschen Autobahn fahren und anschliessend eine Wasserdurchfahrt mit bis 85cm Watttiefe? Kein Problem für den Range Rover Sport V8 5.0 Supercharged. Vor Augen geführt ist das ein sehr aussergewöhnlicher Spagat, wobei wohl leider nur ganz wenige Range Rover Sport Besitzer jemals mit ihrem Fahrzeug eine Wasserdurchfahrt wagen werden.
Der Verbrauch bei sportlicher Fahrt mit durchschnittlich 16,4 Liter Super ist zwar viel, aber in Ordnung für 5.0 Liter Hubraum in Verbindung mit einem Kompressor. Bei gemütlicher Fahrt sind übrigens auch 12,5 Liter machbar. Der Grundpreis für den Range Rover Sport liegt bei 79’000 CHF, das Testfahrzeug mit der Autobiography Dynamic und diversen Extras liegt bei 167’980 CHF.
Toller Seitenaufbau und nützliche Informationen.
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Rudi Fink