Der Jaguar F-Type S AWD ist eigentlich ein alter Bekannter, aber wird nun durch den „Torque on demand“ Allradantrieb (AWD) ergänzt. Jaguar will damit die Performance des F-Types unter allen Wetterbedingungen sicherstellen. Ich habe mir im Test angeschaut wie sich der Jaguar Allradantrieb verhält und bin dem Rätsel der ausfahrbaren Türgriffe und Heckspoiler auf den Grund gegangen.
Seit seiner Weltpremiere auf dem Autosalon Paris 2012 lässt der F-Type die Herzen aller Sportwagenfans höher schlagen. Endlich baut Jaguar wieder einen Sportwagen in der Tradition des 1974 eingestellten E-Types, der im Gegensatz zu den grossen und schweren XK/XKR auch mit Performance glänzt. Zuerst nur als Cabrio und seit 2014 auch als Coupé.
Ab diesem Jahr kommt nun optional noch die Möglichkeit einer Handschaltung oder Allrad dazu. Leider kann man Handschaltung und Allrad nicht kombinieren und die Handschaltung ist auch nur für die V6-Versionen erhältlich. Warum? Zu viele Innovationen auf einmal? Wir wissen es nicht.
Doch zuerst ein kleiner Aussencheck. Der F-Type S AWD hat noch immer das verführerische Design mit der weit nach hinten gerückten Kabine, dem kantigen Heck und der langen Motorhaube. Designtechnisch das Schärfste was England momentan zu bieten hat. Kenner erkennen das Allrad-Modell an seinem Motorhaubendesign mit ausgeprägterem Power-Dom, den zwei neuen Lufteinlässen, die weiter auseinander und weiter vorne angebracht sind oder auch einfach am „S“ AWD-Schriftzug.
Die von mir getestet S AWD Version versteckt unter der Haube, die sich übrigens nach vorne aufkippen und nicht wie gewohnt nach oben anheben lässt, den altbekannten 3.0 Liter V6 Kompressormotor mit 380 PS und 460 Nm. Das sorgt für eine Sprintzeit von 0 – 100 km/h in 5,1 Sekunden und endet bei abgeriegelten 275 km/h. Doch genug technische Daten, rein ins feine englische Sportfahrzeug.
Doch wo sind die Türgriffe? Der feine Engländer klappt diese erst aus, wenn man das Fahrzeug entriegelt. So wird die schicke Seiten-Silhouette im Stand nicht unterbrochen und während der Fahrt gibt es aerodynamisch keine Nachteile. Selbstverständlich klappen die Türgriffe nach dem Einsteigen wieder ein. Very sophisticated.
Innen angekommen und über Knopfdruck das Aggregat gezündet, ist er wieder da. Der wohl intensivste V6-Klang, den es ab Werk zu kaufen gibt. Herrlich, aber allerdings nur kurz. Die Auspuffklappen sind schuld. Aber dazu später mehr. In nur 11 Sekunden wird das Dach hinter mir versenkt, so schnell wie das fast kein anderer Sportwagen kann. Nun wird man vom F-Type umschlossen und die perfekte Form ist vollendet. Ein F-Type Cabrio will offen gefahren werden. Punkt.
Den Wählhebel der ZF-8-Gang-Automatikgetriebe auf D und los. Er prescht nach vorne und zwischen 3’800 und 4’000 Umdrehungen gehen dann auch endlich die Auspuffklappen auf, was optional auch per Tastendruck jederzeit möglich wäre, aber beim Testwagen leider nicht an Bord war. Sind die Klappen aber dann mal auf, bringt er die gesamte Umgebung zum beben (und die Nachbarn zum toben). Eine Soundprobe gibt es im eingebunden Video oben.
In Kurven verhält er sich wunderbar ausbalanciert, aber trotz Dynamik-Modus stets weich und geschmeidig. Kriegt jedoch eines der Hinterräder Schlupf, schickt die im Verteilergetriebe untergebrachte und elektromechanisch betätigte Mehrscheiben-Lamellenkupplung zusätzlich bis zu 50 Prozent der Kraft auf die Vorderachse. Unter normalen Fahrbedingungen gelangen 100 Prozent des Drehmoments an die Hinterräder, was den Heckantriebs-Charakter des F-Types wahrt.
Obwohl man sich bei Jaguar bemüht hat, die Gewichtsverteilung bei der Allradversion im Vergleich zu den Modellen mit Heckantrieb nur um 1,2 Prozent nach vorn zu verlagern, merkt man deutlich dass der F-Type etwas Übergewicht hat. Obwohl man stets schnell unterwegs ist, fehlt die Schärfe von einem vergleichbaren Konkurrenten, der etwas leichter und direkter ist. Der F-Type ist durch und durch ein Gentleman’s Driver, aber halt kein ultradirektes Tracktool.
Das Interieur ist gut durchdacht, es gibt für einen Roadster unüblich viele Ablagen, zwei Flaschenhalter (nein, ich meine nicht die Sitze), ein grosses Fach in der Mittelkonsole und noch ein Klappfach bieten überraschend viel Stauraum für Kleinkram. Dank dem optionalen Interieur Black-Pack waren beim Testwagen innen viele Details in sportlichem Schwarz gehalten, was in Kombinationen mit dem nach unten abgeflachten Sportlederlenkrad für ein sehr hochwertiges Ambiente sorgt. Leider wurde dieses Ambiete ab und zu (nur bei geschlossenem Verdeck) von einem undefinierbarem Klappergeräusch heimgesucht, welches wohl vom Verdeckmechanismus rechts kam.
Mein abschliessendes Fazit zum Jaguar F-Type S AWD gibt es im eingebundenen Video oben. Der Verbrauch während der Testdauer lag bei 13,4 Liter auf 100 km. Der Jaguar F-Type S AWD startet bei CHF 122’500, der Testwagen hat inklusive Sonderausstattung CHF 143’140 gekostet.
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