Einzigartige Atmosphäre, Nieselregen und Feuer. Das 24h Rennen Nürburgring 2015 war ein eindrückliches Erlebnis. Seit 1970 findet die wohl grösste Motorsportveranstaltung der Welt an der legendären Nürburgring Nordschleife statt und auch 2015 haben sich wieder mehr als 200‘000 Fans rund um die Strecke versammelt. Dieses Mal auch mit mir.
Nach einer sehr entspannten Anfahrt mit dem Testwagen Range Rover Hybrid (Fahrbericht folgt), wurde ich bereits zum „Welcome“ in der Nissan Nismo Hospitality erwartet.
Schon Tage vor dem eigentlichen Rennen verteilen sich die Fans um die 25,378 Kilometer lange Kombination aus Grand-Prix-Kurs und Nordschleife um sich die besten Plätze zu sichern. So entstehen in den berüchtigten Zonen Brünnchen, Schwalbenschwanz, Adenauer Forst und Wehrseifen regelrechte Zeltstädte, mit Zuschauerzonen die nur 2-3 Meter vom Asphalt entfernt sind. Die Fans können daher extrem nahe an die Rennaction heran, was auch für Fahrer ein Teil der Faszination Nordschleife ausmacht. Es wird nonstop gefeiert, getrunken, gelacht und geliebt.
Als Rahmenprogramm konnten wir am Freitag die ADAC 24h-Classic beobachten, wo sich über 170 Young- und Oldtimer duellierten. Der unverfälschte, fast schon dreckige Klang der Rennwagen, egal ob Porsche, BMW oder Mercedes-Benz war ein Ohrenschmaus. Nach drei Stunden Rennzeit überquerten zwei Porsche 935K1 gefolgt von einem Porsche 911 RSR und einem BMW M1 Spitzengruppe die Ziellinie. Die WTCC welche im Anschluss startete, war im Vergleich zu den Classics eher unspektakulär. Sound-technisch, aber auch durch das kleine Starterfeld von nur 17 Fahrzeugen verteilt auf die 25 km lange Strecke.
Am Samstag springen wird doch gleich zur Startaufstellung, den z.B. der Korso über die Nordschleife auf dem Rücksitz eines Nissan Leaf (!) war eher unter dem Stichwort „leaf me out“ abzuhaken. Sehr empfehlenswert hingegen ist ab 14:15 Uhr die Startaufstellung auf der Start-Ziel-Gerade. Die Teams formieren sich in drei Startfelder und bereiten sich auf den Start vor. Einige Teams wirkten noch etwas nervös, während andere ihre Anspannung gut verbergen konnten.
Kurz vor dem Start in die Einführungsrunde wurde dann die Startaufstellung geräumt und während die Fans auf den überfüllten Tribünen auf den Start warteten, konnte man fühlen, wie sich eine Mischung zwischen Vorfreude und Anspannung breit machte. Favoriten waren nicht leicht auszumachen: Vorjahressieger Audi? Seriensieger Porsche? Neueinsteiger Bentley? Geheimfavorit BMW? Aussenseiter Aston Martin? Der exotische Scuderia Cameron Glickenhaus? Oder vielleicht doch einer der Mercedes-AMG, die im Qualifying die Spitze aufgemischt haben?
Als es dann um 16:00 Uhr losging, habe ich mich beim Advan-Bogen positioniert um die drei Gruppen für das Video (oben) einzufangen. Man konnte schon früh das Grollen der Rennwagen hören und die drei Gruppen starteten zwar getrennt, waren jedoch schon nach einer Runde bunt vermischt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt konnte man das charakteristische wilde Aufblinken der schnellen Fahrzeuge beobachten. Viele haben mich übrigens gefragt, warum einige Fahrzeuge ein Blaulicht in der Windschutzscheibe oben rechts montiert haben. Die Antwort dazu ist, dass die Fahrer am blauen Blinklicht die Top-30 Fahrzeuge aus dem Qualifying erkennen können und diese sich so schneller durch den Verkehr drängeln können.
Nach dem Rennstart bin ich zum Schwalbenschwanz hoch, wo man wahnsinnig nahe an die aus dem kleinen Karussell springenden Fahrzeuge ran kommt. Während dieser Zeit hat auch ein Nieselregen die Bedingungen erschwert, was ein BMW M235i Racing (die sind ja sooo schön!) auf die harte Tour spüren musste. Nach der kleinen Kuppe bei R-39 hat der Fahrer kurz die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und ist rechts in die Bande eingeschlagen. Glück im Unglück, der Fahrer konnte das beschädigte Fahrzeug noch in die Box zurückmanövrieren.
Nach Einbruch der Dunkelheit habe ich mich dann auf den Weg in die Boxengasse gemacht, durch die mittlerweile betrunkenen Fans am Schwalbenschwanz und das überfüllte Fahrerlager. Angekommen in der Box trifft man dann auf gähnende Mechaniker in Campingstühlen, Red-Bull-schlürfende Fahrer und eine Menge Reifen und Ersatzteile.
Natürlich immer begleitet vom Gänsehaut-erzeugenden-Sound der Druckluft-Schlagschrauber und der Sirene – auch Boxenhupe genannt, die die Anwesenden in der Boxengasse vor einem einfahrenden Fahrzeug warnt.
Die Boxensirene vom Nürburgring gibt es übrigens hier zum Download (Rechtsklick, Ziel speichern unter…).
Wie man im Video oben deutlich sehen kann, hat ein Missverständnis beim Boxenstopp vom Marc VDS Z4 mit der Nummer 26 zu einem kleinen Feuer geführt. Das Fahrzeug konnte allerdings das Rennen fortsetzen und noch viel wichtiger, dem Mechaniker geht es gut. Da ich sehr nahe am Marc VDS Z4 stand als dieser Zwischenfall passierte, finde ich die neue Regel für Fotografen in der Boxengasse, die seit diesem Jahr verpflichtet sind, feuerfeste Schutzanzüge und Helme zu tragen, verständlich.
Audi und BMW lieferten sich bis zum Ende ein bitterer Kampf. Mit dem glücklicheren Ausgang für den Audi R8 LMS vom Audi Sport Team WRT pilotiert von Christopher Mies, Edward Sandström, Nico Müller und Laurens Vanthoor, der nur 40 Sekunden vor dem BMW Z4 GT3 vom Team Marc VDS mit Maxime Martin, Lucas Luhr, Markus Palttala, und Richard Westbrook ins Ziel kam. Platz 3 hat sich der Falken Motorsports Porsche 997 GT3 R geholt. Die komplette Rangliste gibt es hier.
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