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BMW 840d xDrive 48V Gran Coupé LCI (8er Facelift / G16)

Den BMW 8er haben wir bereits als Cabrio (BMW M8 Competition Cabrio) und Coupé (BMW M850i) kennen und schätzen gelernt. Nun wurde es Zeit für ein kleines Facelift und zur Vervollständigung fahren wir nun noch das Gran Coupé oder wie BMW ihn liebevoll nennt «Sportwagen mit individuellem Charakter». Weshalb sich der grandiose Reihen-Sechs-Zylinder-Diesel mit Mildhybrid-Technik für uns als das stimmigste Paket herausstellt, da kommen wir später nochmals darauf zurück.

«Never change a running System», ein Satz, den viele aus dem deutschsprachigen IT-Bereich kennen. Lässt sich aber auch hier für den 8er BMW hervorragend verwenden. Viel haben die Bayern nicht verändert. Evolution statt Revolution. Man muss das Rad nicht immer gleich neu erfinden, die liebe steckt im Detail. Genug der abgedroschenen Redensarten, das Phrasenschwein wird sonst nur fett. Schauen wir uns zuerst die Farbe genauer an. «Sanremo Green Metallic» – was für eine umwerfende Farbe. Sie ist erst seit dem Facelift für den 8er bestellbar und zeigt sich facettenreich, je nach Lichteinfluss, Kunstlicht oder Sonnenlicht – wundbar. Ebenfalls fällt uns die modernisierte BMW-Niere auf. Diese ist neu in einem markanten U-Profil gestaltet und strahlt im Dunkeln beim Aufschliessen und Abschliessen des Fahrzeugs. Im Fahrbetrieb ist sie auch aktiv beleuchtet jedoch etwas gedimmter. Das Ganze nennt sich «Iconic Glow» und ist serienmässig an Bord, kennen wir schon aus dem X6 M50i. Einziger Nutzen aus unserer Sicht: Der vorausfahrende Verkehr räumt zügiger die linke Spur. Weitere Designänderungen: Die Fahrzeugfront wurde leicht modifiziert und ab jetzt sind alle Modellvarianten mit einem M Sportpaket serienmässig ausgestattet. Gleiches gilt für die Bremsanlage, aufpreisfrei verbauen die Münchner in allen Motorisierungen die M Sportbremsanlage mit blau lackierten Bremssätteln und BMW M Logo. Eine gewisse amerikanische (Hype-)Marke reduziert in ihren Modellen die Bremsenpower klammheimlich, BMW stockt auf.

Einsteigen in das BMW 840d Gran Coupé schärft die Wahrnehmung des hier Gebotenen noch deutlicher. Der Einstieg ist eine schmale Lucke, verborgen von der kompakten Türe. Nicht zu vergleichen mit einem Audi A7 oder einem E-Klasse Coupé. Es ist deutlich sportlicher, erinnert an die ebenfalls schmalen Einstiege bei Audi RS GT e-Tron, Porsche Taycan oder Mercedes AMG GT 4-Türer. Im sportlich-geschnittenen Fahrersitz eingebettet, wirkt das Raumangebot sportlich beengt, die Ergonomie und die Bedienung ist BMW-typisch fantastisch. Die Verarbeitung ist dank optionalem Volllederpaket und Glasapplikation „CraftedClarity“ wunderschön. Das Infotainment-Display ist um gute 2-Zoll auf 12,3 Zoll gewachsen. BMW nimmt uns weitere Entscheidungen zu Optionen ab: Die Multifunktionssitze mit Memoryfunktion und Lordosenstütze sind nun serienmässig an Bord, dazu M-Lederlenkrad, M-Dachhimmel in Anthrazit, M-Edelstahl-Pedalen und M-Fussmatten.

Die Fondplätze im Einzelsitzcharakter sind erstaunlich geräumig in Sachen Beinfreiheit, was zu einem Grossteil den enormen Aussenmassen in Länge und Breite geschuldet ist. 8er Gran Coupé: 5.08m Länge, 1.93m (ohne Spiegel) Breite und 1.40m Höhe, also 23cm länger, 3cm breiter und 6cm höher als das Coupé und ziemlich nahe an einem Panamera (5.04m, 1.93m, 1.42m). Die Kopffreiheit hinten ist für Personen über 1.84m nicht mehr optimal. Im Notfall lässt sich der dritte Platz auch mitbenutzen, denn er ist mit einem vollwertigen Gurt ausgerüstet. Zu bedenken ist allerdings, dass sich der Kardantunnel zwischen den Beinen befindet.

Dabei ist Langstrecke doch genau sein Revier. Besonders mit dieser Motorisierung, dem 3-Liter-Reihensechszylinder-Dieselmotor mit Biturbo, 48-Volt Bordnetz und Mild-Hybridtechnologie. Er leistet satte 340 PS und mehr als doppelt so viel in Newtonmeter nämlich 700 Nm. Der Vortrieb endet elektronisch abgeregelt bei 250 km/h und nur 5 Sekunden vergehen bis Tempo 100 km/h. Das Ganze untermalt mit einem BMW-geprägten Sounddesign, so dass sich der Vorgang sehr nach Sechszylinder in Reihe anhört. Es stehen noch zwei weitere Motorisierungen zur Auswahl, beides Benzinmotoren. Einmal ein 840i als R6 mit 333 PS und dann noch ein M850i als V8 mit 530 PS, mit dem wir (noch als Vorfacelift) einen Teil der Route des Grandes Alpes gefahren sind.

Natürlich führt unsere mehrteilige Ausfahrt mit den Testkandidaten, wie heute dem 840d xDrive, auch immer über unsere sportliche „Heimstrecke“, einer engen, unebenen, kurvenreichen Landstrasse. Der erste Eindruck ist geprägt von den vorbildlich-vielschichtigen Rückmeldungen von Fahrwerk, Lenkung und Bremsen. Dieses BMW-typisch direkte Ansprechverhalten, primär in der Lenkung und durch die Aktivlenkung in Verbindung mit der Hinterachslenkung, ist für diese doch stattliche Fahrzeuggrösse und das Kampfgewicht von 2’200 kg Leergewicht eine Ansage. Stört der Diesel? Nein, die ZF-8-Gang-Automatik sorgt im sportlichen Getriebemodus für einen stets-wartenden Drehmomentberg, der über alle Räder jederzeit hereinbrechen will. Das sorgt für eine unaufgeregte, aber sehr zügige Fahrweise. Der 840d ist für die sportive Hatz auf engen Landstrassen allerdings schon etwas zu breit, das ist nicht von der Hand zu weisen.

Der zweite Teil ist eine Langstrecke über gut ausgebaute Landstrassen und über die Schweizer Autobahn. Hier fällt nun das optionale „adaptive M Fahrwerk Professional“ mit aktiver Wankstabilisierung sehr deutlich auf. Auf der engen Landstrasse noch so sehr beschäftigt mit Unebenheiten, darf es hier glänzen mit spürbar reduzierten Aufbaubewegungen in langgezogenen Kurven und dem Plus an Komfort auf der Autobahn. Der Tank fasst 68 Liter Diesel und ermöglicht eine Reichweite von deutlich über 900 Kilometern. Auf der entspannten Autobahnfahrt in der Schweiz lag unser Verbrauch unter 7 Liter Diesel / 100 km. Der „wahre“ Petrolhead schüttelt nur den Kopf. Der geneigte Viel- und Langstreckenfahrer jubelt. Der grossvolumige Diesel ist weiterhin die beste Lösung für Käufer, die am Wochenende gerne in ihr Feriendomizil in Italien oder Südfrankreich reisen wollen, natürlich ohne Tankstopp und mit sehr effizientem Langstreckenverbrauch.

Warum dann nicht gleich eine 540d Limousine oder ein 6er Gran Turismo? Der 6er GT, ach – den gibt es ja immer noch. Lassen wir das. Der Vergleich zum 5er ist interessanter: In Sachen Fahrassistenten sind sie ebenbürtig, da dürfen wir im 8er auf alles zählen, was BMW aktuell zu bieten hat. Von Abstandsregelung (ACC mit Stop&Go), Ampelerkennung, Frontkollisionswarnung mit Bremseingriff, Ausweichhilfe, Automatischer Speed Limit Assist, Heckkollisionswarnung, Kreuzungswarnung mit Bremseingriff, Lenk- und Spurführungsassistent, lokale Gefahrenwarnung, Nothalteassistent, Querverkehrswarnung, Rettungsgassenassistent, Speed Limit Info mit Überholverbotsanzeige, Spurhalteassistent mit aktivem Seitenkollisionsschutz, Spurwechselassistent bis zu einem Vorfahrtswarner. Alle anderen Komponenten sind im 8er, quer durch alle Modi, deutlich angeschärfter, dazu kommt die sportlichere Ergonomie, die wirklich wunderschöne Optik, ohne wesentliche Komforteinbussen zu verzeichnen, wenn man mal über die limitierte Rundumsicht hinwegsieht.

Es dunkelt ein. Bei uns ist das optionale BMW-Laserlicht an Bord. Das bedeutet eine besonders grosse Fernlichtreichweite, genauer mit bis zu 600 Metern die doppelte Sicht-Reichweite wie LED-Scheinwerfer. Ich staune jedes Mal, wenn ich das Scheinwerferlicht in Aktion beobachte, wie die einzelnen LEDs rasch und fliessend Gegenverkehr ausblenden, in Ortschaften deutlich abgeschwächt sind und erst ausserhalb geschlossener Ortschaften gefühlt bis zum nächsten Ortseingang jedes Detail ausleuchten. Dazu kommt eine besonders schnelle und intuitive Ausleuchtung von Kurven, die dem Strassenverlauf entsprechend schon in Kurven leuchtet, bevor der Fahrer einlenkt.

Was bleibt also?
Südfrankreich zu zweit, Taschen in den Fond, schnell zugänglich über die Extratüren und es bleibt im Kofferraum genug Platz für einige Kisten Wein bei der Rückreise. Los geht’s. „Le roi est mort, vive le roi.“ – das gilt auch für den Diesel. Wir sind froh, dass BMW den Dieselmotor nicht verbannt hat. Mit dem 840d Gran Coupé setzt BMW erfolgreich da an, wo die Konkurrenz sich auf rein-Elektro oder grossvolumige Benziner konzentriert. Dazu ist der 8er womöglich die schönste Modellreihe aus der aktuellen BMW Modellpalette, ohne merkliche Schwächen und mit deutlich sportlicherer Serienausstattung als vor dem Facelift. Kaufempfehlung für alle Langstreckenenthusiasten.

Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 8,6 Liter Diesel / 100 km. Der Basispreis für den BMW 840d xDrive Gran Coupé LCI liegt bei CHF 134’100.-. Unser Testwagen mit optionalen Ausstattungen in der Aussenlackierung «sanremo green metallic» liegt bei CHF 170’360.-.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp:
Sanremo green metallic, Leichtmetallräder 20″ Y-Speichen 728 M Jetblack

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