Ein Roadster, der nach seinem Facelift endlich da ist, wo er von Anfang an hätte sein sollen. Bühne frei für den BMW Z4 M40i Edition Pure Impulse in „Sanremo Green metallic“. Eine echte Überraschung. Warum? Wie er sich fährt und warum er trotz seines Preises ein Geheimtipp ist, erkläre ich euch jetzt.
Der BMW Z1, 1987 als technisches Meisterwerk mit versenkbaren Türen und innovativem Design vorgestellt, legte den Grundstein für eine legendäre Roadster-Tradition. Mit dem 1995 präsentierten Z3, der als James Bonds Dienstwagen in „GoldenEye“ glänzte, setzte BMW ein markantes Zeichen im sportlichen Cabrio-Segment. Krönung dieser Ära war der BMW Z8, der 1999 mit seinem kraftvollen V8-Motor und der klassischen Linienführung weltweit für Aufsehen sorgte – nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Strasse. Seit seiner Einführung 2002 versucht der BMW Z4 eine Neuinterpretation des klassischen Roadsters zu sein.
Als Nachfolger des Z3 hat man zuerst den E85 gelauncht, später den E89. Als G29 in seiner aktuellen Form, unterdessen als LCI (Facelift) ist das Rezept weiterhin klar und einfach: Kompakte Abmessungen, ein verhältnismässig langer Radstand und kraftvolle Motoren. Die neue Edition Pure Impulse setzt dabei noch einen drauf: Puristisches Fahrvergnügen steht hier im Vordergrund – ohne Schnickschnack, dafür mit voller Performance. Ein richtiger Z4 M G29 wird es nicht, aber er mausert sich zu einem Geheimtipp, ähnlich wie der 3.0si in der E85-Reihe oder den 35is bei der E89-Reihe. Kleine Nicht-M-Kürzel, die trotzdem für viele Emotionen sorgen.
Die Abholung ist erledigt – eingestiegen und eingerichtet. Wow. Schon beim ersten Kontakt mit dem Auto wird klar: Der einzig-verbleibende BMW mit richtig sportlich-tiefer Sitzposition. Kaum über dem Asphalt, die Beine fast bis zum Turbolader durchgestreckt, das Lenkrad nahe am Schaltknüppel, die steile Windschutzscheibe und darüber ein dunkles Stoffhäubchen. Sehr kompakt, sehr sportlich und hochwertig zugleich.
Automatik? Fehlanzeige. Um den BMW Z4 Edition Pure Impulse in Bewegung zu setzen, will die Kupplung gedrückt, der Startknopf betätigt werden und dann auch noch der erste Gang in die Gasse eingelegt werden. Ganz wie früher. Toll. Die ersten Meter auf der Landstrasse versprechen einiges, aber der wahre Test folgt erst noch. Der Z4 zeigt sein Potenzial auf verschiedenen Strecken: Stadt, Autobahn und Kurven. Das Fahrverhalten ist präzise und agil, doch wie schlägt er sich in den verschiedenen Modi?
Im „Comfort“-Modus ist der BMW angenehm zu fahren, die Lenkung sanft und die Leistung gedrosselt – perfekt für entspannte Ausfahrten und längere Strecken. Es wird sportlicher – doch halt. Die sportliche Dämpferabstimmung ist für Landstrassen zu hoppelig, der Fahrbahnkontakt ist optimaler im „normalen“ Modus, wobei sich der Sportmodus individualisieren lässt, somit gerne alles angeschärft, jedoch mit der Dämpferstellung in „Comfort“, perfekt!
Ebenfalls perfekt: Der B58-genannte 3.0 Liter Reihensechszylinder bringt einige besondere technische Feinheiten mit sich. So sorgen eine geschmiedete Kurbelwelle, gewichtsoptimierte Kolben und den in den Zylinderkopf integrierten wassergekühlten Abgaskrümer für eine tolle Effizienz des Motors. Ein TwinScroll-Turbolader komprimiert die Luft für die sechs Zylinder und sorgt so für einen kraftvollen Schub. Die Ladeluft wird durch einen indirekten Ladeluftkühler heruntergekühlt, um die beste Performance zu liefern. Das Drehmoment von 500 Nm steht schon bei niedrigen 1’600 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung und bleibt bis 4’500 U/min konstant – das bedeutet, dass der Motor kraftvoll und durchzugsstark ist. Die 340 PS leistet der Reihensechszylinder zwischen 5.000 und 6.500 Umdrehungen und sorgt damit für ordentlich Drehfreude.
Nun aber zum Herzstück der „Edition Pure Impulse“. Das speziell für dieses Modell entwickelte 6-Gang-Handschaltgetriebe. Es ist perfekt auf die Leistung des Motors abgestimmt und enthält M spezifische Komponenten, die für ein besonders präzises und knackiges Schaltgefühl sorgen. Das Schaltgefühl ist knochig, sportlich aber auch typisch BMW M – und ganz ähnlich wie damals in meinem M2 Handschalter. Auch der Schalthebel und dessen Mechanik wurden eigens für dieses Modell entworfen.
Ein Roadster, der süchtig macht: Mit seinen 340 PS und 500 Nm Drehmoment, was ihn in nur 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen lässt, ist er in unserer heutigen, leistungsverwöhnten Welt kein Spielkarten-Trumpf mehr. Doch es ist nicht die schiere Geschwindigkeit, die begeistert – es sind die Kurven, in denen der Z4 glänzt. Runterschalten, reinbremsen, einlenken und dann mit ordentlich Schwung aus der Kurve heraus beschleunigen, hochschalten und wieder aufs Gas – das fühlt sich fantastisch an.
Ursachenforschung: Nebst den bekannten und „klaren“ Pro-Argumenten für einen Z4 wie den sehr kompakten Proportionen, einem tiefen Fahrzeugschwerpunkt und einer nahezu perfekten 50 : 50 Achslastverteilung, kommen für die Pure Impulse Edition auch noch spezifische Zusatzfedern an der Vorder- und an der Hinterachse zum Einsatz. Vorn bekommt er dazu noch eine speziell versteifte Stabilisatorenschelle, die Kennfelder für die elektronische Regelung der hinteren Stossdämpfer wurden ebenso wie die Software der variablen Sportlenkung überarbeitet. Um eine geschärfte und besonders puristische Charakteristik im Handling zu realisieren, verpassten die Entwickler auch der Traktionskontrolle und dem M Sportdifferenzial eine modellspezifische Regelungslogik.
Wie sonst nur bei M-Modellen kommen beim Facelift des Z4 M40i, mit oder auch ohne der Sonderedition, optional achsspezifische Raddimensionen zum Einsatz. An der Vorderachse 19 Zoll und an der Hinterachse 20 Zoll. Das soll für mehr Traktion an der Hinterachse und eine intensivere Übertragung von Seitenführungskräften bei dynamischer Kurvenfahrt sorgen. Also ein Hauch von M im Zungenbrecher „Edition Pure Impulse“? Wir konnten es nicht „nachfühlen“, da dieser Radsatz auf dem Testwagen nicht verbaut war.
Auch ohne abweichende Raddimensionen, dieser Roadster hat echtes Suchtpotenzial. Schon der „normale“ Z4 M40i hat mir damals sehr gut gefallen und war ja auch auf der Nordschleife schneller als mein damaliger M2. Es ist eines der seltenen modernen Fahrzeuge, die ohne grosses Theater eine enge Verbindung zwischen Mensch und Maschine erschaffen kann – das ist sehr selten und umso lobenswerter. Auf meiner Foto-Ausfahrt wollte ich einfach nicht mehr aufhören – eine Kurve folgte der nächsten und ich fand mich immer wieder dabei, mir einzureden, dass je mehr ich fahre, desto mehr gute Fotos dabei rauskommen. Wohl wahr und dazu noch jede Menge Fahrspass!
Suchen wir das Haar in der Suppe, ist das Chassis nun so fahraktiv, wie ein perfekt sitzender Handschuh – dass man leistungstechnisch doch gerne etwas „mehr“ hätte. Wir hoffen ja insgeheim weiterhin auf einen Z4 G29 mit M4 Motor und Handschaltung..
Konkurrenz? Kaum. TT RS ist unterdessen eingestellt und war in der letzten Serie nicht mehr als Handschalter verfügbar. In den USA gäbe es den Nissan 400 Z, hierzulande leider nicht. Bleibt also nur der Porsche 718 Boxster GTS 4.0 mit Sechszylinder und Handschaltung und der kostet weit mehr.
Erwähnenswert: Ich war im Z4 offen unterwegs und habe wohl eine ältere Dame vor mir in einem E-Klasse Cabriolet inspiriert, dasselbe zu tun. Im Gegensatz zum Z4 musste sie allerdings rechts ranfahren, Stillstand und konnte das Dach erst dann öffnen. Im Z4 geht das während der Fahrt bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Nur jeweils 10 Sekunden dauert es für die Öffnung / Schliessung. Perfekt!
Aussencheck: Der BMW Z4 ist grundsätzlich ein Z4 wie wir ihn kennen und lieben: Grosse Lufteinlässe vorne, weit aussen platzierte LED-Scheinwerfer, die lange Motorhaube, die die Radhäuser überspannt. der in die Kofferraumklappe integrierte Spoiler, die schmalen, L-förmigen Heckleuchten und das markante Diffusorelement der Heckschürze. Die Edition Pure Impulse ist nur für Kenner erkennbar. Wir helfen euch: Achtet euch auf die M Hochglanz Shadow Line mit erweiterten Umfängen, die auch die exklusiven Modellschriftzüge auf den vorderen Seitenwänden und am Heck des Fahrzeugs umfasst, dazu die Schwarz lackierten Aussenspiegelkappen, spezifische Flaps zur Optimierung der Luftführung im Bereich der hinteren Radhäuser und rote Bremssättel für die M Sportbremsanlage. Es gibt zwei exklusive Farbtöne: „Frozen Deep Green metallic“ und wie unser Testwagen lackiert ist: „Sanremo Green metallic“. Alternativ zu den neuen Varianten sind jeweils weitere Lackierungen aus dem bewährten Programm für den BMW Z4 wählbar.
Am einfachsten schielt man kurz in den Innenraum: Ist da ein grosser M-Schaltknüppel, dann ist es ein seltener BMW Z4 M40i – Pure Impulse mit Handschaltung. Die Sportsitze bieten hervorragenden Seitenhalt, während das Cockpit durch seine klaren Linien und die fahrerorientierte Gestaltung überzeugt. Besonders das M-Lenkrad fühlt sich grossartig an, ebenso wie die Schaltwippen.
Das Infotainment-System ist durchdacht und bietet alle modernen Features, die man von einem Premium-Fahrzeug erwartet, bietet weiterhin den iDrive Controller für die Bedienung ohne Touchscreen, wie aber auch einen Touchscreen-Display – so kann man das System bedienen, wie man möchte. Apple CarPlay funktioniert tadellos und der Sound der Harman Kardon Anlage ist gut. Was fehlt? Das neue iDrive mit Curved Display ist noch nicht an Bord.
Was bleibt also?
Der BMW Z4 M40i Edition Pure Impulse ist ein Roadster, der Fahrfreude ins Zentrum rückt dank tollem Motor, knackiger 6-Gang-Handschaltung und tollen Grundzutaten. Versteckt hinter dieser „Edition“ verbirgt sich ein wahnsinnig tolles Upgrade, wie der Z4 von Anfang an hätte erscheinen sollen – wohl leider etwas spät und ohne genug Aufmerksamkeit. So wird es nun ein Geheimtipp. Trotzdem: Absolute Kaufempfehlung!
Der Verbrauch liegt im Schnitt bei etwa 9,7 Litern auf 100 km – für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse vollkommen akzeptabel. Der Preis für den Z4 M40i startet ab CHF 84’800. In der von uns gefahrenen Edition Pure Impulse mit Sonderausstattung liegt er bei CHF 99’570.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik: Aussenfarbe in M Portimao Blau, 19″/20″ M Leichtmetallr{der Doppelspeiche 800 M Bicolor mit Mischbereifung, Leder ‚Vernasca‘-/Alcantara-Kombination Schwarz/Kontraststeppung Blau (SW), M Interieurleisten Aluminium Tetragon
Weitere Bilder:
Der Motor ist ein Sahnestückchen, wir lieben ihn in unserem M140i.
Kleine Anmerkung am Rande: Es ist nicht der B48, sondern B58 (340 PS + 500NM)….
Vielen Dank, natürlich – das war ein Vertipper – wir haben ja selbst noch einen B48 mit zwei Zylindern weniger 🙂