Seit dem letzten Besuch eines Audi e-tron 55 quattro im März 2019, hat sich die Form gewandelt und die Seitenspiegel modernisiert. Wir wollten unbedingt wissen, ob die virtuellen Aussenspiegel einen Mehrwert bieten und wie sportlich der «Sportback» ist. Achtung, fertig, Fahrbericht.
Gestartet wird der Elektro-Audi per Knopfdruck. Der klassische Audi Begrüssungssound ertönt aus den Lautsprechern. Weshalb ich das beschreibe? Mir fehlt dabei das kurze Hochtouren des Motors beim Startvorgang. Doch man gewöhnt sich schnell daran, dass abgesehen von Lautsprecherklang beim Audi e-tron Sportback nichts zu hören ist, zumindest vom Antriebsstrang.
Der Antriebsstrang besteht aus zwei Elektromotoren, die zusammen auf eine Leistung von 360 PS kommen. Als «Peakleistung Boost» gibt Audi sogar 408 PS an und ein Drehmoment von 561 Nm (664 Nm Boost). Doch halt, was bedeutet das? Der E-Motor, der Wechselrichter und der Akku werden von verschiedenen Parameter be- oder entlastet. Vereinfacht gesagt sind es primär die thermischen Reserven und das Kühlsystem. Dadurch gibt es vielerlei Leistungsangaben. Starten wir von unten. Die Dauerleistung (immer abrufbar) des e-tron 55 liegt bei 136 PS, weiter gibt es die Höchstleistung von 361 PS, dazu 561 Nm Drehmoment und als kleines Zückerchen noch die erwähnte Höchstleistung im «Boostprogramm» von 408 PS und 664 Nm, die allerdings nur maximal 8 Sekunden verfügbar ist.
Somit schafft es der e-tron Sportback im optimalsten «Boostfenster» aus dem Stand in nur 5,7 Sekunden auf Tempo 100 km/h. Doch aufgepasst dieser Boost steht kein zweites Mal zur Verfügung, beim zweiten Start hätte man dann im besten Fall «nur noch» 360 PS.
Spürbar besser ist im Vergleich zu unserem ersten e-tron Test das Fahrverhalten. Die 21 Zoll grossen Winterräder leisten dabei ihren Beitrag. Der Reifen hat nicht mehr eine solch grosse Walkarbeit, somit fühlt es sich direkter an. Die Lenkung ist dabei immer noch der Flaschenhals. Sie ist nach wie vor befreit von wünschenswertem Feedback. Doch der heckbetonte Quattro-Antrieb hinterliess im ersten grossen Schnee ein breites Lächeln im Gesicht. Gefällt.
Nun zu den virtuellen Seitenspiegeln. Audi lässt sich für dieses Gadget happige 1’550.- CHF bezahlen. In unserem Vorserien Test im Jahre 2019 mussten wir noch ohne auskommen, nun waren sie in unserem Testwagen verbaut. Bei der Abholung habe ich eine überdurchschnittlich lange Eingewöhnungszeit gebraucht. Erster markanter Unterschied ist die tiefe Positionierung. Im Gegensatz zu anderen digitalen Spiegeln, wie beispielsweise im Honda e, sind diese im Audi wesentlich tiefer in Richtung Türgriff positioniert. Ich habe mich einige Male erwischt, wie ich ins «Leere» geschaut habe.
Sobald das jedoch registriert ist, bleibt nur noch der steile Blickwinkel auf die Monitore. Gefallen hat die Animation beim Blinken, die etwa 1/3 des Bildes mit einer grünen Farbfläche füllt. Der Totwinkelassistent vermeldet seine Warnung auch im digitalen Spiegel mit einer auffälligen gelben Umrandung des Bildes. Die Auflösung ist dabei lobenswert. Weitere Vorteile? Audi verspricht, dass der cW-Wert, also die Aerodynamik, dank S-line Exterieur und den virtuellen Aussenspiegel in Kombination mit der coupéhaften Form des e-tron Sportback auf 0,25 cW reduziert wurde. Dies soll dann gegenüber dem e-tron eine Reichweitensteigerung von 10 Kilometer ausspielen. Ob das ein Kaufgrund ist? Aber aufgepasst..
Interessanterweise ist der Sportback in der 55er Motorisierung als S-Line (Audi e-tron 55 Sportback S line ab 97’600 CHF ggü. Audi e-tron 55 S line ab 95’400 CHF) also 2’400 CHF teurer. Team OneMoreLap ist ja bekannt als Verschmäher der Sports-Activity-Coupés, hier gibt uns der Preis sogar noch recht. Keine Frage also eigentlich…
An Schnellladesäulen kann der Elektroaudi per Gleichstrom mit bis zu 150 kW geladen werden. Somit ist nach einer knappen halben Stunde die Batterie auf 80% geladen. Es sei denn, es liegt gerade ein Netzfehler an, was während unserer Testdauer allerdings nur einmal der Fall war. Der Audi eigene Ladedienst e-tron Charging Service ermöglicht einfachen Zugang zu knapp 201.262 öffentlichen Ladesäulen in 16 europäischen Ländern. Für den e-tron Charging Service existieren zurzeit zwei Abos. Eines für kurz Strecken-Stadtpendler «City» und das für den Aussendienst-häufig-unterwegs-Schnelllader-Abo «Transit». Die Tarife liegen Stand Februar 2021 beim City Abo bei 4,95 CHF im Monat und für das Transit Abo bei 19,95 CHF im Monat exkl. Ladungen. Einen genaueren Überblick könnt ihr euch hier verschaffen. Neu wird es wohl ab. 1. März 2021 eine Tarifänderung für das Schnellladen (DC) geben, so dass Gebühren für die Ladedauer, aber auch für die bezogenen kWh anfallen. Bis dato ist der Tarif nur auf die Ladedauer beschränkt gewesen.
Was bleibt also?
Fahren, aussteigen und vergessen. Aber aufgepasst, das meinen wir nicht so negativ, wie es sich nun auf den ersten Blick liest. Bringen wir es in einen Kontext: Erinnern Sie sich an Ihre letzte Fahrt im Aufzug? Nein, sofern sie nicht steckengeblieben sind. Können Sie mir die Farbe der Tastenbeleuchtung Ihres Aufzuges aus dem Stegreif nennen? Nein? Sehen Sie? Der e-tron Sportback ist leider genau so emotionslos, wie ein Aufzug, aber punktet mit hoher Leistungsbereitschaft, sehr hohem Komfort, aber überhaupt keiner emotionalen Bindung. Da helfen auch Gadgets wie digitale Aussenpiegel oder die neumodische Sportback-Form nicht. Rein technisch ist am Audi nichts auszusetzen, akzeptable Reichweite auch im tiefsten Winter, verlässlicher Quattro-Antrieb und eine fantastische Verarbeitung. Wir hoffen nun auf überraschend-wilde Fahreigenschaften des e-Tron S, die uns dann vielleicht nachhaltig begeistern werden.
Reichweite, Verbrauch & Preis
Die Herstellerangaben mit einer Reichweite von 446 km nach WLTP sind im Winter kaum zu schaffen, realistische 280 – 330 km sind eher an der Tagesordnung. Der Verbrauch lag im Schnitt bei 32,7 kW/h pro 100 km. Der Testwagen, der von Audi Schweiz zur Verfügung gestellt wurde, war in der Farbe Daytonagrau und lag preislich mit Sonderausstattung bei CHF 135’537.-. Die Konfiguration für den Audi e-tron Sportback 55 quattro startet bei CHF 97’600.-.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in daytonagrau, Leichtmetallräder, 10-Speichen-Stern, HD Matrix LED-Scheinwerfer mit Audi Laserlicht, Optikpaket schwarz glänzend, Audi Ringe in schwarz glänzend
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