Kritiker sagten oft „Bei Audi gleicht ein Modell dem andern.“, doch das war noch vor Zeiten des Audi Q2. Mit dem neuen, hippen Crossover weht definitiv ein ganz anderer Wind. Durch seinen Singelframe-Grill im Oktagon-Design und die grossen seitlichen Lufteinlässe tritt der Q2 stark und selbstbewusst auf.
Das Heck erinnert mich durch seine sehr hohe und breite Schulterlinie an einen Rugby-Spieler in Angriffsstellung. An der C-Säule befindet sich das sogenannte Blade, was sich farblich von der sonstigen Aussenhaut des Q2 abheben kann. Auf Wunsch wird dieses Element aber auch in Wagenfarbe ausgeliefert. Individualität ist also kein Muss.
Die bei unserem Testwagen optional georderten 5-Arm Rotor-Design Felgen in 19-Zoll kommen in schwarz mit silbernen Aussenrotoren und wirken sehr sportlich im Zusammenspiel mit dem Korallenorange metallic.
Innen glänzt der Q2 wie „Mann“ oder auch Frau es sich wünscht, aufgeräumt und mit guter Materialwahl. Einzige Ausnahme dabei sind die Türverkleidungen, die gefühlt zu 80% aus Kunststoff bestehen. Der Lautstärkeregler wurde oben rechts, aus Fahrersicht, hinter dem S-tronic-Wählhebel platziert, was ergonomisch sehr unpraktisch ist. Allerdings wird dieses Problem über die Lautstärketasten am Lenkrad relativiert. Luxus-Probleme in einem Luxus-Crossover also?
Der Fahrer kommt, sofern er das Kreuzchen in der Optionenliste am richtigen Ort gesetzt hat, in den Genuss vom „virtual cockpit“. Serienmässig ist der Q2 mit einem MMI-Monitor ausgestattet und in der Mittelkonsole liegt der Dreh/Druckschalter zur Bedienung. Wer wie in unserem Testfahrzeug das MMI Navigation Plus mit MMI Touch ordert, bekommt zudem noch ein Touchpad auf dem Dreh/Druckschalter, womit man die Buchstaben bei der Navigationseingabe einfach nur aufzeichnen kann. Natürlich kann man wie gewohnt auch durch Anwählen der Buchstaben auf dem Bildschirm die gewünschte Ortschaft eingeben, doch es eröffnet einen neuen, vereinfachten Weg der Zieleingabe.
Durch die Audi Connect Sim-Karte lässt sich ein Hotspot für bis zu 8 Geräte einrichten oder einfach die Online-Dienste von Audi abfragen. Die Sim-Karte mit Daten-Flatrate ist für 3 Jahre inklusive und lässt sogar Roaming in den meisten europäischen Ländern zu. Apple CarPlay, sowie Android Auto haben auch ihren Platz im Audi MMI gefunden und das hilft, ganz einfach alle anstehenden Termine im Kalender des Smartphones auf das MMI zu synchronisieren. Besonders praktisch ist das in Verbindung mit der myAudi Ziele App, denn so lassen sich Navigationsziele einfach und direkt ans MMI Navigation Plus senden. Erst auf dem Mobilgerät die lästige Adresse suchen, gefolgt vom erneuten Eintippen im Fahrzeug, fällt somit ins Wasser und alles geht über die digitale Verbindung zwischen Smartphone und Fahrzeug. Gefällt!
Zeit für eine #OneMoreLap. Unser Testwagen ist mit dem 2.0 TDI mit 190 PS ausgestattet und aufmerksamen Lesern ist weiter oben im Text schon der Begriff S-Tronic aufgefallen. Somit stehen uns 7-Gänge über ein hochmodernes Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung, dessen Kraft in unserem Falle über Quattro an alle vier Räder verteilt wird. Die Progressivlenkung ist bei allen Varianten serienmässig verbaut.
Bei einer Progressivlenkung variiert die Übersetzung abhängig vom Lenkeinschlag und der Geschwindigkeit und verhärtet sich somit auf einer sportlich-gefahrenen Landstrasse, während sie in langsamer Fahrt bei Parkmanövern kinderleicht zu bedienen ist. Adaptive Dämpfer sowie das Audi drive select erlauben eine individuelle Abstimmung der einzelnen Komponenten wie Motor/Getriebe, Dämpfung, ACC und Lenkung. Nach einigen Tagen hat sich die Individual-Einstellung mit allen Komponenten auf Sport, mit Ausnahme der Dämpferkennlinie auf Komfort, für mich als die gelungenste Mischung herauskristallisiert.
Hätte jemand vor zehn Jahren behauptet, ein Crossover würde mich sportlich beeindrucken, hätte ich ihn er sicherlich müde belächelt, doch heute kann ich bestätigen, dass die modernen Fahrwerkstechnologien einen hervorragenden Job abliefern, um auch ein Fahrzeug mit höherem Schwerpunkt in einer sportlichen Weise und mit viel Präzision durch die Kurve zu lotsen. Auch mit der höheren Sitzposition lässt sich der Audi Q2 mit erstaunlich viel Rückmeldung dirigieren. Ich war wirklich überrascht. Den klassischen 0 – 100 Sprint legt er in sieben Sekunden hin. Beachtlich für den Fakt, dass vor uns kein S Q2 oder RS Q2 steht, aber vielleicht dürfen wir diese ja bald in unserem Testfuhrpark begrüssen?
Viel wichtiger im Alltag sind allerdings die Elastizitätswerte von 50 – 80 km/h und 80 – 120 km/h. Diese sind für den 2.0 TDI (ohne Schummel-Software) keine grossen Anstrengungen. Vollgetankt zeigt das virtual cockpit 800 km Reichweite an, doch der Durchschnittsverbrauch von 7,4 Liter Diesel (NEFZ 5,1 Liter kombiniert) ist sportlich gefahren natürlich weit entfernt von der Werksangabe. Sparsamer käme man auch voran, theoretisch..!
Der Q2 will als Klassenprimus in Sachen Fahrerassistenzsysteme gelten und hat somit viele Systeme von seinen Brüdern bekommen. Darunter das Audi pre sens front, welches kritische Situationen wie z.B. einen Fussgänger oder auch ein bremsendes vorausfahrendes Fahrzeug erkennt und unter Umständen selbstständig eine Vollbremsung einleitet. Weitere Helferlein sind die Adaptive cruise control mit stop & go Funktion, einen Stauassistenten, Audi side assist, Audi active lane assist, die Verkehrszeichenerkennung und noch viele mehr. Besonders interessant und praktisch fand ich den Querverkehrsassistent hinten, denn beim Rückwärts aus einem Parkplatz ausfahren, achten sechs Ultraschall-Sensoren auf Querverkehr und warnen dementsprechend frühzeitig.
Mein Fazit, Audi traut sich den Schritt in das recht junge und individuelle Segment. Für mich ein sehr beeindruckendes Fahrzeug besonders auch durch sein eigenständiges Design. Allerdings zahlt man die technischen Highlights und den Eintritt in die Premiumwelt von Audi auch mit einem teuren Preis. Für den Preis von einem Audi Q2 Sport gäbe es schon zwei Fiat 500 X oder zwei Renault Captur.
Der Basispreis des Audi Q2 Sport startet bei CHF 45’400.-. Unser von Audi Schweiz zur Verfügung gestelltes Testfahrzeug in Korallenorange metallic lag bei rund CHF 68’780.-.