Der Maserati Levante war noch nie ein Kind von Traurigkeit und hat besonders mit seinem Klang begeistert. Nun bringt es Maserati auf das nächste Level und verpasst ihm einen Ferrari-V8. Ist der Levante Trofeo V8 nun also ein Ferrari-SUV im Maserati-Kleid? Das schauen wir uns genauer an.
Steigen wir ein und starten den Motor. Der V8 brüllt auf und signalisiert: ich bin startbereit. Werfen wir vorab einen Blick aufs Datenblatt: Der Levante Trofeo ist mit einem der stärksten Motoren ausgestattet, die jemals in einem Maserati verbaut wurden. Ein 3,8-Liter-Twin-Turbo-V8-Motor, der 590 PS bei 6.250 U / min und 730 Nm Spitzendrehmoment bei 2.250 – 5.000 U / min leistet. In nur 3,9 Sekunden soll er von 0 auf 100 km/h beschleunigen können und eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h erreichen.
Weg mit dem Datenblatt, was zählt sind die Fahrimpressionen und die sind wunderbar. In «Corsa», dem sportlichsten Modus lässt er kleine Heckschwenks zu und fühlt sich stets dynamisch «heckgetrieben» an. Die 8-Gang-ZF arbeitet perfekt mit dem 3.8er Ferrari-Motor und dem Allrad zusammen. Dinge, die deutsche Super-SUVs heutzutage haben, wie eine Wankstabilisierung, sucht man trotzdem erfolglos.
Die Dämpferkennlinie kann man allerdings über eine Taste parallel zum gewählten Fahrmodus verändern, so auch die Klappe im Auspuff. Der Auspuffsound ist eine absolute Wohltat. Beim entspannten Bummeln sorgt er für eine tiefe und sonore aber sehr kräftige Note, die in Gassen und kleinen Strässchen von den Mauern zurückreflektiert. Das lässt die Köpfe der Passanten drehen, nach einem Sportwagen suchen und dann erstaunt den Levante als Ursprung dieser Klangnote festmachen.
Mag er nicht das sportlichste Derivat seiner Klasse sein, ist er aber bei den Emotionen ganz weit vorne. Die Luftfederung bietet trotz grossen Felgen viel Restkomfort im normalen Modus, dazu dieser fantastische Klang und der italienisch-passionierte Auftritt sorgen für ein ganz anderes Bild als bei deutschen SUV mit den üblichen Sportabzeichen.
Es ist wie mit einem guten Pizzaiolo. Der Genussfaktor bei der Pizza muss stimmen, wenn etwas «Drumherum» nicht perfekt orchestriert ist, sorgt das für den notwendigen, authentischen Charakter. Das ist beim Levante Trofeo genau so.
Denn: Wer ein perfektes Fahrzeug sucht, ist hier falsch. Der Start- Stopp-Knopf wirkt billig und klappert, der Infobildschirm zwischen Drehzahlmesser und Tacho ist eher 2010 als 2020, die Assistenten, allen voran der Spurhalteassistent, piepsen lieber nervig und laut, anstatt selbst zu assistieren und das mittige Infotainmentsystem ist auch nicht mehr State-of-the-art.
Doch wir verzeihen ihm das. Warum? Der Rest des Interieurs ist mit anschmiegsamem und wunderbar riechendem Leder eingehüllt, die Kontrastnähte wirken sehr hochwertig und die ausgeformten Sportsitze sind sehr bequem bei gleichzeitig hohem Seitenhalt.
Dazu ein eingesticktes „Trofeo“-Logo auf den Kopfstützen, matte Carbonfaserverkleidungen an der Mittelkonsole und feststehende Aluminium-Schaltwippen. Ein Bowers & Wilkins Premium-Surround-Sound-Audiosystem mit 17 Lautsprechern und 1280 Watt bräuchte es bei diesem Motor eigentlich nicht, aber gibt mit seiner Klangentfaltung auch keinen Anlass zur Kritik.
Kurzer Aussencheck. Der Levante wurde als Trofeo nochmals deutlich sportlicher. Verändert wurden die Front- und die Heckstossstange, es gab neue Belüftungsöffnungen auf der ausgeformten Motorhaube für eine bessere Zylinderkopfkühlung, dazu grössere seitliche Lufteinlässe und geschmiedete 22-Zoll-Alufelgen.
Um die Luftstromverteilung weiter zu verbessern, ist der Trofeo vorne mit Carbon-Windblades und einem Kohlefasersplitter ausgestattet worden. Ebenfalls aus Kohlefaser ist die Umrandung der Endrohre. Zum Abschluss schmücken spezielle Trofeo-Logos die C-Säulen des SUV.
Was bleibt also?
Der Maserati Levante Trofeo hat sich in unser Herz gefahren. Nicht mit Perfektion oder unglaublicher Dynamik aber mit viel Charakter, wunderbarem Leder und herzerwärmendem Klang. Wir sagen: Kaufempfehlung für alle, die mit den Ohren und dem Herzen einkaufen und nicht mit dem Messschieber.
Preis & Verbrauch
Der Verbrauch lag im Schnitt bei 12,6 Liter pro 100 km. Der Testwagen, der von Maserati Schweiz zur Verfügung gestellt wurde, war in der Farbe «Grigio Maratea» lackiert und lag preislich mit Sonderausstattung bei CHF 192’960.-. Die Konfiguration für den Levante Trofeo startet bei CHF 178’450.-.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe Blu Emozione, Silber lackierte Aluminium-Bremssättel, Schwarze Fenstereinfassungen Kofferraumleiste in Black Chrome Modell-/Versionsbezeichnung in Black Chrome Schwarze Nebelscheinwerfereinfassungen Aussenspiegelabdeckung in schwarz Rückleuchten in dunkler Ausführung 22 Zoll-Leichtmetallräder im Orione-Design matt
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