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VW Golf 8 GTI (245 PS)

Mit dem GTI geht es in Runde Acht. Behält auch die 8. Generation trotz des Entfalls der Handschaltung seinen typischen GTI Charakter? Schauen wir uns das in einer gemeinsamen Probefahrt mit dem VW Golf 8 GTI an.

Bevor wir losfahren beginnen wir mit einem Aussencheck. Da sind reichlich Modifikationen an der Karosserie vorhanden, die den GTI vom Basis-Golf distanzieren. Vorne zeigt ein durchgehendes Leuchtenband, dass hier ein Golf mit den optionalen „IQ-Light“ LED-Matrixscheinwerfern in unseren Testfuhrpark kommt. Hätte er das nicht, fänden wir spezielle Nebelscheinwerfer im Design einer Zielflagge vor, ähnlich wie wir es vom Renault Megane R. S. kennen. Doch bei uns ragt ein schmaler LED-Streifen von links nach rechts bis in die Scheinwerfer. Obwohl das nun mehrere neue Fahrzeuge in einem ähnlichen Rahmen haben, ist es eine schöne Reminiszenz an die durchgezogene rote Linie über die Front, die schon der Golf 1 GTI hatte. Das Heck ziert ein neuer GTI Schriftzug, der mittig direkt unter dem VW Logo platziert wurde. Die Endrohre sind im Durchmesser, gegenüber dem Vorgänger, etwas gewachsen und runden das Heck des neuen GTI hervorragend ab.

Haube auf und der 2.0 TSI Turbomotor oder besser gesagt, die Plastikabdeckung davon, strahlt den interessierten Autor an. Auch im Golf 8 GTI werkelt der EA888 evo4 Motor wie beim Skoda Octavia RS 245. Der Turbomotor entwickelt ein maximales Drehmoment von 370 Nm. Mit 1460 kg Kampfgewicht soll der Sprint von 0-100 km/h in nur 6,3 Sekunden passieren. Abgeriegelt wird der GTI erst bei 250 km/h. Serienmässig und ohne Alternative gibt es in der Schweiz das 7-Gang DSG-Getriebe. Wer also umbedingt einen Golf 8 GTI mit Handschaltung will, muss sein Exemplar aus dem Ausland importieren. Märkte wie Deutschland haben weiterhin die 6-Gang-Handschaltung im Angebot.

Fahren wir los und bleiben gleich beim Thema Gangwechsel. Schade, dass es die Handschaltung nicht mehr gibt. Erfahrungsgemäss wurde diese zwar nur bei knapp 20% der Käufe verbaut, doch die Verbundenheit zum Fahrzeug und das „Spüren“, die Verbindung zwischen Mensch und Maschine ist nochmals weit intensiver. Wir denken da gerne an den GTI Clubsport S zurück. Am DSG ist nichts auszusetzen, im Gegenteil. Es wirkt erwachsener. Das markante und pubertäre „DSG-Furzen“ beim Hochschalten im Sportmodus unter Last ist vollkommen passé. Die Schaltwippen wirken jedoch nicht besonders hochwertig, im Vergleich zum Octavia RS oder auch dem Vorgänger.

Der Schwerpunkt der Entwicklung beim neuen GTI lag auf der Abstimmung des Fahrwerks. Es wurde deutlich neutraler und dynamischer zugleich gestaltet. Vorne verbuchen wir neue Querlenkerlager, straffere Federraten (plus 5 Prozent) sowie den Hilfsrahmen aus dem erwähnten Clubsport S. Hinten gibt es ebenfalls Neuerungen. Neue Lager und 15 Prozent steifere Federn sollen das Ziel von einem sicheren, aber präzisen Golf GTI erfüllen. Die Differenzialsperre XDS, welche beim Vorgänger im Golf 7 nur in der Performance Variante zu finden war, ist nun serienmässig dabei. Die Sperre lässt ihn ohne Traktionsverlust aus Kurven herausbeschleunigen, auch wenn die Fahrbahn nicht komplett trocken und in einer Idealbedingung ist. Eine wahre Freude.

Erstmals kommt auch ein neues Fahrdynamikregelsystem zum Einsatz, das sich «Fahrdynamikmanager» nennt. Durch den Manager lassen sich DCC-Fahrwerk und XDS-Differentialsperre individueller abstimmen, für ein noch massgeschneiderteres Fahrverhalten. Und genau da punktet der 8er GTI. Ähnlich wie der Octavia RS 245 ist er so wandelbar wie das berühmte Schweizer Taschenmesser. Im Alltag mit genügend Restkomfort, einem wahnwitzig-tiefen Autobahnverbrauch mit nur 5,1 Liter auf 100 km (bei normaler Fahrweise in gemischten Zonen über 80 km/h, 100 km/h und 120 km/h durch die Ostschweiz) und gleichermassen auf Knopfdruck einem sportlichen Erlebnis.

Klar, ein „sportliches Erlebnis“ bedeutet nicht, dass es eine Fahrmaschine wie ein GTI Clubsport S geworden ist, aber es reicht, um auf dem Heimweg eine Autobahnabfahrt früher abzufahren und noch einige kurvige Landstrassen mitzunehmen. Da lenkt er präzise ein und sofern man die Dämpferhärte über das DCC auf ultra-straff stellt, kann man ihn nun vor der Kurve etwas anstellen, so dass er durch die überharten Dämpfer mit dem Heck frech mitlenkt. In der Mitte des Drehzahlbandes könnte man die Leistung auch auf mehr als 245 PS schätzen, so satt wie er das Gas annimmt und kräftig anschiebt. Soweit so gut. Vom Auspuff kommt nicht viel, aber leider umso mehr aus den Lautsprechern in den Innenraum. Ja, vielleicht ist er nicht das emotionalste Gefährt in seiner Klasse, aber bestimmt einer der besten Allrounder.

Im Innenraum hat die achte Generation GTI nun neue Sportsitze mit integrierten Kopfstützen erhalten. Der Karostoff auf den Sitz- und Lehnflächen darf in einem echten GTI nicht fehlen und ist auch in unserem Testwagen wieder zu finden. Gefällt! Neu ist auch das Multifunktionssportlenkrad, welches mit Touch Tasten ausgerüstet wurde. Die Mängel der Bedienung haben wir in unserem Artikel zum Golf 8 1.5 eTSI schon deutlichst ausgeführt, beim GTI wurde es nicht besser. Gut gefallen uns die GTI-relevanten Animation im „Digital Cockpit“ und das entsprechende GTI-Zusatzlayout mit grossem Drehzahlmesser in der Mitte und Details wie Tankinhalt, Ladedruck oder Temperaturen gleich daneben.

Neu gibt es im GTI eine harmann/kardon Audioanlage auf der Aufpreisliste, die dem alten Dynaudio-System weit überlegen ist. Leider nicht überlegen sind einige Materialien, wenn man die GTI-Generation 7 direkt daneben parkt. Auch der kleine Automatikwähl-„Stöpsel“ kann nicht überzeugen. Unser Testwagen war mit dem serienmässigen Infotainmentsystem ausgerüstet, was sich «Discover Media» nennt und im Durchmesser 10-Zoll beträgt. Optional gäbe es noch das „Discover Pro“ mit ebenfalls 10-Zoll Bildschirmdiagonale. Beeindruckend ist das x-beliebig-einstellbare Ambientelicht, welches an Schalttafel, Türverkleidungen, Smartphone Box und Fussraum eine Vielfalt an Farbvariationen bietet.

Was bleibt also?
Der ideale Alltags-Dynamiker für Junge und junggebliebene Erwachsene bleibt der GTI auch in der achten Generation. Er widmet sich dem idealen Spagat zwischen Sport und Alltag und schafft das mit beeindruckender Präzision, während Konkurrenten aus Korea, Japan oder Frankreich vielleicht schneller und emotionaler sind, aber dann im Alltag ihre Nachteile haben. Wir freuen uns sehr auf die weiteren Sport- und Sondermodelle wie den GTI Clubsport den R oder vielleicht sogar ein Clubsport S? Wir lassen uns überraschen.

Verbrauch & Preis
Der Basispreis für den VW Golf 8 GTI liegt bei CHF 45’950.-. Unser Testwagen in «Kings Red Metallic» mit optionaler Ausstattung landet dann bei CHF 52’507.-. Witziger Fun-Fact nebenbei: Im Alltag fahre ich einen Golf 4 GTI 25 Years Edition, welcher zu seiner Zeit einen Neupreis von exakt CHF 45’950.- hatte und vier Generationen später (zwar nicht als GTI Sondermodell), steht genau der gleiche Preis wieder bei einem Golf GTI im Preiskatalog. Fun-Fact Ende. 😊
Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 8,1 Liter auf 100 km.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in Reflexsilber Metallic, Leichtmetallfelgen „Estoril“ schwarz 8J x 19 – Reifen 235/35 R19, IQ.LIGHT LED-Matrix Scheinwerfer

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