Der X5 als Plug-In Hybrid kombiniert Batterie mit BMW-typischem Reihensechszylinder – ein Rezept zum Erfolg? Ja, wie wir denken – mehr dazu jetzt im Fahrbericht.
Beginnen wir von vorne. Das letzte grosse SUV mit Plug-In-Hybrid-Antrieb bei uns war der Volvo XC 90 T8 – das Testurteil war ernüchternd. Die Batterie war viel zu schnell leer, wobei dann der Vierzylinder erst recht absolut hoffnungslos überfordert war. Nun sind einige Jahre vergangen, die Welt hat sich weiter gedreht und wir versuchen es mal wieder mit einem SUV- oder wie es BMW nennt SAV (Sports Activity Vehicle) zum Einstöpseln.
Abfahrt bei BMW in Dielsdorf, der Akku ist komplett geladen und musste somit gleich auf einer gemischten Strecke zwischen CH-Autobahn, sportlich gefahrener Landstrasse und Stadtgebiet seine Reichweite unter Beweis stellen. Zuhause angekommen ist die Batterie leer und das Display zeigt eine reine elektrische Fahrstrecke von 73 km an.
Der Fahrmoduswahlschalter stand permanent auf „Hybrid“ – somit wurde versucht, die maximale Reichweite zu erzielen. Parallel dazu kann so auch möglichst früh Bremsenergie gewonnen und gespeichert werden. Ganz passabel also, wenn das Datenblatt 67 – 87 Kilometer elektrische Reichweite (laut WLTP-Testzyklus), beziehungsweise 86 – 97 Kilometer (gemäss NEFZ-Testzyklus) verspricht. Das reicht wohl für manch einen Arbeitsweg.
Soweit so gut, doch unser Testwagen kommt in unschuldigem „Mineralweiss Metallic“, aber mit M-Paket – hilft der Batterieboost also auch beim sportlichen Fahren? Fahrspass powered by E-Antrieb, etwa wie beim i8 Roadster? Nein nicht ganz. Zwar bemüht sich der E-Motor im Sportmodus „mitzuwirken“ – allerdings bleibt ein wirklich sportlicher Elektroschub aus. Gleichermassen ist trotzdem sehr ordentliches Vorwärtskommen gesichert – es ist halt einfach kein „X5 M-e“.
Die gute Nachricht: Im Gegensatz zum erwähnten Negativbeispiel aus Schweden, hat der X5 auch bei leeren Batterien keine Probleme, das Mehrgewicht souverän zu bewegen. Hubraum hilft halt eben doch manchmal..
Werfen wir einen Blick auf die Motorenzusammensetzung. Sie setzt sich aus einem 3,0 Liter grossen und 286 PS starken Reihensechszylinder-Motor und einem Elektromotor mit einer Leistung von 113 PS zusammen. Dazu eine Lithium-Ionen- Batterie mit einem auf 24,0 kWh gesteigerten Brutto-Energiegehalt und so erzeugen die beiden Antriebseinheiten eine Systemleistung von 394 PS sowie ein maximales System-Drehmoment von 600 Nm.
Beide Motoren liefern ihre Kraft an ein 8-Gang-Automatikgetriebe und den permanenten Allradantrieb xDrive. Für den Spurt von null auf 100 km/h benötigt der neue BMW X5 xDrive45e 5,6 Sekunden und damit 1,2 Sekunden weniger als das Vorgängermodell. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 235 km/h.
Interessant wird es aber, wenn man den X5 etwas länger fährt und die Antriebskombination schätzen lernt. So hat BMW trotz dem Elektrobeigemüse einen dicken 69-Liter-Tank eingebaut, der Reichweiten von weit über 1000 km machbar macht, wenn man auch nur ab und zu die Verbindung zur Steckdose sucht. Praktisch!
Laden ist allerdings auch ein Stichwort bei dem wir Kritik anbringen müssen. Der BMW X5 45e kann nur mit maximal 3,7 kW (einphasig) aufladen, so dauert es rund sieben Stunden für eine vollständige Ladung. Eine Schnellladekompatibilität ist nicht vorhanden. Die Konkurrenz ist da schon weiter..
Die Batterien sitzen weit unten. Das freut den niedrigen Fahrzeugschwerpunkt, aber weniger die Waage. Insgesamt knackt er die 2,5 Tonnen-Marke und ist 300 Kilogramm schwerer als sein nicht-Elektro-Bruder X5 40i. Positiv: Der Kofferraum des BMW X5 xDrive45e fällt nur um rund 150 Liter geringer aus, ein weiterer Pluspunkt für die tief eingebauten Batterien. Fährt es sich dann auch entsprechend gut?
Es fährt sich komfortabel und sehr ausgeglichen. Das hohe Gewicht gibt dem Fahrzeug viel Ruhe und Stabilität, die Luftfederung tut ihr übriges. Komfort wird grossgeschrieben. Sportlichkeit nicht so sehr – das werden aber auch die wenigstens Kunden vermissen. Geräuschlos zum Büro gondeln, dabei eine Massage bekommen, seinen Lieblingspodcast geniessen und Abends in das vorgekühlte Auto steigen ist ja auch eine Qualität. Gekühlt? Ja. Standheizung und Standkühlung sind serienmässig.
Innen bleibt, bis auf die Hybrid-spezifischen Fahrmodi und die angepassten Anzeigen im Fahrerinformationsdisplay, alles bewährt, wie wir es aus dem X5 M50d oder dem X6 M50i kennen. Viel Platz, makellose Verarbeitung, schöne Materialien.
Besonders hervorzuheben ist die optionale Edelholzausführung „Esche Maser“ – die uns sehr gut gefallen hat. Passt auch wunderbar zum Hybrid. Dazu die gängigsten Fahrassistenten, Akustikverglasung und schon ist der X5 nahezu perfekt konfiguriert.
Was bleibt also?
Der X5 45e kombiniert Sechszylinder und Elektro-Unit. Das schafft eine gute elektrische Reichweite im realistischen Fahrbetrieb und vergrössert die Reichweite extrem. Die Tankstelle sieht man nur noch selten. Dazu kommen Komfortfeatures wie die Standkühlung, die es nur beim Hybrid gibt. Er ist somit eine kaufbare Alternative zu reinen Verbrennern, wenn die lange Ladezeit nicht nervt und Lademöglickeiten am Arbeitsplatz oder Zuhause vorhanden sind.
Preis & Verbrauch
Der Verbrauch lag im Schnitt bei 4,3 Liter pro 100 km. Der Testwagen, der von BMW Schweiz zur Verfügung gestellt wurde, war in der Farbe “Mineralweiss metallic” lackiert und lag preislich mit Sonderausstattung bei CHF 129’930.-. Die Konfiguration für den BMW X5 45e startet bei CHF 94’900.-.
Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Aussenfarbe in “Carbonschwarz Metallic“, Sonnenschutzverglasung, M-Sportpaket, 22″ LM-Räder Doppelspeiche 742 M Bicolor / MB, BMW Individual erweiterte Lederausstattung ‚Merino‘ Coffee (SW), Interieurleisten Aluminium Tetragon, Indiv.Hochglanz Shadow Line, Glasapplikation ‚CraftedClarity‘ für Interieurelemente
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