5 Uhr morgens an einem kalten Januar Mittwoch am Flughafen Zürich. Einige Geschäftsreisende eilen durch die Gänge, aus einigen Ecken riecht es nach frischen Croissants. Warum ich hier bin? Auf mich warten 18 °C, die Rennstrecke Internacional do Algarve und ein brandneuer VW Golf GTI TCR.
Angekommen im Frühling oder zumindest Temperaturen wie im Frühling, steigen wir direkt in den neuen TCR. Als seriennahe Studie am diesjährigen Wörthersee gezeigt, können wir nun endlich die Serienversion fahren. Dafür hat VW Schweiz einige Journalisten und auch den schnellsten Schweizer Autoblog nach Portugal eingeladen. Auf geht’s!
Schon in der Ausfahrt des ersten Kreisels nach dem Verlassen des Flughafens, wird klar, der TCR meint es ernst. Die Lenkung ist spürbar präziser als beim GTI Performance (Facelift). Selbst bei Tempo 120 km/h (maximale zulässige Geschwindigkeit auf unserer Route) folgt der TCR schon bei kleinsten Lenkbewegungen. Auch der Auspuffsound sprotzelt freudig vor sich hin. Das gefällt!
Es scheint, als ob die VW Motorsport Abteilung den Schritt in die richtige Richtung wagen würde. Schade, muss es immer erst ein Sondermodell sein, während der normale GTI und GTI Performance regelrecht emotionsbefreit sind. Die Fahrwerksabstimmung ist straff, aber nicht polternd ausgelegt, dabei kommen in mir leichte Erinnerungen zum VW Golf GTI Clubsport S auf. Erinnert ihr euch? Der für uns beste jemals gebaute GTI.
Die Rennstrecke von Portimao liegt vor uns. Kaum angeschnallt, rollen wir aus der Boxengasse. Nach einer Einführungsrunde beginnt der Instruktor langsam das Tempo zu erhöhen. Auf der langen Start-Ziel-Geraden erreichen wir locker Tempo 220 km/h und müssen das Heck beim folgenden Bremsmannöver stabil halten.
In der folgenden Spitzkehre kann die mechanische Sperre zeigen, wie gut sie die Kraft auf die Strasse bringt. Die Strecke ist wunderbar, um den Golf wirklich an seine Grenzen zu bringen. Ein wunderbarer Mix zwischen schnellen Kurven, engen Spitzkehren und das alles gepaart mit einer anspruchsvollen Topographie. Das sorgt dafür, dass wir spüren, wie die Ingenieure dem GTI TCR das Untersteuern ausgetrieben haben. Viel mehr sogar, ähnlich wie beim Clubsport S, müssen wir den Popometer vor der Kurve auf ein aktives Heck vorbereiten.
Kurze Verschnaufpause. Zeit für einige technische Daten. Der Motor ist auch in diesem GTI ein 2.0 Liter TSI. Diesmal jedoch mit 290 PS. Diese stehen von 5’000 – 6’800 Umdrehungen zur Verfügung. Das maximale Drehmoment von 370 Nm wuchtet der Turbomotor schon aus dem Drehzahlkeller (1’600 Umdrehungen) und dieser Wert bleibt bis 4’300 Umdrehungen konstant. Interessant: Um der höheren Motorleistung in jeder Situation mit angemessener Kühlung zu begegnen, hat der Golf GTI TCR zwei zusätzliche Wasserkühler vorn. Spender davon ist der grössere Bruder Golf R.
Das Ganze bekommt ausschliesslich ein 7-Gang DSG. Die Höchstgeschwindigkeit liegt serienmässig bei 250 km/h und kann optional auf 264 km/h erhöht werden. Die adaptive Fahrwerksregelung umfasst eine Tieferlegung um nochmals 5 mm gegenüber dem GTI-Fahrwerk, sowie einer speziellen, sportlichen Abstimmung der Vorderachs- und Hinterachsdämpfer.
Die optischen Änderungen, sofern man die optionale Wabendekor-Folie weglässt, bleiben zurückhaltend. Diffusor, schwarze Spiegelkappen (optional auch in Carbon-Optik), schwarze Schwelleraufsätze in der Seitenpartie und einen Dachkantenspoiler sind die Erkennungszeichen beim TCR.
Serienmässig fährt der GTI TCR auf 18 Zoll grossen Schmiederädern des Typs „Belvedere“; neu designte 19-Zoll-Leichtmetallfelgen im Design „Reifnitz“ und „Pretoria“ stehen als Option zur Wahl. Gelochte Bremsscheiben zusammen mit speziellen Bremsbelägen sorgen für gute Verzögerung. Während wir denken, dass ein GTI generell Rot sein sollte, hat VW die Farbe «pure grey» ins Sortiment aufgenomomen.
Feine Änderungen erhielt der Golf GTI TCR auch im Innenraum. Die Sitze sind beim TCR nicht im bekannten GTI-Karomuster bestickt, sondern erscheinen in einem neuen fantastisch-aussehenden Muster. Die Sitzwangen sind mit Alcantara überzogen und die Ziernähte sind alle in rot gehalten und bieten einen hervorragenden Kontrast zum restlichen Innenraum.
Auch die Gurte sind nicht lieblos einfach schwarz, sondern haben jeweils an den Aussenkanten rote Ziernähte. Das Sportlenkrad ist an der 3- und 9-Uhr-Position speziell mit perforiertem Leder überzogen und besitzt eine rote 12-Uhr Markierung. Wie die Sitze, sind auch die Türinserts und die Schalthebelverkleidung in Alcantara ausgeführt.
Was bleibt? Bisher ein sehr guter erster Eindruck. Wir warten gespannt, den Golf GTI TCR über unsere Heimstrecken entführen zu dürfen und euch danach ein endgültiges Fazit abgeben zu können. Was man uns bisher gezeigt hat, war ein sehr schönes und emotionales Upgrade zum normalen GTI Performance. Zwar ohne Handschaltung und wesentlich alltagstauglicher als der Clubsport S damals, aber vom Fahrgefühl sehr ähnlich.
Bestellen kann man den VW Golf GTI TCR ab Mitte Januar. VW ruft einen Basispreis von 45’950.- CHF auf.
Vorschau: Wir durften auch einen GTI TCR Rennwagen auf die Rennstrecke von Portimao entführen, den Bericht dazu findest du hier.
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