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Trackday mit Volkswagen R (Golf 8 R & Tiguan R)

Ein nebliger Morgen im Herbst. Die Wetter-App verrät: Der Nebel soll sich lichten und ein sonniger Herbsttag steht bevor. Die Einladung sowie sämtliche Reisepapiere und etwas Proviant sind eingepackt. Der Tank randvoll. Das hört sich nach den perfekten Zutaten für einen amüsanten Tag an.

Es geht ins Elsass, genau genommen nach Anneau du Rhin bei Blitzheim. Die Anreise im froschgrünen Ford Puma ST (Fahrbericht folgt) war sehr amüsant. Genau da möchte auch Volkswagen mit ihrer Einladung anknüpfen. Es geht um die aktuellen R-Modelle. Passend zum R auch auf einer Rennstrecke. Perfekt also. Ein ausführliches Briefing bei Kaffee und Croissants erwartet uns, danach ging es bereits schon in die Autos. Die Sitzposition und Lenkrad-Einstellung wurde vor Abfahrt auf die Strecke noch einmal von der Rennleitung geprüft.

Erster Proband: Der VW Tiguan R. In den vorausfahrenden Fahrzeugen nahmen Benjamin Leuchter, Rennfahrer und Volkswagen Markenbotschafter, im Golf 8 R und Jasmin Preisig, ebenfalls Rennfahrerin und Volkswagen Markenbotschafterin, im Tiguan R ihren Platz ein. Wir fühlen uns wohl in den Sportschalen im Tiguan R. Die Ergonomie ist zwar nicht wirklich sportlich, doch der Seitenhalt ist gut und die R-spezifischen Details, wie die feine blaue Spange im Lenkrad sind wirklich geschmackvoll. Start-Knopf drücken und los. Der Motor wurde aus dem Kaltstart geweckt, so gönnen wir ihm eine gemütliche Warmlaufphase, bevor es richtig losgehen kann. Nach Runde vier beginnt Jasmin langsam Tempo aufzubauen.

Grundsätzlich sind wir keine Anhänger der sportlichen „Utility Vehicles“, kurz SUV. Höherlegen für mehr Geländegängigkeit, um nachher wieder tiefergelegt zu werden, ist ein Widerspruch, aber der Markt lechzt danach und VW liefert. Uns als Puristen muss es ja nicht ansprechen, die Verkaufszahlen geben dem Segment der verschärften SUV seine Daseinsberechtigung. Der Tiguan ist ein Kassenschlager und da darf natürlich auch eine R Version nicht fehlen. 2019 war jeder siebte der insgesamt 6,18 Millionen produzierten Volkswagen ein Tiguan – exakt 910.926 Fahrzeuge. Peter Jost, Leiter Marketing & Sales bei Volkswagen R, hat im Briefing viel versprochen und nach einigen Runden auf der nassen Strecke kann man viele der Aussagen unterschreiben. Der Tiguan R ist fast schon zum Untersteuern prädestiniert und doch könnte man dieser Schwäche entgegenwirken. Eine spezielle Aluminium Vorderachskonstruktion ist dafür verantwortlich, dass der starke Tiguan nicht nur gefühllos über die Vorderachse rutscht, sondern auch dahin fährt wohin der Fahrer möchte. Obwohl die Strecke zunehmend trockener wird, spürt man den neuen Allradantrieb, der sich „4MOTION mit R-Performance Torque Vectoring“ nennt und wir bereits aus dem Golf 8 R kennen. Dabei setzt Volkswagen ein Hinterachsgetriebe mit zwei Lamellenkupplungen ein. Es verteilt die Antriebskraft nicht nur zwischen der Vorder- und Hinterachse, sondern ebenfalls stufenlos zwischen den Hinterrädern. Spürt man, in dem der Tiguan agiler und weniger untersteuernd auf Gasbefehle in der Kurve reagiert. Über die Bremsanlage gibt es nichts zu meckern, die ist tadellos dosierbar und standhaft.

Ein Blick auf das Datenblatt verrät: VW’s Allzweckwaffe trifft auf VW’s Kassenschlager. Im schnellen Tiguan schlummert der EA888 evo4. Er leistet hier 320 PS und 420 Nm Drehmoment aus einem 2.0 Liter Vierzylinder. Das reicht für 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 km/h und rennt bis zu 250 km/h (elektronisch abgeriegelt). Die Preisliste im Tiguan R ist lang und zeigt interessante Dinge, wie die optionale R-„Performance“ Titanabgasanlage von Akrapovic, Leichtmetallfelgen „Estoril“ in 8.5J x 21″ oder das wunderschöne Lapiz Blue Metallic. Basispreis für den Tiguan R: ab 69’400.00 CHF

Mittagessen. Nächste Testfahrt. Der Golf 8 R. Wir kennen ihn bereits von unserem Fahrbericht, bei dem wir jedoch nicht auf abgesperrtem Terrain fahren konnten. Das holen wir nun nach. Der Tiguan ist schnell vergessen. Das hier ist der aktuelle Dynamiker in der R-Familie. Besonders mit dem Performance-Paket fährt es sich hervorragend. Benny Leuchter erwähnt stolz, dass er am „special“ Modus mit den Nürburgring-Logo mitgearbeitet hat und jede Menge Feinabstimmung nötig war. Für die Rennstrecke perfekt. Für die Landstrasse auch, aber das wissen wir ja schon.

Wir hätten gerne einen direkten Vergleich zum Golf 7 R gesehen oder „erfahren“. Denn im 8er R spürt man deutlich, dass alle Steuergeräte, die mit der Fahrdynamik etwas am Hut haben, endlich vernünftig zusammenarbeiten und nicht jedes für sich. Ein Fahrdynamikmanager kannte der Golf 7 R noch nicht in diesem Umfang. Nebst dem bereits erwähnten Allrad-Torque-Vectoring werden die Gänge besser gewählt, die Fahrpedal-Kennlinie ist auf eine feinere Dosierbarkeit getrimmt, die automatische Hochschaltung ist im manuellen Getriebemodus deaktiviert und das ESP arbeitet feinfühliger. Muss es auch, der Grenzbereich liegt durch den deutlich fahraktiveren Allrad „4MOTION mit R-Performance Torque Vectoring“ eine Galaxie weiter oben als im Vorgänger.

Wir wechseln zum Rutschbelag. Driftmodus. Eine Spielerei, die der neue Allrad mit sich bringt. Der Fahrdynamikmanager sorgt im Driftmodus dafür, dass das maximal-mögliche Drehmoment am kurvenäusseren Rad ankommt und der 8er R somit der erste driftende Golf ab Werk wird. Beeindruckend was sich VW da traut. Erinnern wir uns doch an die Zeiten, an denen man Dynamik immer nur mit Beschleunigung ausleben konnte und Übersteuern oder etwas anderes als Untersteuern stets ein Wunschtraum blieb. Wow. VW. Hut ab.

Was fehlt mir? Nun ich hätte gerne, im Sinne des alten Clubsport S, den neuen 8er mit derselben knackigen Handschaltung um die Rennstrecke oder den Rutschbelag gescheucht, das wäre herzerwärmend gewesen. Handschaltung ist allerdings keine Option mehr. Leider. Einige Daten zum Golf R wollen wir noch anfügen: EA888 evo 4 Motor, ebenfalls 320 PS, 2.0 Liter Hubraum und 420 Nm. Aus dem Stand und mittels Launch Control geht es in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Mit dem Performance Paket wird die V-Max auf 270 km/h angehoben. Die Preisliste im Golf R verfügt über ein „Muss“ und das ist das „R-Performancepaket“. Das R-Performance-Paket beinhaltet einen grösseren Heckspoiler, neue 19-Zoll-Räder, sowie die zwei zusätzlichen Fahrprofile special (Nürburgring-Modus) und Drift. Basispreis für den Golf 8 R: ab 59’100.00 CHF

Was bleibt also?
Mit einem Auto, dass sich selbst nicht so ernst nimmt sind wir an die Rennstrecke gefahren und verlassen haben wir sie mit einem noch grösseren Grinsen. VW kann das nun auch. Endlich liefern sie fahrdynamisch so ab, wie es sich gehört und das nicht nur in streng limitierten Versionen, wie dem Clubsport S. Der Tiguan R vervollständigt die Tiguan-Palette und ist bestimmt gut für alle, die sich an den verspielten Kupferdetails beim spanischen Konzernbruder stören. Doch unser Highlight war der Golf. Nach seinem bereits sehr positiven Alltagstest, war die Fahrt auf der Rennstrecke die noch fehlende Erfahrung und wir sind höchst zufrieden. Kaufempfehlung, aber denkt an das Performancepaket.

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