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Ford Mustang Mach 1 (VI / 2021, V8)

Wir fahren das neue Sondermodell Ford Mustang Mach 1 mit grossem V8, knackiger Handschaltung und einigen performanten Änderungen. Einsteigen und los.

Das Beste kommt zum Schluss? Es ist unklar, wie lange der Mustang mit V8-Sauger noch erhältlich sein wird und die bisherigen Mustang Testwagen konnten uns nie so richtig zufriedenstellen. Vorne weg: Hier wurde alles anders.

Es begann bei der Übergabe. Der Ford-Mitarbeiter übergibt mir den Schlüssel und merkt an: «Der Wagen hat keine Mängel, keine angefahrenen Felgen, rein gar nix. Schauen Sie doch bitte, dass das so bleibt, er ist etwas Besonderes.» – Also mich selbst vergewissert, eingestiegen und auf Knopfdruck den Achtzylinder erweckt. Zwei Mechaniker, die in der Nähe standen gucken erstaunt auf, lachen und geben mir einen Daumen-hoch. Die scheinen diesen Mustang echt zu feiern, das kann nur gut werden!

Doch halt, wir wagen einen Blick zurück. Die Geschichte des Mustang Mach 1 reicht zurück bis ins Jahr 1969. Die erste Generation basierte seinerzeit auf dem Mustang GT, übertraf diesen aber zum Beispiel mit leistungsstärkerem V8-Motor, einem Rennfahrwerk und speziellen Design-Elementen. Auf sein Konto gehen nicht weniger als 295 Geschwindigkeits- und Ausdauerrekorde, aufgestellt auf dem ausgetrockneten Salzsee von Bonneville / Utah. Im Motorsport gewann der Mustang Mach 1 in den Jahren 1969 und 1970 die SCCA-Rallye-Meisterschaft. Weitere Mach 1-Modelle folgten 1971, 1974 und 2003. Bis heute hat Ford mehr als 300.000 Exemplare des Mustang Mach 1 produziert.

2021 wird dieses Kapitel fortgesetzt – und wie! Schon auf dem Weg zur Autobahn fällt auf, dass hier nicht die normale 6-Gang-Handschaltung verbaut ist, sondern, wie sich später herausstellt, eine manuelle 6-Gang-Handschaltung des Typs TREMEC 3160. Ihre Zwei-Scheiben-Kupplung ermöglicht schnellere und präzisere Gangwechsel auch bei hohen Drehzahlen, dazu kommt eine Schaltwegverkürzung und automatische (aber deaktivierbare) Zwischengasstösse. Kurz gesagt: Eine absolut hervorragende Schaltung, die in ihrem Charakter von Härte und Rückmeldung zu 100% zum Mustang passt.

Einige Kilometer später fahren wir von der Autobahn ab, eine kurvige Sektion steht uns bevor. Der Fahrmodus wird entsprechend auf Sport+ umgestellt, die adaptiven Dämpfer ändern ihre Parameter auf ein Mach-1 exklusives Setup, die Gasannahme wird direkter, die Lenkung aktiviert ebenfalls ihre für den Mach-1 angepasste Software und wird etwas schwergängiger. Anbremsen, herunterschalten, einlenken und wieder aus der Kurve herausbeschleunigen. Der Mustang macht das prima, besser als jeder von uns gefahrene Mustang zuvor.

Grund: Nebst den vorderen Fahrwerksrahmen des Shelby GT350 und GT500, hat er straffer ausgelegte Federn an der Vorderachse und stärkere Querstabilisatoren, sowie die bereits erwähnten Änderungen an Dämpfer und Lenkung. Zum von uns getesteten Dodge Challenger Hellcat gibt es keinen Vergleich mehr. Der Mustang würde Kreise um die Höllenkatze mit Kurvenangst fahren. Trotzdem ist das Mach 1 Pony halt doch nicht so agil und präzise, wie ein deutsches Coupé mit den RSMAMG-OMG Beinamen. Doch braucht es das?

Nein, dem Mustang ist in der Mach-1 Ausbaustufe eine deutliche Steigerung in Sachen Performance gelungen, wobei natürlich sein Motor das «pièce de résistance» bleibt. Zwischen „Eisenschwein“ und „V8-Traum“ sind mir in den zwei Testwochen viele Begriffe dazu eingefallen. Fest steht: Der fünf Liter grosse V8-Sauger ist ein Relikt aus der Vergangenheit, was ihn nicht davon abhält ein sehr emotionales und kerniges Stück Aluminium zu sein. Beim Mach 1 hat Ford ein offenes Ansaugsystem verbaut, welches mitsamt den 87 Millimeter grossen Drosselklappen direkt vom nordamerikanischen Mustang Shelby GT350 abstammt. Mit diesem Ansaugsystem kann der Achtzylinder besonders frei atmen. Den Kraftstoff zerstäubt in den Brennräumen eine Niedrigdruck-Einlasskanal-Einspritzung im Zusammenspiel mit einer Hochdruck-Direkteinspritzung. Eine Konsequenz: Der Motor ist besonders drehfreudig und hat nun 460 PS. Der V8 erreicht im Mach 1 seine Spitzenleistung bei 7.500 Touren und damit zeitgleich mit dem Beginn des roten Drehzahlbereichs. Das maximale Drehmoment von 529 Newtonmetern liegt bei 4.600 U/min an.

Ebenfalls vom Shelby GT350 hat der Mustang Mach 1 den externen Ölkühler übernommen. Er arbeitet mit einem neuen Ölfilter-Adapter zusammen. Gemeinsam halten sie den Ölkreislauf auch bei andauernder Hochbelastung sicher aufrecht. Ein zweiter Luft-Öl-Kühler verbessert die Leistungsfähigkeit des Kühlsystems um 75%.

Die speziell entwickelte Sport-Abgasanlage mit aktiver Klappensteuerung und vier jeweils 4,5 Zoll grossen Endrohren vermittelt V8-Sound in allen Lebenslagen. In «Normal» gibt sie sich im unteren Drehzahlbereich noch relativ kleinlaut, während sie im «Rennstrecken» Modus, bei dem eine Warnmeldung voraus geht, dass er nicht im Strassenverkehr benutzt werden darf, wohl verbotenerweise schon bei ganz tiefen Drehzahlen voluminösen Achtzylinder-Klang durch Mark und Bein bollern lässt. Zeitgemäss? Nicht wirklich. Emotional? Definitiv.

Nun, oftmals heisst emotional auch nervig im Alltag, hier auch? Nein. Ich konnte ihn zu Geschäftsterminen über die Schweizer Autobahnen mit 7.5 Liter / 100 km bewegen, dazu den Modus in «Normal» lassen und auch das Geräuschlevel war nie störend. Die Michelin Pilot Sport 4 S und die 19-Zoll-grossen-Leichtmetallfelgen im 5-Speichen Design (optional) sorgen für genügend Restkomfort und Abrollgeräusche, die nicht störend werden.

Optikcheck. Optisch hat man aus dem Vollen geschöpft. Es gibt neue seitliche Lufteinlässe, sowie den neuen, zweiteiligen oberen und unteren Kühlergrill, dazu ein Mach-1 exklusiver Frontspoiler, der für Anpressdruck an der Vorderachse sorgt, während der Heckspoiler die aerodynamische Balance des Sportwagens sichert. Insgesamt generiert der Mustang Mach 1 einen aerodynamischen Abtrieb, der um 22 Prozent höher liegt als beim Mustang GT. Dies geht vornehmlich auf das Konto seines Diffusors – das Bauteil stammt vom nordamerikanischen Mustang Shelby GT500 – und des hierauf abgestimmten Unterbodens. Er führt mit seinen speziellen Finnen auch den Brembo-Bremsen wichtige Kühlluft zu. Kein Plus an Aerodynamik oder Kühlung bringen die neuen angedeuteten Einlässe im Kühlergrill und auf der Motorhaube. Beide Elemente sind reine Deko, ohne Wirkung.

Der Mach 1 gibt sich Mühe, sich optisch abzuheben. Es wird acht Farben und entsprechend angepasste Zier-Elementen geben, darunter unsere Konfiguration in «Jet-Grau» mit schwarzen und orangen Dekorelementen. Der obere und untere Kühlergrill erhalten jeweils eine glänzend-schwarze Beschichtung, das typische Mach 1-Logo findet man auf dem Kofferraumdeckel und an den vorderen Kotflügeln.

Innen findet man eine Plakette im Armaturenbrett mit dem Mach 1-Logo und der individuellen Produktionsnummer des Fahrzeugs. Besondere Einstiegsleisten, eine neue Begrüssungsgrafik für das Instrumentendisplay und farblich abgestimmte Nähte auf den Sportsitzen setzen die Mach-1 Geschichte im Innenraum fort. Mein Highlight war der weisse Schaltknauf im Billardkugel-Stil. Ein Traum!

Entweder hat die Qualitätskontrolle viel Zeit mit unserem Testexemplar verbracht oder die Qualität der Verarbeitung wurde über die Jahre besser. Es ist ein deutlicher Sprung im Vergleich zu unserem ersten Mustang-Test von 2015. Die Materialanmutung ist weiterhin nicht wirklich auf europäischem Premiumniveau, aber das mag man dem Mustang im Hinblick auf Preis-PS-Gesamtpaket verzeihen. Optional gibt es Recaro-Sportsitze, die bei uns nicht verbaut waren. Serienmässig gibt es dafür beheizte und belüftete Vordersitze. Weiter gibt es ein Soundsystem von B&O mit zwölf Lautsprechern, dass sich zwar nicht wirklich nach B&O anhört, aber na gut.

Was bleibt also?
Der Mustang Mach 1 ist der beste Mustang, den es in Europa vom offiziellen Ford Händlernetz zu kaufen gibt. Er ist eine erfrischende und freche Alternative zu europäischen, rundgelutschten Sportcoupés. Der Mach 1 ist ein emotionales Erlebnis zum Kampfpreis mit überdurchschnittlicher Performance für ein amerikanisches Ponycar. Kauftipp für V8-Liebhaber!

Der Verbrauch lag im Schnitt über die gesamte Testdauer bei 10,6 Liter Benzin / 100 km. Der Basispreis für den Ford Mustang Mach 1 mit 6-Gang-Handschaltung liegt bei CHF 61’700, unser Testwagen in der Aussenfarbe “Jet-Grau” und optionaler Ausstattung lag bei CHF 69’300.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe Grabber-Gelb, Recaro-Sportsitze, 4 Leichtmetallräder, 5-Speichen-Y-Design, in Dunkelgrau – vorn 2 Leichtmetallräder 9 J x 19 mit 255/40 R 19 Reifen – hinten 2 Leichtmetallräder 9,5 J x 19 mit 275/40 R 19 Reifen.

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