Bereits im Juni konnte ich mit dem VW UP! GTI um die Strecke von Anneau du Rhin fahren und war überrascht, wie gut sich das kleinste Mitglied der GTI Familie auf der Rennstrecke schlug. Obwohl der UP! «nur» 115 PS hat, war er auf der Rennstrecke in Sachen Fahrfreude überhaupt nicht unterlegen. Klar, die Beschleunigung auf den Geraden war weit von seinen stärkeren Brüdern entfernt, aber das Spasspotenzial durch die manuelle Bedienung dafür umso grösser. Nun wollten wir aber wissen, wie er sich im Alltag fernab von der Rennstrecke schlägt.
Also einsteigen und los.
Doch beginnen wir mit einem kleinen Stylecheck aussen. Unser Testwagen in pure white steht auf 17 Zoll Leichtmetallrädern, geziert mit schwarzen Details wie z.B. den Seitenspiegeln in schwarz oder die schwarzen Streifen, die sich seitlich entlang dem ganzen Auto ziehen. Dieses Detail ist übrigens an den Ursprung der GTI Familie angelehnt, nämlich an den Golf I GTI aus dem Jahre 1976. Auch dieser hatte serienmässig diese schwarzen Streifen an den Seiten. Hier einige Fakten, die den heutigen UP! GTI mit dem damaligen Golf 1er GTI vergleichen:
Daten | VW Golf 1 GTI | VW UP! GTI |
Gewicht | 800 kg | 1070 kg |
Länge | 3,70 m | 3,60 m |
Motor | 1,6 l Hubraum (110 PS) | 1,0 l Hubraum (115 PS) |
Beschleunigung 0 – 100 km/h | 9,2 Sekunden | 8,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 182 km/h | 196 km/h |
Im Innenraum erkennt man bereits bekannte Teile, wie das Lenkrad aus dem Golf VII GTI. Der kleinste GTI mit Zutaten aus dem Flaggschiff? Tatsächlich. Aber das war es dann auch mit Zutaten aus der Mittelklasse. Das Armaturenbrett ist in einem schwarz-roten Plastik mit 3D-Effekt gehalten und passt gut zum GTI-typischen Karomuster auf den Sitzen.
Da wir schon bei den Sitzen sind, hat VW für den UP! GTI leider keine neuen Sportsitze aus dem Regal gezaubert und stattdessen die bestehenden «normalen» Sitze mit dem GTI-Karomuster bezogen. Schade, denn das Fahrwerk lässt G-Kräfte zu, die den Seitenhalt der Sitze deutlich übersteigen.
Apropos G-Kräfte. Wie anfangs schon erwähnt, hatte ich auf der Rennstrecke viel Spass im UP! GTI und auch auf unseren OneMoreLap-Strecken hat sich das nochmal bestätigt. Ähnlich wie ein Abarth 595 Competizione erfreut man sich an der Leichtigkeit. Egal ob beim Einlenken, Bremsen oder Beschleunigen. Man spürt, dass man hier nur eine Tonne bewegt und das ist heute selten.
Der 1,0 l TSI Turbomotor kann bis zu 230 Newtonmeter Drehmoment stemmen und lässt sich erstaunlich kernig und drehfreudig fahren. Dreimal will der Schaltknauf durch die etwas langen und ungenauen Schaltgassen wandern, bis 100 km/h auf dem Tacho stehen. Der kleinste GTI kommt mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe und ist somit auf der Höhe der Zeit. Damit ihr eine Zeitvorstellung habt, vergehen dabei 8,8 Sekunden. Immer dabei, ein schlimm bassiger «Sound», der künstlich in den Innenraum geleitet wird. Aussen ist der UP! GTI akustisch nicht präsent.
In den Kurven war ich verblüfft, was für eine Kurvengeschwindigkeit das um 10mm abgesenkte Sportfahrwerk zulässt. Keine Spur von Untersteuern. Stattdessen tänzelt das Heck bei schnellem Lastwechsel leicht mit, jedoch nie so, dass es gefährlich werden könnte. Ein kurzer Radstand, eine steife Karosserie und die 195er-Reifen leisten hier auch ihren Beitrag dazu.
Um nach einer OneMoreLap den Heimweg wieder zu finden, empfiehlt es sich, die VW UP! App auf seinem Smartphone zu installieren und das Kartenmaterial für das Navigationssystem herunterzuladen. Warum? Der UP! GTI verfügt über kein fest eingebautes Navigationssystem, stattdessen wird das eigene Smartphone in eine Vorrichtung gespannt und das dann als Navigationssystem gebraucht.
Die von Volkswagen entwickelte App ist zwar wirklich gut und durchdacht, leider wurde aber etwas zu viel Platz für die Menüleiste angedacht und die restliche Bildschirmfläche für die Navigationskarte muss so unnötig verkleinert werden. Die App lässt sich per USB oder auf Wunsch auch per Bluetooth verbinden. Das USB Kabel muss glücklicherweise nicht quer über das ganze Armaturenbrett gespannt werden, um die Verbindung herzustellen. Die Lösung? Direkt hinter dem Smartphone-Halter ist ein USB-Port angebracht.
Eine auf den ersten Blick komische Eigenheit des UP! stellt sich als funktionale Lösung heraus, da die junge UP! Zielgruppe sowieso meistens ein Smartphone mit sich rumträgt und so der Preis des Fahrzeuges «tief» gehalten werden kann. Die Optionsliste beim UP! GTI ist sehr kurz. Jedoch empfiehlt es sich auf jeden Fall die Beats Audioanlage zu ordern. Für den tiefen Preis klingt sie erfreulich satt und ist ein «must-have».
Mein Fazit: VW hat wenige Änderungen am UP! vorgenommen und wollen nun in ihm die Reinkarnation des Ur-GTIs sehen. Logischerweise ist das weit hergeholt, aber der Dreizylinder-Motor ist erstaunlich amüsant zu fahren und auch das Fahrwerk enttäuscht nicht. Er hat genug Kraft um die Überholmanöver möglichst kurz zu halten. Dazu haben wir während unserer Testperiode nie mehr als 5,5 Liter auf 100 km verbraucht, obwohl wir zum Teil sehr sportlich gefahren sind.
Der von Volkswagen Schweiz zur Verfügung gestellte Testwagen in «pure white» liegt preislich bei CHF 21’787.- und startet ab einem Basispreis von CHF 19’800.-
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe „Red Uni“ mit schwarzem Dach
Der UP ist im Prinzip auch nur ein schlechterer Lupo 😀
Hey Wolfgang, besten Dank für deinen Kommentar. Wie kommst du darauf, dass ein Auto mit neuerem Baujahr schlechten sein soll, als sein Vorgänger?