Der Mercedes-Benz A45 AMG ist der erste AMG mit einem Turbomotor und will Massstäbe setzen. Ich habe mir angeschaut, wie sich der Neuling in der sportlichen Kompaktklasse schlägt.
Während dem Test habe ich mich gefragt, woher der Name AMG kommt und herausgefunden, dass die Buchstaben für Aufrecht, Melcher und Grossaspach stehen. A und M kommen von den beiden Nachnamen der Gründer Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher und das G von Aufrechts Geburtsort Grossaspach. Gewusst?
Wenn man noch die Optik der alten A-Klasse-Modelle im Kopf hat, muss man nun umdenken. Die neue A-Klasse (W176) zeigt seit 2012, dass sie auch modern und sportlich sein kann. AMG hat nochmals einen Schuss Aggressivität und Sportlichkeit hinzugefügt und das Resultat ist ein sehr gelungenes Aussehen. Ein etwas bitterer Beigeschmack ist der Fakt, dass der „richtige“ AMG und die „normale“ A-Klasse mit AMG-Optikpaket sich zum verwechseln ähnlich sehen und für Laien, zumindest optisch, keinen Unterschied zu erkennen ist.
Der Motor ist das Highlight für mich. Zum ersten Mal liefern die Tuner aus Affalterbach einen Vierzylinder-Turbomotor und nicht wie üblich einen Achtzylinder. AMG holt sehr beachtliche 360 PS (265 kW) aus dem 2,0l Turbomotor bei 6‘000 1/min und ein beachtliches Drehmoment von 450 Newtonmeter im Bereich von 2250 – 5000 1/min. Das macht dann eine Literleistung von 180 PS (133 kW) und ist somit der weltweit stärkste in Serie produzierte Vierzylinderreihenmotor. Möglich macht die unglaubliche Literleistung einen Twinscroll-Turbolader, welcher in der Lage ist bis zu 1,8 Bar Ladedruck zu induzieren. Beim Sprint von 0 – 100 vergehen 4,6 Sekunden laut Werksangaben und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h elektronisch abgeriegelt.
Der AMG ist vor allem in den Modi S und M hellwach und willig die Insassen in den Sitz zu pressen, was zusammen mit dem Auspuff-Feuerwerk ein sehr eindrückliches Erlebnis ist. Ein sehr schönes Detail ist zudem, dass der Motor von einem AMG-Motorenbauer in Handarbeit zusammengesetzt wird und dieser dann auf der Plakette mit seinem Namen steht.
Die optionale AMG-Performance-Abgasanlage (wie bei uns verbaut) hat es absolut verdient einen Paragraph für sich zu kriegen. Krawall ist eigentlich eine pure Untertreibung, denn so wie der AMG mit eben dieser Anlage schreit, hat man vorher noch nie einen Zweiliter-Vierzylinder gehört. Die Nachbarn sind zwar sicher nicht unbedingt die grössten Fans dieses Auspuffs, allerdings sind solche Gedanken nach dem ersten Gangwechsel unter Last schnell wieder vergessen, da diese einem sprichwörtlich ein Grinsen ins Gesicht tätowieren. Zum Glück verfügt diese Abgasanlage aber auch über eine automatisch gesteuerte Abgasklappe, die sie auch langstreckentauglich macht. Ich bin sicher, ich werde dieses Klang-Feuerwerk vermissen.
Das Doppelkupplungsgetriebe welches im A45 AMG verbaut wird, verfügt über sieben Gänge, drei Fahrprogramme eine Zwischengasfunktion und den Race Start um eine bestmögliche Beschleunigung zu erreichen. Die Synchronringe sind mit Carbon-Reibbelägen ausgestattet, damit der A45 AMG auch nach 100‘000 km noch die Gänge wechselt wie am ersten Tag der Auslieferung. Die Getriebesoftware hat der A45 AMG vom SLS AMG geerbt, was man besonders an den Schaltzeiten im Fahrprogramm M (Manuell am Lenkrad) und S (Sport) deutlich bemerkt. Im Fahrprogramm C lässt es sich bequem und sparsam cruisen, da die Getriebe- und Motorkennlinien auf Komfort getrimmt sind.
Der Mercedes-Benz A45 AMG kommt mit steiferen Lagern an den Vorder- und Hinterachslager, dass den AMG zwar sehr hart macht, jedoch eine hohe Kurvengeschwindigkeit ermöglicht. Er bleibt stets neutral, sucht gierig nach der Ideallinie und erstickt jeden Versuch des Übersteuern im Keim, als wollte klarstellen, dass er stets nach der Bestzeit jagt. Der A45 AMG rollt standartmässig auf titangrau lackierten und glanzgedrehten Felgen mit 235 / 40 R18 Bereifung , unser Testwagen hatte jedoch 19 Zoll-Felgen aufgezogen, welche ihm sehr gut stehen.
Innen dominieren die roten Akzente im Zusammenspiel mit viel Alcantara und etwas Carbon-Imitat auf dem Armaturenbrett. Hervorragend sind die Recaro-Sportsitze die mit viel Seitenhalt und genialer Optik punketen. Weiter gefällt das Panorama-Glasdach, welches den Innenraum mit Tageslicht flutet. Nette Details sind zum Beispiel die AMG Einprägung auf dem Schalthebel, die roten Akzente in den Lüftungsdüsen und die roten Gurte.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit findet man sich auch gut mit dem Mercedes-COMAND-System zurecht. Negativ fällt auf, dass die Tasten am Lenkrad jeweils mehrfach belegt sind und man sich immer erst im richtigen Bordcomputer-Menü befinden muss, um z.B. den Musiktitel umzuschalten. Etwas unpassend ist auch die orange Tasten- und Ambientebeleuchtung, wenn doch schon alle Details sonst rot sind.
Mein Fazit? Ich denke der neue Mercedes-Benz A45 AMG ist ein sehr gelungener Sportwagen, der vor allem von seinem genialen Motor, der brachialen Leistungsentfaltung und seinem Auspuffsound lebt. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Sören Gallion bedanken, der den Motor in unserem Testwagen zusammengebaut hat und uns damit viel Freude bereitet hat. Verbrauchsmässig kann der AMG bei zwischen 9-10 Litern bei normaler Fahrweise liegen, wenn allerdings seine Performance voll ausgeschöpft wird, ist man jedoch deutlich darüber. Der Grundpreis für den Mercedes-Benz A45 AMG liegt bei 64’100 CHF, das Testfahrzeug mit diversen Extras liegt bei 81’672 CHF.
1 Kommentar