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Rückblick Le Mans 2024: Ein Wochenende mit Ferrari am Circuit de la Sarthe

Die 24 Stunden von Le Mans gelten als ein Event, das auf der Bucketlist jedes Motorsportenthusiasten stehen sollte. Besonders, wenn man die Gelegenheit hat, dieses legendäre Rennen mit Ferrari zu erleben, einer Marke, die seit Jahrzehnten für Leidenschaft, Leistung und Prestige im Rennsport steht. Der Circuit de la Sarthe, der Austragungsort dieses prestigeträchtigen Langstreckenrennens, wird jedes Jahr zum Schauplatz für eines der grössten Spektakel im Motorsportkalender. Dieses Jahr versprach besonders spannend zu werden, da Ferrari nach dem überraschenden Titelgewinn im Vorjahr erneut antrat, um den Gesamtsieg zu verteidigen.

Als die Einladung von Ferrari kam, sie zu Le Mans 2024 begleiten zu dürfen war ich natürlich voller Vorfreude. Die Aussicht, bald den grollenden Klang der Rennmotoren zu hören und das atemberaubende Spektakel auf der Strecke mitzuerleben, liess mein Petrolhead-Herz höherschlagen. Mit jedem Tag der verging, wuchs die Vorfreude und ich habe viel Material zum letztjährigen Sieg, den WEC-Regeln und dem Ferrari Team, sowie deren Rennwagen gelesen, geschaut und versucht zu verstehen. Mit einer Mischung aus leidenschaftlicher Begeisterung, Neugierde und ein wenig Nervosität stieg ich am Donnerstag in das Flugzeug nach Paris, nach drei 24 Stunden vom Nürburgring nun meine ersten 24 Stunden von Le Mans 2024!

Donnerstag, 13. Juni 2024 – Ankunft und Vorbereitungen
Der Empfang am Charles-de-Gaulle-Flughafen war perfekt organisiert. Ein Fahrer fuhr uns direkt zur Le-Mans-Rennstrecke, wo ich die Schlüssel für den Ferrari Purosangue erhielt, den ich das Wochenende zur freien Verfügung hatte. Was für ein Start in dieses Wochenende. 12-Ender, ein echtes Vollblut mit dem wohl höchsten Foto / Kilometer Verhältnis aller bisherigen Testwagen. Fahrbericht >>.

Durch den Verkehr waren wir relativ spät an der Rennstrecke und haben uns da einen Überblick über das riesige Gelände verschafft. Die Weitläufigkeit und die Infrastruktur des Circuit de la Sarthe ist beeindruckend, die Hingabe und Präsenz der vielen Hersteller im „Village“ ist ein Traum für jeden Enthusiasten. Nachdem wir die wichtigsten Bereiche erkundet hatten, machten wir uns auf den Weg zu La Brasserie, einem beliebten Treffpunkt für Fahrer, Teams und Journalisten. Die Gespräche drehten sich um das bevorstehende Rennen, die Strategien der Teams, dem wechselhaften Wetter und die Erwartungen an das Wochenende.

Freitag, 14. Juni 2024 – Treffen mit den Teams und Fahrerparade
Der Freitag begann früh, da wir mit dem Purosangue vom Hotel zur Strecke fuhren, um pünktlich zum Media-Roundtable mit den Ferrari-Fahrern der Teams #83, #50 und #51 einzutreffen. Es war faszinierend, die Fahrer kennenzulernen und tiefe Einblicke in die minutiöse Vorbereitung und die Erwartungen und Einschätzungen zu bekommen.

Während sich die Strecke von Stunde zu Stunde füllte, haben wir die Gelegenheit ergriffen und den Purosangue zum wunderschönen Château de Montbraye entführt. Wie es sich für so ein Auto gehört, natürlich nicht auf dem direkten Weg, sondern mit einer „OneMoreLap“, also einem Umweg über die kurvenreichsten Strassen die sich finden liessen.

Samstag, 15. Juni 2024 – Der Renntag beginnt
Am Samstagmorgen herrschte viel Vorfreude, als ich mich auf den Weg zur Strecke machte. Den Purosangue sicher abgestellt, rein in die Boxengasse. Die Spannung war deutlich spürbar, die Teams und Fahrer waren nun in höchster Anspannung vor dem Warm-Up.

Ferrari hat uns in die Michelin Lounge eingeladen, in der uns Michelin Brand President, Florent Menegaux begrüsste und später ein Fachexperte zum Thema Reifen einen faszinierenden Vortrag über die Zusammenarbeit von Michelin und Ferrari hielt. Die Michelin Lounge war direkt oberhalb der Boxengasse an der Start-Zielgeraden, so dass wir einen perfekten Ausblick von oben auf die Warm-Up Phase hatten und „hautnah“ miterleben konnten, wie die Fahrzeuge hergerichtet wurden.

Anschliessend bot sich die Chance zu etwas ganz Besonderem: der Gridwalk. Dieses Erlebnis, so nahe an den Autos und Fahrern zu sein und auf dem heiligen Asphalt zu stehen, war unvergesslich. Wir bewegten uns zwischen den beeindruckenden Maschinen, fühlten das Knistern der Spannung in der Luft. Die vollbesetzten Tribünen jubelten und feierten, was die Atmosphäre noch intensiver und elektrisierender machte. Die Begeisterung und die Leidenschaft der Fans waren ansteckend und liessen mein Herz höher schlagen – ein Erlebnis, das tief unter die Haut ging.

Zwischen Warm-Up und Rennstart sind mir noch zwei besondere Bilder des späteren Rennsiegers gelungen, die ich nicht vorenthalten möchte.

Um 16:00 Uhr begann schliesslich das lang erwartete Rennen. Der Start der 24 Stunden von Le Mans ist immer ein unvergesslicher Moment – besonders wenn man ihn aus „erster Reihe“ an der Start-Zielgraden erleben darf. Das Bollern der Motoren wenn sie zum ersten Mal mit Vollgas über die Start-Zielgerade schiessen erzeugt eine unvergleichliche Atmosphäre.

Die Casa Ferrari
Während des Rennens war die Casa Ferrari, strategisch gelegen an den letzten beiden Schikanen vor Start-Ziel, der perfekte Ort, um das Rennen in seiner vollen Pracht zu erleben. Die erste Schikane beginnt mit einer scharfen Linkskurve, gefolgt von einer schnellen Rechtskurve. Der Fahrer muss hier das Fahrzeug hart einbremsen und präzise steuern, um die Kurbs optimal zu nutzen. Es ist wichtig, den Übergang zwischen den Kurven flüssig und mit minimalem Zeitverlust zu meistern. Nach der ersten Schikane folgt eine kurze Beschleunigung, bevor die zweite Schikane angegangen wird. Auch hier erfordert die Schikane präzises Bremsen und eine schnelle Richtungsänderung. Die Kurbs müssen geschickt genutzt werden, um die Linie zu halten und die Traktion zu maximieren. Die zweite Schikane endet mit einer Rechtskurve, die direkt auf die Start-Ziel-Gerade führt. Will der Fahrer in die Boxengasse, muss er vor beiden Schikanen rechts einspuren und eine parallele Route direkt vor der Case Ferrari abfahren, um dann abrupt zu verlangsamen, um das Geschwindigkeitslimit der Boxengasse genau einzuhalten.

Die Stimmung in der Casa Ferrari war voller Freude und Enthusiasmus, das Anbremsen und das kurze Beschleunigen zwischen den beiden Schikanen war ein Fest für die Ohren, auch gerade weil die verschiedenen Fahrzeugkategorien alle so unterschiedlich klingen. Das ununterbrochene Catering, das uns mit italienischen Köstlichkeiten verwöhnte – von frisch gebackener Pizza bis hin zu cremigem Gelato – trug massgeblich zur ausgelassenen Stimmung bei.

Je dunkler es wurde, desto stärker legte sich die mystische Atmosphäre über die Strecke – eine Stimmung, die nur ein 24-Stunden-Rennen erzeugen kann. Das beleuchtete Riesenrad drehte sich unermüdlich im Hintergrund, während die Rennfahrzeuge lautstark ankamen. Die intensive Abfolge von Anbremsen, Runterschalten, Einlenken und Beschleunigen liessen mein Herz höher schlagen. Bei jeder Fehlzündung anschliessend an der Beschleunigungsphase vor der zweiten Schikane spürte ich, wie sich meine Nackenhaare aufstellten – ein unvergessliches Erlebnis, das mich immer wieder aufs Neue fesselte.

Sonntag, 16. Juni 2024 – Die letzten Stunden des Rennens
Am Sonntag bot sich uns die einzigartige Gelegenheit, die Ferrari-Box während des Renngeschehens zu besuchen und den Boxenfunk mitzuhören. Diese Erfahrung war überwältigend. In der Box herrschte eine gespannte Atmosphäre – beide Autos lagen zu dem Zeitpunkt in den Top 3. Über den Boxenfunk konnten wir die strategischen Anweisungen der Ingenieure und die Rückmeldungen der Fahrer live mitverfolgen. Es war faszinierend zu hören, wie detailliert und präzise die Kommunikation war.

Zurück in der Casa Ferrari wandelte sich die Stimmung von ausgelassen zu angespannt. Die letzten Runden waren angebrochen und der Sieg lag zum Greifen nahe, doch plötzlich traten beim Ferrari in Führung Probleme mit einer Tür auf, die das gesamte Rennen noch gefährden könnten. Die Konkurrenz lauerte und war bereit, den Ferrari-Piloten den Sieg in letzter Sekunde zu entreissen.

Dann, in einem Moment, der sich für immer in mein Gedächtnis einbrennen würde, hieften die Fans mit Ekstase-ähnlichem Jubel das Auto gefühlt selbst über die letzten Meter und mit einer Mischung aus Erleichterung und Triumph konnte ich miterleben, wie der Ferrari 499P #50 von Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen die Ziellinie überquerte und der Jubel die Terrasse der Casa Ferrari zum Beben brachte. Tränen der Freude und Umarmungen überall, alle Ferrari-Enthusiasten hatten eines gemeinsam: Die Momente vor dem Rennende mit all den Emotionen des Motorsports – Spannung, Angst, Hoffnung und letztendlich unbändige Freude.

Rückblick und Fazit
Die 24 Stunden von Le Mans 2024 waren ein unvergleichliches Erlebnis. Die Kombination aus der intensiven Rennaction, den faszinierenden technischen Einblicken und der Möglichkeit, so nahe an den Teams und Fahrern zu sein, machte dieses Wochenende zu einem unvergesslichen Event. Die perfekte Organisation und die Gastfreundschaft von Ferrari trugen massgeblich dazu bei, dass jeder Moment genossen werden konnte.

Die Erinnerungen an dieses Wochenende werden noch lange nachklingen. Die beeindruckende Zuschauerzahl von 329.000 Menschen trug wesentlich zur besonderen Atmosphäre bei. Überall herrschte eine lebhafte und fröhliche Stimmung, die dieses Event zu einem wahren Fest für jeden Motorsport-Enthusiasten machte. Der Duft von frischem Asphalt, das Dröhnen der Motoren und die unbändige Leidenschaft der Fans werden mir immer in Erinnerung bleiben. Eine Reise wert? Unbedingt!

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