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Mercedes-AMG C43 Coupé Facelift (2019) – C 205

Manchmal sind leichte Überarbeitungen der Produkte, im Expertenjargon auch „Facelift“ genannt, ein Grund zur Freude, manchmal wird aber auch verschlimmbessert. Schauen wir uns doch an, was beim Mercedes-AMG C43 4Matic Coupé für das Jahr 2019 verändert wurde und wie sich das nun fährt.

Erste Eindrücke nach dem Einsteigen. Die Sitzposition ist auf Wunsch tief. Wunderbar tief. Der Startknopf in Turbinen-Optik lässt den Biturbo-Sechszylinder erwachen. Kurzes, heiseres Brummen, dann schliessen sich die Klappen wieder. Politisch sehr korrekt.

Ein Blick unter die Haube verheisst keine grossen Neuigkeiten. Der Reihensechszylinder als Mildhybrid mit Startergenerator aus dem uns bekannten Mercedes AMG CLS 53 kommt in der C-Klasse (noch) nicht zum Einsatz. Es bleibt beim 3.0 Liter Biturbo-V6, der nun stattliche 390 PS leistet. Das maximale Drehmoment von 520 Newtonmetern steht von 2.500 bis 5.000/min zur Verfügung.

Nun, wer mal den Blick zur Konkurrenz wagt, wird schnell sehen, dass Biturbo-V6 auch weit über 500 PS ausspucken können und genau hier setzen wir an. Während das C43 Coupé untenrum punktet, willig und stark wirkt, ist ab 5.000/min bis zum Begrenzer bei 6.500/min eine traurige Lustlosigkeit vorhanden, die den Fahrer jeweils daran erinnert, dass in diesem Aggregat noch sehr viel Potenzial schlummert, aber über dem C 43 halt noch die Endstufe der C-Klasse in Form des 63er thront.

Also lieber keinen C43 kaufen? Nein, so schlimm ist es nicht. Nur nicht das Coupé. Denn ein AMG-Sportcoupé mit Biturbo-V6 sollte obenrum nicht derart zugeschnürt wirken. Als Limousine oder Kombi macht das Triebwerk jedoch viel mehr Sinn, weil der drehmomentstarke Tiefdrehzahl-Charakter viel besser zu diesen vernünftigeren Karosserieformen passt.

Ob der C 43 nun als Coupé in 4,7 Sekunden von 0-100 km/h sprintet, als Limousine in derselben Zeit oder als Kombi in 4,8 Sekunden ist ebenfalls kein Pro-Argument für die Coupé-Fraktion. Randnotiz: Die Sprintzeit des Coupés ist eine Zehntel schneller als vor dem Facelift.

Ebenfalls neu nach der Frischekur ist die 9-Gang-Automatik, die besonders auf der Autobahn mit einem tiefen Geräuschniveau und auch einem optimierten Verbrauch überzeugt. Wie schon beim G 63 und dem CLS 53 hat sie uns aber einige Male mit merkwürdigen oder sehr ruppigen Gangwechseln überrascht. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Spreizung zwischen Komfort und Sport oder Sport+, bei welcher die Automatik ebenfalls sehr stark ihren Auftritt verändert.

Der C43 kommt serienmässig mit dem 4Matic Allradantrieb. Dieser ist mit einer Verteilung von 31/69 Prozent bewusst hecklastig ausgelegt. Wer allerdings auf Drifts oder grosse Powerslides steht, greift sowieso gleich zum C63. Hört sich das negativ an? Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Der C43 ist durch seinen neutralen Allradantrieb extrem zugänglich und selbst nahe am Grenzbereich noch gut beherrschbar, zwei Attribute, die man von seinem grossen und wilden Bruder nicht behaupten kann.

Die deutliche Unterscheidung zwischen Sport und Komfort kommt, wie beim Getriebe, auch bei den adaptiven Dämpfern gut zum Ausdruck. Verstellbar in drei Stufen sind sie in Sport+ angenehm straff und in Komfort zwar nicht unpräzise, aber mit diesem entspannten Nachwippen, dass man auch aus grösseren Mercedes-Modellen kennt. Gefällt!

Die Sport-Abgasanlage (optional) war bei unserem Testwagen an Bord und in gewissen Drehzahlbereichen auch deutlich hörbar. Leider fehlen ein Knopf oder eine Möglichkeit im anpassbaren «Individual» Modus, die Klappen selbst anzusteuern. So bleibt es auch in den Sportmodi immer eine Lotterie, ob man nach dem Druck auf das Gaspedal nun mit dem wunderschönen Sechszylinder-Klang verwöhnt wird oder ob das Eigenleben der Klappe nun die Situation als unpassend einschätzt.

Zeit für einen kurzen Aussencheck. AMG veredelt neuerdings seine Topmodelle, wie den C 63 AMG, mit dem Panamericana-Grill, so durfte der kleine Bruder einspringen und das alte Frontgrill-Design erben. Die LED-Scheinwerfer vorne und hinten sind nun serienmässig, zudem gibt es nun für alle 43er-Modelle vier runde Endrohre und einen markanteren Diffusor.

Innen ist viel passiert. Nebst dem bereits erwähnten neuen Startknopf, hat auch das volldigitale Cockpit (optional) seinen Weg in die C-Klasse gefunden. Zwar getarnt im alten Design mit einem herausstehenden, aber nun grösseren Infotainment-Display und einem volldigitalen Tacho, ist es allerdings dasselbe System wie in der G-Klasse oder dem CLS. Die Wertanmutung ist, besonders mit etwas Carbon in der Mittelkonsole (optional), auf einem sehr hohen Level und weit höher als bei einem 4er BMW oder Audi A5 / S5.

Von Beduftung über Massagesitze zum wunderbaren AMG-Performance-Lenkrad muss man sich wirklich oft vergewissern, ob man hier noch in einer C-Klasse sitzt oder sich doch vertan hat. Ebenfalls optional und leider nicht in unserem Auto verbaut sind die AMG Performance Sitze, die weiteres Flair aus dem AMG GT oder dem C 63 in den 43er transportieren.

Optional kommt der AMG C 43 mit einer ganzen Horde an aktiv-eingreifenden Assistenten. Von Distanzregler über Lenk-Assistent, Geschwindigkeitslimit-Assistent, Brems-Assistent mit Kreuzungsfunktion, Ausweich-Lenk-Assistent, Totwinkel-Assistent und Spurhalte-Assistent. Eigentlich alles, was das Regal an Assistenten momentan zu bieten hat. Es war an der Zeit, dass Mercedes-Benz begriffen hat, dass Assistenzsysteme nicht nur für höhere Fahrzeugkategorien verfügbar sein sollten.

Was bleibt also? Der C 43 ist ein gutes Auto, ohne Frage. Wohl das beste Auto im Hinblick auf die etwas zu milde Konkurrenz von Audi (S5) oder BMW (440i Coupé). Für mich ist es aber ein noch besseres Auto in der Form einer Limousine oder eines Kombi. Warum? Das C43 Coupé ist eine nicht-ganz-fertige Vernunftsentscheidung. Ein zu vernünftiger Motor in einer unvernünftigen Coupé-Silhouette. Als Kombi oder Limousine steckt die Vernunft in der Form und der Motor ist der sportliche und vielleicht etwas unvernünftige Teil. Die bessere Mischung für mich.

Unser Verbrauch lag im Schnitt bei 11,3 Liter / 100km. Der Testwagenpreis für das gezeigte Modell in brilliantblau metallic liegt bei CHF 100’730, während der Basispreis für den C 43 bei 4MATIC Coupé bei CHF 77’200 liegt.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe Iridiumsilber Metallic, 48,3 cm (19“) AMG Leichtmetallräder im Vielspeichen-Design, AMG Optik Paket, wärmedämmend dunkel getöntes Glas, Night-Paket, AMG-Performance-Sitze für Fahrer und Beifahrer

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