Eine Kolumne von einem total unbedeutenden, gelangweilten Automobilenthusiasten.
Nun verfügt bald jeder Neuwagen über irgendeine lieblose Digitaldisplaykreation hinter dem Lenkrad, ja noch schlimmer quer über den kompletten Innenraum verteilt oder, um es maximal zu manifestieren, einen Startbutton und selbstverständlich maximal nur noch zwei Pedale, um den Vortrieb zu dosieren. Es ist nun Ende 2024 und komplett benzinverseucht, das heisst für mich am liebsten total übermotorisiert, je nachdem am besten mit Handschaltung, wenig Gewicht oder gar Mittelmotor, selber das Geschehen zu beeinflussen, die Tageszeit mit dem Sonnenstand bestimmen und die Geschwindigkeit an der Tankuhr ablesen – dann bin ich auf einer echten OneMoreLap als Gastautor.
Ein weiteres Jahr geht zu Ende, die automobile Vielfalt wurde aus Gründen der Elektrifizierung deutlich grösser, aber klassische Sportwagen, Cabrios oder Roadster und die ach so schönen oder knapp bezahlbareren Spassgeräte jeder Art, wie auch echte Hothatches, werden weniger und nicht zuletzt aufgrund eines ganz persönlichen, wirklich dummen Fahrfehlers ganz früh morgens am «Carfreitag» wurde mein eigener Garageninhalt redimensioniert – ja, mindestens zeitweise leerer, die Garage.
Autos, zu welchen ich zum Jahresende kurz berichten will:
– Alfa Romeo (Signora) Giulia Quadrifoglio
– BMW M2 G87
– BMW Z4 M40i und BMW M Coupé
– Honda Civic Type R (FL5)
– Hyundai IONIQ 5 N
– Mercedes-AMG C 63 S E-Performance T-Modell
– MINI Cooper S F66 mit John Cooper Works Paket
– Toyota GR Yaris
Es war noch eisig kalt im Februar, aber mit dem BMW M2 G87: 460 PS Für einen Winter-Roadtrip, mit welchem ich schon am zweiten Tag die Eintausend-Kilometer-Grenze geknackt hatte, war die Freundschaft auch sofort und direkt gegeben, ausser mit dem mickerigen Tankvolumen. Es ist und bleibt mein Lieblingsbuchstabe im Alphabet: ///M. Teilweise schwierige Formensprache bei den BMWs, hier auch bei den M-Modellen, die Diskussionen um Mehrgewicht etc. und Elektrifizierung etc. pp. Diese sehr kalte Winterwoche meistere ich in weisser, eisiger Landschaft mit dem alpinweissen M2. Als echter M-Jünger, wenn auch in die Jahre gekommen, versuche ich mich hier an einer wohl gut 20 Jahre jüngeren Käuferschicht zu orientieren. Diese Zukunft will Apps und Konnektivität, das ist mit dem G-Modell auch beim M2 absolut offensichtlich geworden. Und es ist auch richtig gut umgesetzt, das muss ich als Liebhaber analoger Anzeigen und auch mal softwarefreier Autos zugeben.
Die meisten meiner jüngeren Kumpels haben sich teilweise schon wieder von den M2 der F-Baureihe verabschiedet und schielen Richtung Zuffenhausen. Schande! Schande! Nun, bei mir ist das anders, bald so alt, dass ich meine Krankenkasse nicht mehr wechseln kann und so bleibe ich auch automobilherzlich bei BMW. Ich bin dann ja in 2025 auf den neuen BMW M5 echt gespannt. Im Sommer war der Mercedes-AMG C 63 S E-Performance T-Modell bei uns im Test. Vorneweg: Nein. Bitte packt doch gleich einen echten Elektroantrieb hinein und macht kein Downsizing in Kombination mit einem Elektroantrieb, was den kompletten Wagen blei-schwer werden lässt. Ja, die Fahrleistungen sind spektakulär und selbiges Spektakel widerspiegelt sich aber auch bei jedem Start in irgendeiner Sitzreihe eines Airbus A320. Sorry, AMG, aber wir weinen und denken an den eigenen Trackdayeinsatz meines C63 AMG T-Modell mit 6.2 Liter Sauger in Dijon zurück.
Dann folgte früh, die Pässe nur knapp frei vom Schnee, ein Roadtrip mit Mittelmotor ans Mittelmeer mit «eigenartigem» Blech. Entschuldigung, Aluminium. Wir haben verschiedentlich über die Alpine berichtet und die Französin hat unsere Redaktionsherzen erobert, mein Herz ganz besonders. Nun durfte meine orange Alpine ran über die Route Napoléon nach Südfrankreich und heim über die Route des Grandes Alpes. Unser Klassiker, jawohl – welchen wir immer wieder empfehlen und selber fahren. Manchmal einfach so, manchmal für ein neues Fahrerlebnis oder, um einfach auszuschalten, dem hektischen Alltag zu entfliehen, eben die OneMoreLap zelebrieren. Das Echo überall mit der in Frankreich in die automobile Welt verwurzelten Alpine könnt ihr euch entsprechend gross vorstellen, der Spass in und zwischen den Kurven nicht weniger. Permanent werde ich vom Kollegen hinter mir im 911 Turbo über das Walkie-Talkie aufgefordert «dran zu bleiben», dabei haben wir weder Route-, Zeit- noch Marschtabelle. Im Prinzip fahren wir einfach immer weiter, bis der Tank leer oder Simon im 911er Hunger hat.
Und dann wird gestoppt. Auch 17:30 Uhr vor dem Abendessen beim grössten Anbieter der Welt von schlechtem Essen, dem gelben M. Ach, wie herrlich war der Abstecher in den Grand Canyon Europas, die Verdonschlucht, alle legendären kleineren Pässe wie der Col de Turini, die hohe Cime de la Bonnette mit ihren 2860 Metern. Mit nur wenigen Autos war der Konvoi kurz und die Murmeltiere auf den Pässen in den französischen Alpen nur einen Augenblick «in Action» wegen uns. Es geht um freie Landstrassen, Kurvenkombinationen, Gefälle und Steigungen und darum, die echten mobilen Freundschaften zu pflegen. Wie schön ist das denn, wenn du vom besten Kumpel eingeladen bist, einfach den Porsche Cayman GT4 981 zu lenken und so viel Gummi abrubbeln und Benzin verbrennen darfst, wie es das Herz begehrt. Schon wieder den 911 Turbo im Nacken, viele Pässe, obwohl schon einige gesperrt und die Weiten der Täler in den Westalpen samt Benzingespräche abends am Kaminfeuer im Hotel ihr erahnt es. Am Schluss hier schreibe ich vom zweiten Trip im Spätherbst mit Freunden in die selbige Gegend, welche wir lieb gewonnen.
Da war allen voran mein Lichtblick, der Hyundai IONIQ 5 N: «Hyundai zeigt uns, dass man ein Elektroauto bauen kann, das mehr ist als nur eine Batterie mit einer aufgeschraubten Karosserie. Man kann einem Elektroauto eine echte (digitale) Seele geben und das gibt uns allen von Onemorelap grosse Hoffnung.» Ich habe den Wagen eine Woche in den möglichen und unmöglichen Situationen genutzt und hatte permanent Freude, wie ich diese Sorte Freude in bloss Autos mit viel weniger funktionaler Spreizung empfinde. Ja, ich könnte mir vorstellen, diesen Wagen in meinen bescheidenen Fuhrpark aufzunehmen. Klasse Auto! Insgesamt liebt René den IONIQ 5 N – ein Elektroauto. Punkt.
Nie hätte ich zu Beginn 2024 gedacht, dass ich so einen Satz schreibe. Er ist leistungsstark, praktisch und familienfreundlich. Leider hat mich weder das brandneue und sündteure elektrische Maserati Gran Turismo Folgore (Bericht folgt), noch der zwar preislich sehr faire Tesla Model 3 Performance ähnlich in den Bann gezogen wie der Hyundai IONIQ 5 N. Nein, überhaupt nicht, es ist noch immer so etwas wie ein rotes Tuch, die Elektromobilität. Wie oben beschrieben: eine Batterie mit einer aufgeschraubten Karosserie. Hoffentlich legen die etablierten Marken der sportlichen Fahrgeräte bald nach und «crossing fingers», eventuell ist es ja Hyundai und legt und enthüllt nach Konzept “IONIQ 5 NPX1” einen Elektrosportwagen im bezahlbaren Format.
Im Hochsommer war es dann plötzlich und ganz unverhofft ein Handschalter. Ein Roadster: der BMW Z4 M40i – Pure Impulse. Die aussterbende Spezies und eine Schwarzwaldtour. Oh ja, so muss Sportwagen und Roadster. Dieser Wagen „fäged“ und dann noch in dieser Ausführung mit hellbraunen Sitzen und in dunkelgrün metallic. Beinahe hätte ich es BMW verziehen, dass sie keinen echten //M bei der M-GmbH in Auftrag gegeben haben. Nach Hause gekommen von der wunderschönen Erlebnisfahrt in dieser aussterbenden neuen Spezies durch den Südschwarzwald, setze ich mich in meinen ganz hinten in der Garage parkierten E85 Z4M, nun achtzehn Jahre alt und verkneife es mir, den Zündschlüssel zu drehen und den S54 aufzuwecken. Denn damit wäre der tolle, ach so herzliche Nachmittag füllende Spass davor mit Enkel BMW Z4 M40i direkt zerstört.
Dann wiederum ein kleiner Hothatch: der MINI Cooper S F66 mit John Cooper Works Trim. Da war uns der «Autogott» auch supergnädig und spendierte dem neuen Kleinen wieder eine deutlich knackigere Lenkung, einen noch besseren Innenraum und ein feines, tellerrundes, wirklich gutes Infotainment. Der neue MINI mit Benzinmotor hat den gleichen Charme und die gleichen Eigenheiten wie seine Vor-Vorgänger R56 – was ihn so beliebt machen dürfte wie eh und je.
Er ist unpraktisch, das stimmt und auf dem Papier sieht er teuer aus. In Wahrheit gibt es nichts in dieser Grösse und zu diesem Preis, das mit der Mischung aus kühner Fahrdynamik, coolem Design und hervorragender Innenausstattung des MINI mithalten kann. Er ist ein kleines bisschen fehlerhaft, ja, aber damit so begehrenswert sexy! Dermassen abgelenkt vom MINI und den tollen Genen, dass ich es beinahe versäumt hätte, ein Fotoset zu erstellen.
Warum und weshalb kauft man sich einen solch kleinen und teuren GR Yaris von Toyota? Weshalb, weshalb, weshalb geben Käufer seit dem Facelift mindestens 47.300 CHF für einen Kleinwagen aus? Wir werden in 2025 über das Facelift des GR Yaris berichten, inklusive dem neuen Achtgang-Automatikgetriebe von GAZOO Racing. Ich geniesse für mich selber seit Mitte Jahr jeden Tag meinen persönlichen GR-Four mit Handschaltung, einen gebrauchten GR Yaris von Toyota. Auf den Mini-Godzilla ist dir niemand neidisch, nein, ganz sicher nicht. Mit seinen Rally-Genen, dem vielseitig verstellbaren Antrieb, der präzisen Schaltung, ja auch der Lenkung und dem kräftigen Single-Turbo-Mötörchen bei total wenig Gewicht macht der kleine Godzilla so viel richtig.
In jedem grösseren Vergleich der Konzepte wird er als Messlatte herbeigezogen, der kleine Zwerg und nie gab es schneller für ein neu eingeführtes Fahrzeugmodell eine höhere Auswahl an Modifikationskomponenten von Drittherstellern. Danke dafür und danke, Toyota. Ein ganz anderes Thema ist das Tuning von bereits scharf gemachten Top-Modellen und die nun härter werdenden gesetzlichen Vorschriften, zum Beispiel in Bezug auf die Lärmemissionen im Jahr 2025.
Das beinahe fehlende Fotoset vom MINI weiter oben genannt ist meine Überleitung zum nächsten Hothatch, dem Honda Civic Type R. Ein Handschalter und was für ein grossartiger! LOVE! Oh, es ist Herbst geworden, die Natur färbt sich in Orange und Rot und mein Auftritt dank Honda in Blau. Unten Grau, oben Blau – typisches Novemberwetter für das Voralpenland. Wir entschieden uns, am Sonntag früh in die Berge zu fahren. Einige «Bestien» mit turboaufgeladenen Fahrzeugen anderer Marken begleiteten uns – mal voraus, mal hinterher. Die Gruppe hielt sich so gut wie möglich an das Schweizer Landstrassen-Maximaltempo. Vorbildlich.
Unser Gastfotograf Christian, ein ausgewiesener BMW- und Porsche-Fan, zeigte sich schon bei der Zufahrt nach Wassen begeistert und lieferte tolle Fotos ab, wie wir meinen, weil man die Freude, welche wir mit dem blauen Honda Civic Type R hatten, direkt aus den Fotos herausspüren konnte. In den ersten Kehren oberhalb von Amsteg, bei der «Intschiflüeh», war er so beeindruckt vom Grip des Honda, dass er seine Spiegelreflexkamera vorübergehend in den Schoss legte. Die Ansage für diesen frühen Sonntagmorgen lautete: Susten, Grimsel, Furka bis zum Belvedere, dann weiter über den Nufenen und den Gotthard.
Die anfängliche Skepsis der Kollegen, die mit japanischen Autos weniger vertraut sind, war schnell verflogen. Alle Fragen zum CTR wurden gestellt – und beantwortet. Man könnte fast meinen, der Wagen sei speziell für die Sustenpassstrasse gebaut worden. Ein potenter Hothatch wie dieser passt einfach perfekt auf die Schweizer Alpenpässe. Es ist unheimlich faszinierend, wie der kraftvolle Zweiliter den Wagen aus den Kurven katapultiert. Das Fahrwerk, die Lenkung – einfach herrlich abgestimmt. Klare Sache: bester Handschalter im fünfstelligen Preisbereich.
Zu guter Letzt im Dezember die Signora Giulia Quadrifoglio von Alfa Romeo. Oh ja, das ist eine andere, noch nicht publizierte Story und dann alles der Reihe nach in einem späteren Kurzbericht. Der Motor ist ein Kunstwerk. Die grossartige Dame baut schon mächtig Druck auf bei unter 2500 und erst ab 7000 nimmt die Oper ein bisschen ab. Die Italienerin ist gut für 310 km/h – eben auf der «Autostrada tedesca», wenn man es denn genau wissen will. Und die Signora hat sich dann mal kurz 30 Liter gegönnt. Was soll ich sagen? Bei «trecentodieci» – 310 auf dem Tacho – überkommt mich ein Gedankenblitz, eine Erinnerung, wohl vierzig Jahre alt. Da war dieses schwarzhaarige, wunderschöne Italienermädchen in der ersten Klasse, ich musste neben ihr sitzen.
Dieser Gedankenblitz an die Tamara, der Geruch ihres schwarzen langen Haares und schon muss ich das Gaspedal lupfen. Die A81 ist zu eng für eine Drei auf dem schönen Tachometer, ein paar LKWs, Kühlfahrzeuge nachts unterwegs, ich rolle «aus» im schönen italienischen Rot am LKW-Konvoi vorbei und lasse das «strumento musicale» noch ein paar Mal erklingen auf der leeren A81. In den beiden sportlichen Fahrprogrammen Dynamic und Race rumort die Signora gelöste Turbobenzinerin rauchig – aber bei weitem nicht mehr so vulgär in den Innenraum, tönt mässig in Richtung Aussenwelt. Unser Testwagen hatte die sündhaft teure Akrapovic-Sportauspuffanlage nicht verbaut und klingt seit dem Facelift deshalb etwas verhalten, wie ich meine. Trotzdem Klasse: Das Klangspektrum der Giulia Quadrifoglio sortiere ich aktuell in puncto Authentizität ganz weit oben ein.
Von vielen Hothatches, Handschaltung und Emotion habe ich bereits geschrieben in meiner bescheidenen Jahreskolumne und nun hier die Ausführungen zu einem etwas eher sehr unrühmlichen Vorfall mit einem Hothatch aus der Randkategorie der echten Shootingbrakes. Aber nein, man gönnt sich so ein Auto definitiv nicht für Instagram, sondern für die Fahrt, mit schlussendlich viel Glück im Unglück. Aber wer weiss, eventuell hilft es dem einen oder anderen, das Gasfüsschen mal etwas früher zu «lupfen» und Schlimmeres zu verhindern. Es war, wie ganz oben geschildert, «Car-Freitag», sehr früh morgens. Ich habe mich bewusst entschieden, alleine meine OneMoreLap zu fahren. Je weiter ich hoch in den Schwarzwald kam, wurden die Strassenbedingungen schlechter: Der Asphalt war superkalt, nass, teilweise leichter Regen, Schneeflecken neben der Strasse im Gras, entsprechend tiefe Temperaturen.
Und der scharf gemachte Turnschuh BMW M Coupé mit nagelneuen Michelin Pilot Sport Cup 2 Reifen. Viel Fuss, wenig Hirn, Abflug von der Strecke und maximale Umarmung der Natur. Die Rennleitung war im Anschluss wirklich gnädig mit einem Knöllchen über null Euro wegen Beschädigung eines Leitpfostens mit Reflektor und Schneezeiger. Liebe Leser, tragt Sorge zu Leib, Leben und Auto. Ich hatte an besagtem Morgen so wahnsinnig viel Glück im Unglück. Später, über den Sommer hinweg, hatte ich wohl eine der besten Garagen, um das M-Coupé wieder zu komplettieren, mit teilweise Teilen aus der Turnschuh- oder, wie diese genannt wird, Clownshoe-Community. Nichts musste gerichtet werden, kleiner Schaden, aber kompliziert in der Behebung – auch nur schon die Beschaffung einer Frontschürze kann dauern und eine Niere kosten. Hier auch ein Dank an die Versicherung mit dem Namen der Dame auf dem Zweifrankenstück. Jetzt steht der Turnschuh besser da denn je und ich bin stolz, eben nicht dazu beigetragen zu haben, den sowieso kleinen Bestand an BMW M Coupés weiter dezimiert zu haben.
In diesem Sinne ist hier Schluss für mich. Ich freue mich auf den Toyota Land Cruiser, eine automobile Legende der mal total anderen Art für mich im Januar und suche ganz bestimmt eine passende Fahrerlebnisstrecke.
Nochmals: Tragt Sorge zu euch, Auto und Umwelt. 😊