Peugeot. Die Marke, die zwar mein Sternzeichen als ihr Wappentier trägt, aber mich bisher, bis auf wenige Ausnahmen, gar nicht berührt hat. Wird sich das nun ändern?
Lichtblicke dabei waren damals der 206 RC und der RCZ. Die sportlichen Nachfolger des 206 RCs enttäuschten, der RCZ durfte sogar mal noch als R mit 270 PS an den Start gehen, wurde aber kurz darauf komplett eingestampft. Soweit meine persönlichen Peugeot-Highlights.
Es folgte die SUV-Offensive und nun endlich ein Lichtblick. Der neue 508 GT. Optisch vielversprechend und vielleicht die ansprechendste Mittelklasse-Limousine momentan im Handel. Zeit also, sich einem Peugeot zu widmen.
Eingestiegen, Startknopf betätigt, Automatik-Wählhebel in D und es geht voran. Ausgewogen und sogar relativ leichtfüssig lässt sich der Peugeot durch die Stadt manövrieren. Unser GT kommt mit der momentanen Topmotorisierung, einem 1.6 Liter Turbobenziner mit 225 PS und 300 Nm.
Das reicht aus um die knapp 1,5 Tonnen schwere Limousine bis Tempo 100 km/h souverän bis leicht sportlich mitschwimmen zu lassen. Über Tempo 100 km/h wirkt es nur noch angestrengt und hört sich leider auch so an.
Gepaart mit dem Motor kommt eine 8-Gang-Automatik, die ihren Job hervorragend erledigt und keinen Anlass zur Kritik gibt. Über verschiedene Fahrmodi, von Eco über Komfort bis Sport lässt sich das adaptive Fahrwerk und weitere Parameter anpassen. Grosse Unterschiede bleiben allerdings aus.
Das adaptive Fahrwerk bietet immer guten Restkomfort, die Lenkung wirkt durch das kleine Lenkrad in allen Fahrmodi sehr direkt, nur die Nervosität der Gaskennlinie und des Getriebes sind spürbar.
Doch kommen wir zu positiveren Punkten. Die Optik. Fliessende, aerodynamische Linien im „Coupé-Stil“ gefallen. Vorne stechen die Full-LED-Scheinwerfer ins Auge, die über die schmalen, scharf-gezeichneten Tagfahrlichter die Scheinwerfer mit den Lufteinlässen verbinden.
Das Heck zeigt eine horizontale, schwarz-glänzende Blende, die zu den dreidimensionalen Full-LED-Rückleuchten führt. Sie begrüssen den Fahrer beim Entriegeln des Fahrzeugs mit einer LED Lichtshow, wie wir sie auch aus der Oberklasse von z.B. Audi kennen.
All das zeigt einen Mut, den wir rund um die etablierten VW Arteon, BMW 4er Gran Coupé oder Audi A5 Sportback vermissen. Gleichermassen kann man sich die Frage stellen, was eine solch potente Optik bringt, wenn die Motorenpalette da aufhört, wo die Konkurrenz aus Deutschland noch deutliche Reserven hat.
Weiter in den Innenraum und auch da überrascht der Peugeot. Volldigitales Cockpit, ein zentraler 10-Zoll-Touchscreen und allerhand moderne Formen. Unterhalb des zentralen Multimediadisplays sind sieben Tasten in Klavierlack angeordnet, die den direkten Zugang zu den wichtigen Komfortfunktionen wie Radio, Klimaanlage, Navigation, Fahrzeugparameter, Telefon und mehr bieten.
Das gefällt, weil damit die Bedienung erleichtert wird und der Fahrer blind auf die wichtigsten Menüs zugreifen kann, ohne sich zu früh dem Touchscreen widmen zu müssen. Allgemein überrascht der Peugeot mit einer äusserst einfachen und schnellen Bedienung aller Einheiten, sei es der volldigitale Tacho oder das zentrale Multimediadisplay.
Hinter dem kleinen Lenkrad, das oben und unten abgeflacht ist, verbirgt sich der Tacho. Soweit so gut, allerdings sitzt man im 508 GT durch die tief-montierten Sitze auch angenehm sportlich, sieht dann jedoch durch die abgeflachte Einheit im Lenkrad oben, das Tacho nicht mehr (vollständig).
Sitzt man höher, fühlt es sich zwar weniger sportlich an, dafür stimmt die Ergonomie wieder. Ein Head-Up Display könnte helfen, gibt es leider aber nicht.
Allgemein ist die Ergonomie merkwürdig. Der Mitteltunnel ist mächtig und ähnlich breit wie in Oberklassefahrzeugen, was dafür sorgt, dass der subjektive Platz des Fahrers und des Beifahrers eher schmal und beengt wirkt. Positiv hervorzuheben sind die sehr gute Verarbeitung und die gute Materialwahl.
Das optionale Dekor in der Armaturentafel, Türverkleidung und Mittelkonsolenfassade kommt optional aus einem schicken Graueiche-Echtholz. Die Sitze bieten eine Massagefunktion und sind beheizbar, glänzen aber primär mit feinem Leder und schöner Wabensteppung. Sie bieten genug Seitenhalt in Kurven und fühlen sich absolut vorzüglich an.
Auch die Audioanlage von Focal, ein Hersteller der sich besonders auf klare Höhen spezialisiert hat, ist ein Genuss. Zwar wird dem jungen Publikum die druckvollen Bässe etwas fehlen, dafür entschädigen die Höhen aber umso mehr. Dem Zielpublikum, das laut Peugeot im Schnitt die 40-Jahre-Altersgrenze schon durchbrochen hat, spricht das wohl besser zu.
Ebenfalls begeistert haben die cleveren Helferlein, die beim GT zum Teil optional an Bord waren. Besonders die Nachtsichtkamera, die Menschen und Tiere dank Infrarot in bis zu 250 Meter Entfernung erkennt, hat uns beeindruckt. Eine grössere Bildfläche und schärfere Details im Vergleich zum neuen VW Touareg, den wir gleich anschliessend im Testfuhrpark hatten, blieben positiv in Erinnerung.
Weiter gibt es einen aktiven Notbremsassistenten (erkennt Fussgänger und Fahrradfahrer, tags wie nachts, bis 140 km/h), Kollisionswarnung, aktiven Spurhalteassistenten, Müdigkeitswarner, Fernlichtassistenten, Verkehrsschilderkennung mit erweiterter Erkennung von Verkehrsschildern (z.B. Stoppschild, Durchfahrtsverbot), Totwinkelassistenten, Spurhalteassistenten und automatischem Geschwindigkeitsregler ACC mit Stop&Go-Funktion.
Das alles funktioniert im praktischen Einsatz sehr gut. Unsere einzige Beobachtung war, dass sich der Spurhalteassistent selbst deaktiviert, wenn er die Linien nicht mehr richtig erkennen kann. Das leider ohne eine Meldung abzugeben. Andere Systeme geben eine akustische oder visuelle Meldung ab, dass der Fahrer nun nicht mehr auf seine Fahrassistenten zählen kann. Kritik auf sehr hohem Niveau.
Was bleibt also? Eine Mittelklasse-Limousine mit Assistenzsystemen auf Oberklasse-Niveau, Komfortfeatures auf hohem Level, einem sportlichen Aussehen und sehr guter Materialanmutung. Wir wünschten uns eine GTI / R Version mit 300+ PS und eine etwas bessere Ergonomie.
Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 9,2 Liter pro 100 km. Der Testwagen, der freundlicherweise von Peugeot Schweiz zur Verfügung gestellt wurde, war in Rot Ultimate und lag preislich mit Sonderausstattung bei CHF 59’780.-. Der Konfigurationsspass beginnt bei CHF 52’500.-.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Rot Ultimate, Leder Sellier schwarz mit Aikinit-Topstitch-Muster, getönte Rückseitenfenster und Heckscheibe
Bin per Zufall über Google auf diesen Blog gekommen, weil ich mir den 508er bestellt habe…
WOW! So viele wertvolle Informationen in so wenigen Zeilen. Die Bilder sind eine Augenweide. Super Sache & Gratulation für diese tolle Arbeit!
Werde mir noch mehr Artikel hier anschauen.
Lieber Jürg Senn, vielen Dank für Ihren Kommentar. Schön zu hören, dass Ihnen unser Artikel und unsere Bilder gefallen haben. Herzliche Gratulation zu Ihrem neuen 508, eine sehr gute Wahl. Beste Grüsse, Ihr Team von OneMoreLap.com