Mit ihrer SUV-Offensive hat Skoda einen echten Nerv getroffen. Obwohl wir diese Sparte zwar eher belächeln, sind die Kunden heiss auf den Kodiaq und seinen kleineren Bruder Karoq. Im Mai 2019 hatten wir den Skoda Kodiaq RS (VFL), damals noch als 2.0 Bi-TDI bei uns im Test. Nach dem aktuellsten Update wurde der Diesel gestrichen, RS heisst nun TSI und nicht mehr TDI.
Um den Kodiaq RS auf Herz und Nieren zu prüfen haben wir uns auf einen Trip an die Ostsee eingelassen. Doch beginnen wir vor der Haustür, dort wartet nämlich der Kodiaq RS schon auf uns.
Äusserlich gab es im letzten Sommer (2021) eine Verjüngungskur. Davon hat insbesondere die Frontpartie ein sehr deutliches Update erhalten. Die Frontstossstange verfügt nun über eine dynamischere, eigene Zeichnung, wodurch die Scheinwerfer etwas schmaler ausfallen. Diese sind erstmalig im Kodiaq erhältlich, als Voll-LED-Matrix ausgeführt. Spezielle Felgen, die an ein Elektro-Auto erinnern, reduzieren den Luftwiderstand und verbergen den Blick auf die Bremsanlage.
Netter Nebeneffekt: Genau so wenig wie wir auf die Bremsanlage sehen können, gelingt es dem Bremsstaub, sich aussen auf der Felge festzusetzen. Hinten ist das Skoda Logo einem Skoda Schriftzug gewichen und es sind echte Endrohrblenden vorhanden, auch der externe Soundgenerator vom Diesel-Kodiaq-RS ist endlich weg, nur der für den Innenraum, der ist leider weiterhin aktiv. Doch dazu später mehr.
Im Inneren hat sich, im Vergleich zum Vorfacelift, lediglich das Lenkrad der Neuzeit angepasst. Die Schaltflächen wurden neu angeordnet und Einzug fanden neue freistehende Chrom-Drehregler für Lautstärke und um im 10,25 Zoll Display des Virtual Cockpit zu navigieren. Die Verarbeitung ist weder über- noch unterdurchschnittlich. Ab und an gibt es nette RS-spezifische Details, wie Türinlays in Alcantara mit Rautensteppung, die man auch auf den Sitzen in Rot wieder findet. Die Armaturentafel mit der Handschuhfachabdeckung im „Carbon-Look“, sowie rote „Nähte“, die ins Plastik entlang der oberen Kante des Armaturenbretts eingenäht sind, alles garniert in viel Hartplastik, aber das ist wo der Kodiaq herkommt und warum ihn seine Kunden lieben. Ein bezahlbares Platzwunder mit Allrad im SUV-Kleid.
Erstmals werden im Kodiaq auch ergonomische Sitze angeboten. Diese lassen sich zusätzlich auf Wunsch belüften und verfügen über eine Massage-Funktion. Unser Testwagen war mit den serienmässigen-RS ausgestattet, also weder Massage, noch zertifizierte Ergo-Sitze für uns. Das CANTON Soundsystem wurde im Rahmen der Überarbeitung ebenfalls erweitert. Nun sind satte zehn Lautsprecher im Fahrzeug verbaut, statt wie bisher acht. Die zwei zusätzlichen Lautsprecher befinden sich vorne in der Türverkleidung und tragen einen Chromring.
Mit dem Facelift verschwindet auch der 240 PS starke 2.0 Bi-Turbo-Diesel aus dem Kodiaq RS. Aktuell wird der RS nur mit dem 245 PS starken 2.0 TSI-Motor angeboten. Bekannt ist das Aggregat unter dem Codenamen EA888 evo4 und werkelt auch im Octavia RS oder im Golf 8 GTI. Standardmässig mit Allradantrieb und mit einem 7-Gang-DSG verbunden. Das Drehmoment sinkt von 500 Nm bei 1’750 U/min, auf 370 Nm bei 1’600 – 4’300 U/min. Viel wichtiger: Die Sprintzeit sinkt von 6,9 Sekunden von 0-100 km/h auf nur 6,5 Sekunden. Insgesamt steigt die Fahrfreude ggü. dem Selbstzünder, wenn wir uns auch noch etwas mehr Leistung gewünscht hätten.
Die Lärmemissionen erzeugt in erster Linie nicht der Motor, sprich die Abgasanlage, sondern das im VW Konzern weit verbreitete Soundmodul. Die Einen lieben es, die Anderen hassen es. Ich gehöre der zweiten Gruppe an. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin der erste der laute und brummende Fahrzeuge bevorzugt, jedoch kann sich ein Vierzylinder auch dank „häuslichen“ Veränderungen sportlich anhören und es sollte nicht einfach ein Soundgenerator mit dem Brabbelnder_V8.mp3-Soundfile auf die Insassen losgelassen werden. Besonders ärgerlich: Wenn man den Soundgenerator abschalten will, muss man das dem Skoda Kodiaq RS nach jedem Neustart beibringen. Da er immer im «normalen» Modus startet, wo das Soundmodul aktiv ist.
Wir starten unsere Reise Richtung Ostsee. Platzmangel dürften wir keinen haben, der Kodiaq RS befördert in unserem Falle nur zwei Personen und etwas Gepäck, ist aber ausgestattet mit drei Sitzreihen und sieben Sitzen. Die Android Auto App über Mirrorlink auf dem «AMUNDSEN» Navi kalkuliert, dass wird in 8 Stunden 23 Minuten in Berlin auf dem Parkplatz ankommen sollten.
Gesagt getan. Daraus wurden knappe 9 Stunden Fahrzeit und etwas mehr als eine Stunde haben wir für Mittagessen und Tankstopps gebraucht. Angekommen sind wir ganz entspannt, auch dank dem adaptiven Tempomaten, der bis 210 km/h regelt. Das Fahrwerk auf «comfort» macht den Kodiaq zwar nicht zur Sänfte, jedoch bleibt Restkomfort, ohne durchgerüttelt zu werden.
Wir verbringen wenige Nächte in Berlin, um letztendlich zu unserem Ziel zu gelangen, die Ostsee. Doch davor geht es, mit kleinem Umweg, nach Wolfsburg. Natürlich haben wir im Voraus eine Werksbesichtigung gebucht. Damit man uns keine Werbung oder Einflussnahme vorwerfen kann, lief das auch komplett auf eigene Rechnung. Kosten hin oder her, eine solche Führung kann ich jedem nur empfehlen. Wer technisch interessiert ist, sollte die Herstellungsstädte seiner Lieblingsmarke auch mal von Innen gesehen haben. Mich hat das Werk in Wolfsburg geprägt, als ich meine Abschlussarbeit über dieses Werk geschrieben habe.
Leider ist auf dem Werksgelände Foto & Film Verbot und ich konnte davon kein Bildmaterial erstellen. Ich wollte es mir jedoch nicht nehmen lassen, das klassische Wolfsburg Foto zu knipsen, sowie den angetroffenen ID.Buzz an der Ladesäule.
Gestärkt und mit vollem Tank, gilt es noch die letzte Etappe zu meistern. Etwas weniger als 3 Stunden hat uns Google Maps vorgerechnet. Auch diese Kilometer steckt der Kodiaq mit uns zusammen einfach weg. Die letzte halbe Stunde, bis wir das Meer sehen, gehen runter von der Autobahn und über die Landstrasse. Damit der Kodiaq RS wirklich beweisen kann, dass er nicht nur geradeaus kann. Laut Skoda wurden beim Antriebsaggregat rund 65 Kilogramm eingespart. Der 2.0 Bi-TDI war satte 60 Kilogramm schwerer, die restlichen 5 Kilogramm macht das neue, leichtere 7-Gang-DSG aus. Trotz seiner üppigen Masse und seinem Gewicht, die normalerweise dem Diesel-Drehmoment entgegenkommen, wirkt er mit dem Benzinmotor lebendiger, sowieso drehfreudiger, aber auch insgesamt passender zum Skoda RS-Konzept.
Was bleibt also?
Den Wechsel von Dieselmotor auf den 2.0 TSI Benzinmotor rundet das Gesamtpaket „Kodiaq RS“ nochmals etwas besser ab. Schlägt im Verbrauch zwar etwas zu buche, ist jedoch das stimmigere Gesamtpaket.
Der Verbrauch lag im Schnitt bei 10,2 Liter Benzin / 100 km auf der deutschen Autobahn. Der Basispreis für den Skoda Kodiaq RS liegt bei CHF 57’860.-. Unser Testwagen mit optionalen Ausstattungen in der Aussenlackierung «steel grau spezial» liegt bei CHF 64’904.-.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp:
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