Sonne, Pferde(-stärken), Schnee und eine abgesperrte Eispiste. Wir finden mit einer OneMoreLap mit Maserati beim SnowPolo St. Moritz heraus, ob das der Inbegriff von winterlichem Luxus ist.
9 Uhr morgens in der Nähe von St. Moritz, bei Temperaturen von etwa -5 Grad Celsius. Die Sonne schafft es knapp, ihre ersten Strahlen über die Bergkuppen zu schicken.
Ich jage einen Maserati über eine abgesperrte und verschneite Eispiste, beschleunige nach einer Haarnadelkurve wieder stark, um kurz darauf mit dem linken Fuss die Bremse anzutippen, damit die italienische Sportlimousine möglichst kontrolliert und mit kleinem Driftwinkel durch den Pylonen-Slalom fliegt und ich sie dann anschliessend zielgenau im Ziel zum Stillstand bringe. Ein Blick nach links auf den identisch-ausgesteckten Kurs zeigt, meine Gegnerin mit langjähriger Rennerfahrung war einen Hauch langsamer.
Zeit für eine OneMoreLap? Definitiv. Im Gegensatz zum vorherigen Durchgang, setzt uns der Instruktor nun das Ziel, möglichst grosse Driftwinkel anzugehen. 3-2-1 und los, die Klappenauspuffanlage des Ghibli S Q4 röhrt kraftvoll zum Angriff und die 430 PS und 580 Nm kommen dank Allradantrieb gut auf dem rutschigen Untergrund an. Im richtigen Fahrmodus mit deaktivierten elektronischen Helferlein funktioniert das auch erstaunlich hecklastig.
So bringe ich beim Anbremsen auf die Haarnadelkurve mit Lenkbewegungen in die Gegenrichtung, (Kurve geht nach rechts, ich täusche Einlenken in eine Linkskurve an) absichtlich Unruhe in das Fahrzeug, so dass ich die emotionale Alternative zur überperfekten deutschen Limousine schlussendlich Anschlagquer um die Haarnadel ziehen kann. Meinem Beifahrer, ein Wirtschaftsredakteur, der nur vereinzelt über Autos schreibt, hat dieser „Scandinavian Flick“ blankes Entsetzen ins Gesicht getrieben. Der Instruktor lobt meinen perfekt ausgeführten Rallye-Trick, mein Beifahrer fragt nach etwas frischer Luft.
Zeit also für einen kurzen Aussencheck. Die neueste Version des Ghiblis unterscheidet sich dank „GranSport“ Ausstattungslinie nun deutlich von meinem Exemplar, das ich vor einiger Zeit getestet habe. Neben neuen technischen Innovationen und Sicherheitssystemen, gibt es auf Wunsch bis zu 21-Zoll grosse Leichtmetallräder, rote oder blaue Bremssättel, eine neue eigenständige Frontpartie, Schaltwippen aus Carbon, Lenkradeinsatz aus Carbon und viele Carbon-Details an der Karrosserie (Aussenspiegel, Heckspoiler und mehr). Gefällt!
Neben dem Maserati Ghibli gibt es natürlich auch noch den Maserati Levante, der für mich, wie auch der Ghibli, eine attraktive Alternative zu den etablierten Premiumherstellern darstellt und mit etwas mehr Emotionen, fantastischem Ledergeruch im Innenraum, Liebe zum Detail und Charme punkten kann. Auch er fährt sich dank sehr guter 8-Gang-Automatik von ZF, charaktervollem Auspuffklang und guten Motorisierungen souverän.
Deutlichster Unterschied zum Ghibli stellt die Luftfederung dar, die auf der Eispiste im sehr dynamischen Einsatz zwar das letzte Quäntchen Direktheit vermissen lässt, aber im Alltag durch noch besseren Federungskomfort punkten kann.
Anschliessend hat Maserati uns beim „Snow Polo World Cup St. Moritz“ die Welt des Polo Sports nähergebracht, in der sie mit der „Maserati Polo Tour“ seit einigen Jahren ihre Leidenschaft für Pferdestärken in exklusiver Umgebung zeigen.
Beim Schnee-Polo versuchen vier Spieler pro Mannschaft auf ihren Pferden (genannt Ponys) einen Ball mit einem langen Holzschläger ins gegnerische Tor zu schlagen. Das Spiel ist durch eine hohe, natürliche Fehlerquote, sehr spannend.
Der kleine Ball, die schnell-galoppierenden Pferde und die Spieler, die genau im richtigen Moment ihre Holzschläger zum Schlag ansetzen müssen, lassen sichere Torchancen ganz schnell in einen Angriff der gegnerischen Mannschaft umschlagen. Das Spiel ist in Zeitabschnitte, sogenannte Chukkas, eingeteilt. Jeder Zeitabschnitt dauert sieben Minuten. Nach jeder Chukka muss das Pferd gewechselt werden.
Ich habe diesen Sport bisher immer durch das dekadente Image der Zuschauer abgewertet und übersehen, dass die Pferde, die Spieler und das Spielsystem einen extrem grossen Unterhaltungswert haben und als Gesamtpaket spannender als manch populäre Sportart ist. Besonders als Sportwagen-Enthusiast findet man in Pferden viele Attribute, die man gerne mit sportlichen Automobilen verbindet. So sind Eleganz, Ausdauer, Antritt und Dynamik gute gemeinsame Nenner, die diese Partnerschaft von Maserati nochmals unterstreichen.
Während der drei Turniertage lieferten sich die vier teilnehmenden Mannschaften durchweg spannende Kämpfe. Die aufregenden Spiele auf höchstem Niveau begeisterten über 15`000 Zuschauer: ein neuer Rekord für diese Veranstaltung und eine definitiv gelungene OneMoreLap.
1 Kommentar