Wagen wir einen Blick zurück. Rallye Monte Carlo 1965: Porsche 911. Die Zuffenhausener wollten öffentlich demonstrieren, wie der 1963 vorgestellte Porsche 911, einerseits alltagstauglich und andererseits mit allen Talenten für den Motorsport ausgestattet ist. Allerdings war im Motorsportkalender für 1965 nur eine einzige internationale Veranstaltung zu finden: die Rallye Monte Carlo.
Als adäquates Wettbewerbsfahrzeug wurde ein 911er in „Rubinrot“ samt der damals elegant-sportlichen Kunstleder-Pepita-Innenausstattung ausgewählt, und sachte modifiziert. Die Leistung des Zwei-Liter-Sechszylinders wurde von den serienmässigen 130 PS auf etwa 140 bis 150 PS angehoben.
Der Fahrer, Herbert Linge wünschte sich einen etwas nach hinten versetzten Schalthebel. Der Rest war Monte-Standard: Überrollbügel, Twinmaster, Stoppuhren, zwei Zusatzscheinwerfer vorne und der damals charakteristische Dachscheinwerfer, vom Beifahrer zu bedienen. „Wir haben den nur gebraucht, um in der Nacht die Ortsschilder anzustrahlen“, erinnert sich Peter Falk. Es gab Schnee ohne Ende, die Monte wurde 1965 deshalb praktisch zu einer Wintersportveranstaltung. Linge/Falk starteten in Bad Homburg und mussten sich über Holland, Belgien und Frankreich durch die Schneemassen nach Chambéry kämpfen.
Fahrer und Beifahrer überstanden auch die letzte Nacht, die sogenannte „Nacht der langen Messer“ über den berüchtigten Col de Turini, mit ihrem rubinroten Elfer und erreichten als Fünfte der Gesamtwertung den Fürstenpalast in Monaco.
Der erste Motorsport-911 wurde umgehend weiterverkauft – ohne Motor an einen Münchner Händler, dann von diesem weitergereicht an den französischen Privatrennfahrer Sylvain Garant. In Südfrankreich gelang dem Monte-Elfer – nun mit einem Zweiliter-Carrera-6-Motor im Heck – dann eine durchaus respektable lokale Motorsport-Karriere, bevor er schliesslich doch zu alt wurde für die materialermüdenden Zeitenjagden und immer mehr in den Archiven verschwand. Irgendwann entdeckte ein monegassischer Spezialist für historische Porsche-Rennwagen dieses inzwischen ziemlich gealterte Juwel und vermittelte es einem deutschen Porsche-Sammler.
Der neue Besitzer wandte sich an den Restaurierungsspezialist im Mutterhaus: Porsche Classic. Im Juni 2013 wurde der Monte-Elfer angeliefert, irgendwie noch komplett, aber nicht mehr original. Das Rubinrot war seiner eher südfranzösischen Interpretation gewichen, der Motor hatte zwei Endrohre, und die Elektrik war massakriert.
Also Vollrestaurierung: Zerlegen, Bewerten, Beschaffen, neu Aufbauen. Bald bestand der Monte-Elfer nur noch aus Einzelteilen, viele davon eigentlich bereits im Jenseits. Als die Rohkarosse wieder wie eine solche aussah, wurde ihr umgehend eine kathodische Tauchlackierung verpasst, die damals, 1964, noch gar nicht erfunden war. Kaum zwei Jahre nach Restaurierungsbeginn befindet sich der Monte-Elfer fast pünktlich zu seinem 50-jährigen Jubiläum in seinem dritten Zustand: wieder original, gleichzeitig aber auch wie neu.
So kam es, dass im Frühling 2015 der 50 Jahre alte aber irgendwie neue 911 an der Côte d’Azur wieder zurück an seine damalige Bestimmung findet. Das Leergewicht liegt noch immer unter 1000 Kilogramm – auf ehemaligen Wertungsprüfungen in den Seealpen sorgt das dank der kompakten Karosserieform für eine Menge Fahrspass. Ich gönne es ihm.