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Abschluss Dauertest: Audi A6 Allroad C7 Facelift (2015) nach 162’000 km

Wir haben über meinen Audi A6 Allroad 3.0 BiTDI Quattro (4G C7 Facelift 2015) zuletzt im Jahre 2021 geschrieben. Damals hätte ich nicht gedacht, dass er so viele Kapitel meines Lebens mitschreiben würde. Dieses robuste Fahrzeug hat seitdem seinen Dienst als zuverlässiger Langstreckenfahrzeug und Hundetransporter mit Bravour geleistet, bis es letzten Herbst durch den fortschrittlichen Audi e-tron 55 ersetzt wurde.

Anmerkung: Alle Bilder in diesem Artikel sind unmittelbare, spontane Aufnahmen „aus dem Leben“, festgehalten mit dem Smartphone, ganz ohne künstlerische Nachbearbeitung (abgesehen von der Unkenntlichmachung Autokennzeichen) – genauso authentisch wie der Allroad selbst.

Oft hört man, dass Leute ihren Fahrzeugen liebevolle Namen geben, ihnen Persönlichkeiten zuschreiben oder bedauern, dass Elektromotoren „weniger Seele“ besässen. Früher habe ich über solche Sentimentalitäten nur gelächelt. Doch mein Audi A6 hat mir eine Geschichte erzählt, die mich all das in einem neuen Licht betrachten liess. An dem Tag, als der e-tron in der Werkstatt meines Vertrauens ankam, machte ich mich mit dem A6 auf den Weg dorthin, nicht ahnend, dass dieser nur wenige Tage darauf beschliessen würde, alle Fahrassistenzsysteme in den Standby zu versetzen. Ein kurioser Zufall, der mich fragen lässt: Hat der A6 etwa gespürt, dass seine Zeit gekommen war?

Weitere Geschichten und Vorkommnisse? Es gibt weniger zu berichten, der A6 Allroad wird dieses Jahr 10 Jahre alt und hat mich praktisch nie enttäuscht – von schlammigen Feldwegen bis zu den Autobahnen Italiens – alles kein Problem für den Biturbo-Diesel. Insgesamt etwas zu viel Kurzstrecke hat die Ansaugung (durch die Abgasrückführung) mit einem Muffin-ähnlichen Aussen festen, Innen noch flüssigen, sehr öligem und stinkendem Material verstopft. Das haben wir zweimal gereinigt und dann war auch das Zittern bei tiefen Drehzahlen bei kaltem Motor jeweils wieder weg. Bei 129’000 km und bei 148’000 km.

Die Bremsen haben bei normaler Fahrt Schleifgeräusche von sich gegeben, so dass wir erst neue Radlager und dann noch neue Bremssättel montiert haben – Problem gelöst, das war bei 156’000 km. Die Bremsbeläge hinten und vorne wurden regelmässig getauscht, die Belastung ist hoch und die Bremsen etwas klein dimensioniert, bedenkt man doch, dass hier deutlich mehr Leistung und Fahrzeuggewicht ausgesetzt sind, als bei einem Basis-A6-2.0TDI mit Frontantrieb.

Regelmässige Inspektionen, Ölwechsel, neues AdBlue und Kleinigkeiten wie Scheibenwischer oder neue Reifen sind natürlich auch vorgekommen, aber das „gehört“ sich ja entsprechend der Servicerichtlinien und Mindestprofiltiefe. Trotz dieser Herausforderungen und der gelegentlich notwendigen Wartungsarbeiten war der Audi A6 Allroad stets ein verlässlicher Gefährte auf meinen (zu seltenen) Reisen. Über die Jahre hat er sich als ein wahrer Alleskönner erwiesen, der sowohl den Anforderungen des Alltags als auch den Abenteuern abseits befestigter Strassen gewachsen ist.

Das Fahrzeug hat eine beeindruckende Flexibilität gezeigt, von den engen Kurven der Alpen bis zu den unebenen Feldwegen, die oft von meinem vierbeinigen Freund begleitet wurden. Der geräumige Kofferraum und die robuste Konstruktion machten ihn zum idealen Hundetransporter. Oftmals haben wir auch „richtige“ Geländewagen angetroffen, die viel zu sauber für ihren Ursprungszweck waren – diese Anblicke fand ich immer irgendwie witzig.

Ein Rendezvous mit der Polizei hatte der A6 nur einmal: Im Juni 2022 auf einem Geschäftstermin in der Innenstadt von Bern wurde die linke Seite der Heckstossstange von einem unvorsichtigen Parkierenden beschädigt, so dass die Polizei eine Anzeige gegen den flüchtigen Lenker aufgenommen hat – leider ohne Erfolg – trotz Analyse der Videoaufnahmen des Parkhauses.

Kurz nach dem entsprechenden Werkstattaufenthalt hat ein Nachbar die neue Heckstossstange erneut malträtiert – durch die Methodik der Berner Polizei konnte ich den Fall aber selbst aufklären und den Schuldigen mittels Spurensicherung, Farbabgleich und Fotobeweis dingfest machen. Die Stossstange wurde dann erneut lackiert.

Was bleibt also?
3.5 Jahre, 60’000 km, 5100 Liter Diesel. CHF 6’000 Wertverlust. Fahrzeugen menschliche Eigenschaften zuzuschreiben finde ich weiterhin absurd, aber nach all den gemeinsamen Kilometern, fühlt es sich an, als ob der A6 Allroad tatsächlich ein Teil der Familie geworden ist. Er hat Charakterstärke und Zuverlässigkeit bewiesen, war immer bereit, egal ob es um eine Fahrt durch die Stadt oder um eine unwegsame Tour durch die Berge ging. Seine Robustheit und sein unauffälliges Dasein haben nicht nur mich, sondern auch den einen oder anderen Familienkombi-Wegdränger auf der deutschen Autobahn erstaunt.

Jetzt, da der A6 durch den modernen e-tron ersetzt wurde und dieser in 6 Monaten schon mehr in der Werkstatt war, als der A6 in 3.5 Jahren, schaue ich mit einem Hauch von Wehmut zurück. Die Ära der sonor-brummenden, grossvolumigen Dieselmotoren neigt sich dem Ende zu und die Zukunft gehört den leisen, effizienten Elektromotoren. Der A6 Allroad hinterlässt tolle Erinnerungen und war das Fahrzeug, womit ich bisher die höchste Laufleistung am Stück erzielt habe. Gleichzeitig war er, dank der Karussellfahrt an Gebrauchtwagenpreise rund um COVID, auch das bisher „günstigste“ Fahrzeug, wenn man die Differenz von An- und Verkauf auf die Jahre und Kilometer herunterbricht.

Trotz der fortschreitenden Technologie und dem Wandel in der Automobilindustrie wird dieser „Schlechtwegekombi“ durch seine Rolle in zahlreichen Lebensgeschichten unvergessen bleiben. Nun wird er bei einer Familie weiterleben, die die Sicherheit und die Langstreckenqualitäten schätzt und hoffentlich noch viele Kilometer damit machen können. Vielleicht haben Fahrzeuge doch eine Seele – oder zumindest das Potenzial, eine tiefe emotionale Verbindung mit ihren Besitzern aufzubauen..

Weitere Impressionen aus Italien:

Weitere spontane Impressionen:

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