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Interview: Motorsportfotograf Florian Horz

Motorsportfotograf Florian Horz hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Er beherrscht es, die Linien der Fahrzeuge lebendig, im Einklang mit der Natur und der Rennstrecke herum so einzufangen, dass die Emotionen durch das Bild fühlbar werden. Man riecht den Wald und hört dann den Rennwagen vorbei donnern – alles nur von einem Foto.  Florian hat für uns das 1. «Rendezvous am Kleinen Klausen» fotografisch begleitet und uns dazu noch einige Fragen beantwortet.

In den letzten Jahren hast Du dir einen Namen gemacht mit Motorsportfotografie an der Nürburgring Nordschleife, aber kürzlich auch mit fantastischen Naturaufnahmen. Wie kamst du zur Fotografie?
Anfangs habe ich noch mit dem Handy fotografiert und versucht Lichtstimmungen festzuhalten, welches mir nur eher mittelmäßig gelang. Irgendwie packte mich der Ehrgeiz meine Bilder zu verbessern und ich beschloss mir eine Spiegelreflexkamera zu kaufen. Meine Wahl fiel auf eine Canon 77D, die am nächsten Tag direkt am Nürburgring ausprobiert werden musste.

Wie kam es zu Deinem Interesse an der Automobilfotografie?
Da die ersten Bilder mit der neu erworbenen Kamera absolut nicht meinen Erwartungen entsprachen, fasste ich den Entschluss, mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und lernte immer mehr dazu. Mein Ziel war es irgendwann einmal solche Bilder umzusetzen, wie es die „Profis“ tun.

Die Nordschleife verbindet Natur und Motorsport wohl wie kaum eine andere Rennstrecke, fasziniert Dich diese Verbindung?
Natürlich gibt es überall auf der Welt noch andere Rennstrecken, die einen sehr speziellen Charakter aufweisen. Die Nordschleife jedoch hat ein ganz einzigartiges Flair und ist zudem die längste permanente Rennstrecke der Welt.

Im Gegensatz zu vielen modernen Strecken, für die alles geebnet wird, ist die Nordschleife vor über 90 Jahren wie eine Berg- und Talbahn in die Eifel-Landschaft gebaut worden.

Was inspiriert Dich, wer sind Deine Vorbilder?
Ich habe mir bei vielen verschiedenen Leuten etwas abgeschaut und so am Ende meinen eigenen Stil erschaffen, wobei sich da Motorsport- und Landschaftsfotografie stark unterscheiden. Da wären Mads Peter Iversen, Nigel Danson, Kym Illman oder Mark Sutton, um mal ein paar große Namen zu nennen.

Was würdest Du sagen, ist das beste Bild Deiner bisherigen Karriere? Gibt es eine Geschichte dahinter?

Eines der Lieblingsbilder von Florian Horz. Es entstand während dem 24 Stunden Rennen 2019 an der Nürburgring Nordschleife.
Eines der Lieblingsbilder von Florian Horz. Es entstand während dem 24 Stunden Rennen 2019 an der Nürburgring Nordschleife.

Es gibt da dieses eine Bild, welches am 24-Stunden Rennen 2019 nachts um 3:27 Uhr entstanden ist. Es zeigt meine ersten Versuche einer Langzeitbelichtung und bis heute gefällt es mir jedes Mal dieses Bild anzusehen. Während die meisten entweder schliefen oder noch im Genuss des einen oder anderen Bieres waren, machte ich mich auf den Weg um die Nordschleife, um meine Fotoidee in die Tat umzusetzen und ich sollte belohnt werden… 😀

Hast du ein Motiv, welches Du in naher Zukunft noch ablichten möchtest?
Eins? Ich könnte Bücher damit füllen. Ständig kommen mir neue Ideen, wo und wann und bei welchem Wetter ich ein bestimmtes Bild machen kann.

Unter anderem stehen noch die Lofoten in Norwegen, Island oder zum Beispiel Madeira auf dem Plan.

Außerdem gibt es natürlich noch einige Rennstrecken, an denen ich gerne fotografieren würde. Ein Sonnenuntergang während dem 12 Stunden Rennen am Mount Panorama Circuit in Australien soll sehr einzigartig sein.

Was ist Dein Lieblingsteil des Foto-Prozesses? Vorproduktion, Postproduktion oder die Arbeit am Auslösedrücker?
Ein gutes Foto besteht immer zu 30% aus Planung, 30% Fotografieren und Technik, 30% Nachbearbeitung und 10% Glück.

Am Ende ist es einfach das Gesamtpaket, was mich glücklich macht, wenn ein Foto aus dem Kopf in die Tat umgesetzt werden kann und als Druckergebnis an der Wand hängt.

Was braucht man für ein gutes Foto von einem Auto? Wie kann man ohne tolles Equipment schöne Autofotografie betreiben?
Geht das überhaupt?
Anders als die Fotoindustrie es versucht uns glaubhaft zu machen, kann man auch schöne Autobilder mit günstigem Equipment machen. Ein sehr wichtiges Werkzeug, gerade bei der Fotografie von Autos, ist ein Polarisationsfilter, der es erlaubt, unschöne Spiegelungen in Scheiben oder auf dem Lack verschwinden zu lassen. Wenn man keine Kamera besitzt, ist das nicht weiter tragisch. Solch ein Filter lässt sich auch ganz einfach vor eine Handykamera halten und bringt bei stehenden Autos schon gute Resultate.

Bei fahrenden Autos und Rennaction kommt man leider nicht um eine Kamera herum, um die Einstellungen, die ein Handy automatisch macht, selbst in die Hand zu nehmen und so die Bildwirkung zu steuern.

Motorsportfotograf Florian Horz am 1. Rendezvous am Kleinen Klausen in Opfertshofen
Motorsportfotograf Florian Horz am 1. Rendezvous am Kleinen Klausen in Opfertshofen

Was macht ein Bild perfekt für Dich?
Ein perfektes Bild ist für mich ein Bild, welches vom Betrachter wirklich angesehen wird und den Blick fesselt. Heutzutage ist dies leider durch die Unmengen an Bildern in sozialen Netzwerken sehr selten und ein Bild bekommt oft nur noch 1 bis 2 Sekunden Aufmerksamkeit und eventuell ein „Like“.

Worauf achtest Du beim Bearbeiten Deiner Bilder?
Mein Bestreben ist es immer dem Betrachter des Bildes einen Eindruck des Momentes zu geben. Durch gezieltes Setzen von Kontrasten und Helligkeiten versuche ich die Stimmung, wie ich sie wahrgenommen habe, wiederzugeben und einen Moment für immer lebhaft werden zu lassen.

Welcher Rennwagen oder Strassenwagen ist Dein Favorit und warum?
Der Mazda 787B ist einfach durch seinen einzigartigen Sound des 4-Rotor-Wankelmotors unverkennbar und hinterlässt Gänsehaut am ganzen Körper.

Würdest du gerne selbst mal ein Rennen in einem Rennwagen auf der Nordschleife fahren?
Ein Rennen nicht unbedingt – das überlasse ich den Profis. Aber zum Spaß greife ich auch selbst gerne mal ins Lenkrad.

Achtest Du beim Anblick von Autos immer automatisch auf die Farbe, die Kanten, Schatten etc. und wie man sie gut fotografieren könnte oder kannst Du «privat» den Blick als Fotograf ausblenden?
Ich achte viel mehr auf die Auswahl der Location an der Rennstrecke, den Sonnenstand und die Umgebung als auf das Auto, da sich grundsätzlich eigentlich alle Autos gut in Szene setzen lassen.

Welches Auto fährst du privat und überwiegt der praktische Nutzen oder die Freude am Fahren?
Mittlerweile hat die Vernunft gesiegt und ich fahre zurzeit eine BMW 320d als Touring, um sparsam das ganze Equipment gut transportieren zu können. So ganz ist der Fahrspaß allerdings nicht verloren gegangen, da sich auch dieses Auto halbwegs sportlich bewegen lässt. 😉

Deine Top 5-Auflistung an Kameras, Objektiven und Zubehör?
Da muss ich aufgrund der doch sehr verschiedenen Einsatzgebiete einmal differenzieren.
In meinem Rucksack für die Motorsportfotografie darf nicht fehlen:

– Canon EOS 1DX
– Canon EF 70-200mm f2.8 IS
– Canon EF 400mm f2.8 IS
– Polfilter für jedes Objektiv
– Benro Einbeinstativ, um das hohe Gewicht auf Dauer zu tragen

In meinem anderen Rucksack für die Landschaftsfotografie finden wir hauptsächlich:

– Canon EOS 5D Mark IV
– Canon EF 16-35mm f4 IS
– Sigma Art 14mm f1.8
– NiSi Filtersystem mit Verlaufsfiltern, ND-Filtern und Polfiltern
– Gitzo Carbon 3-Beinstativ

Wenn Leser:innen nun deiner Arbeit folgen wollen, verrätst du uns deine Accounts bei Instagram und Facebook?
Sehr gerne. Facebook: Florian Horz Photography und Ringpressions. Instagram: @florianhorzphotography und @ringpressions.

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