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Fahrbericht: Maserati Ghibli S Q4 2016

Espresso statt Milchkaffee? Der Maserati Ghibli S Q4 2016 muss im Fahrbericht beweisen, ob er eine interessante Alternative zur oberen Mittelklasse wie 5er BMW, Audi A6 oder die Mercedes E-Klasse darstellt.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Kurzer Aussencheck bevor wir einsteigen. Die Silhouette eines viertürigen Coupés. Langgezogene Linien. Vorne der legendäre Maserati Kühlergrill mit Dreizack und kleine, aber geschwungene Scheinwerfer. Erstaunlich, wie kompakt 4,97 Meter wirken können. Wunderschönes Detail: Ein weiteres Maserati-Logo neben dem hinteren Seitenfenster. Das macht deutlich: Hier kommt ein stilsicherer Italiener im Business-Anzug und das sorgt für stilsicheres Auffallen. Passend dazu, die Farbe „Rosso Folgore“ von unserem Testwagen.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Ghibli ist übrigens Arabisch und steht für heissen Wüstenwind. Im Gegensatz zum Synonym Scirocco, dessen Interpretation von VW höchstens an ein lauwarmes Lüftchen herankommt, habe ich definitiv noch Hoffnung für den Ghibli. Ein Blick aufs Datenblatt und schon läuft einem das sportliche Fahrwasser im Mund zusammen: Ein 3,0 Liter grosser V6- Twin-Turbo-Motor sorgt für 410 PS bei 5.500 Umdrehungen und 550 Newtonmetern, die dem Fahrer zwischen 4.500 und 5.000 Touren zur Verfügung stehen. Welcher Sportwagenhersteller Maserati wesentlich bei der Entwicklung von diesem Triebwerk geholfen hat, erfahrt ihr im eingebundenen Video oben.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Startknopf gedrückt, beginnt der Motor zu brodeln, aber das Wichtigste fehlt noch. Die Sporttaste. Sie öffnet die Bypass-Ventile im Abgassystem für einen noch volleren und markanteren Klang. Der Sportmodus beeinflusst überdies die Gaspedalkennlinie, die Schaltstrategie und die Overboost-Funktion.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Wählhebel des ZF-8-Gang-Automatikgetriebes von P auf D und wir rollen los. Die knapp 2-Tonnen schwere italienische Sportlimousine setzt sich erstaunlich leichtfüssig in Bewegung. Einige Kurven später bleibt ein erstaunter Fahrer zurück. Wie kann ein so grosses und schweres Auto nur so dynamisch und praktisch ohne Quer- und Längsneigung um die Kurven gehen? Hut ab, Maserati. Das kann so kein anderes Fahrzeug der oberen Mittelklasse. (Anmerkung: RS6, RS7, Panamera S, M5, M6 Gran Coupé, CLS AMG & E AMG sind ausgenommen, weil die sind deutlich teurer.)

Maserati Ghibli S Q4 2016

Markant: Der wild fauchende und bei Schaltvorgängen frech rotzende Twin-Turbo Motor, der Tonlagen erreicht, die man sonst nur von Ferrari kennt. Eine Kostprobe davon gibt es im oben eingebundenen Video. Ebenfalls hervorragend, der heckbetonte „Q4“ Allradantrieb. Der Ghibli ist meistens als Hecktriebler unterwegs, aber bei Bedarf schickt die Lamellenkupplung bis zu 50% an die Vorderräder.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Auch mehrmaliges scharfes Anbremsen vermag der Ghibli gut und hält den Druckpunkt schön präzise. Verantwortlich dafür sind leistungsstarke Bremsen von Brembo in Verbundgusstechnik. Sie kombinieren die Vorteile von Stahlguss mit dem geringen Gewicht von Aluminium und reduzieren dabei die ungefederten Massen. Die Bremsleistung erzeugen kraftvolle Monoblock-Bremssättel, vorn mit sechs Kolben und hinten mit vier. Wer aber einen Ghibli kauft, fährt nicht nur eine OneMoreLap nach der anderen, sondern auch von A nach B. Da kann Ghibli aber auch angenehm leise und unaufgeregt sein. Das Skyhook System (optional) entschärft im normalen Modus die Dämpfungsrate und lässt mehr Quer- und Längsneigung zu, so dass der Ghibli zur angenehmen Reiselimousine wird.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Wäre da nur nicht die Lenkung. Wie im Video angesprochen, ist sie der grösste Kritikpunkt am Maserati Ghibli S Q4 2016. Egal ob bei im Normal- oder Sportmodus, das elektrohydraulische System verschluckt viele wertvolle Rückmeldungen, ist dafür aber überanfällig auf Spurrillen, zerrt und vibriert oft grundlos am Volant. Das hat noch Verbesserungspotenzial.

Kurze Pause. Innenraumcheck. Es riecht nach feinstem Leder und schnell wird klar warum. Das gesamte Armaturenbrett, das Lenkrad, die Mittelarmlehne, Türverkleidungen, Sitze und noch mehr. Alles herrlich duftendes Leder. Nur der Dachhimmel ist in weichem Alcantara gehalten und die Dekoreinlagen in Carbon. Wieso wird nicht jedes Auto mit diesen 3 Materialen ausgestattet? Schwarzes Leder, dunkles Alcantara und Carbon. Das ultimative Trio in Sachen Materialien für Autoinnenräume. Einzig die grosszügige Einrahmung vom Multimediabildschirm in feinstem Hartplastik hätte man noch optimieren dürfen. Allerdings sind wir noch immer in der oberen Mittelklasse und nicht in einem noch nobleren Quattroporte.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Optional gibt es für den Innenraum alles was das Herz begehrt, beginnt bei Sitzheizung- und Belüftung, über WLAN-Hotspot bis zum Highend-Soundsystem von Bowers & Wilkins. Dazwischen gibt es noch ein Harman Kardon System, was wir empfehlen, denn das Standartaudiosystem überzeugt nur mittelmässig. Ebenso Mittelmässig das Multimedia-Navigationssystem im Vergleich zu den fast perfekten MMI, Command und iDrives der Konkurrenz. Für mich reichen Systeme Berganfahrhilfe, Toter-Winkel-Assistent und Notbremsassistent eigentlich schon aus, wer aber noch weitere Assistenten wie Spurhalteassistent oder Abstandhaltetempomat sucht, geht beim Ghibli leer aus.

Maserati Ghibli S Q4 2016

Mein Fazit zum Maserati Ghibli S Q4 2016 gibt es im eingebundenen Video oben. Sportlich gefahren, sind wir alle 100 Kilometer etwas mehr als 14 Liter losgeworden. Der Basispreis für den Ghibli S Q4 beträgt CHF 90’450, der Neupreis des Testwagens CHF 116’719, momentan erhältlich bei Garage Foitek für CHF 104’100.

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