Genesis im Motorsport – das musste ich zweimal lesen. Die Marke, die ich bisher vor allem mit schick designten, aber doch luxuriösen und komfortablen Limousinen und SUVs assoziierte, wie die von uns getesteten Genesis GV80 und GV70 Electric, hat ein Hypercar vorgestellt: den GMR-001. Und nicht nur das – mit einem eigenen Rennteam will Genesis ab 2026 in der FIA WEC und der IMSA mitmischen. Für jemanden wie mich, der die Marke immer eher am Rande wahrgenommen hat, klingt das wie ein ziemlich mutiger Plan.
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Das Hypercar selbst sieht beeindruckend aus, keine Frage. Die zweizeiligen Scheinwerfer, die Genesis-typische Designlinie und diese futuristische Präsenz – das Fahrzeug wirkt so, als wäre es direkt aus einem Sci-Fi-Film auf die Rennstrecke gebeamt worden. Aber seien wir ehrlich: Schön designte Autos gibt es viele. Was Genesis hier auszeichnet, ist der Anspruch, tatsächlich gegen die Grossen im Langstreckensport antreten zu wollen. Toyota, Porsche, Ferrari – die Konkurrenz ist nicht nur gut, sie spielt seit Jahrzehnten in dieser Liga. Ob Genesis das auf Anhieb meistern kann? Schwierig zu sagen, aber sie haben mit Hyundai Motorsport einen Partner an Bord, der sich in der WRC einen Namen gemacht hat. Das sollte zumindest ein solides Fundament bieten.
Motorsport ist immer eine gute Idee und doch finde ich es spannend, dass Genesis ausgerechnet jetzt in den Motorsport einsteigt. Vielleicht ist das der nächste logische Schritt, um die Marke emotionaler und attraktiver zu machen. Denn bisher war Genesis zwar edel und solide, aber irgendwie hat die Marke nie wirklich polarisiert. Mit der neuen Magma Produktserie, die in das OMG-AMG-M High-Performance Segment eindringen soll, gibt es wohl nun Bestrebungen, auch die leidenschaftlichen Fahrer anzusprechen, die bisher bei Marken wie Mercedes-AMG, BMW M oder Porsche Zuhause waren. Der Motorsport bietet dafür eine perfekte Bühne. Hier geht es nicht nur darum, Performance zu zeigen, sondern auch Emotionen zu wecken. Und wenn wir ehrlich sind: Autos, die auf der Rennstrecke brillieren, haben immer eine besondere Anziehungskraft – selbst für Leute, die vielleicht nie selbst auf einer Rennstrecke fahren werden. Win on Sunday, sell on Monday.
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Die Wahl, mit einem Hypercar in die FIA WEC und IMSA einzusteigen, ist clever. Langstreckenrennen wie die 24 Stunden von Le Mans oder Daytona sind nicht nur Tests für technische Innovationen, sondern auch Prestige-Events. Hersteller, die hier Erfolg haben, gewinnen nicht nur Trophäen, sondern auch das Vertrauen und die Begeisterung der Kunden. Das durften wir 2024 live miterleben..
Natürlich bleibt die Frage, wie realistisch die Ambitionen von Genesis sind. Der Motorsport ist ein harter und oft unbarmherziger Markt, in dem Erfahrung und historische Erfolge eine grosse Rolle spielen. Aber gleichzeitig: Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass Toyota die Langstrecke dominieren würde? Oder dass eine Marke wie Ferrari erst 2023 nach Jahrzehnten Abstinenz zurückkommt und direkt wieder siegfähig ist?
Mit Hyundai Motorsport und Partnern wie ORECA und IDEC Sport hat Genesis jedenfalls eine starke Basis geschaffen. Und die Tatsache, dass man die Herausforderung schrittweise angeht – erst LMP2 in der ELMS 2025, dann LMDh in der WEC 2026 – zeigt, dass hier nicht nur Mut, sondern auch Strategie am Werk ist.
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Wer neugierig auf die Magma-DNA ist, muss aber nicht bis zu den ersten Rennen warten. Das Genesis Studio in Zürich bietet ab dem 6. Dezember 2024 eine multisensorische Ausstellung namens „Inner Power“, die den Geist und die Inspiration hinter dem Magma-Programm erlebbar macht. Diese immersive Kunstinstallation wurde in Zusammenarbeit mit dem koreanischen Kollektiv OMA Space entwickelt und soll Besucher auf eine 15-minütige barfüssige Reise über Lava-Steine und organische Texturen führen. Licht, Sound und Wärme erzeugen dabei ein Erlebnis, das laut den Machern „die innere Kraft und Energie“ jedes Gastes wiederbeleben soll.
Zusätzlich wird das GV60 Magma Concept, das erste Serienmodell aus der neuen Magma-Reihe, im Studio ausgestellt. Nach seinem Schweizer Debüt bei der Auto Zürich kann man das Fahrzeug nun in aller Ruhe betrachten – ein Modell, das die Performance-Philosophie von Genesis in den Alltag bringen soll.
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Was bleibt also?
Für Genesis ist das nicht nur ein Motorsport-Projekt, sondern ein umfassender Ansatz, um die Marke dynamischer zu positionieren. Egal ob Hypercar, Kunstinstallation in Zürich oder die Magma-Serie für die Strasse – die koreanische Marke scheint entschlossen, Emotionen, Luxus und Leistung auf neue Art zu kombinieren.