Nachdem wir den Skoda Kodiaq Sportline im Test hatten, stellte sich mir die Frage, was die neue RS Variante wohl davon abheben würde? Schauen wir uns das alles im Detail an. Zudem: Da war doch noch etwas von einem Nürburgring-Rekord oder?
Kurzer Aussencheck bevor es auf unsere OneMoreLap geht. Dezente Änderungen wurden vorgenommen, so zum Beispiel der durchgehende Reflektor hinten, rote Bremssättel, einige Bauteile in Schwarz oder die «Xtreme» Leichtmetallräder sind typische RS-Merkmale und auch bekannt aus dem Skoda Octavia RS.
Dazu zwei grosse Auspuffblenden, von denen leider nur der Teil links auch wirklich Endrohre verbirgt, rechts hingegen wartet nur ein Blende, die wohl zur Einhaltung der Symmetrie angebracht wurde. Soweit so gut, das Auto wirkt optisch für seine Grösse angenehm scharf gezeichnet, bullig und somit sportlich.
Als Triebwerk wurde das 2.0 Bi-Turbo-Diesel Aggregat verbaut. Der Motor ist bekannt aus dem VW Tiguan oder dem VW Passat und kommt mit 240 PS und 500 Nm an maximalem Drehmoment. Ein Siebengang DSG verwaltet diese Kraft und schickt sie an einen Allradantrieb (serienmässig) weiter. 0 bis 100 km/h in 6,9 Sekunden (beim 5-Sitzer). Höchstgeschwindigkeit 221 km/h. Die gute Nachricht: Die bekannte Anfahrschwäche aus dem VW Touareg oder Audi A7 50 TDI bleibt dem Kodiaq RS erspart.
Die schlechte Nachricht: Der ganze Rest. Drehfreude? Fehlanzeige, aber verständlich bei einem Diesel. Leistung? Nicht genug für etwas, was sich RS nennen will. Nicht mal das Gefühl der souveränen Fortbewegung der Massen will aufkommen, da sich der Vierzylinder bei geringstem Gasbefehl schon laut dröhnend an die Arbeit macht.
Natürlich dröhnt ein Diesel nicht von selbst, doch leider hat Skoda es für sinnvoll befunden, den Innenraum-Soundaktuator in fast jedem Fahrmodus zu befeuern. Nur in Eco ist Ruhe an Bord.
Doch damit nicht genug, Skoda hat in der Nähe des Auspuff-Endrohres einen Klangkörper positioniert, der auf Basis eines Algorithmus (Fahrmodus, Geschwindigkeit, Gang & Drehzahl) einen künstlichen Schall produziert, der das originale Dieselrasseln ergänzt und so auch nach aussen simuliert, als hätte man einen dröhnenden Sport-SUV. Ach, Skoda.. Irgendwie macht mich das sprachlos.
Aber versuchen wir das alles mal zu ignorieren und gönnen uns einige Kurven. Fahrmodus-Wählschalter auf Sport und wir fahren auf eine kurvige Landstrasse. Was fällt auf? Das früh anstehende Drehmoment hilft auf jeden Fall mit, den Tschechen halbwegs dynamisch aus Kurven zu schieben. Auch das Fahrwerk und die Lenkung sind noch einen Ticken schärfer im Vergleich zum Sportline.
Aber reicht das für einen RS-Abzeichen? Nein, selbst grössere Fahrzeuge wie ein Jaguar F-Pace oder ein Range Rover Sport lenken direkter in Kurven ein, vermitteln mehr Feedback und tragen dabei kein SVR-Sportabzeichen. Vielleicht lag ein Teil der schwammigen Lenkung aber auch an den Winterreifen, die unser Testwagen aufgezogen hatte. Fest steht: Wer die dritte Sitzreihe nicht braucht und dafür etwas mehr Performance und Feedback im selben Preissektor sucht, sollte sich den Cupra Ateca genauer anschauen. Dieser wird dem Sportabzeichen schon eher gerecht. Fahrbericht folgt.
Doch nicht alles ist schlecht am Kodiaq RS. Lobenswert ist die Kombination an sportlichem Exterieur, dem ebenfalls sportlichen Interieur und der dritten Sitzreihe. Eine perfekte Überleitung zum Innenraum-Check. Wer das RS-Logo sucht, wird oft fündig. Vom Lenkrad über die Sitze, bis zum Schaltknauf wird man erinnert, dass man sich hier im sportlichsten Kodiaq befindet.
Dazu gibt es rote Kontrastnähte und weitere in Rot ausgeführte Details. Die Sportsitze mit integrierten Kopfstützen sind wirklich sehr bequem, sehen toll aus und bieten auch etwas mehr Seitenhalt als die serienmässigen Sitze. Bei der Bestuhlung gefällt auch der Materialmix an Alcantara, einem Glattleder mit Carbonmuster-Prägung und noch mehr Leder. Als weitere RS-spezifische Details finden sich etwas Alcantara in den Türverkleidungen und auch eine Dekorleiste in Carbon-Optik am Armaturenbrett.
Dazu kommt das serienmässige «Virtual Cockpit» und auf Wunsch sieben Sitze. Egal ob zwei oder drei Sitzreihen, wer sich für den Kodiaq RS entscheidet, bekommt jede Menge Platz für Passagiere und Gepäck. Stets sympathisch sind uns auch die Skoda-typischen «Simply-Clever» Features, vom Eiskratzer im Tankdeckel über das Regenschirmfach in der Vordertür bis zu Türkantenschutz oder einer herausnehmbaren LED-Taschenlampe im Kofferraum.
Dank der doch schon üppigen Serienausstattung und Ergänzung durch das High-Lux Paket lässt es sich mit ACC, Lane Assist, einer 360-Grad-Kamera, Verkehrszeichenerkennung, Fernlichtassistent und Stauassistent auch sehr stressfrei und gemütlich von A nach B fahren.
Ich denke, der Kodiaq RS ist vielleicht auch das erste Sportmodell, bei dem ein optionales «Schlafpaket» auf der Optionenliste steht. Es umfasst zwei spezielle Kopfstützen hinten, Sonnenschutzrollos für die Seitenscheiben hinten, zwei Decken, neue Textilfussmatten, ein Akustikpaket und Seitenscheiben vorn geräuschdämmend, sowie eine erweiterte Innengeräuschdämmung. Gut ist der 1. April schon vorbei.
Oh und da war doch noch was mit einem Rekord? Richtig. Skoda berichtete stolz, dass sie mit 9:29,84 Minuten die Nordschleifen-Bestzeit für siebensitzige SUV für sich beansprucht hätten. Wer allerdings etwas in den Archiven unserer Autohersteller gräbt, findet da eine Zeit von 8:54,38 Minuten von Manuel Reuter und dem Zafira OPC aus dem Jahre 2006.
Es ist kein siebensitziges-SUV, aber wer mehr als 30 Sekunden langsamer fährt, als ein Familienvan von vor 13 Jahren, sollte das als Entwicklungsfahrt abstempeln und nicht eine Marketing- und PR-Kampagne rundherum aufbauen.
Was bleibt also?
Der Kodiaq RS ist der wohl kompletteste Kodiaq, aber kein verdientes Mitglied der RS-Familie. Es ist kaum mehr als ein Sportline mit Bi-Turbo-Dieselmotor. Allerdings ist das Dreigestirn von sportlicher Optik, sieben Sitzen und viel Platz für viele Käufer verlockend, dazu kommt eine gute Serienausstattung und nette Innenraumdetails.
Der Basispreis für den Skoda Kodiaq RS liegt bei CHF 56’240.-, unser Testwagen in «race blue metallic» lag mit optionaler Ausstattung bei CHF 63’147.-. Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 8,6 Liter Diesel / 100 km.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in «steel grey», Leichtmetallräder in 8,0 J x 20 Zoll «Xtreme» anthrazit mit polierter Oberfläche, Zierleisten in schwarz, Dekoreinlage am Armaturenbrett Carbon-Design