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VW Golf 8 R mit Performance Paket: Roadtrip

Der neue Golf 8 R will in der Kompaktklasse wieder zum Klassenprimus werden. Ob das R-Performance-Paket und eine teure Akrapovič Titan Abgasanlage die perfekten Optionen dazu sind, davon überzeugen wir uns auf einem Roadtrip quer durch die Schweiz.

Die Taschen sind gepackt und clever im Kofferraum verankert. So startet die Reise in Richtung Süden. Unser Timing vor den Sommerferien aufzubrechen zahlt sich aus und die Strassen wirken wie leergefegt. Der Golf gibt sich entspannt. Das Fahrwerk lässt sich im «Individual» Modus über von deutlich straffer als in «Race» bis zu entspannter als in «Comfort» einstellen. Für die Autobahn wählen wir die bequemste Einstellung und rollen mit einem Verbrauch von unter 6 Litern durch das Schweizer Flachland. Das Gotthardmassiv liegt vor uns. Ein Umweg über die reizvolle alte Tremola? Unbedingt. Kein High Performance Pass und doch jedes Mal ein Genuss. Vor den Sommerferien gehört die Passstrasse dir alleine. Grund genug um den Golf 8 R von aussen etwas genauer zu betrachten.

Äusserlich hebt er sich deutlicher vom «normalen» Golf mit R-Line Paket ab, verglichen mit seinem Vorgänger. Vorne sehen wir einen im R-Stil designten Frontstossfänger mit einem Splitter, seitliche Wings als grosse Luftleitelemente in Wagenfarbe lackiert und R-spezifische Lüftungsgitter. Alle schwarzen Elemente sind hochglänzend ausgeführt. Im Grill trägt der Golf R eine blaue Querspange, die – sobald der Wagen gestartet wird – erstmals beleuchtet ist. Seitlich treffen wir auf blaue Bremssättel und spezielle Seitenschweller. Erstmals ist für uns in Europa das neue Volkswagen R-Logo seit dem Redesign 2019 zu sehen.

Das Heck ist auch gleichzeitig meine Lieblings-Perspektive am neuen Golf R. Das R-Logo verschwindet bei hartem Sonnenlicht schon fast unter dem Schatten des grossen Heckspoilers, der Teil des optionalen Performance-Pakets ist und sehr üppig ausfällt. Die Akrapovič Titan Abgasanlage, die uns mit echten und durchmesserstarken Endrohren erstaunt, ist auch akustisch ein Leckerbissen. Sie knallt und blubbert beim Runterschalten und das nicht nach «vorgegebener Melodie», sondern eher nach Lust und Laune. Ungewohnt aus dem Hause VW, aber es gefällt, dass Sie sich endlich trauen.

Genauso ein Genuss ist der immer weiterentwickelte EA888 Motor, welcher auch im Golf 8 R arbeitet. Als stärkste Ausbaustufe der vierten Generation im R Golf mit 320 PS aus 2.0 Liter Hubraum entwickelt der Motor 420 Nm. Praktisch in jeder Lebenslage ist Drehmoment vorhanden, theoretisch heisst das, von 2100 bis 5350 1/min liegt das maximale Drehmoment an. Aus dem Stand und mittels Launch Control geht es in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Mit dem Performance Paket wird die V-Max auf 270 km/h angehoben. Genauso wie beim Golf 8 GTI, ist auch im R das frühere «DSG furzen» praktisch verschwunden.

Zurück auf unsere Reise. Als Etappenziel ist Locarno angepeilt. Also die Tremola runter und ab Airolo über die A2 weiter in Richtung Süden. Je südlicher es geht, desto mehr steigen die Temperaturen. Unser Testwagen ist mit den «Nappa» Ledersitzen ausgestattet und verfügt somit über aktive Sitz-Klimatisierung. Hervorragendes Feature. Sitzklima in einem Golf und das bei Sportsitzen, gefällt. Übrigens nun erstmalig in einem Golf verbaut. Die Sitze sind allgemein sehr gelungen und punkten mit gutem Seitenhalt, genug Komfort und feinem, eingesticktem R-Logo.

Am Lenkrad treffen wir neu-gestaltete Schaltwippen, die deutlich länger gezogen wurden und sich wertiger anfühlen. Als Upgrade zum GTI finden wir am Lenkrad eine R-Taste, um mit einem starken Druck direkt in den «Race-Modus» zu gelangen oder bei mehrmaligem Betätigen die Modi durchzuschalten. Ansonsten gibt es das klassische Golf Cockpit. Der häufige Einsatz von Plastik, wie um den kleinen Getriebewählhebel herum, wirkt nicht dem Preis angemessen, wobei die Verarbeitungsqualität keinen Grund zur Kritik gibt.

Der digitale Tacho hat eine spezielle Sportansicht bekommen, mit einer horizontal ausgerichteten Drehzahlanzeige am oberen Rand des Displays, die von 0 bis 8 (entsprechend 0 bis 8.000 U/min) reicht. In den Fahrprofilen „Special“ und „Drift“ und bei gleichzeitig aktiviertem manuellen DSG-Modus zeigt dieses Layout „Schaltblitze“, wenn das Hochschalten angesagt ist. Zusätzlich können Ladedruck, Getriebetemperatur, Drehmoment, Leistung, die G-Kräfte und die Kraftverteilung des Allradantriebs angezeigt werden. Darüber hinaus gibt es einen „Laptimer“ für die Rennstrecke.

Ein paar Tage und ein paar «Gelati» später führt unser Trip ins Wallis. Für uns die optimale Gelegenheit, um über den Nufenen die Fahrwerksqualitäten genauer zu inspizieren. Es ist kein typisches Sommerwetter, zwar trocken, aber stark bewölkt. Das minimiert das Verkehrsaufkommen von Fahrradfahrern und Sonntagsfahrern enorm. Gute Voraussetzungen für etwas Fahrspass sind also gegeben. Durch das optionale Performance-Paket finden wir hinter dem Racemodus auch noch einen Nürburgringmodus mit dem Namen «Special» und «Drift». Im Modus «Special» werden die wichtigsten Parameter auf die Nürburgring-Nordschleife abgestimmt. Also: Ein weicheres Dämpfersetting bei sonst maximalem Fokus auf die optimale Rundenzeit. Wir sind aber auch da nicht ganz glücklich. Ideal fanden wir die «Individual» Einstellung, mit ähnlichen Parameterstellungen wie in «Special», wobei man in «Individual» noch dem künstlichen, nach Innen gepumpten, Motorsound den Garaus machen kann. Bravo, VW. Endlich kann man dieses nervige Gebrumme deaktivieren, haben wir doch mit der optionalen Auspuffanlage genug «natürlichen» Klang an Bord.

Die Kurven am Nufenen durchfahren wir wie auf Schienen. Der Golf beweist maximale Traktion, lenkt gierig ein und liegt nun wieder ein gutes Stück näher am von uns so gefeierten Clubsport S der Generation 7. Er fährt sich viel neutraler, viel weniger untersteuernd. Deutlich mehr wie der Audi RS 4, als wie sein Vorgänger Golf 7 R. Das liegt auch am neu entwickelten Allradantrieb mit R-Performance Torque Vectoring. Dieses verteilt die Kraft nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse, sondern auch zwischen den beiden Hinterrädern. Bergab bremsen den schnellen Golf R eine neue Vorderachsbremse mit 18-Zoll-Bremsscheiben zupackend ein. Im Vorgänger war eine 17-Zoll-Bremse verbaut. Die Scheiben wachsen von 340 x 30 auf 357 x 34 Millimeter.

Im Fahrmodus «Drift» soll der Golf auch gut und gerne mal wilde Dinge vollführen, die wir so aber nicht ausprobiert haben. Nach der kurzen Verschnaufpause für Fahrer und Auto geht es weiter in Richtung Brig und nach Siders, um schlussendlich zu unserem nächsten Zwischenstopp zu gelangen. Nach mehreren Tagen im Wallis, ist es an der Zeit für den Rückweg in die Ostschweiz. So endet unser Trip mit dem Golf 8 R und lässt uns begeistert zurück. Mit deutlichem Abstand der beste Allround-Golf, der je gebaut wurde. Vielleicht mag der Clubsport S noch etwas puristischer sein, doch der hier lässt sich jeden Tag, bei jeder Witterung und auch für Langstrecken ohne Einschränkungen nutzen.  Wir geben ihn nur sehr ungerne wieder bei VW ab.

Was bleibt also?
Es wurde an den richtigen Stellschrauben gedreht um die achte Generation auf ein neues fahrdynamisches Level zu heben. Es ist der beste Golf R der je gebaut wurde. Das Performance-Kit ist ein Muss. Wer mit den Schattenseiten des Infotainments leben kann und davon absieht, dass es bei den kleinen A35 / A45 AMGs einen noch schönerer Innenraum gäbe, ist hier richtig aufgehoben.

Verbrauch & Preis
Der Basispreis für den VW Golf 8 R liegt bei CHF 57’900.- unser Testwagen in «lapiz blue metallic» mit optionaler Ausstattung landet dann bei satten CHF 75’708.-. Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 8,6 Liter auf 100 km.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in lapiz blue metallic, Leichtmetallfelgen „Estoril“ schwarz 8J x 19 – Reifen 235/35 R19, Design Paket «black style», R-«Performance» Titanabgasanlage Akrapovič

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7 Kommentar

  1. War auf den ersten Blick sehr gewöhnungsdürftig, dass das R-Zeichen mittig platziert ist. Mittlerweile gefällt es mir aber sehr gut.

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