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Honda e Advance

Wir schauen uns den neuen Honda e Advance in einem Fahrbericht an und testen, wie sich die Reichweite im tiefsten Winter verhält, wie sein Konkurrenzumfeld aussieht und ganz wichtig: ob er uns zu einer OneMoreLap verleiten kann. Los geht’s.

Erster Kontakt
Honda ging schon immer einen ganz eigenen Weg. Welcher Automobilenthusiast mag den S2000 von damals oder gar NSX schon nicht? Der aktuelle Civic Type R hat die beste Handschaltung für Fahrzeuge bis CHF 100’000. Tolle Fahrzeuge! Über verschiedene Designmerkmale gibt es kontroverse Diskussionen, aber das Gesamtpaket und die Fahreigenschaften passen einfach super gut.

Nur zu gern würde der Autor auch mal den ganz «kleinen» Honda Mean Mower, zu Deutsch in etwa “gemeiner Mäher” fahren, einen von in 6,3 Sekunden von 0 auf 161 km/h, ein Top-Speed von 243 km/h: Mit dem “Mean Mower Mk. II” hat Honda damit einen neuen Rasenmäher-Weltrekord eingefahren.


Aber zurück zum Honda e Advance. Auch quirlig und agil – genial, ja einfach genial ist die, elektro-typisch, sehr direkte Gasannahme und besonders die Leistungsübertragung. Als Stadtauto mit nur 8.6 Meter Wendekreis kann man praktisch an Ort und Stelle wenden. Der Mini Cooper SE oder die Zoé von Renault können das beide nicht so gut! Der Honda e kommt mit kleiner 35kW Batterie und übt deshalb den Verzicht, was man dem «Gadgets ohne Ende!»-Innenraum mit einer Horde an grossen Displays nicht abnehmen würde.

Und das beste – es steckt ganz hinten! Jawohl, Jubel, Trommelwirbel: Hinterradantrieb.

Auf genau sowas habe ich schon lange gewartet. Genauer, seit meiner ersten Fahrt in einem Smart. Wie würde sich das wohl anfühlen in guter Qualität, tief sitzend und mit genügend Motorkraft, habe ich mich damals gefragt. Die Antwort steht vor uns. Klar ist der Honda e primär Kleinwagen und Stadtauto, aber ich ertappe mich immer wieder auf kleinen Umwegen, die meistens kurvige Landstrassen enthalten. So macht Kleinwagen einfach richtig Laune.

Eins, der Bremspunkt: Ab hier verringern wir die Geschwindigkeit bis zum Erreichen des Einlenkpunkts und das geht mit einem so handlichen kleinen Fahrzeug ordentlich. Zwei, Einlenkpunkt: Hier lösen wir schon die Bremse, lenken ein und visieren den Scheitelpunkt an. Drei, Scheitelpunkt: Hier öffnen wir schon wieder die Lenkung. Vier, Auslenkpunkt: Nun stellen wir das Lenkrad gerade und sirrrrr gehen wieder aufs «Gas» und der Honda quittiert das auf Wunsch mit feinem Übersteuern. Juhe, macht der Honda e Laune.

Das ist ein wirklich sportliches Fahrgefühl. Der Honda e bietet zwar auch eine gute Beschleunigung aus dem Stand und erreicht die Geschwindigkeit von 0-100km/h in etwa 8 Sekunden, aber die Zwischenspurts sind viel unterhaltsamer. Der Vorteil am Heckantrieb: Keine durchdrehenden Räder und kein Zerren in der Lenkung, aber starke 154 Pferdestärken an der Hinterachse! Punkt. Sehr gut gemacht liebe Honda Ingenieure. Cooles EV (electric vehicle).

Details
Retro 70er Jahre spiegelt das Fahrzeug Honda e perfekt wider. Viele hier auf unseren Breitengraden wollen einen Golf I erkennen, was aber falsch ist. Der allererste Honda CIVIC von 1972 stand Pate. Diese äussere Linien werden durch das digitale Seitenkamera-Spiegelsystem akzentuiert, welches herkömmliche Seitenspiegel durch kompakte Kameras ersetzt und Live-Bilder auf zwei Sechs-Zoll-Bildschirme im Fahrzeuginneren liefert. Die Kameratechnologie, eine Premiere im Kompaktsegment, bringt erhebliche Vorteile für Styling, Sicherheit, Aerodynamik und Raffinesse.

Das Fahrzeug zeichnet sich im Profil durch seine glatten Stylingkonturen aus, die durch ausklappbare Türgriffe noch verstärkt werden, die für ein nahtloses Aussehen sorgen. Im Innenraum sind ein digitales Armaturenbrett der nächsten Generation mit fünf Bildschirmen in voller Breite und ein vernetztes Infotainment-System in eine entspannende und moderne Fahrgastkabine integriert, in der dezente, zeitgemässe Materialien verwendet werden.

Der grösste Bereich des digitalen Armaturenbretts des Honda e wird von zwei, ja, zwei 12,3-Zoll-LCD-Touchscreens eingenommen. Diese fungieren als primäre Infotainment-Displays und präsentieren eine Reihe von Anwendungen und vernetzten Infotainment-Dienste, die dem Auto helfen, sich nahtlos zu integrieren. So können Fahrer und Passagiere – egal ob das Auto fährt, geparkt ist oder geladen wird – die gleiche Konnektivität und den gleichen Komfort geniessen.

A propos Gadgets – Vorsicht ist nur mit dem Honda Parking Pilot (Einparken ohne Eingreifen des Fahrers) geboten, die anderen Assistenten verrichten ihren Dienst tiptop und es sind sehr viele! Serienmässig kommt der Honda mit folgenden Assistenten: Aktiver Spurhalteassistent LKAS (Lane Keeping Assist System), Ausparkassistent CTM (Cross Traffic Monitor), Kollisionswarnsystem mit aktivem Bremseingriff und Fussgängererkennung CMBS (Collision Mitigation Brake System), Parksensoren, vorn und hinten. Fernlichtassistent HSS (High Beam Support System), Intelligente adaptive Geschwindigkeitsregelung i-ACC (Intelligent Adaptive Cruise Control), Intelligenter Geschwindigkeitsbegrenzer (ISL), Lichtsensor (automatische Fahrlichtschaltung), Multi View Kamerasystem, Spurhalteassistent RDM (Road Departure Mitigation), Toter-Winkel-Assistent BSI (Blind Spot Information) und Verkehrszeichenerkennung TSR (Traffic Sign Recognition).

Technische Daten des Honda e
Der Honda e ist mit einem Elektromotor ausgestattet, der mit zwei Leistungsstufen von 100 kW (136ps) oder 113kW (154ps) und einem Drehmoment von 315 Nm erhältlich ist. Die 35,5-kWh-Batterie ist eine der kompaktesten in ihrer Klasse und bietet dennoch eine Reichweite von bis zu 220 km (laut WLTP) mit einer einzigen Ladung – perfekt für den täglichen Stadtverkehr. Eine Schnellladefunktion ermöglicht zudem eine Aufladung auf 80% der Kapazität in 30 Minuten. Zum Glück, denn es sind zum Testzeitpunkt sehr kalte Januartage mit Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt und viel Schnee. Konkret bedeutet das keine Optimalbedingungen. Ein vollgeladener Akku ermöglicht nur noch knapp 100 – 120km Reichweite unter diesen Bedingungen der Minusgrade. Reichweitenangst? Ja, leider schon. Dazu überlegt man sich bei jedem Komfortfeature wie der Sitzheizung oder der Heizung, ob das nun wirklich nötig ist oder nur die Reichweite weiter einschränkt. Schade.

Reichweiten und Konkurrenzumfeld des Honda e ab CHF 39’900 und als Advance für CHf 43’600
Da gibt es den Hyundai KONA Electric mit 39kWh. Er ist deutlich grösser, bietet rund 289 km Reichweite und kostet knapp unter CHF 39’000. Sieger im Platz & Preis- / Reichweitenranking. Andererseits ist da der bereits getestete Mini Cooper SE mit 270km Reichweite und ähnlichem Preis, aber mit Fokus auf Lifestyle. Nicht zu vergessen ist auch der Renault Zoé für CHF 41’200 und 395 km Reichweite. Er ist der Reichweitenkönig in der Gruppe. Irgendwo in der Mitte siedelt sich der Nissan Leaf e+ ein, er kostet ab CHF 42’990, kommt mit einer 62 kWh Batterie und schafft eine maximale Reichweite von 385 km. Alle erwähnten Werte in diesem Vergleich sind von Herstellerwebsiten und nach WLTP gemessen.

Honda e vernetzte Dienste und künstliche Intelligenz
Vernetzte Dienste und Anwendungen, auf die über die Touchscreen-Schnittstelle zugegriffen wird, können auch über Sprachbefehle aktiviert werden, um den Honda Personal Assistant Service zu nutzen. Der intuitive Honda Personal Assistant ist eine intelligente Einrichtung mit künstlicher Intelligenz (KI), die ein einzigartiges kontextbezogenes Verständnis nutzt, um natürliche Konversationen zu erstellen und Zugang zu einer Reihe von Online-Diensten zu bieten, welche Honda in aktuell drei Gruppen unterteilt, Honda Personal Assistant (CHF 49.00), Service Safety & Journey (CHF 29.00) und Service Konnektivität (CHF 39.00). Alle Preise sind jeweils für ein Jahr. Warum diese Dienste bei einem Preis von rund CHF 40’000 nochmals Aufpreis kosten ist uns nicht klar. Zumindest für die ersten 1-2 Jahre könnte man das dem Kunden schenken.

Was bleibt also? / Fazit
Der Honda e ist ein sportlicher Elektrokleinwagen mit überraschend schlechter Reichweite. Nun, wer den kostspieligen Preis akzeptiert, bekommt ein Gadget auf vier Räder, welches 70er-Jahre-Retro-Design mit interessantem Hinterradantrieb und viel Technik verbindet, dazu eine umfangreiche Serienausstattung (kamerabasierte Aussenspiegel, eine Rückfahrkamera, ACC, die Verkehrszeichenerkennung, LED-Scheinwerfer, Lederlenkrad, Panoramadach, Fernlichtassistent sowie ein Konnektivitäts-Paket). Kauftipp? Phuu. Schwierig. Vielleicht als Drittwagen, neben Sportwagen und Dailydriver, um damit spritzig die Kurzstrecken zu bewältigen.

Preis & Verbrauch
Der Verbrauch lag im Schnitt bei 22 kWh pro 100 km. Der Testwagen, der von Honda Schweiz zur Verfügung gestellt wurde, war in der Farbe Weiss Platinum Pearl lackiert und lag preislich bei CHF 44’350.-. Die Konfiguration für den Honda e Advance startet bei CHF 43’600.-.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp:
Honda e Advance für CHf 43’600 in gelb electric (Serienfarbe)

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