Eine Kurvenkombination irgendwo im südlichen Schwarzwald. Dritter Gang, anbremsen, runterschalten in den zweiten Gang, einlenken und im zweiten Gang stetig die Beschleunigung erhöhen. Die Reifen kleben wie Kaugummi, schaffen viel Vertrauen und lassen mich durch dieses fantastische heckgetriebene Gefühl genau spüren, wie viel Grip verfügbar ist. Erste Tropfen fallen auf die Windschutzscheibe. Hey Petrus, muss das jetzt wirklich sein? Zeit für eine Pause.
Der BMW M4 CS ist fantastisch. Fahrbericht beendet. Danke.
Nein, so einfach ist das leider nicht. Er ist zwar der «beste» M4, da er gute Zutaten aus dem M4-Regal zusammenmischt und noch immer alltagstauglich bleibt (im Vergleich zum M4 GTS), aber es gibt da auch einige Ungereimtheiten.
Fahren ist schon mal eine Disziplin, die er perfekt beherrscht. ESP in MDM, Lenkung auf Sport, Motor auf Sport, Fahrwerk auf Komfort und jede gut ausgebaute Landstrasse, die geschwungene Kurven mit sich trägt, wird zum besten Freund des CS.
Gegenüber dem M4 mit Competition Paket wurde die Höchstleistung um zehn PS auf 460 PS gesteigert, die bei 6.250 Umdrehungen pro Minute anstehen. Das maximale Drehmoment von 600 Nm wurde ebenfalls erhöht (M4 mit Competition Paket: 550 Nm). So ist der Standardsprint von null auf 100 km/h nach nur 3,9 Sekunden absolviert. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 280 km/h elektronisch begrenzt.
Glücklicherweise liess sich ein Leser finden (danke Oliver!), der einen M4 Competition sein Eigen nennen darf und ihn für einen kurzen Vergleichstest bereitgestellt hat. Die Mehrleistung des CS ist nicht spürbar, dafür trumpfen die fantastischen Michelin Pilot Sport Cup 2 in den Dimensionen 265/35 R 19 vorne und 285/30 R 20 im direkten Vergleich so richtig auf. Vollgas im zweiten Gang bei trockener Strasse? Die Traktionslampe schlägt an und limitiert die Kraft beim normalen M4 Competition, der auf Michelin Pilot Sport 4S daher rollt.
Die Cup-Reifen beim CS hingegen schaffen es, sobald sie nicht mehr kalt sind, die 600 Newtonmeter über die Hinterräder auf den Asphalt zu lassen, ohne dass die Traktionskontrolle eingreifen muss. Weiter fällt auf, dass der CS etwas dynamischer und williger einlenkt, was wohl den 19-Zoll-Rädern auf der Vorderachse geschuldet ist. Der normale M4 Competition lebt vorne auf grösserem Fuss und fährt 20-Zoll-Räder (beide 265).
Serienmässig beim CS ist das 7-Gang M Doppelkupplungsgetriebe, das adaptive M Fahrwerk mit drei Fahrmodi (Komfort, Sport, Sport+) und das aktive M Differenzial. Eine Handschaltung ist nicht erhätlich. Für den CS wurden alle Settings für DSC, ABS und die weiteren Fahrwerkskomponenten neu abgestimmt und auf die Verwendung von UHP Reifen (Michelin Pilot Super Sport) oder Cup Reifen (Michelin Pilot Sport Cup 2) optimiert.
Wie auch der M4 verfügt der neuen M4 CS serienmässig über die BMW M Compound Bremse. Sie arbeitet vorne mit Vier-Kolben-Sätteln und hinten mit einer Zwei-Kolben-Anlage und überzeugt mit hervorragenden Verzögerungswerten. Im Vergleich mit einer herkömmlichen Bremsanlage zeichnet sich die Verbundbremse durch ihr deutlich geringeres Gewicht aus. Auf Wunsch ist für den BMW M4 CS die BMW M Carbon-Keramik Bremse erhältlich.
Die Ingenieure der M GmbH haben dem CS leider nur die zweiflutige Sportabgasanlage aus dem M4 Competition spendiert. Die Hoffnung auf zumindest einen Titan-Endschalldämpfer in Anlehnung an den Krawallbruder M4 GTS wurde leider zerstört. So hört sie sich leider auch nicht «besonders» Besonders an. Beim Klang des M4 scheiden sich bekanntlich die Geister und während ich den Klang des M4 GTS mochte, find ich ihn hier, wie auch beim normalen M4, etwas gequält und blechern.
Optisch zeigt der M4 CS deutlich mehr Aggressivität als der normale M4 Competition. Der neue Frontsplitter aus Carbon reduziert wirkungsvoll den Auftrieb an der Vorderachse. Die Motorhaube besteht aus leichtem kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). Am Heck fällt die Abrisskante aus Carbon auf.
Sie reduziert den Auftrieb an der Hinterachse und trägt damit zur Optimierung von Strassenlage und Traktion bei. Für den BMW M4 CS sind die markanten Heckleuchten ebenso wie beim BMW M4 GTS exklusiv in OLED-Technik ausgeführt und faszinieren beim Entriegeln mit einem 3D-Effekt.
Innen folgt der kontroverseste Teil des M4 CS. Beginnen wir bei den positiven Aspekten: Vier Fahrgäste können bequem mitfahren und dank der soften Fahrwerksabstimmung macht man das auch gerne. Die Leichtbau M-Schalensitze aus dem M4 Competition sind wunderbar und hier im CS noch mit eingestickten M-Farben in der Kopfstütze verziert.
Das Lenkrad kommt auf Wunsch in Alcantara und passt dann perfekt zum Alcantara Einsatz auf der Mittelkonsole und den Ellenbogenauflagen in den Türen. Die Türverkleidungen bestehen aus gepressten Naturfasern und sind so wesentlich leichter als normale Türtafeln.
Leider verzichten wir aber auch auf herkömmliche Türgriffe und die Schlaufen, die stattdessen zum Einsatz kommen, sind zu weit vorne befestigt und dämmen die Hebelwirkung unnötig ein. Ablagemöglichkeiten in den Türen fallen weg, zudem fällt auch die Mittelarmlehne weg, so dass wir nur noch die zwei Becherhalter als Ablagemöglichkeit haben.
Warum man aber die Mittelarmlehne weglässt, somit den Komfort einschränkt und gleichzeitig die gesamte Armaturentafel mit Leder überzieht, was die eben gewonnene Gewichtseinsparung wieder zunichte macht, weiss eigentlich keiner so recht.
Zudem verzichtet BMW noch auf die Option, sich eine Harman/Kardon Audioanlage ordern zu können. Dafür sei das serienmässige BMW HiFi System Professional speziell auf den CS abgestimmt. Leider ist in Realität die Harman/Kardon Anlage aber um Meilen kräftiger und sollte zumindest als Option erhältlich sein.
Was bleibt also? Der wohl beste M4, den man auch im Alltag fahren möchte. Käufer, die sich überlegen einen M4 Competition zu kaufen, sollten sich überlegen gleich zum CS zu greifen, sofern sie Wert auf das «gewisse Etwas» legen. Die Optik und das Fahrverhalten sind absolut hervorragend, während im Innenraum einige Fragezeichen aufgeworfen werden.
Gleichzeitig merkt man aber auch, sofern man den M4 GTS schon mal fahren durfte, wie viel Luft noch zwischen CS und GTS klafft und manche, wie auch der Autor, hätten sich wohl erhofft, etwas weniger M4 Competition und etwas mehr M4 GTS im CS wiederzufinden.
Der Verbrauch in unserer Testperiode lag bei 11,4 Liter auf 100km. Das ist eine Mischung zwischen sportlich gefahrenen Etappen und entspannten Alltagsfahrten. Den BMW M4 CS gibt es ab CHF 139’900, unser Testwagen kommt mit optionalem Zubehör auf einen Listenpreis von CHF 144’960.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe „San Marino Blau Metallic„, Sonnenschutzverglasung, M Alcantaralenkrad