DER oder DIE Supra? Eine Frage, die Freundschaften spaltet. Natürlich etwas überspitzt dargestellt, doch die Frage ist berechtigt. Wir nennen sie DIE Supra. In unserem Fahrbericht geht es um die GR Supra „Sport“ also mit dem 2.0 Liter Vierzylinder. Die 6-Zylinder Supra „Premium“ wurde uns dieses Jahr wegen Corona leider abgesagt, doch wir haben nun einen Ersatztermin für den Frühling 2021 ausgemacht.
Nun aber zur Vierzylinder-Supra. Ist sie der perfekte und erschwingliche asiatische Sportwagen aus Fernost, respektive aus der Steiermark? Ja richtig gehört, wie der Z4, wird auch die Supra bei Magna Graz gefertigt. „Backhendl“ statt Sushi – aber der Bayrisch-Österreichische Einfluss schadet der Supra nicht, ganz im Gegenteil..
Die zweite Überraschung: Sie wirkt auf Bildern deutlich grösser als sie in Wirklichkeit ist. Kurze 4,3 Meter misst sie in der Länge. Die Silhouette lässt herauskristallisieren, dass fast die Hälfte der Gesamtlänge die Motorhaube ausmacht. Das Cockpit beginnt erst weit hinten und der kleine Coupé-Bürzel endet abrupt. Die Supra wirkt knackig kompakt, scharf gezeichnet und geduckt-sportlich. Gefällt! Wir steigen ein.
Abfahrt. Der Vierzylinder schnurrt dezent vor sich her, im Sportmodus unterstützt durch Motorklang aus den Lautsprechern. Es braucht keine lange Eingewöhnungszeit um zu verstehen, wie die Supra tickt, aber man ist besser sehr wach und unterschätzt den Vierzylinder nicht. Im Vergleich zum Sechszylinder konnte eine Gewichtsverteilung von 50:50 erreicht werden. Dazu noch 100kg Gewichtseinsparung und halt auch 82 PS weniger.
Interessant: Da der Vierzylinder kürzer ist, konnte seine Masse näher am Fahrzeugschwerpunkt platziert werden. Dies wirkt sich positiv auf die erwähnte Gewichtsbalance aus, reduziert die Massenträgheit und verleiht dem Sportwagen ein lebhaftes Fahrwerks-Handling.
Resultat: Die Supra lenkt präzise ein, fast schon gierig. Der kurze Radstand lässt sie auf einer Landstrasse sehr agil wirken. Sie rollt „nur“ auf 18″ Felgen an. 255/40 ZR18 an der Vorder- und 275/40 ZR18 an der Hinterachse sorgen allerdings für viel Feedback vom eher dicken Reifen. Das lässt sie in Kurven wunderbar auf dem Reifen „walken“ und der Tanz macht viel Freude.
Denn trotz optionalem Sport-Differential keilt die Hinterachse gerne mal aus. Kein Problem, denn durch die Sitzposition sehr weit hinten, sitzt man gefühlt fast auf der Hinterachse, so dass der erfahrene „Popometer“ diese Versuche früh mitbekommt und entsprechend die feinfühlige Lenkung etwas öffnen kann.
Sie erinnert teilweise an den genau so unterschätzten GT86, der mit seinen unterdimensionierten Zutaten, wie den schmalen Reifen, auch für ein Gaudi bei tiefen Geschwindigkeiten sorgen kann. Ist sie also der Turbo-GT86 den wir uns immer gewünscht haben?
Nein, dazu fehlt eine Handschaltung und weitere Abspeck-Massnahmen. Aber das Wichtigste: Die Supra fühlt sich auf einer kurvigen Landstrasse daheim, sie macht Spass, lässt einem viel Spüren und der Motor wirkt lebendig und drehfreudig. Schönes Detail: Der Turbo zwitschert akustisch sehr präsent bei Gaslupfer. Mega!
Mit einer Leistung von 258 PS ist er bei weitem nicht der stärkste 2.0 Liter Turbomotor auf dem Markt, diese Kategorie besetzt immer noch Mercedes-Benz. Gewandelt am grandiosen ZF 8-Gang Automatik-Getriebe jedoch kraftvoll genug, was durch die feineren Abstufungen der Gänge wohl imitiert wird. Das eindrucksvolle Drehmoment von 400 Nm steht für ein breites Drehzahlband von 1550 – 4400 Umdrehungen zur Verfügung. „Twin“ blieb doch anstatt „TwinTurbo“, wie beim berühmten 2JZ-Motor des Vorgängers, wird die Supra 2.0 von einem „TwinScroll“ Turbolader zwangsernährt. Den Standartsprint absolviert die Toyota Supra in 5,2 Sekunden.
Bei der Bremse kommt am ehesten noch das Gefühl auf, dass sie der Schwachpunkt dieser Supra-Zutaten ist. Nach mehrmaligem sportlichen Bremsen änderte sich die Härte des Pedals und somit auch das Vertrauen zur Bremsanlage. Etwa nach dem Motto «wer bremst verliert.».
Die Designer haben einen aussergewöhnlichen Blickfang geschaffen. Schauen wir uns die Scheinwerfer genauer an. Sie verlaufen nahtlos in die Stossstange und untermalen die «V» Konturen, die sich über die Motorhaube ziehen. Lediglich die zahlreichen Lufteinlässe an den Stossstangen, den hinteren Kotflügeln und auch auf der Motorhaube sind beim genaueren hinschauen nur Attrappen.
Ähnlichkeiten zum Z4-Bruder? Keine, ausser halt die fast identischen Dimensionen. Die Supra ist 4.379m lang, 1.292m hoch und 1.854m breit. Der Z4: 4.324m lang, 1.304m hoch und 1.864m breit.
Anders beim Innenraum. Dieser gleicht stark dem des BMW Z4 M40i. Der Tacho wurde speziell für die Supra umgestaltet und lässt analogen Charme aufkommen. Die Bedienung stimmt, das iDrive ist fantastisch – typisch BMW. Die Zusammenarbeit mit BMW tut dem Japaner gut. Einzig bei der Materialwahl merkt man Unterschiede zum Z4, da hat Toyota wohl etwas „preisbewusster“ gehandelt. Sogar die App wurde von BMW übernommen und heisst nun „Toyota Supra Connect App“. Über diese kann der Fahrzeugzustand, Tankfüllung, Reichweite oder die Verriegelung der Türen geprüft werden.
Selbst in einem Sportwagen aus 2020 dürfen die Assistenten nicht fehlen. Die Supra deckt von Totwinkelwarner über Pre-Collision-System mit Fussgänger und Radfahrererkennung bis hin zu Spurverlassenwarner fast alles ab. Ein adaptiver Tempomat (ACC) ist beim Z4 in der Liste von optionalen Ausstattungsdetails zu finden, hier leider nicht. Beim Premium Modell gibt es immerhin noch ein Head-up-Display.
Was bleibt also?
Wer von dem Einheitsbrei genug hat und ein kompaktes Coupé mit grossem Fahrspass und Tuningpotenzial sucht, trifft mit der Vierzylinder-Supra genau ins Schwarze. Es fehlt eine Handschaltung für Puristen und vielleicht auch ACC für den tagtäglichen Einsatz, aber das verzeihen wir ihr gerne. Denn abgesehen davon, glänzt sie mit hervorragendem Alltagskomfort und ist jederzeit bereit für eine OneMoreLap. Kaufempfehlung! Wir sind gespannt auf die Sechszylinder-Supra.
Preis & Verbrauch
Der Verbrauch lag im Schnitt bei 8,4 Liter pro 100 km. Der Testwagen, der von Toyota Schweiz zur Verfügung gestellt wurde, war in der Farbe Ice Grey Metallic lackiert und lag preislich bei CHF 66’050.-. Die kurze und knackige Konfiguration für die Toyota Supra startet bei CHF 59’900.-.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in silver metallic, Sport-Plus Paket
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