Der neue Range Rover Evoque ist ein Kassenschlager. Ich habe den Range Rover Evoque Si4 Dynamic getestet und mir genauer angesehen warum der Baby-Range so beliebt ist.
Der Range Rover Evoque punktet zunächst mal mit seinem Design. Obwohl die Markteinführung schon ein wenig zurückliegt, drehen noch immer auffällig viele Passanten den Kopf nach dem Engländer um. Die coupéhafte Dachlinie, das riesige Panorama-Glasdach, die Zwei-Farben-Lackierungen, die aggressive Frontpartie und der Heckspoiler zusammen mit der winzigen Heckscheibe wird von vielen Unbeteiligten schlicht als „schön“ bezeichnet.
Als Motorisierung gibt es nur aufgeladene Vierzylinder, ich bin den Zweiliter-Turbo-Benziner mit 240 PS und 340 Nm Drehmoment gefahren. Alternativ gibt es einen 2,2-Liter Dieselmotor mit 150 PS, respektive 190 PS. Wenn man also den Drehregler, der sich übrigens beim Start elegant ausfährt, auf D stellt und beschleunigt zieht der Vierzylinder ohne jegliche Anfahrschwäche davon. Für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 verspricht das Datenblatt 7,6 Sekunden, was eindrücklich ist, wenn man das Gesamtgewicht von 1850 kg bedenkt.
Ein bisschen uncool ist jedoch, dass die Automatik auch im D-Modus sehr empfindlich auf Gasstösse reagiert und gerne während dem cruisen mal unnötig ein Gang zurückschaltet. Auch Range Rover konnte nicht auf einen Soundgenerator verzichten, der bei hoher Leistungsabforderung über die Ansaugluft ein kernigeres Motorengeräusch erzeugt. Allerdings bleibt das „Soundspektakel“ im angenehmen Rahmen und hört sich zum Glück noch immer nach sportlichem Vierzylinder an und nicht wie bei anderen Modellen (z.B. VW Golf 7 GTI) nach Sechs- oder sogar Achtzylinder.
Wenn man dann auf eine kurvenreiche Landstrasse trifft, genügt ein kurzes Ziehen am Schaltpaddel, um ein oder zwei Gänge zurück zu schalten und die athletische Seite des Range Rover Evoque Si4 kennen zu lernen. Auch ohne das adaptive Fahrwerk bestätigt der Baby-Range seinen Beinamen „Dynamic“ und verbirgt den Bauartbedingten hohen Schwerpunkt, dank strammer Fahrwerksabstimmung und direkter Lenkung, gekonnt.
Im Vorfeld zu diesem Fahrbericht war für mich das grösste Fragezeichen, wie sich der Evoque im Gelände verhalten wird. Ob sich der sportliche SUV von den Konkurrenten wie dem X1, Q3 und Countryman da einen Vorteil verschaffen kann? Meine Antwort nach einer ausgedehnten Tour abseits von Asphalt, ja er kann! Dank Terrain Response System, bei welchem man über „Allgemein“, „Gras/Schotter/Schnee“, „Schlamm“ und „Sand“ den richtigen Modus wählt, was dann das Fahrverhalten und die Traktion an den jeweiligen Untergrund anpasst. Die Bergabfahrhilfe HDC bremst vollkommen selbstständig bei steilen Abfahrten im Gelände und verleiht dem Evoque noch mehr Souveränität im Gelände.
Innen ist der Evoque hochwertig ausgestattet und auf sehr hohem Niveau verarbeitet. Das Cockpit ist vom Fahrersitz ergonomisch aufgebaut, die zentralen Anzeigen vor dem Fahrer blendfrei gut einzusehen. Einzig der Tacho, mit den Zahlen und kleinen Strichen die leicht an Swarovski-Steine erinnern, sind etwas „girlie“. Komplett ernst dagegen meint es die Meridian HiFi-Anlage mit 380 Watt, die über 11 Lautsprecher mit fantastischem Klang begeistern kann. Auch für das optionale Panoramadach, das viel Licht und Weite in den Evoque bringt gilt: klare Kaufempfehlung. Die eher an eine Schiessscharte erinnernde Heckscheibe versperrt praktisch komplett die Sicht nach hinten, da ist man froh um die grossen Aussenspiegel, die serienmässigen Parksensoren und die Rückfahrkamera aus dem Zubehörkatalog.
Die optionale Multimediaeinheit in der Mittelkonsole mit Navigation basiert auf der Bedienung durch den grossen Touchscreen. Die Navigation funktioniert einwandfrei, auch die Stimme ist angenehm, obwohl sie zwanghaft nach jedem Befehl noch „…fahren.“ hinzufügt. Leider wirkt das User Interface an vielen Stellen etwas veraltet und unnötig verschachtelt, so muss man, zum Beispiel, eine extrem kleine Fläche treffen, um von CD auf USB oder iPod umzuschalten. Die DVD-Video Funktion ist hingegen extrem prominent platziert, obwohl man diese im täglichen Gebrauch wohl viel seltener braucht. Die Koppelung der Freisprecheinrichtung über Bluetooth mit dem iPhone funktioniert jedoch vorbildlich, ebenso gut ist die Empfindlichkeit des Touchscreens, welche auf alle Eingaben schnell und flüssig reagiert.
Schöne Details am Rande sind die elektronische Heckklappe (wow-Erlebnis vor dem Supermarkt), die Lenkradheizung und die Beleuchtung am Aussenspiegel welche bei Dunkelheit eine Evoque-Silhouette auf den Asphalt projiziert.
Die versprochenen 8,7 Liter Durchschnittsverbrauch erreicht man wahrscheinlich selten, bei Stadt- und Überlandetappen dürften es eher etwas um 10 Liter werden. Der Tank des Evoque enthält nur Platz für 60 Liter Benzin, was für diese Grösse Auto und den dementsprechenden Verbrauch etwas knapp ist.
Mein Fazit? Der neue Range Rover Evoque Si4 ist zu Recht ein Bestseller. Alleine in der Schweiz hat sich der Evoque im letzten Jahr 2429-mal verkauft. Er schafft den perfekten Spagat zwischen Dynamik im Alltag und Souveränität im Gelände. Die getestete Si4 Version mit 240 PS Benzinmotor hat im Test 10.1 Liter im Durchschnitt verbraucht. Negativ aufgefallen sind die Unübersichtlichkeit und das leicht angegraute Multimedia-Interface. Ein Doppelkupplungsgetriebe wäre eine sinnvolle Ergänzung. Der Grundpreis liegt bei 44’700 CHF, der Neupreis für das Testfahrzeug lag bei 73’820 CHF.
Wir haben von der Ausstattung den gleichen Range, einfach die Diesel Version mit 190 PS. Wir fahren den nun schon seit 2 Monate und sind to begeistert. Laufruhig, Auffällig und verdammt coole Ausstattung. Kann ich jedem weiterempfehlen.