Eine Driftrunde im neuen Skoda Octavia RS 4×4 TDI soll zeigen ob sich das Upgrade zum Allrad vom normalen Frontantrieb lohnt. Aber Driftrunde sagt ja eigentlich schon alles. Doch Moment. Jetzt nicht wegklicken, es gibt da nämlich noch so ein paar interessante Details.
Der Octavia ist ein Verkaufsschlager. In der Schweiz ist es das meistverkaufte Auto nach dem Golf, der meisterverkaufte Kombi und der meistverkaufte Allradler. Das Erfolgsrezept? Dynamisches, aber nicht prolliges Design, genügend Platz, gute Verarbeitung und ein fairer Preis. Eigentlich wäre es doch so einfach.
Skoda will natürlich auf dieser Erfolgswelle weiterreiten und kombiniert zwei Sachen was Herr und Frau Schweizer mögen. Der Octavia RS und Allrad. Wieso Allrad? Viele Schweizer sehen sich als Freizeit-Abenteurer und im Winter als kleine Didier-Cuche’s. Das verbunden mit dem typisch-schweizerischen Sicherheitsgedanken ist Allrad unterdessen bei über einem Drittel der Neuwagen an Bord. So auch beim Octavia RS Diesel. Ja leider nur beim Diesel. Die Benziner-Variante wird es weiterhin nicht in einer Allrad-Variante geben.
Ebenso serienmässig und ein Muss ist das automatische Doppelkupplungsgetriebe, was ich bei Diesel-Triebwerken eigentlich generell bevorzuge. Auf Asphalt beschleunigt der Octavia RS 4×4 2.0 TDI mit 184 PS und 380 Nm (zwischen 1750 und 3250 U/min) in nur 7,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 228 km/h. Aber wir waren ja nun mal auf Eis. Zwar nicht auf der Eispiste, die es eigentlich hätte werden sollen, diese ist durch erstaunlich milde Temperaturen und Regen sprichwörtlich davongelaufen. Eine Ersatzpiste, die zwar etwas kleiner und enger war, gab uns trotz allem noch die Möglichkeit den RS querzutreiben.
Kritiker des VW-Konzerns werden jetzt aufschreien, dass man durch das nicht komplett abschaltbare ESP ja gar keinen Spass haben könne? Nein. Ich war auch kritisch, aber das „ESC Sport“ lässt erstaunlich viel Querdynamik zu, obwohl es dann beim Versuch einen Drift bis zur nächsten Kurve weiterzuziehen, doch irgendwann die Nerven verliert und die Leistung wegregelt. Zusätzlich sind wir froh, dass Skoda im Octavia, im Vergleich zum Superb, die Handbremse noch nicht durch einen unlustigen Knopf ersetzt hat. So reicht ein kurzer, aber beherzter Griff im richtigen Moment und schon entsteht ein OneMoreLap-Moment, in dem man mit dem Fahrzeug eins wird und lawinenmässig Endorphine ausschüttet. Natürlich sollte man das nur auf einem abgesperrten Gelände machen, idealerweise bei einem Winterfahrtraining von Skoda.
Doch welche Art von Allrad ist im Tschechen verbaut? Zum Einsatz kommt die unterdessen fünfte Generation der Haldex-Kupplung aus dem VW Konzern, bei der die Kraftverteilung auf die vier Räder stets situationsabhängig erfolgt. Im Vergleich zu den alten Versionen geht das unterdessen sehr schnell und fast unmerklich. Herr und Frau Schweizer denken also, sie hätten permanent Allradantrieb. Beruhigend oder? Was sie ziemlich sicher nicht wissen ist, dass die hinteren Räder nur dann Kraft weitergeleitet bekommen, wenn vorne die Traktion zu wünschen übrig lässt. Das spart Diesel und verhindert unnötigen Materialverschleiss.
Weiter ist der neue Skoda Octavia RS 4×4 TDI an der Vorder- und Hinterachse mit der Zusatzfunktion XDS+ ausgestattet, die bei schneller Kurvenfahrt die kurveninneren Räder anbremst und so das Lenkverhalten optimiert. Technisch handelt es sich beim XDS um eine Funktionserweiterung der elektronischen Differenzialsperren. Durch die ESP-Hydraulik reagiert das XDS mit Druck auf das kurveninnere Rad. So wird das Durchdrehen verhindert, die Traktion verbessert und der Neigung zum Untersteuern entgegengewirkt. Durch den einseitigen, präzisen Bremsdruckaufbau wird das Kurvenverhalten genauer und die Sportlichkeit wird erhöht.
Auch im Fahrzeuginneren wird der sportliche Look des Octavia RS fortgesetzt. Ziemlich viele schwarze Elemente, etwas Carbon, solide Verarbeitung, vernünftige Materialwahl. Man fühlt sich wohl. Die RS Sportsitze sehen zwar nach hervorragendem Seitenhalt aus, sind aber eher weit geschnitten und bieten zumindest für grosse und dünne Personen nicht überdurchschnittlichen Seitenhalt. Weiter gibt es ein griffiges, unten abgeflachtes Lederlenkrad, ein Lederschaltknauf, RS-Einstiegsleisten sowie eine Alupedalerie.
In unserem Fall mit eisigem Untergrund war der Allrad definitiv im Vorteil, ob man das jedoch für jeden Tag im Flachland ebenfalls benötigt, ist fraglich. Schade für die Schweiz: Eine 4×4 Variante vom Benziner Octavia RS wird es wohl nicht geben. Wer aber nach einem gut motorisierten Allrad-Skoda sucht, kann nun im Showroom getrost an Yeti und Octavia Scout vorbei, direkt zum Skoda Octavia RS 4×4 TDI gehen, denn hier gibt es ein echt gutes Paket zum Skoda-typisch, fairen Preis.