Ein neuer Lebensabschnitt erfordert neue Ideen – oder in meinem Fall, ein Abenteuer auf vier Rädern. Wegen eines grossen Umbaus meines zukünftigen Hauses hiess es für mich: „On the road“. Statt in Baustellenstaub zu versinken, entschied ich mich für das, was ich schon immer einmal tun wollte: Ein Auto evaluieren, das perfekt für einen längeren Roadtrip geeignet ist und mich damit auf den Weg machen. Ziel? Sizilien. Begleiter? Meine Hündin «Monza», etwas Gepäck, etwas Ungewissheit und ein MINI John Cooper Works Countryman mit 306 PS, Allrad und einer guten Portion Charakter.
Anmerkung der Redaktion: Die Bilder der Reise wurden mit einem Smartphone aufgenommen. Wir bitten um Verständnis, dass die Qualität der Aufnahmen dadurch möglicherweise nicht ganz den üblichen Standards entspricht.
Warum ein MINI? Eine emotionale Entscheidung
Die Wahl des MINI hatte nicht nur praktische Gründe, sondern auch eine persönliche Geschichte. Mein Audi e-tron, sonst mein treuer Begleiter, läuft aufgrund eines Batterie-Rückrufs seit einem Jahr nur noch auf 80 % Ladevolumen – ein Desaster über das wir separat berichten werden. Die schwache Elektroinfrastruktur in Süditalien machte klar: Ein Roadtrip mit dem e-tron wäre keine gute Idee. Der MINI hingegen war die perfekte Alternative, denn er bot Leistung, Reichweite und das gewisse Etwas. Doch da war mehr.
Ich hatte bereits von 2012 bis 2017 einen MINI JCW Dreitürer besessen, ein Auto, das ich liebte. Leider wurde er wenige Monate nach meinem Verkauf durch den neuen Besitzer bei einem tragischen Unfall zerstört. Von vier Insassen starben zwei. Diese traurige Geschichte liess mich den Wunsch hegen, irgendwann wieder einen MINI zu besitzen – und dieser Roadtrip war der perfekte Moment dafür.
Ein weiterer entscheidender Grund für die Wahl des MINI war, dass ich bewusst kein deutsches Premiumauto wie einen Porsche, Audi, BMW oder Mercedes wollte. Unter dem Radar zu bleiben war mir wichtig, gerade in Regionen, wo Diebstahl oder Raub keine Seltenheit sind. Der MINI ist da die perfekte Balance: sportlich und stilvoll, ohne die Art von Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die ich vermeiden wollte.
Zu guter Letzt: Kein Auto schreit für mich mehr Abenteuer als ein MINI. Diese ikonische Marke, mit ihrem britischen Charme und ihrer Agilität, verbindet für mich Spass, Freiheit und ein Hauch Nostalgie. Ich wollte dieses Kapitel unbedingt abschliessen und so wurde dieser MINI mein Reisegefährte.
Die Wahl des Fahrzeugs: Ein MINI für alle Fälle
Der MINI John Cooper Works Countryman mit 306 PS und Allrad war eine durchdachte Wahl. Die 231-PS-Version, die ich getestet hatte, war mir schlichtweg zu lahm. Der 306-PS-MINI hingegen hatte alles: Genug Leistung, ein 8-Gang-Automatikgetriebe für leises Dahingleiten auf der Autobahn, Allradantrieb für schwierige Verhältnisse, Platz für meine Hündin und zwei Monate Gepäck sowie nützliche Features wie adaptiven Tempomat, Apple CarPlay und eine Reichweite von mindestens 750 Kilometern.
Mit einem frischen CH-Kleber, einem Mautpiepser und einer gehörigen Portion Vorfreude war der MINI bereit für seinen Einsatz. Doch ob er nach diesem Abenteuer bleibt? Das ist noch offen.
Von der Schweiz nach Sizilien: Eine Reise voller Kontraste
Die Route führte mich durch das Tessin, über die Grenze, vorbei an den Hügeln Norditaliens und über die Autobahn bis in die Toskana. Doch die Reise war nicht ohne Herausforderungen. Am ersten Tag sorgte ein LKW-Unfall für zwei Stunden Stau, aber mit Klimaanlage, entspanntem Sitzkomfort in den JCW-Schalensitzen und einer Hündin, die entspannt schlummerte, verging die Zeit fast wie im Flug. Zwischenstation: Siena, Toskana. Verbrauch bis dahin, 6.4 Liter / 100 km.
Die Fahrt geht weiter. Die Autobahn nach Kalabrien sollte ins Weltkulturerbe gemeisselt werden, nach Rom und besonders nach Neapel wurde es wunderschön kurvig, wenig Verkehr, hügelig, viele Tunneldurchfahrten, tolle Aussicht – da tankt man (Verbrauch bei 10+ Liter / 100km) gerne zwischendurch nach, einfach um die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht senken zu müssen. Die zweite Übernachtung führte mich nach Catanzaro und ins PM Hotel Catanzaro Albergo Sociale, ein überraschend einladendes, praktisch neues Business-Hotel. Der Rezeptionist begrüsste mich in reinem Schweizerdeutsch, nachdem er mein Nummernschild erkannt hatte. Er stammte aus Luzern, liebte Hunde und war begeistert, jemanden aus der Schweiz zu treffen, der grosse Vorfreude auf Süditalien hatte. Ein schöner Zufall, der den langen Tag auf der Strasse mit einem tollen Gespräch abrundete.
Regenstürme, Schlamm und sizilianisches Chaos
Die Ankunft auf Sizilien war filmreif: Zwei Wochen vor meiner Ankunft hatte der Ätna Lava gespuckt und der Regensturm kurze Zeit nach meiner Ankunft per Fähre vom italienischen Festland verwandelte die Insel in eine Kulisse, wie sie auch in einem Katastrophenfilm hätte vorkommen können. Der Regen wirbelte nicht nur Lavastaub und Sand auf, sondern vermischte das zu einer gelb-braunen Regenwand, die nebst Aquaplaning auch für schlechteste Sichtverhältnisse gesorgt hat. Die Strassen waren bedeckt mit dieser unheimlichen Mischung Schlamm, die kleineren Wege zu meinem Ferienhaus wurden zu einem schlammigen Hindernisparcours.
Hier zeigte der MINI seine Stärken: Der Allradantrieb zog uns souverän durch jede Schlammschicht, jedes Schlagloch und über die zum teils nicht-asphaltierten Wege hinweg. Mein Ferienhaus ausserhalb von Cattolica Eraclea, „Mortiletta, il carrubo„, war ein absoluter Traum. Dieses moderne und gut ausgestattete Haus, das ich über Airbnb gebucht hatte, bot nicht nur schnellen Internetzugang und erstklassige Annehmlichkeiten, sondern auch einen spektakulären Blick über das Tal bis zum Meer. Perfekt für unvergessliche Sonnenuntergänge! Die Lage war abgelegen, was für dringend benötigte Ruhe und Erholung sorgte.
Alltag im Paradies: Pool, Arbeit und Naturerlebnisse
Jeden Morgen begann ich mit einem Sprung in den Pool – die perfekte Erfrischung, bevor ich mein MacBook im Remote-Office aufklappte. Die Arbeit im Freien, umgeben von der Weite des Tals und dem Blick auf das entfernte Meer, fühlte sich beinahe surreal an.
Hier war kein Platz für Hektik oder Ablenkungen – genau das, was ich nach dem nervenaufreibenden Hauskauf mit all seinen Hürden so dringend brauchte. Nur darf man sich nicht einreden, dass im Remote-Office die Arbeit ein anderer macht. Schon gar nicht, wenn man zwei Firmen im Alleingang führt und zusätzlich noch den Bauleiter aus der Entfernung koordinieren muss. Die Idylle täuschte nicht über den täglichen Balanceakt hinweg – aber sie half, ihn mit kühlem Kopf zu bewältigen.
Allerdings bedeutete dieser Balanceakt auch, dass vielleicht etwas weniger Zeit zum Erkunden der Umgebung blieb, als ich es mir gewünscht hätte. Dennoch boten die wenigen Ausflüge, die ich mir gönnte, eine willkommene Abwechslung und unvergessliche Eindrücke – von atemberaubenden Küstenlandschaften bis hin zu verschlungenen Bergstrassen.
Für meine Hündin «Monza», die sich bisher nur unsere kleine aber feine Attika-Wohnung gewohnt war, war der eingezäunte Garten eine Entdecker-Oase, doch das tägliche Gassigehen gestaltete sich knifflig. In der unmittelbaren Umgebung waren freilaufende Schaf- und Ziegenherden, die von imposanten Herdenschutzhunden bewacht wurden – Begegnungen, die wir lieber vermieden. Daher machten wir uns oft auf den Weg in ein Naturschutzreservat am Meer, etwa 40 Minuten entfernt. Dort konnten wir gemeinsam spazieren gehen, fernab von Herden und freilaufenden Hunden.
Obwohl die Küste malerisch war, fand «Monza» keinen Gefallen am Wasser. Wellen und Meer waren ihr unheimlich und so begnügte sie sich damit, die Dünen und Wege zu erkunden, während ich die salzige Luft und das sanfte Rauschen der Wellen genoss. Die Kontraste zwischen den Bergen und der Küste waren hier besonders beeindruckend.
Gut eingelebt und eine leichte Bräune angesetzt, machte ich einige Bilder vom MINI im Sonnenuntergang vor dem Ferienhaus und fuhr anschliessend durch das erste Bergdorf runter zum Meer, als ich an einer Kreuzung in einem weiteren kleinen Dorf das dritte Auto in der Reihe war. Der Fahrer des ersten Wagens bog ab, der zweite wollte ihm folgen, hielt dann aber plötzlich an. Es war dieser Moment des Zögerns, der den Verkehr ins Chaos stürzte. Der Wagen hinter mir bemerkte die Situation zu spät und rollte mir ins Heck – nichts Ernstes, aber genug, um uns beide zum Anhalten zu zwingen.
Während wir die Details austauschten und den Rempler aufnahmen, hätten die anderen Fahrzeuge einfach um uns herumfahren können. Stattdessen führte ein Mangel an Verkehrserziehung zu einem wilden Potpourri aus Hupkonzerten und erhitzten Diskussionen um den Vortritt des Verkehrs vor und hinter uns. Nichts ging mehr. Es dauerte nicht lange, bis sich eine kleine Rudelbildung bildete, bei der sich alle lautstark beschuldigten, schubsten aber keiner wirklich etwas davon hatte. Che disastro!
Dabei gab es gute und schlechte Momente.
Eines meiner Highlights war die Erkundung der legendären Targa Florio. Diese historische Rennstrecke, die von 1906 bis 1973 im Madonie-Gebirge stattfand, führt durch pittoreske Dörfer, vorbei an saftigen Wiesen, Obsthainen und schroffen Felsen. Es war, als würde ich durch eine Postkarte aus den 1960er-Jahren fahren – Italien in seiner schönsten Form. Mit dem MINI war es ein Genuss, die Serpentinen zu meistern. Klar, ein reinrassiger Sportwagen hätte hier sicher auch Spass gemacht, doch für den Rest der Reise wäre er wohl deutlich weniger praktisch gewesen.
Nach einer Etappe hielt ich an einer Piazza in einem malerischen Dorf, das aussah wie aus einem Modellbaukasten: gepflegte Sandsteinfassaden, saubere Strassen und ein lebhaftes, aber entspanntes Ambiente. Bei einem Espresso auf der Terrasse eines kleinen Restaurants bewunderte ich die Szenerie, während ein älterer Herr meine Hündin Monza mit einem freundlichen „Bello cane!“ kommentierte, bevor er sich wieder seiner Zeitung widmete – Sizilien in seiner Essenz.
Doch die Fahrerei auf der Insel hatte auch ihre Schattenseiten. Sizilianer fahren entweder viel zu schnell oder extrem langsam. Oft bleiben sie mitten in engen Dorfstrassen einfach stehen, um ein Gespräch mit einem Passanten zu führen. Dazu kommen Schlaglöcher, harte Asphaltübergänge, wilde Hunde, Füchse, Steine, fehlende Strassenbeleuchtungen, keine Linien und selten Leitplanken.
Bei Hitze wird der Asphalt schmierig weich, sodass der MINI schon vor dem Scheitelpunkt mit einem Lift-Off-Oversteer souverän eingefangen werden musste. Nach starkem Regen sammelten sich Sand, Schlamm und Kies auf den Strassen, die das Fahren zusätzlich erschwerten. Und nachts war Vorsicht geboten: Traktoren und Fahrzeuge ohne Licht biegen hier ohne Vorwarnung einfach in die Landstrasse ein.
Die Wege sind zwar geografisch gesehen kurz, aber eine 15-Kilometer-Strecke kann leicht 45 Minuten in Anspruch nehmen – selbst mit sportlichem Einsatz. Trotzdem ist Sizilien ein Juwel, besonders für Petrolheads. Leider wird die Schönheit der Landschaft oft von Müll getrübt, der sich ausserhalb der Ortschaften entlang der Strassen sammelt – ein Wermutstropfen inmitten all der Schönheit.
Kulinarische Highlights: La dolce vita auf dem Teller
Wer Sizilien bereist, kommt an gutem Essen nicht vorbei. Ich bin definitiv kein Food-Blogger und erst recht kein Food-Fotograf, aber ich konnte es trotzdem nicht lassen, einige der Delikatessen zu fotografieren.
Falls jemand in diese Ecke der Insel reist, möchte ich ihm einige gute Orte ans Herz legen:
– Locanda Perbellini al Mare: Direkt am Strand von Bovo Marina gelegen, mit kreativen Gerichten und einer unschlagbaren Aussicht.
– Ristorante e Pizzeria Angiò: Ein Zufallsfund, der so gut war, dass ich gleich mehrfach zurückkehren musste.
– Pizzeria Ninniria: Traditionelle italienische Pizza in Montallegro, die jede Fahrt wert ist. Traumhaftes selbstgemachtes Olivenöl.
Jede Mahlzeit war ein Erlebnis für sich – von frischem Fisch direkt aus dem Meer am Meer bis hin zu Pizzen, deren Zutaten deutlich intensiver waren als bei uns. Sizilien hat mich nicht nur durch seine Strassen, sondern auch durch seine Küche begeistert.
Weiter nach Rom: Poggio Catino und die römischen Berge
Nach einigen Wochen auf Sizilien packte ich erneut meine Taschen und machte mich auf den Weg in die Region um Poggio Catino, nordwestlich von Rom. Der Rückweg begann mit einer weiteren Übernachtung im in Catanzaro. Der Luzerner Rezeptionist war erneut anwesend und wir unterhielten uns über die Unterschiede zwischen der Schweiz und Italien – von den Strassen bis hin zu den Essgewohnheiten. Ein sympathischer Abschluss für meine Zeit in Süditalien.
Die Fahrt nach Poggio Catino führte mich durch einige der schönsten Landschaften Mittelitaliens. Die Berglandschaft oberhalb von Rom ist atemberaubend: äusserst gepflegt und ein Kontrast zu den Strassen Siziliens, ohne ein Magnet für Touristen zu sein. Die sanften Hügel, die mit Zypressen gesäumten Strassen und die winzigen Dörfer, die wie aus einer Postkarte wirken, strahlen eine fast meditative Ruhe aus. Che bellezza! Die Region ist bekannt für ihre Trüffel und natürlich musste ich diese Spezialität probieren. Pasta mit frischem, schwarzen Trüffel, serviert in einem kleinen Restaurant mit Blick auf die weiten Täler.
Hier zeigte der MINI erneut, warum er für enge Gassen und unebene Strassen gemacht ist. Der Ladedruck setzte früh ein und verwandelte jede Fahrt über die kurvigen, römischen Bergstrassen in ein wahres Vergnügen. Der MINI war wie geschaffen für die Mischung aus Abenteuer und Alltag.
Besonders hervorzuheben ist das Ristorante La Casina nel Parco, das mit seiner regionalen Küche und der idyllischen Lage jedes Abendessen zu einem unvergesslichen Erlebnis machte. Hier, inmitten von Hügeln und historischen Dörfern, fühlte sich jede Fahrt an wie eine Zeitreise – mit einem modernen Twist.
Rückkehr nach Schaffhausen: Der Kreis schliesst sich
Nach zwei erlebnisreichen Wochen in Poggio Catino machte ich mich auf den Heimweg. Der MINI hatte seine Aufgabe, trotz über 100’000 km auf dem Buckel mit Bravour gemeistert und ich hatte nicht nur neue Orte und Kulturen entdeckt, sondern auch die Freude am Reisen mit dem Auto wieder neu gefunden.
Fazit: Mehr als nur ein Roadtrip
Dieser Trip war mehr als nur eine Reise – er war eine Gelegenheit, durchzuatmen, die Welt neu zu entdecken und die Ruhe zu finden, die ich nach den anstrengenden Monaten so dringend brauchte. Der MINI John Cooper Works Countryman übertraf alle Erwartungen. Ob auf der Autobahn, wo er sich mit einem Verbrauch von 6,2 Litern als effizient erwies, oder auf den kleinen, verwinkelten Strassen Siziliens, wo er mit Dynamik und Agilität beeindruckte: Der MINI war in jeder Hinsicht perfekt.
Ob der MINI bleibt, ist noch ungewiss, eigentlich brauche ich keine zwei Crossover in meiner Garage, aber die Erinnerungen an den ersten grossen Roadtrip mit meiner Hündin im Gepäck bleiben auf jeden Fall. Sizilien, Italien und vor allem das „on the road“-Gefühl werden mir sehr gut in Erinnerung bleiben. Grazie, Italia. 😊