321. Das ist der Vorsprung an zugelassenen Skoda Octavia in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf den Platzhirsch VW Golf. 2’189 gegenüber 1’868. Was macht also das neueste Facelift des Octavia so erstrebenswert und wird er uns auch in Limousinenform als RS 245 überzeugen?
Lange konnte ich mich mit dem neuen Gesicht des Tschechen nicht anfreunden. Die geteilten Scheinwerfern führten auch zu geteilten Meinungen. Nach der Testphase konnte ich mich deutlich besser mit seiner Front identifizieren, denn sie verleiht dem Skoda eine extra Portion Charakter, die man beim braven Konzernbruder Golf etwas vermisst. Ebenfalls verbessert wurde die Position des ACC-Sensors. Vor dem Facelift sehr auffällig im unteren Teil der Stossstange, ist er nun deutlich eleganter im Kühlergrill integriert, direkt unter dem Skoda Logo. Warum nicht gleich so?
Herr und Frau Schweizer entscheiden sich fast ausschliesslich für den Octavia in Kombiform. Die Limousine wird verschmäht. Warum eigentlich? Dazu später mehr.
Ausgestattet ist der RS 245 mit dem überarbeiteten 2.0 TSI welcher jetzt 245 PS und 370 Nm leistet. Ein Leistungs- und Drehmomentplus von 15 PS und 20 Nm gegenüber dem «normalen» Octavia RS. Das Drehmoment von 370 Nm liegt schon bei 1’600 1/min an, Turboloch adieu. Den 0-100km/h Sprint meistert er in 6,6 Sekunden und sein Vorwärtsgang würde erst bei 250 km/h enden, bei uns in der Schweiz leider schon bei 120 km/h.
Dank der Vorderachs-Quersperre macht es um Faktor 245-mal mehr Spass aus jeder Kurve hinaus zu beschleunigen. Ich würde jedem sportlichen Fahrer diese Option unbedingt ans Herz legen. Wenn nicht, wird er es früher oder später bereuen. Auf einer sportlichen OneMoreLap würde eine fehlende Vorderachs-Quersperre zu viel Leistung verpuffen lassen, da der Octavia im Vergleich zum Konzernbruder Leon Cupra 300 ST (noch) nicht mit Allrad erhältlich ist. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt (im Sport-Modus), wanken nimmt der Fahrer kaum mehr wahr. Im Komfort-Modus lassen sich auch weitere Strecken mit dem Octavia mühelos abspulen, ohne danach einen Chiropraktiker aufsuchen zu müssen.
Am Heck des Tschechen hat sich nicht viel getan. Die Heckleuchten wirken einen Hauch moderner und sind jedoch trotzdem nicht übersät mit LEDs. Der RS 245 kommt ab Werk mit einer Sport-Abgasanlage, welche sich akustisch von der «normalen» Abgasanlage unterscheiden sollte. Klar erwarten wir nicht, dass ein Familienkombi aus dieser Preisklasse brüllt und knallt wie ein C63 S AMG, aber der Sound bleibt weit unter dem Niveau der Abgasanlage des Cupra 300 (nicht-ST) und hat uns doch etwas enttäuscht. Die schwarzen XTREME-Felgen in 19 Zoll wirken auf Bildern einfach und unkompliziert, genau das Gegenteil sind sie in echt. Der Detailgrad fällt jedoch erst auf, wenn man sie aus der Nähe genauer betrachtet. Gefällt!
Zurück zur Frage, ob die Limousine zu Recht verschmäht wird. Beginnen wir mit dem Innenraum: Den Sitz für den Testfahrer optimal eingestellt (178 cm Körpergrösse) kann man wirklich mit genügend Knie- und Kopffreiheit zum Fahrersitz, auch hinten Platz nehmen. Die Sitze sehen nicht nur sehr sportlich aus, sondern halten auch Fahrer und Beifahrer bei entsprechender Fahrweise in Position, ohne überhart zu wirken.
Nun zum Kofferraum: Ich war eher skeptisch zu Beginn. Skoda gibt 590 Liter Fassungsvermögen an, bei umgeklappter Rückbank vergrössert sich das 1580 Liter. Der Kombi kann es einen Hauch besser mit 610 Liter und bei umgeklappter Rückbank 1740 Liter. Eine Differenz von 20 Litern bzw. 160 Liter. Der Kombi punktet bauarbeitbedingt nur bei sehr sperrigen Gegenständen, wie zum Beispiel einer Hundebox. Ansonsten wünschen wir uns mehr Mut zur Limousine, die uns durch ihre dynamischere Form noch etwas besser gefällt.
Im Innenraum findet sich alles an gewohnter Stelle. Das 9,2 Zoll grosse COLUMBUS Navigationssystem lässt sich einfach bedienen. Der Touchscreen ist seit dem neuesten Facelift nun auch auf Smartphone-Niveau und es muss kein wirklicher Druck aufs Display mehr ausgeübt werden. Dank Apple CarPlay und Android Auto lassen sich problemlos die verschiedensten Smartphones mit dem Infotainment verbinden. Einzig der virtuelle Tacho, wie man ihn von VW und Audi kennt, gibt es hier noch nicht, was uns aber nicht weiter stört.
Nachts im Octavia verwirren die vielen verschiedenen Farben der Beleuchtungselemente im Innenraum. In früheren Modellen war die Beleuchtung fast ausschliesslich in der Markenfarbe grün. Heute finden wir im RS 245 fast jede Farbe. Der Tacho leuchtet in weiss / rot, die Temperaturanzeige der Klimaanlage leuchtet in weiss, die Ausströmrichtung ist in grün dargestellt, die angewählten Tasten sind orange und garniert wird alles durch einen beleuchteten roten Streifen an den Türen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Materialwahl in den Türen und am Armaturenbrett, wo leider Hartplastik dominiert.
Kommen wir zum Fazit: Wer es in Erwägung zieht, sich einen Skoda Octavia RS zu kaufen, sollte unbedingt zur RS 245 Variante greifen. Die Vorderachsquersperre, die bessere Serienausstattung und die serienmässigen Full-LED Scheinwerfer machen den RS 245 zu einem stimmigen Gesamtpaket für seinen Preis.
Wer allerdings noch etwas mehr „Würze“ möchte, sollte sich den Leon Cupra 300 als ST anschauen, der mit mehr Leistung punktet und neuerdings auch mit Allrad erhältlich ist.
Unser Verbrauch lag im Schnitt bei 8,4 Liter pro 100km. Der Basispreis des Skoda Octavia RS 245 startet bei CHF 44’450.-. Unser von Skoda Schweiz zur Verfügung gestellter Testwagen in Corrida rot lag bei CHF 48’697.-.
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