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Porsche Cayman GT4 (981)

Euphorie, Ehrfurcht und Ehrgeiz.

Diese drei Zustände durchlebt man in abwechselnder Reihenfolge auf einer OneMoreLap mit einem Cayman GT4 aus der Baureihe 981. Nach einem kurzen Rendezvous im September 2015 dürfen wir nun verkünden: Der GT4 ist noch immer epochal.

Ich entriegle meine Leihgabe, öffne die Türe, halte mich am Alcantara-Lenkrad fest, während mein Körper in die Carbonschalensitze aus dem 918 Spyder gleitet. Schlüssel links vom Lenkrad eingesteckt und umgedreht, schreit der 3,8 Liter grosse Boxer auf. Im Stand rasselt der Boxermotor wie der eines alten Rennwagens.

Ungehobelt, direkt hinter dem Fahrer, mega!

Der erste Gang wird eingelegt, das Getriebe bedankt sich mit einem lauten, mechanischen Klicken. Der Druck auf die harte Kupplung wird leicht gelöst, wir bewegen uns los. Langsam werden die Komponenten auf Betriebstemperatur gebracht, doch der Cayman begeistert mit einem unvergleichlichen Drama schon weit unter dem Tempolimit.

Warum? Verschiedenste Klangfacetten je nach Umgebung, ein Sauger der auf jeden Hauch direkt anspricht, die puristische Sitzposition, die harte Kupplung und schlussendlich das präzise aber dramaturgische Getriebe. Stellt euch das wie einen alten Rennwagen vor, der nun eine Strassenzulassung geschenkt bekommen hat.

Beginnt man dann die Scheitelpunkte anzugreifen, merkt man schnell wie präzise der GT4 ist. Eine langgezogene Haarnadel, spät anbremsen, einlenken, direkt mit etwas Stabilisierungsgas die Mittelmotor-Physik bei Laune halten, ein Hauch zu viel und das Heck will kurz übersteuern, doch dank dem fantastischen Feedback kann das schon im Ansatz unterbunden werden und der GT4 stürmt unter einer imposanten Klangkulisse schon auf die nächste Kurve zu.

Doch wer seit 2015 einen Fahrbericht vom GT4 gelesen hat, wird das schon alles kennen. Interessant dabei: Der GT4 wird fast zum damaligen Neupreis gehandelt, auch wenn nun schon der neue Porsche 718 GT4 angekündigt ist. Warum?

Der GT4 kam zu einer Zeit als Porsche den 991 GT3 nur noch mit PDK ausgeliefert hat. Viele Kunden waren eh schon unzufrieden mit den gewachsenen Aussenmassen des 991 und der handgeschaltete 911 R ging direkt durch die Decke. Ein kompakter Mittelmotor-Sportwagen mit puristischer Handschaltung aus der GT-Schmiede? Die Kunden haben sich darauf gestürzt und tun es bis heute. Zudem kommt: In einer Zeit voller SUV-Coupé und Elektroautos gibt es einfach nicht mehr viele wirklich gute Sportwagen.

Doch beginnen wir von vorne. Was macht einen guten Sportwagen aus? Dinge wie Emotionalität, Handling, Rückmeldung, Einbeziehung des Fahrers, Aussenmasse, Gewicht, Ergonomie und noch weitere Punkte.
Der GT4? Er kam, sah und siegte.

Er ist eines der wenigen Autos, die Euphorie, Ehrfurcht und Ehrgeiz in grossen Mengen hervorrufen. Euphorie durch das abgefeierte Drama der Komponenten, Ehrfurcht durch die ungefilterten Rückmeldungen und dem Mittelmotor-Handling.

Ehrgeiz durch den Spiegel, der das Auto dem Fahrer vorhält, indem es jeden Befehl umsetzt und keine Fehler durch Gutmütigkeit überdeckt. Zurück zu einem ungefilterten Fahren. Fantastisch.

Für mich ist der GT4 viel mehr als nur ein guter Sportwagen. Er ist für mich „der“ Sportwagen, der die OneMoreLap-Philosophie am ehesten treffend darstellt. Ein Fahrzeug, das gemacht wurde, um die persönliche Fahrfreude mit den oben-erwähnten Gemütszuständen zu durchleben.

Immer und immer wieder. In möglichst vielen Kurven, auf möglichst vielen Strassen. Er wird gegen die M-RS-AMG-OMG-Fraktion in einem Ampelstart verlieren, auch in einem 100-200 km/h Duell, aber wen interessiert das schon? Sowas ist Kindergarten.

Der GT4 ist auf einem ganz anderen Level. Wer das verstanden hat und sich ein Exemplar sichern konnte oder sich nun auf den 718 GT4 oder 718 Boxster Spyder stürzt, dem ist zu gratulieren. Er ist ein wahrer Enthusiast, der die puristische Freude-am-selber-fahren über alles stellt. Chapeau.

Weitere Impressionen:

7 Kommentar

  1. Man merkt, dass der Schreiber ein echter Fan von echten Sportwagen ist und nicht durch die Zahl 911 verblendet wie so viele 😉 Danke!

  2. Toller Bericht. Ich fahre selbst auch einen handgeschaltenen M2 und kann mir gut vorstellen, falls es das Portemonnaie zu lässt, irgendwann auf einen GT4 umzusteigen. Ein Traumwagen, für leidenschaftliche Fahrer.

  3. Was für ein geiler und zutreffender Bericht.
    Exakt genauso ist der GT4 981. Genau diese Emotionen gibt er. Dabei hat es Porsche geschafft, ihn nicht nur aussen, sondern auch innen fantastisch schön herzustellen.
    Ich hatte mir selbst einen GT4 981 zugelegt und gebe ich sicher nicht mehr her.
    Mittlerweilen hat er knapp über 5.000 km drauf. Er wird also selten bei Bestwetter genutzt.
    Dann ist es aber wie Ostern und Weihnachten zusammen.
    Man bekommt alles direkt und ungefiltert. Auf kleineren, kurvigen Landstrassen – auf denen er bewegt wird – machen sein Aussenmasse keine Probleme.
    Vielen Dank für den Bericht

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