Wie viel der Philosophie von Carlo Abarth von kleinen übermotorisierten Fahrzeugen ist noch im Abarth 595C Turismo vorhanden? In unserem Fahrbericht haben wir das und noch viel mehr im Detail angeschaut.
Doch wagen wir zuerst einen Blick in die Vergangenheit: Der Namensgeber Carlo Abarth, war übrigens im Sternzeichen Skorpion, was sogleich das Firmenlogo erklärt, fand seine Faszination darin, kleine und leichte Fahrzeuge mit „bösen“ Motoren auf die Strasse zu lassen. In den 50er- und 60er Jahren wurden Fahrzeuge von Fiat, Simca und Alfa Romeo durch ihn renntauglich gemacht. Für Abarth fuhren Rennfahrer wie Johann Abt (später ABT Sportsline) oder Walter Röhrl, der 1978 mit einem Fiat 131 Abarth bei der Akropolis-Rallye auch gleich seinen ersten WM Titel gewann.
Genug Vergangenheit, jetzt zur Gegenwart. Der 595C Abarth basiert eigentlich auf dem 500C, während das C für Cabrio steht. Naja, Cabrio stimmt nicht ganz. Eher ist es ein grosses Faltschiebedach, das bis an die Unterkante der Heckscheibe reicht. So weit, so gut. Doch nun haben wir noch die Bezeichnung „595“ anstelle von nur 500 im Namen. Das gibt dem Kleinen 25 PS zusätzlich zum „normalen“ Abarth 500 und lässt uns erwartungsvoll auf 160 PS und 206 Nm blicken.
Betätigt man dann noch den Sport-Button (sehr empfehlenswert) steigt das maximale Drehmoment auf 230 Nm. Natürlich war dieser für unsere gesamte Testdauer aktiviert, denn dabei verändert sich auch die Anzeige im Tacho von EcoIndex auf eine Prozentanzeige der Gaspedalbetätigung, die Lenkung wird spürbar straffer und der Motor nimmt nun viel sportlicher die Befehle des Fahrers an. Genau so wie es Carlo Abarth haben wollte.
Ein weiterer Tastendruck ist nötig, damit die Kraft beim Beschleunigen aus der Kurve nicht verpufft. Also sollten Sportfahrer auf der Suche nach optimalem Grip immer den TTC-Button aktiviert haben. TTC steht für Torque Transfer Control und sorgt für eine optimierte Drehmomentverteilung an den Vorderrädern. Dabei verringert sich die Neigung zum Untersteuern und das Einlenken in Kurven ist noch ein Tick direkter.
Natürlich wie es bei (fast) jedem anderen Fahrzeug mit Frontmotor und Frontantrieb der Fall ist, neigt auch der Abarth 595 Turismo zum Untersteuern. Für einen Hauch Übersteuern muss man ihn schon deutlich „überfahren“. Ein ESP ein/aus Button gibt es im 595 Turismo leider nicht, aber selbst ohne ausgeschaltetes ESP lässt sich der offene Abarth sehr sportlich über kurvige Landstrassen prügeln. Einlenken, Fuss vom Gas, Heck mitlenken lassen und wieder auf’s Gas. Carlo würde es freuen.
Von aussen brilliert das Cordolo-Rot gepaart mit den 10 Speichen 17-Zoll Alufelgen. Seine Xenon-Scheinwerfer veredeln den Auftritt nochmals im Vergleich zu den nicht-Abarth-Modellen. Die ineinander liegenden Auspuffrohre bereiten bei jedem Motorstart Freude, denn obwohl es „nur“ ein 1.4 Liter Motor ist, rotzt und knallt es aus den Endrohren als gäbe es kein Morgen mehr. Der 0-100 km/h Sprint erledigt der kleine Italo in nur 7,4 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 209 km/h.
Dank dem Wetter, welches während der Testdauer wirklich als Cabrio Wetter galt, konnte ich den kleinen Skorpion bei jeder Fahrt öffnen. Überraschend war für mich, im Vergleich zu anderen Cabrios, dass selbst wenn das Stoffdach komplett geöffnet war, sich die Luftverwirbelungen (auch bei Geschwindigkeiten über 100 km/h) nicht unangenehm angefühlt haben. So war nach einer Fahrt im Abarth 595C Turismo mit einer Dame nicht gleich ein Frisörbesuch nötig, sondern es wurden Komplimente für die angenehme Oben-Ohne-Fahrt verteilt. Was ich allerdings öfters sehr vermisst habe, sind ein 6. Gang zur Geräuschreduzierung (bei Geschwindigkeiten über 100 km/h), der auch beim Sprit sparen helfen würde und einen Tempomat. Beides ist leider auch nicht gegen Aufpreis erhältlich.
Wenn wir uns den Innenraum etwas genauer anschauen, fällt auf, dass sich seit der Einführung vom Fiat 500 im Jahre 2007 einige kleine Modifikationen eingeschlichen haben. So fand man bei älteren Modellen im zweispurigen Tacho in der Mitte eine Drehzahlanzeige und aussen die Geschwindigkeitsanzeige. Im Abarth 595 Turismo steht da nun ein TFT Display und der Tacho erscheint digital. Die Drehzahlanzeige liegt links und rechts erscheint wahlweise der EcoIndex oder im Sport-Modus die Gaspedalbetätigung in Prozente.
Weiter kann man sich im Display Fahrdaten wie Verbrauch, Restreichweite, G-Meter und noch mehr in Echtzeit anzeigen lassen. Die eleganten und trotzdem sportlichen Ledersitze bieten zwar genug Seitenhalt, könnten aber, für noch mehr Motorsport-Feeling, eine tiefere Sitzposition bieten.
Das Lederlenkrad ist doppelt vernäht und liegt perfekt in der Hand. Der Schaltknauf und die Pedale sind aus Alutex (kombination aus Aluminium und Glasfaser) gefertigt und sind optisch wunderschön in einem Carbon-Look in Silber gehalten. Sogar die Fussmatten sind „abarthig“ und mit Einsätzen aus Leder und Metallnieten verziert sind. Gefällt!
Besonders gefallen hat mir auch der hohe Grad an kleinen Rennsport-Details wie das unten-abgeflachte Lenkrad oder die Pedalerie und der Tankdeckel, die beide aus Aluminium sind und mit eingraviertem Abarth-Logo stets an die Motorsport-Historie erinnern. Der Abarth 595C Turismo wirkt dank diesen Details eigenständig und man hat nicht das Gefühl in einem aufgemöbelten Fiat 500 zu sitzen. Gelungen.
Der Preis von unserem Testwagen dem Abarth 595C Turismo liegt bei 35‘060.- CHF. Der Basispreis für den Abarth 595C Turismo liegt bei CHF 33’620.–. Das Cordolo-Rot, die Navivorbereitung und der automatisch abblendbare Innenspiegel sind optional (total 1‘440 CHF). Der Verbrauch lag während der Testdauer bei 8,6 l/100km (sportliche Fahrweise).
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Dieser Abarth ist einer der schönsten Modelle, die ich kenne. Die Abarth Garage in St. Gallen und Wil bietet auch immer wieder die Abarth Occasion an. Vielleicht gibt es auch den Abarth 595c Turismo auch im Angebot im Autohaus Wil oder der Autowerkstatt St. Gallen.