Es ist der 10. Oktober 2021 – der Sonntag im Herbst startet kühl. Die Sonne hat nach einer kalten Nacht ein gutes Stück Arbeit, die Temperaturen am Tag in für uns Menschen angenehme Höhen zu bringen. Während Sie hoffentlich gerade unsere Sonntagslektüre gelesen haben, genossen wir einen Kaffee und schauten dem Fahrerlager zu, wie die Teilnehmer ihre Fahrzeuge aufreihen. Das ganze Dorf hat grosszügig den Platz vor dem eigenen Haus zur Verfügung gestellt und jeder Fahrer findet hier mittels seiner Startnummer seine eigene Parkposition. Die Stimmung ist ausgelassen, für viele Teilnehmer ist es der letzte Ausritt mit ihrem Oldtimer, bevor dieser wieder in den Winterschlaf geht. Ein besonderer Tag also.
Besonders ist es nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Veranstalter und das Dorf. Das Rendezvous am kleinen Klausen fand am 10. Oktober 2021 nach 71 Jahren zum ersten Mal wieder in seiner ursprünglichen Form statt. Das bedeutet, dass am selben Tag auf derselben (abgesperrten) Strecke Fahrradfahrer, Motorradfahrer und Fahrzeuge fahren. Eine fantastische Konstellation, die seinesgleichen sucht.
Das hat sich herumgesprochen. Die Veranstalter waren erstaunt über 120 Anmeldungen für die Oldtimer-Kategorien, 20 Oldtimer-Motorräder, über 30 Rad-Retro-Fahrer:innen und über 30 Teilnehmer:innen am Radrennen. Die Devise war klar: Es ist ein Revival. Kein Rennen. Die Oldtimer fahren Showläufe, nur das Radrennen ist kompetitiv.
Wie in der Vorschau zum «Kleinen Klausen» erwähnt, ist die Strecke eine meiner “Hausstrecken”. Weniger als fünf Fahrminuten von meinem Zuhause entfernt, dient sie mir als Grundlage für fast jede Ausfahrt, mit oder ohne Testwagen. Wunderschön gelegen, erstreckt sie sich über den Reiat und bietet einen tollen Blick auf den Hohentwiel und das angrenzende Deutschland. Die Kühe am Wegrand sind entspannt, hier ist die Welt noch in Ordnung. Heute sowieso.
Es gab ein kurzes Fahrerbriefing und die Motoren wurden angelassen. Die Startnummer 1, der originale Siegerwagen der Rallye Monte Carlo 1970, ein Porsche 911 S eröffnet den Reigen. Sein Boxer-Rennmotor hat ihn schneller angekündigt, als der Streckensprecher die komplette Geschichte davon erzählen konnte. Das Publikum war schlagartig wach: Rendezvous am kleinen Klausen – das wird gut! Mit etwas Abstand kam hinter dem geschichtsträchtigen Elfer, ein Bugatti Typ 51 aus dem Jahre 1928, ebenfalls ein besonderes Juwel. Weitere Highlights im ersten Starterfeld waren der Merly Formel Ford, ein La France Typ 12 aus dem Jahre 1917 mit 14,5 Litern Hubraum, ein Lancia Delta HF Integrale Gruppe A (1989) und natürlich auch die Renault Alpine A110 1600 S Gruppe 4 aus dem Jahre 1969.
In den nachfolgenden Kategorien fuhren Fahrzeuge mit Strassenzulassung, die nicht minder-spektakulär das Publikum begeistert haben. Die Zeitreise ging zurück bis ins Jahre 1909, vertreten von einem Ford T-Modell mit 20 PS, der vor einem weiteren T-Modell aus dem Jahre 1912 den Berg hochgefahren ist. Speziell zu erwähnen waren auch die Mitglieder des MINI Clubs, die mit zahlreichen Teilnehmern und ihren «Classic MINIs» den Opfertshofemer bestritten haben.
Dazwischen gab es Showeinlagen der «schnellsten Badewanne der Welt» (laut dem Guinness-World-Records-Buch) mit verschiedenen Karts, sowie die Bergfahrten der Oldtimer-Motorräder, den Zieleinlauf der Rad-Retro-Rundfahrt und ein Radrennen. Das Publikum hat die Anstrengungen, die vorab getroffen wurden, gewürdigt und kam zahlreich. Rund 4’000 Besucher genossen die Atmosphäre von Motorenlärm, Benzingeruch und etwas Muskelkraft der Fahrrädler, eingepackt in einer wunderschönen Landschaft.
Was bleibt also?
Das 1. Rendezvous am kleinen Klausen in Opfertshofen SH war eine gelungene Veranstaltung. Der kleine Klausen muss sich nicht vor grösseren Bergrennen verstecken, im Gegenteil. Klein aber fein ist die Devise. Die Kombination zwischen Fahrrad und Oldtimer funktioniert. Sie schlägt sogar Brücken und lässt zwei Gruppen gemeinsam auf denselben Nenner kommen, die sich im öffentlichen Strassenverkehr sonst eher gegenseitig im Weg sind. Hoffentlich bald wieder.
Mehr Impressionen:
Die komplette Bildergalerie von unserem Fotografen Florian Horz © Ringpressions gibt es in unserem Google Photo-Ordner:
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