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Ein Bubentraum geht in Erfüllung – Teil 2.1: „Mitschaffe“ beim AMAG Carrosserie Center Wettswil – Spenglerei

Die AMAG hat mich ins brandneue AMAG Carrosserie Center Wettswil eingeladen. Wie im August 2020 in der AMAG Zug in Cham, gibt es nun eine Fortsetzung von meinem «Mitschaffe» in den verschiedenen Facetten des Autogewerbes.

Du, lieber Leser, hast dir in unserer Umfrage zu den Inhaltswünschen für 2022 ebenfalls mehr Einblicke in Garagen- und Carrosseriebetriebe gewünscht, während das für mich die Fortsetzung eines Bubentraums ist, haben wir so eine Win-Win-Situation, die ich dieses Mal in drei Kapitel aufteilen werde: Spenglerei, Lackiererei und Aufbereitung.

– Teil 1: Intro & Spenglerei: (Dieser Artikel)
– Teil 2: Lackiererei:
https://onemorelap.com/autos/bubentraum-teil-2-2-mitschaffe-amag-carrosserie-center-wettswil-lackiererei/
– Teil 3: Aufbereitung:
https://onemorelap.com/autos/bubentraum-teil-2-3-mitschaffe-amag-carrosserie-center-wettswil-aufbereitung/


Disclaimer: Diese Artikelserie entstand in Zusammenarbeit mit der AMAG Group AG mit freundlicher Unterstützung des AMAG Carrosserie Center Wettswil und wird in ähnlicher Form auch auf dem AMAG Blog erscheinen. Hierbei handelt es sich nicht um eine bezahlte Zusammenarbeit.

Lichtdurchflutet und einladend: Einblick in das hochmoderne AMAG Carrosserie Center Wettswil

Die Einladung gerne angenommen, treffe ich am Morgen auf Roger Huber, den Geschäftsführer. Er ist sehr stolz auf «seinen» neuen Betrieb, der erst Ende Mai 2021 seinen Betrieb aufgenommen hat. Das Carrosserie Center in Wettswil beschäftigt auf einer Fläche von 3’689 m2 aktuell knapp über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Auf drei Etagen verteilt, kann das AMAG Carrosserie Center künftig jede Woche gegen 100 Carrosserie-Instandstellungen und 50 Aufbereitungen auf höchstem Niveau erledigen. Der Strom dazu kommt aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die übrigens auch gleich die Elektrofahrzeuge aus der Ersatzwagenflotte auflädt.

Einen Espresso später finde ich mich zwischen Spenglerei, Lackiererei und Aufbereitung wieder. Ich habe schon einige Werkstätten gesehen, aber das setzt neue Massstäbe.

Eine Ausleuchtung wie in einem Fotostudio, dazu grosse Glasfronten mit Tageslicht, grosszügigste Abmessungen zwischen den einzelnen Hebebühnen und überall nur das Neueste an Technik und Ausrüstung. Achtung, fertig, mitschaffe!

Meine erste Etappe führt mich in die Spenglerei-Abteilung von Bruno Buchwalder. Ihn und seine besondere Fähigkeit lernen wir später noch genauer kennen. Zuerst helfe ich Dennis, einem Spengler, beim Zusammenbau eines VW T-Roc, der neu lackierte Türen bekommen hat. Dazu wollen die Türleisten, Aussenspiegel und sämtliche Innenteile der Türe wieder eingesetzt und entsprechend verkabelt werden.

Später wird der Fehlerspeicher ausgelesen, da die grossen Mengen an Sensoren in modernen Fahrzeugen gerne mal Alarm schlagen, wenn sie merken, dass nicht alle Sensoren fleissig ihre Einsen und Nullen zurücksenden. Fehlen gleich zwei Türen, bedeutet das eine Liste an Fehlercodes im Hauptspeicher des Wolfsburgers.

Gegenüber arbeitet Kevin Da Silva Ribeiro, seines Zeichens ebenfalls Carrosseriespengler. Er ist mit dem Zusammenbau der Fahrertüre eines Audi Q8 beschäftigt. Sie ist, gegenüber dem T-Roc, nochmals einige Stufen weiter vernetzt und somit deutlich komplizierter beim Zusammenbau.

Die Schwierigkeit ist dabei, die Türverkleidung teilweise einzuhängen und gleichzeitig im verbleibenden Spalt die wichtigen Kabelverbindungen wieder zusammenzuklipsen. Das braucht Fingerspitzengefühl, eine ruhige Hand und Konzentration, um keine Verbindung zu vergessen.

Das Team zeigt mir einen VW Tiguan, der im Rückwärtsgang auf eine Laterne aufgefahren ist und die verbaute Anhängerkupplung in den Fahrzeugrahmen gedrückt hat, was zu schweren Beschädigungen unter dem Fahrzeug, am Rahmen und sogar zur kompletten Deformation der Karosserie bis hoch zu einer gequetschten C-Säule geführt hat. Was von aussen relativ harmlos aussieht, ist ein mittelgrosser Schaden oder sogar ein Totalschaden, da sich das Heck nach vorne und nach oben geschoben hat. Zur genauen Schadensermittlung wird das Fahrzeug nun durch eine hochmoderne Vermessung eingelesen, bewertet und dann über das weitere Verfahren entschieden.

Dennis Both kommentiert beim Zurückgehen an seinen Arbeitsplatz seine Faszination am Beruf «Carrosseriespengler EFZ» wie folgt: «In diesem Beruf treffe ich auf sehr viel Abwechslung, das macht mir grossen Spass. Jeder Schaden ist einzigartig.»

Einen Werkstattlift weiter treffen wir wieder auf Bruno, der sich einerseits zum Fahrzeugrestaurator mit eidg. Fachausweis weitergebildet hat und anderseits aber auch als «Dellendrücker» ein Fachgebiet für sich entdecken konnte. Mit einem Zusatzscheinwerfer und allerhand Werkzeug lebt er seine Spezialität, das Dellendrücken, aus.

Was das bedeutet? Ist ein Karosserieteil nur eingedrückt, aber der Lack nicht beschädigt, dann kann ein talentierter Spengler mit Weiterbildung zum Drücktechniker unter das Blech greifen und mit verschiedenen Drück- und Massiertechniken das Blech wieder in seine Ursprungsform zurückbringen.

Stimmen die Voraussetzungen oder hat der Spengler keinen oder nur sehr schwierigen Zugang zur Innenseite der Delle, kann er das Blech auch «ziehen», also mit Heisskleber und einer Art Saugnapf die Delle rausziehen, um die Ränder dann wieder zu «klöppeln», also mit einem Werkzeug von aussen so zu bearbeiten, dass von der Delle absolut nichts mehr zu sehen ist.

.. muss sie nur noch „geklöppelt“ werden.

Ich beobachte Bruno dabei und komme nicht mehr aus dem Staunen heraus. Das Herausmassieren erfolgt komplett blind auf der Innenseite der Türe. Er muss also stets wissen, wo er auf der Innenseite das Werkzeug ansetzen kann, was er an der Innenseite der Delle erfühlt. Ist die Delle herausmassiert, bearbeitet er im Anschluss die feinen Kanten der Delle direkt auf dem Lack und hinterlässt dabei keinerlei Spuren. Wow! 

Bruno und andere «Dellendrücker» sind ein Paradebeispiel, wie Talent, Handwerk und Nachhaltigkeit im Einklang funktioniert. Es braucht weniger Neuteile, es muss weniger gespachtelt, weniger geschliffen und schlussendlich auch weniger lackiert werden, da das «Drücken» absolut ressourcenschonend vor sich geht.

Und liebe Leser, ist es nicht genau das, was wir sehen wollen? Diese Frauen und Männer sind versteckte Helden, die mit unfassbarer Hingabe, Geduld und auch einer guten «Handvoll» Talent unsere Autos mit viel Liebe von Parkschäden, Hagelschäden und weiteren Dellen befreien.

Mit enthusiastischer Begeisterung angesprochen, meint Bruno nur: «Die Dellendrücktechnik ist die Königsdisziplin jeder Spenglerei und für den Kunden deutlich effizienter und dazu noch umweltfreundlicher. So gewinnen alle.» – Wie recht er doch hat.

Mich hat die Spenglerei tief beeindruckt. Von der Schadensbeurteilung mit und ohne hochmodernen Hilfsmitteln, über das fachgerechte Zerlegen der Teile, der Blechbearbeitung und dem erneuten Zusammenbau, ist das ein Handwerk, welches enorm viel Fingerspitzengefühl und viel Liebe für die verschiedenen Karosseriematerialien abverlangt.

Belohnt wird man durch das deutliche Vorher-Nachher Resultat. Das defekte Teil am Fahrzeug beurteilt, zerlegt und entweder selbst repariert oder zumindest vorbereitet, kann der Spengler am Schluss die reparierten Teile wieder zusammenbauen und das Fahrzeug in seinen einwandfreien Originalzustand zurückbringen.

Weiterführende Links:
Mehr Informationen über den Beruf als Carrosseriespengler/-in EFZ bei der AMAG:
https://www.amag-group.ch/de/jobs-und-karriere/berufseinstieg/lehre/unsere-berufe/carrosseriespengler.html

Mehr Informationen über das AMAG Carrosserie Center Wettswil:
https://www.amag.ch/de/garagenuebersicht/carrosserie-center-wettswil.html

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