Welches ist die beste M3 Coupé / M4 Generation? Ist dieser BMW M3 E46 mit Handschaltung auf dem besten Weg ein zukünftiger Klassiker zu werden? Willkommen zu einem weiteren Bericht in unserer Rubrik «Klassiker & Youngtimer», also sportliche Klassiker und Fahrzeuge, die auf dem besten Weg dahin sind. Auch hier sprechen wir nicht über Investitionspotenzial oder Details zum Zustand im Sinne einer Kaufberatung, sondern fokussieren uns auf die Fahrfreude dieser Fahrzeuge.
Ein M3 fürs neue Jahrtausend.
Der E46 M3 war nach dem E30 (1986–1991) und dem E36 (1992–1999) ein sehr grosser Schritt nach vorne. Optisch meilenweit von seinem Vorgänger entfernt, wurde das BMW M3 E46 Coupé von Mitte 2000 bis Sommer 2006 gebaut. Ziel war es, die Alltagstauglichkeit des E36 mit der Fahrdynamik des legendären E30 zu verbinden. Dank Aluminium-Motorhaube mit Powerdome, den deutlich verbreiterten Radhäusern, dem aerodynamisch optimierten Kofferraumdeckel inklusive Heckspoilerlippe und auch den vier Endrohren der doppelflutigen Abgasanlage, trat der BMW M3 der dritten Generation deutlich markanter auf. Als Antrieb diente erneut ein Reihen-Sechszylinder-Saugmotor. Der 3,2-Liter mit dem Code S54B32 baut zwar auf dem Triebwerk des Vorgängers auf, dennoch ist er nahezu eine komplette Neuentwicklung. Er gilt als Begründer des für BMW M damals typischen Hochdrehzahlkonzeptes. Erst bei knapp 8.000 Umdrehungen wird es Zeit für die nächste Fahrstufe. Auf dem Datenblatt stehen eine Höchstleistung von 343 PS und ein maximales Drehmoment von 365 Newtonmeter bei sagenhaften 7.900/min.
Ziemlich genau 85’000 Exemplare wurden vom BMW M3 E46 über seinen Produktionszeitraum zwischen 2000 und 2006 hinweg verkauft – damit ist das Modell bis zum heutigen Tag das erfolgreichste in der Geschichte von BMW M.
Ein M3 für die Sinne.
Nun, genug der Zahlen und Fakten, wir haben ein solches Exemplar vor uns, mit Direktvergleich zum Ur-Enkel M4 G82 und starten auf eine OneMoreLap. Der Ersteindruck? Beeindruckend. Zum Einen wie gut sich dieses Exemplar, ein Fahrzeug mit fast 20 Jahren und knapp 200’000 Kilometer Laufleistung noch bewegen lässt, zum Anderen, wie emotional die Kombination von einem freisaugenden Reihensechser mit modifizierter Abgasanlage (Eisenmann) sein kann. Lupenreines Ansauggeräusch, metallisches Raspeln des Motors und gar nichts, aber auch wirklich gar nichts davon kommt aus dem Lautsprecher.
Die Lenkung fühlt sich sensibel und direkt an, die Verbindung zur Vorderachse wirkt transparent und ehrlich, obwohl hier dicke Spurplatten verbaut wurden. Wie im Ur-Enkel gibt es auch beim E46 eine Handschaltung, die mit etwas Nachdruck bedient werden will. Zwischengas gibt nur der rechte Fuss und kein Hilfsprogramm von der M GmbH. Back to the roots oder besser: Back to the heel & toe’s.
Ein M3 für die schnelle Landstrasse?
Wird das Terrain anspruchsvoller und unebener, kommt das nachträglich verbaute KW V2 gut zur Geltung. Noch lieber hätte ich den M3 zwar in seinem Serienzustand gefahren, aber der Griff zum KW V2 lässt den M3 auf ein zeitgemässes Niveau kommen, das keinesfalls enttäuscht. Spürbar wird hier allerdings das relativ hohe Leergewicht von 1’570 kg. Das M3 Coupé fürs neue Millenium sollte damals keinesfalls nur Wochenendspielzeug sein, sondern auch im Alltag glänzen, somit wurden Kompromisse beim Gewicht in Kauf genommen.
Doch das ist schnell vergessen, wenn man den Hochdrehzahlsauger an den Hörnern packt, die freche Gasannahme geniesst und ihn dann bis 8’000 Umdrehungen jubeln lässt. Die Traktion ist gut, auch dank einem serienmässigen Sperrdifferential. Die variable Sperre des Verteilergetriebes sorgt mit einer Sperrwirkung von bis zu 100 Prozent bei unterschiedlichsten Verhältnissen für gute Traktion aus den Ecken.
Eine M3-Designikone?
Der M3 E46 kommt aus den Händen von Designer Chris Bangle. Zwar als BMW Designer nicht unumstritten, hat er hier aber wohl eine Ikone erschaffen. Die oben-erwähnten Designmerkmale, die das sonst schon sehr gelungene E46-Kleid vervollständigen, sind besonders beim Facelift-Modell (ab 2003) mit den LED-Rückleuchten besonders stimmig und absolut zeitlos.
Der Besitzer dieses Fahrzeugs hat seinem Exemplar die Felgen aus dem optionalen CS-Paket (163M) mit dem Namen „M Cross Spoke“ spendiert, die in den Dimensionen 19×8 ET+47 und 19×9.5 ET27 zum Einsatz kommen. Dazu 225/40 19 Zoll vorne und 255/35 19 Zoll Reifen hinten. Damit das alles vernünftig aussieht, kommen vorne 30mm und hinten 10mm Spurplatten zum Einsatz. Weiter hat er einen originalen Heckdeckel aus dem CSL-Modell angebracht, sowie einen Carbon-Heckdiffusor im CSL Design.
Der E46 ist für mich der M3, der die Generationen E30 & E36 mit den neueren Generationen verbindet. Ähnlich wie der 997.2 in der 911er-Reihe. Sieht man ihn direkt neben dem G82, gibt es viele gemeinsame Merkmale und kleine Gimmicks, die sich bei beiden Sprösslingen der M-GmbH finden lassen.
Ein Beispiel gefällig? In der Seitenansicht springen die Kiemen im oberen Bereich des vorderen Kotflügels ins Auge. Diese waren ursprünglich als Ausgang eines Kanals zur Kühlung des Motors konzipiert. Noch während der Erprobung stellte sich jedoch heraus, dass der Abluftkanal nicht nötig war. Die Kiemen blieben trotzdem – und setzten so ein optisches Highlight, dass bis heute im gleichen Design in den M3 / M4 Modellen zum Einsatz kommt.
Innen trifft man auf klassische Instrumente. Grau hinterlegt, perfekt ablesbar mit kleinen digitalen Anzeigen, die das minimale, aber übersichtliche Cockpit vervollständigen. Die Sitze sind bequem, wenn auch etwas aufgeplustert und ohne den deutlichen Seitenhalt eines heutigen Sportwagens. Die Mittelkonsole ist zum Fahrer geneigt und bietet mit kleinen Knöpfchen einige Einstellmöglichkeiten. Für uns wichtig: Die Sporttaste schärft die Drosselklappe, so dass die Gasannahme wunderbar knackig ist und die DSC-Taste schaltet das ESP aus.
Was bleibt also?
Der BMW M3 E46 mit der Handschaltung und besonders als Facelift ist ein zukünftiger Klassiker. Er ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der BMW M Modelle und wird daher seinen Platz in jeder BMW guten Sammlung finden. Der Motor ist ein Highlight, die Optik zeitlos und mit einigen Modifikationen wird ein schönes OEM+ Projekt, wie wir es in „Carbonschwarz Metallic“ fahren durften.
Der Preis lag 2003 bei ungefähr 60’000 CHF, heute muss man für ein gutes Exemplar etwa 35’000 CHF kalkulieren. Wir danken dem Besitzer ganz herzlich für die Leihgabe und sein Vertrauen.
Modifikationen:
– Felgen Style 163M, 19×8 ET+47 vorne, 19×9,5 ET27 hinten
– Spurplatten: 30mm vorne, 10mm hinten
– Michelin Pilot Sport 4S Bereifung
– Original CSL Heckdeckel
– Carbondiffusor im CSL Style
– Eisenmann Sport Endschalldämpfer
– KW V2 Fahrwerk
Mehr Impressionen:
und noch mehr Impressionen von Jonas Rhyner (Instagram: https://www.instagram.com/jonasrhyner/):
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