VW Golf 8 GTI Clubsport 45 (& VW Golf 4 GTI 25 Years Edition) / Alt & Neu

Volkswagen feiert in diesem Jahr den 45. Geburtstag des Golf GTI. Gefeiert wird das mit dem VW Golf 8 GTI Clubsport 45 und somit für uns Grund genug, zwei GTI Sondermodelle zu vergleichen. Einmal das aktuellste GTI Sondermodell und einmal meinen eigenen VW Golf 4 GTI 25 Years Edition. Dazwischen liegen genau 20 Jahre – wie viel GTI-DNA ist übrig geblieben? Schauen wir uns das an.

Starten wir mit einigen technischen Eckdaten. Beim Clubsport 45 ist das EA888 evo4 Aggregat verbaut, auch bekannt als VW’s Allzweckwaffe. Der 2.0 l TSI-Turbomotor leistet hier 300 PS und wird elektronisch auf ein maximales Drehmoment von 400 Nm begrenzt. Die elektromechanische Vorderachsquersperre verwaltet die Kraft bevor sie GTI-typisch an die Vorderachse geleitet wird. Erstmals wurde die Vorderachsquersperre ins Netzwerk des Fahrdynamikmanagers eingebunden. Es agiert somit je nach Fahrmodus verschieden und kann den Clubsport 45 auf nochmals höheres Grip Level anheben.

Nun zu den technischen Daten meines von der Community liebevoll ernannten „Jubi“ (Jubiläumsmodell). Der Golf 4 GTI als 25 Years Edition wird von einem 1.8 l Turbomotor beschleunigt. Er leistet serienmässig 180 PS und ein Drehmoment von 235 Nm, welches schon bei 1950 U/min ansteht und bis 5’500 U/min anhält. Selbstverständlich handgeschaltet und als damaliges Highlight sogar mit einem Sechs-Gang Getriebe ausgestattet. Vorderachsquersperre oder Fahrdynamikschalter, Sportmodus oder Auspuffklappen sucht man vergebens.

Schwenken wir zum optischen Teil. Der Clubsport 45 kommt im eleganten «Kings Red» mit Ausnahme des Daches samt Dachkantenspoiler, welche in Schwarz lackiert sind. Das „Kings Red“ ist etwas dunkler und facettenreicher, verglichen mit dem „Tornadorot“, welches man sonst auf vielen GTI-Modellen sehen kann. Die Lufteinlässe der vorderen Stossstange wurden gegenüber dem Golf 8 GTI vergrössert, damit mehr Luft zum Motor gelangt, um die vollen 300 PS sicherzustellen. Exklusiv im Race Paket, welches nur für den Clubsport 45 angeboten wird, sind die schwarz-glänzenden 19-Zoll «Scottsdale» Felgen mit schmalen Lackstreifen in „Tornadorot“. Die Akrapovic-Sportabgasanlage und auch die Schriftzüge an den Seitenschwellern sind ebenfalls Bestandteil dieses Paketes.

Grössencheck. 20 Jahre, da legt man schon mal ordentlich zu. Der Golf 8 GTI Clubsport 45 tritt an mit 4.28m Länge, 2.63m Radstand, 1.79m Breite und 1.45m Höhe. Der Golf 4 GTI 25 Years Edition kontert mit 4.15m Länge, 2.51m Radstand, 1.74m Breite und 1.44m Höhe. Interessant: Der aktuelle Polo ist mit 4.07m Länge, 2.55m Radstand, 1.75m Breite und 1.45m Höhe unterdessen näher am Golf 4 als dieser am Golf 8.

Ähnlich wie den „normalen“ Golf 8 GTI, gab es auch den Golf IV GTI mit einer ganzen Palette an Motoren und Leistungsstufen, wie zum Beispiel dem V5-Motor mit 150 PS oder später dann mit 170 PS. Ebenfalls wurde damals der GTI auch als 1.9 TDI mit verschiedenen Leistungsstufen angeboten. Besonders: Bei der vierten Golf Generation wurde der GTD ausgelassen und stattdessen GTI TDI genannt. Der «normale» GTI war mehr eine Ausstattungslinie, als ein echter GTI. Bis zu dem Tag im Jahre 2001, als das 25 Jahre Jubiläumsmodell vom Band rollte und von den Autojournalisten & GTI-Fans als der «richtige vierer GTI» erkoren wurde. Ausgestattet mit einem Spoilerkit rund um das Fahrzeug, wobei sich die an den Stossfängern befestigte, untere Lippe deutlich von der Ausstattungslinie GTI unterscheidet. Dazu neue Seitenschweller und ein kleiner, aber feiner Dachkantenspoiler runden das Paket ab. Diese Anbauteile waren, im Gegensatz zum normalen 4er GTI, alle in Wagenfarbe lackiert, wie in meinem Fall „Blackmagic-Perleffekt“. Doch was den Golf IV 25 Jahre Edition bis heute ausmacht und besonders hervorsticht, sind die BBS RC 336 in 18 Zoll. Meiner Meinung nach, wurde bei VW kein schöneres Rad mehr ab Serie verbaut.

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Im Innenraum von meinem 20 jährigen GTI Jubiläumsmodell sind Recaro-Sportsitze mit Logo und „GTI“ Schriftzug eingestickt. Der Dachhimmel und alle Säulenverkleidungen sind in Schwarz gehalten. Als Schaltknauf wurde, wie aus dem Golf 1 GTI bekannt, ein Golfball verwendet. Am Lenkrad, Bremshebel und Schaltsack wurde perforiertes Leder mit roten Nähten eingesetzt. Der Gurt ist mit roten Details abgesetzt. Das sind Details, die den GTI 25 Years Edition sehr deutlich von den normalen vierer GTI-Modellen abheben lässt. Die Aufpreisliste war nicht sonderlich gross. Bei meinem Exemplar wurde das „digitale Soundsystem“ von Nokia zusätzlich angewählt. Nokia. Ein Relikt. Beim aktuellen Sondermodell ist die Ausstattungsliste ebenfalls nicht sonderlich gross, denn vieles ist schon serienmässig an Bord. Unser Testwagen ist mit den Ledersitzen «Vienna» ausgestattet. Diese Sportsitze sind drei farbig gestickt, die Sitzflächen und Rückenlehne sind in schwarz/anthrazit gehalten. Ein helles Grau für die Seitenwangen und rote Kontrast- und Ziernähte zur Krönung. Dank dem perforierten Leder sind sie sogar mit einer Sitzlüftung ausgestattet. Der Rest ist ähnlich dunkel gehalten, wie im 25 Years Edition GTI und kleine, aber feine Akzente in rot zieren den Innenraum. Der ikonische Golfball findet leider keinen Platz mehr.

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Wir starten im älteren GTI und gönnen ihm eine kurze Aufwärmphase, die mir persönlich besonders wichtig ist. Er besitzt weitgehend originale Fahrwerksteile mit Ausnahme von neuen Fahrwerksbuchsen sowie Kugelköpfe an der Vorderachse. Die Kurven stehen am Horizont. Eine Konfigurationsmöglichkeit von Strasse auf „Sport“ sucht man vergebens. Hier ist der „one-size-fits-all-Ansatz“ der guten 2000er Jahre noch Programm. Anbremsen, einlenken und der Jubi taucht mit den kurvenäusseren Rädern ein und entlastet die Gegenüberliegenden. Die Präzision endet hier. Was sich hier in der Kurve mit Neigung bemerkbar macht, dankt auf der normalen Strasse mit gutem Restkomfort. Der Golf 4 GTI begleitet mich seit über 8 Jahren tagtäglich, Testwagen ausgenommen. Die Lenkung ist um die Mittelstellung nahezu gefühlstot, wobei sie dann nach der Uhrstellung 10 ab oder 10 vor, mit erstaunlich viel ehrlichem Feedback glänzt. Hydraulische Servolenkung anno dazumal halt. Grundsätzlich kann man die sportliche OneMoreLap in einem serienmässigen 20 Jahre alten GTI mit einer Runde Jogging in Gummistiefeln vergleichen. Warum? Steigt man direkt von einem modernen Auto in den Golf 4 GTI Jubiläumsedition ein, spürt man ganz deutlich, was in den letzten 20 Jahre bei Karosserie, Versteifungen, Lenkung und Fahrwerkstechnik passiert ist. Schön ist das Getriebe, welches dank einer Schaltwegverkürzung den Fahrer knackig die Gänge sortieren lässt. Seine Leistung bringt er dank 225er Reifen gut auf den Boden und man erleidet praktisch nie Traktionsverlust. Es sei denn, es regnet. Wie doch ein Zitat von Walter Röhrl besagt: «Alles ohne Allrad ist ein Kompromiss.» und da stimmen wir ihm zu.

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Also raus aus dem Jubi und rein in den Golf 8 GTI Clubsport 45. Wir steuern die gleiche Strecke an und sofort wird klar, wie straff die Ingenieure das Fahrwerk auf Sport abgestimmt haben, wie die Lenkung um Meilen verbessert wurde und die Wankneigung praktisch inexistent geworden ist. Was man dafür umso mehr spürt, sind die Antriebskräfte im Lenkrad. Es zieht und zuckelt spürbar in Kurven, besonders im Vergleich zum Golf 8 R. Der Nürburgring-„Special“-Fahrmodus ist für unsere Landstrassen perfekt geeignet. Das Fahrwerk ist deutlich weicher, spricht weniger nervös auf Bodenwellen an, die Lenkung ist präzise ohne übermässige Sportlichkeit suggerieren zu wollen, während die Motor-Kennlinie weiterhin sehr sportlich bleibt und frech auf jeden kleinsten Gasbefehl anspricht. Die Bremse lässt sich gut dosieren, packt bissig zu. Der Klang ist dank Akrapovic-Abgasanlage lobenswert (für ein Fahrzeug von 2021, mit OPF). Der Golf 8 GTI Edition 45 kommt wohl am ehesten an unseren Lieblingsgolf heran, den Golf 7 GTI Clubsport S. Was fehlt? Der Clubsport S hatte satten Sturz, ein noch leichteres Heck und die vorzügliche Handschaltung. Dafür hat der 8er Edition 45 alle Gimmicks für den Alltag, von Assistenzsystemen über Apple Carplay, Rückfahrkamera und mehr. Eine Limitierung der Stückzahl gibt es keine.

Was bleibt also?
20 Jahre liegt zwischen diesen zwei GTIs. Der Golf 4 25 Jahre Edition ist auf dem Weg ein Klassiker zu werden, während der Golf 8 GTI Clubsport 45 bewiesen hat, dass er ein würdiger Nachfolger darstellt und die perfekte Wahl für Golf-Käufer ohne Bedarf für Allrad ist. Die eine oder andere Reminiszenz an die alten Golfmodelle fehlt uns zwar, das Bedienungssystem mit den Touchflächen ist weiterhin mühsam und auch eine Handschaltung hätten wir gerne nochmals gesehen, doch der VW Golf 8 GTI Clubsport 45 wird seinen eigenen Platz im Kreise der heissen Kompaktwagen finden und sich gekonnt da einordnen, ohne sich allzu sehr der Konkurrenz stellen zu müssen. Golf & Jubiläumsmodell halt.

Verbrauch & Preis
Der Basispreis für den VW Golf 8 GTI Clubsport 45 liegt bei CHF 53’550.- unser Testwagen in «kings red metallic» mit optionaler Ausstattung landet dann bei CHF 64’250.-. Der Verbrauch lag bei zügiger Fahrweise im Schnitt bei 8,4 Liter auf 100 km.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in Oryxwhite Perlmutteffekt, Leichtmetallfelgen «Scottsdale» schwarz 8J x 19 – Reifen 235/35 R19