Wo könnte man einen BMW M2 besser testen als auf der Rennstrecke? Nirgends. Also ab nach Ungarn. Ungarn? Rennstrecke? Ja, nach anderen Tests in Silverstone, in Vallelunga oder auf der Nürburgring-Nordschleife ging es nun also an den Hungaroring. Eine Formel-1-Rennstrecke die nordöstlich von Budapest ihre 14 Kurven auf insgesamt 4,38 Kilometer verteilt.
Könnte unterhaltsam werden, denke ich mir auf dem Hinflug. Immer mit dem M235i M Performance Fahrbericht im Hinterkopf, wo ich eigentlich nicht viel zu bemängeln hatte. In welchen Lebenslagen kann der M2 also den M235i mit M Performance Zubehör übertrumpfen? Geht das überhaupt oder ist er sogar näher am ebenfalls schon getesteten BMW M3?
Nach einigen Kilometern im öffentlichen Strassenverkehr und dem neuen M6 mit Competition Paket geht es in den M2 und auf die Rennstrecke. Einmal hart anbremsen, einlenken und wieder herausbeschleunigen und schon ist klar, dass der M2 für den M235i mit M Performance Zubehör kein würdiger Vergleich ist. Viel eher müsste man M3 oder M4 aufbieten. Unglaublich, dieses kleine fahraktive Auto.
Ja er basiert zwar auf dem M235i, aber das komplette Chassis stammt von den grösseren Verwandten M3 und M4. Bis auf einige Ausnahmen, wie die Carbon-Kardanwelle oder die Räder, die aus Kosten und Platzgründen wegbleiben mussten. Wie uns Frank Isenberg, Projektleiter BMW M2, erklärt, hat man, wie beim Vorgänger 1ner M versucht, die Crème de la Crème aus den grösseren M-Brüdern in den kleinsten M zu pflanzen. So war es seine Vision, einen Mix zwischen dem legendären BMW 2002 Turbo und dem BMW M3 E46 entstehen zu lassen. Fahrdynamisch, klangtechnisch und auch optisch.
Klangtechnisch erfüllt er absolut diese Anforderungen. Dank Klappenabgasanlage gibt er den schönsten Reihensechserklang von sich, ohne dabei auf übertriebenes Knallen und sonstige pubertäre Sünden zurückzugreifen. Auch immer dabei, das wunderschöne Geräusch vom zischenden Twinscroll-Turbolader, der für 370 PS und 500 Newtonmeter (mit Overboost) sorgt. E46 M3 und 2002 Turbo at its best also.
Das Chassis kann erstaunlich gut den kürzeren Radstand im Griff halten. Frei von jedem Herumgezicke ist es lammfromm, gibt viel Rückmeldung und ist wunderbar spielerisch an den Grenzbereich zu führen. Hart anbremsen, den M2 an den Scheitelpunkt führen und wieder aus der Kurve herausbeschleunigen. Das hat Suchtpotenzial. BMW hat aber leider auf die adaptiven Dämpfer verzichtet, so nach dem Motto „one size fits all“. So genug jetzt aber mit den englischen Sprüchen.
Zurück auf die Rennstrecke. Leider gab es keine Möglichkeit den M2 mit der Handschaltung zu fahren, aber das optionale 7-Gang M Doppelkupplungsgetriebe (M DKG) macht seine Sache sehr gut. Mit Launch Control dauert der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h nur gerade mal 4,3 Sekunden und bis zu elektronisch abgeriegelten 250 km/h. Wer dann immer noch Bedarf hat, kann mit dem optionalen M-Drivers-Package den M2 bis zu 270 km/h schnell ausfahren. Warum das elektronisch geregelte aktive M Differenzial ein absolutes Schmankerl ist, gibt es im eingebundenen Video oben zu sehen.
Zeit für einen kurzen Aussencheck. Eine tiefgezogene Frontschürze mit grossen Lufteinlässen, muskulöse Backen, 19-Zoll-geschmiedete Aluminiumräder und die flache und breite Heckpartie mit der typischen M Vier-Endrohr-Abgasanlage. Leider kommt der M2 aber ohne Carbon-Dach, was ich, aus Optik-, aber auch Gewichtsschwerpunkt-Gründen sehr schade finde. Von Carbon und Leichtbau hat man schliesslich nie genug.
Innen gibt es viel Alcantara und Carbon. Blaue Kontrastnähte und M Prägungen sollen für Sportflair sorgen. Zu gerne hätten wir die fantastischen Sitze vom M3/M4 im M2 gesehen, aber wir müssen uns mit den Sportsitzen aus dem M235i abfinden. Dafür gibt es das M Sportlenkrad und der M Schalthebel. Verzichten müssen wir auf die M Dynamic Modi, die wir aus dem M3 bestens kennen. Die Gründe dazu erkläre ich im eingebundenen Video oben.
In der Schweiz gibt es den M2 ab CHF 69’900 und ist damit der preiswerteste Einstieg in die BMW M Abteilung. Fast schon ein Schnäppchen wenn man bedenkt, wie nahe der BMW M2 fahrdynamisch am M4 ist, die Preisdifferenz allerdings über CHF 20’000 ausmacht.
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