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Roadtrip & Fahrbericht: BMW i8 Roadster

Wie es sich später herausstellte, hatten wir das goldene Los gezogen. Es war zwar schon Mitte Oktober, aber der Wetterbericht hatte prächtiges Wetter vorausgesagt, wir hatten einen i8 Roadster rumstehen und spontan Zeit für einen kleinen Weekend-Getaway-Roadtrip. Ein Hotel auf der südlichen Seite der Schweiz war schnell gefunden, die Route dahin hat uns da doch länger beschäftigt.

Ziel war es, möglichst viele Bergpässe einzubinden und gleichzeitig fernab von den Touristen-Hotspots zu bleiben. Gesagt, getan. Neben dem üblichen Volltanken an der nächsten Tankstelle, haben wir den i8 Roadster auch an der heimischen Steckdose über Nacht vollgeladen. Dauer: Etwas mehr als vier Stunden.

Sieben Uhr morgens, die Reise beginnt in Schaffhausen. Auf der Autobahn führt sie uns in Richtung Zug und später in den Kanton Schwyz. Interessant dabei: Wir wollten möglichst viel der Batterieladung für die Alpenpässe aufsparen und der i8 bietet die Funktion, den Ladestand zu fixieren und so hatten wir bei der Anfahrt zum Sustenpass noch immer über 90% der Batterieladung.

Einige Bilder auf dem Sustenpass, und schon nach einigen Minuten haben wir eine Traube an Touristen um das Fahrzeug herum, die von der äusseren Erscheinung und wohl auch den Flügeltüren angezogen wurden.

Eigentlich überraschend, da der i8 in seiner Grundform weit weg von einer Modellneuheit ist. Seit seiner Markteinführung 2014, wollte er Fahrperformance mit einem Hybridantrieb verbinden. Leider ist er noch immer eine seltene Erscheinung auf Schweizer Strassen.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Wir fahren weiter über Innertkirchen, Kanton Bern in Richtung Grimselpass. Normalerweise ist hier die Hölle los. Motorrad-, Sportwagen-, Sonntags- und Wohnmobilfahrer stehen sich gegenseitig im Weg. Doch nicht heute. Die Sonne zeigt sich zwar, das Thermometer ist allerdings nur knapp über der 10-Grad-Marke.

Genug für uns, den Roadster im i8 zu entdecken. Ein elektrischer Antrieb ermöglicht das Öffnen und Schliessen des Softtops innerhalb von jeweils 15 Sekunden und auch während der Fahrt mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.

Interessante Nebeninformation: Das Softtop des BMW i8 Roadster ist das einzige Textilverdeck im Wettbewerbsumfeld, das nach dem Öffnen vertikal im Heck verstaut wird und dadurch besonders wenig Platz beansprucht. Dazu werden beim Öffnen des Verdecks die drei Segmente in einer Z-Faltung vertikal abgestellt. Obwohl die Luftverwirbelungen bis etwa 100 km/h nicht übermässig sind und eine einstellbare Heckscheibe hochfährt, sind sie doch stärker als beispielsweise bei den offenen Varianten von Audi R8 oder Alfa Romeo 4C.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Nun, der Grimselpass ist eine der Strassen, die dafür sorgt, dass jedes Jahr unzählige Sportwagenfahrer in die Schweizer Alpen pilgern. Kurve für Kurve schlängelt sich der Asphalt durch die idyllischen und zum Teil aber auch fast schon etwas bedrohlichen Berglandschaften. Zeit also, den Sportmodus im i8 Roadster zu aktivieren, was im Gegensatz zu anderen BMWs nicht über die Fahrmodus-Taste funktioniert, sondern mit einem einfachen Schubser des Gangwählhebels nach rechts in die S-Gasse.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Sofort wechselt das Interface des Tachos auf Orange, das Fahrwerk und die Lenkungen werden etwas härter und die Akustik meldet sich zu Wort. Nun arbeitet der Elektromotor vor uns, sowie der kleine Verbrennungsmotor hinter uns zusammen. Die gemeinschaftlich erzeugte Systemleistung liegt bei 374 PS. Der Dreizylinder im Heck sorgt für 231 PS und 320 Nm und der Elektromotor sorgt für 143 PS (+12 PS im Vergleich zum Vorfacelift) und 250 Nm.

In Zahlen heisst das, 4,6 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von limitierten 250 km/h. Viel wichtiger ist es jedoch, zu verstehen, wie das funktioniert. Beide Motoren entfalten ihr Antriebsmoment mit maximaler Dynamik, die Fahrpedalkennlinie ist auf spontane Reaktionen programmiert und die Boost- Funktion des Elektromotors wird in vollem Umfang spürbar.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Der Elektroboost überbrückt somit das bauartbedingte, zögerliche Ansprechverhalten des Dreizylinders, der mit TwinPower Turbo Technologie und wenig Hubraum daherkommt. Damit dazu stets ausreichend Energie zur Verfügung steht, sorgt die Einstellung Sport auch für maximale Rekuperation in Schub- und Bremsphasen.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Doch jetzt kommt die Überraschung. Wir sind selten im Sportmodus gefahren. Für kurze Überholmanöver ist er absolut perfekt, aber es fehlen individuelle Einstellmöglichkeiten. So ist es nicht möglich, das künstlich erzeugte Dröhnen auszuschalten oder die weichere Comfort-Dämpferkennlinie zu wählen.

Nach dem Mittagessen auf der Grimselpasshöhe, auf der sonnigen Terrasse mit einem herrlichen Bergpanorama und dem wunderbaren Grimselsee direkt neben uns, sind wir weiter in Richtung Furkapass gefahren. Die Erkenntnis dabei war überraschend. Wir mögen den i8 Roadster mehr, wenn er im normalen Hybrid-Modus fährt. Warum? Man spürt das «Erlebnis» i8 Roadster viel deutlicher. Was heisst das?

Das Auto gibt viele futuristische Töne von sich. Sei es nach dem Einsteigen, beim Rekuperieren von Bremsenergie oder auch bei der Abgabe von Elektroboost. Diese Töne sind natürlich auch allesamt künstlich erzeugt, aber im Gegensatz zum Sportmodus, geben sie dem Auto einen Charakter. Der Sportmodus will einen BMW M imitieren und scheitert kläglich, weil das nicht die DNA des i8 Roadsters ist.

Im Hybrid-Modus hat man dieselbe Kraft ebenfalls verfügbar, kann jedoch mit der Vorausschau-Funktion des Energiemanagements die Kombination aus Dynamik und Effizienz noch weiter optimieren. Was heisst das?

Nun bei unserem ständigen Auf- und Ab zwischen den Pässen hat der i8 Roadster einen möglichst sinnvollen Einsatz des Elektromotors berechnet, indem er die Fahrstrecke analysiert und die Antriebssteuerung darauf ausrichtet, vor allem auf Teilstücken mit geringer Geschwindigkeit rein elektrisch zu fahren.

Wir konnten also die Kraft, die wir bergab mit sinnvollem und feinem Anbremsen gespeichert haben, dank des cleveren Energiemanagements wieder ideal einsetzen. Natürlich immer begleitet von einer leichten Brise, der Sonne und dem Geruch der Natur. Wer jetzt denkt, er könne ja auch einem Prius das Dach abschneiden und hätte dasselbe Ergebnis, liegt natürlich falsch. Die Sitzposition ist mehr Porsche 911 als BMW M4, die Fahrgastzelle besteht aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) und das Handling ist wunderbar direkt.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Weit weg von der gefühlslosen Vorderachse des Alfa Romeo 4C, bietet der i8 ein harmloses, aber direktes Feedback. Das Leichtbaukonzept wurde auch auf die neu konzipierten, rahmenlosen Flügeltüren aus CFK mit einer Aussenhaut aus Aluminium übertragen. Das Mehrgewicht ist mit 60 kg (Gesamtgewicht: 1595 kg) im Vergleich zum Coupé sehr moderat ausgefallen und das merkt man auch beim Fahren.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Der Furka liegt hinter uns, als nächster Wegpunkt wartet die alte Gotthardpassstrasse, auch Tremola genannt. Sie liegt etwas versteckt hinter der eigentlichen Strasse und ist ein absolutes Highlight. Komplett aus «Bsetzistei» (Pflastersteinen), wurde sie in den Jahren 1827 bis 1832 nach Plänen des Tessiner Ingenieurs Francesco Meschini erstellt und ist nach der in 1951 abgeschlossenen Rekonstruktion auch noch heute in einem faszinierenden Zustand.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Angekommen im Tessin ist das Thermometer nun auf über 25 Grad angeklettert und wir haben bestes Roadsterwetter. Wer hätte das gedacht? Zeit, den i8 Roadster in einem der idyllischen Tessiner Dörfchen zu parken und in einem Strassencafé bei Gelato und Café einen Aussencheck vorzunehmen.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Der i8 Roadster sieht aus wie ein wahrgewordenes Konzeptauto. Die glatte Fronthaube, sichtbare Aerodynamik-Massnahmen, kurze Überhänge, ein langer Radstand, grosse Spurweiten und die flache, aber muskulöse Silhouette ohne Dach sind einzigartig. Die Luftkanäle zwischen den Rückleuchten und dem Dachrahmen ermöglichen eine gezielte Lenkung des Fahrtwindes und sind ein abstraktes Detail im Fahrzeugbau, das man sonst eigentlich selten so sieht. Unser Testwagen kommt in «Donington Grey metallic».

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Am nächsten Tag führen wir unsere Reise fort. Es geht vom Tessin in Richtung Graubünden, bis zum Stilfserjoch oder auch «Passo dello Stelvio». An Bord unseres Testwagens ist auch das optionale Laserlicht für über CHF 8500.- Aufpreis. Nun, obwohl es mit zunehmender Geschwindigkeit auch eine enorme Strahlkraft aufbaut, ist es doch etwas altbacken, wenn es im Vergleich zu herkömmlichen BMW Voll-LED-Scheinwerfern nicht einzelne Bereiche aus- und einblenden kann. Diese Option kann man sich sparen.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Innen gibt es eine Volllederausstattung serienmässig, dazu verschiedene Pakete, die Lederfarben und Dekorelemente beinflussen. Optional und bei uns verbaut ist das «Dry Carbon» Paket für Überflächenleisten. Zusammen mit den blauen Sicherheitsgurten einfach wunderbar! Negativ ist die dicke A-Säule, die erstaunlich oft im Sichtfeld stört. Ebenfalls negativ ist das beschränkte Platzangebot für Gepäck. Die Notsitze mussten der Verdeckverstaumöglichkeit weichen, so bleibt der «Kofferraum» mit 88 Litern und Staufächer hinter den Sitzen mit etwa 100 Litern.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Als «Tacho» dient ein multifunktionales Instrumentendisplay in volldigitaler Ausführung. Es stellt die Geschwindigkeits- und Fahrzustandsinformationen je nach Fahrmodi unterschiedlich dar. Auch das Head-Up Display passt sich dem jeweiligen Fahrmodi an. Das Sport-Lederlenkrad bietet neben Multifunktionstasten auch Schaltpaddles zum manuellen Gangwechsel. Leider bleiben die Tasten für die adaptiven Tempomaten leer.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Laut BMW und EU-Zyklus schafft der i8 Roadster übrigens bei voller Batterie eine Distanz von 53 km rein elektrisch. Wir sind nicht ganz so weit gekommen, aber auch 75% davon reichen ja bereits für kurze Arbeitswege.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Auf dem Stilfserjoch bleibt Zeit für eine Pizza und ein Fazit zum i8 Roadster. Der Geniesser-Roadster lohnt sich für Futuristen, die auf das besondere Design abfahren und die unterhaltsame und «andere» Fahrfreude schätzen. Kann man den i8 Roadster zu Hause nicht aufladen oder fährt man oft mehrere hundert Kilometer Autobahn lohnt er sich nicht. Der Benzintank ist dafür zu klein und der Hybrid funktioniert nur ideal beim ständigen Wechsel zwischen Bremsen- und Beschleunigen.

Ihr fragt euch vielleicht, was wir mit dem „goldenen Los“ im ersten Absatz gemeint haben? 5 Tage nach unserem Roadtrip durch die Schweiz sind sämtliche Pässe, die wir befahren haben, wegen einem ersten grossen Wintereinbruch geschlossen worden.

Fahrbericht: BMW i8 Roadster (Schweizer Pässe Roadtrip)

Unser Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 4,8 Liter pro 100 km. Der Basispreis des BMW i8 Roadster startet bei CHF 177’900.-. Unser von BMW Schweiz zur Verfügung gestellter Testwagen lag bei CHF 198’450.-.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Donington Grey metallic, BMW i Interieurdesign „schwarz“, 20″ BMW i LM-Räder Radialspeiche 516 / Bicolor

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