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Audi S8 4.0 TFSI quattro (571 PS) – D5 Facelift MHEV

Kleines Update, grosse Wirkung. Der Audi S8 4.0 TFSI quattro stand lange auf meiner automobilen „Bucket-List“. Die „Bucket List“ bezeichnet, einfach gesagt, jene Dinge, die man einmal in seinem Leben noch gemacht bzw. gefahren haben möchte. Der S8 war auf dieser Liste, spätestens seit Jason Statham und „The Transporter“.

Der S8 war eines der letzten Autos auf dieser Liste und sollte „abgehakt“ werden. Termin vereinbart, abgeholt, im Alltag für Kurz- und Langstrecken genutzt. Eine Fahrt wird mir jedoch besonders in Erinnerung bleiben. Nach einem Abendessen bei Freunden habe ich die „schöne“ Route gewählt und nicht die kürzeste Route. Klassische OneMoreLap-Extrarunde.

Die Strecke wäre direkt etwa 45 Minuten gewesen – doch leider war da ein Problem. Grosse Teile der Hauptroute waren gesperrt wegen Strassenerneuerungsarbeiten. Der Umweg bestand aus kleineren Strassen, die das eine verträumte Schwarzwald-Örtchen mit dem nächsten Örtchen verbunden haben. Dazwischen nun tiefschwarze Nacht, viel Wald – wie könnte es anders sein in dieser Region – viele nicht einsehbare, langgezogene Kurven sowie durch die gesperrte Bundesstrasse nun auch viel Verkehr.

Grosse LKW-Sattelzüge mit altmodischer Beleuchtung, viel Vorsicht (oder Übermüdung) und wenig Geschwindigkeit. Dazwischen Touristen und Einheimische in gemischten Geschwindigkeiten. Das absolute Horrorszenario für die eigentlich sportlich-entspannte OneMoreLap.

Bis dahin war der S8 im „Comfort+“-Modus. In diesem Modus setzt das vorausschauende Aktivfahrwerk auf eine 3-prozentige Neigefunktion zur Kurveninnenseite hin, ähnlich wie ein Neigezug. In einer Linkskurve wird also die rechte Seite der Karosserie angehoben, während die kurveninnere, linke Seite abgesenkt wird.

So kommt zwar zuerst ein sehr merkwürdiges Gefühl auf, später dann aber lernt man das Kurvenfahren mit Neigung zum Scheitelpunkt hin sehr schätzen. Grundsätzlich ist der Comfort+ Modus sehr lobenswert, da Kameras den Asphalt auf Unebenheiten scannen und dann blitzschnell die Dämpfer entsprechend anpassen. Die Mischung aus Schweben und Verbundenheit zum Asphalt ist selbst in Comfort+ vorhanden.

Die Strasse lichtet sich, der Sattelschlepper ist weiterhin 30 km/h unter dem Tempolimit unterwegs und die digitalen Matrix-Scheinwerfer leuchten mir rund um den LKW und in die sich lichtende gerade Passage hinein, sodass ich weit genug sehe, um den Dynamik-Modus zu aktivieren und die ganzen mildhybridisierten 571 PS nach vorne zu werfen. 800 Nm Drehmoment stehen von 2.050 bis 4.500 Touren zur Verfügung. Der Standardsprint wäre in 3,8 Sekunden erledigt. Die Elastizität ist für ein Auto dieser Abmessungen sehr bemerkenswert.

Noch beeindruckender: In den folgenden Kurven ist der Dynamik-Modus weiterhin aktiv, und von Neigebahn ist nun keine Spur mehr – hier ist direktes Einlenken am Start und ein wankstabilisiertes, dynamisches Kurvenfahren möglich. In diesen Regionen mit viel Wald, besonders nachts, ist der Nachtsichtassistent mit Wärmebildkamera ein Feature, das ich seit mehreren Jahren auch in meinem eigenen Audi habe und nicht mehr missen möchte. Ebenfalls absolut lobenswert sind die erwähnten digitalen Matrix-Leuchten, die einen Lichtteppich auf die Strasse vor mir projizieren und (Richtungs- und Gefahren-)Hinweise in Form von Pfeilen oder Informationen einblenden.

Zu den weiteren serienmässigen „Schmankerln“ im S8 gehören ein Sportdifferenzial auf der Hinterachse für die optimale Kraftverteilung sowie die „Dynamik-Allradlenkung“ und digitale OLED-Heckleuchten mit drei einstellbaren Hecklicht-Signaturen. Warum man seine Heckleuchten-Signatur umstellen möchte, bleibt mir ehrlicherweise ein Rätsel, aber man kann seinen Freunden davon erzählen – in dieser Fahrzeugklasse nicht unwichtig. Immerhin: Diese Rückleuchten besitzen im Zusammenspiel mit den Assistenzsystemen eine Annäherungserkennung. Wenn sich andere Verkehrsteilnehmer dem stehenden A8 von hinten auf weniger als zwei Meter nähern, aktivieren sich sämtliche OLED-Segmente.

Aussencheck. Unsere Konfiguration ist klassisch. Für mich deutlich zu klassisch und zu asiatisch. Kein schwarzes Optikpaket, sogar ein helles Interieur. Jason Statham hätte bei diesem Überschuss an Chrom auch nachts seine Sonnenbrille tragen müssen – das muss nicht sein für Europa. Die verchromten Winkel im Singleframe-Grill vorne erinnern mich zu sehr an die Winkel im Logo von Citroën. Die gesamte Form ist mir ein wenig zu rund, „zu lieb“. Einzig die ausgestellten Radhäuser und die Vierrohr-Abgasanlage mit Diffusor haben die muskulöse Erscheinung, die wir von den Vorgänger-Modellen gewohnt waren.

Innen merken wir, dass die Basis dieses S8 schon 2017 auf den Markt gekommen ist. Wir finden keinen Grund zur Kritik, aber ein Wow-Effekt wie bei den Hauptkonkurrenten aus Stuttgart und München bleibt auch aus. Bei uns an Bord waren die Einzelsitze im Fond 2+1 mit Design Selection Pastellsilber, abgedunkelten Scheiben und Akustikverglasung. Letztere ist sehr massgeblich für das Oberklasse-Feeling verantwortlich und dämmt Windgeräusche und allgemeine Aussengeräusche sehr effizient.

Mein persönlicher Favorit war das Bang & Olufsen Advanced Sound System für CHF 6.890 Aufpreis. Aktiviert man die Zündung, erheben sich die beiden Akustiklinsen auf dem Armaturenbrett vor den Passagieren eindrucksvoll. Sie sollen die Bühne repräsentieren, ähnlich wie ein Orchester, und helfen dabei, das Klangbild gleichmässig im Fahrzeug zu verteilen. Dazu bildet sich ein „Sweet Spot“ für Fahrer und Beifahrer, die eindrucksvoll klarste Höhen und ausdrucksstarke Mitten erleben können. Dank Akustikglas und Noise-Cancelling wirkt die Musik noch deutlich intensiver als in anderen Fahrzeugen. Der Klang ist immer sehr natürlich, wird nicht übersteuert oder verfälscht, sondern baut eine wunderbare 180-Grad-Akustikbühne auf, die auch klar erkennen lässt, wo welches Instrument gerade spielt.

Der A8 war übrigens der Grund, warum Bang & Olufsen und Audi überhaupt zusammengefunden haben. Bis 2005 war man der Meinung, dass es in der Automobilbranche keinen Markt für teure und exklusive Sound-Systeme gäbe. Dann konnten zwei Vertreter von B&O mit einem Audi A8 mit modifiziertem Prototypen-Soundsystem dem damaligen Geschäftsführer Dr. Winterkorn eine Hörprobe abliefern, der direkt begeistert war.

Was bleibt also?
Begeistert ist nicht nur Dr. Winterkorn, sondern auch der Schreiberling von OneMoreLap. Der S8 war ein Freudenspender sondergleichen, wenn auch hier und da nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand mit dem grössten Bildschirm o.Ä. ausgerüstet. Gleichzeitig ist er in dieser Fahrzeugklasse ein Statement für einen Selbstfahrer mit „The Transporter“-Coolness und nicht das 124igste luxuriöse Airport-Taxi mit Einstiegsdiesel“.

Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 12,4 Liter Benzin / 100 km. Auf der Schweizer Autobahn bei gemässigter Fahrweise sind auch <9 Liter Benzin / 100 km möglich. Der Basispreis für den Audi S8 liegt bei CHF 168’200.-. Unser Testwagen mit optionaler Aussenfarbe „Vesuvgrau Metallic“ liegt bei CHF 215’450.-.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp:
Firmamentblau Metallic, Räder Audi Sport, 5-V-Speichen-Stern, anthrazitschwarz, glanzgedreht, 9,0Jx20, Reifen 265/40 R20, Optikpaket schwarz

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