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Lexus NX 450h+ F-Sport

95% aller Teile seien runderneuert worden, verspricht Lexus. Wie gut der neue Lexus NX 450h+ F Sport ist und wieviel „Sport“ wirklich in ihm steckt finden wir jetzt heraus. Stecker raus, einsteigen und los.

Stecker? Ja, der NX 450h+ ist der erste Plug-in Hybrid von Lexus und hat damit viel Druck auf seinen Schultern. Sein Vorgänger hat dafür gesorgt, dass seit der Einführung 2014 mehr als 170’000 NX-Einheiten verkauft wurden – die meisten davon an Lexus Neukunden, was entscheidend zum Wachstum der Marke in Europa beigetragen hat.

Verschaffen wir uns einen Überblick über die Antriebseinheit. Unser NX 450h+ ist das Topmodell und kombiniert einen 2.5-Liter-Hybrid-Vierzylindermotor mit einer aufladbaren Lithium-Ionen-Batterie mit 18.1 kWh. Ein zusätzlicher Elektromotor im Heck sorgt für permanenten Allradantrieb. Das Plug-in System leistet kombiniert 309 PS und ein maximales Drehmoment von 391 Nm. 0-100 km/h wird erledigt in 6,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h limitiert.

Interessant ist die elektrische Reichweite, die laut WLTP 63 km betragen sollte, wir konnten jedoch in warmen Oktobertagen mit leichtem Gasfuss ganze 71 km rein elektrisch abspulen. Ein Wert der sich sehen lässt und die Mitbewerber zumindest zum Teil hinter sich lässt (Audi Q5: 45km, BMW X3: 50km, XC60 T8: 40km, alle Werte nach WLTP) – nur der neue Mercedes-Benz GLC PHEV schafft, laut Ankündigung, schon über 100 km. Spannend und erschreckend zugleich, wie schnell die Reichweiten der PHEV (Plugin-Hybrid-Electric-Vehicle) Fahrzeuge wachsen und gleichermassen ältere Fahrzeuge kaum noch Beachtung / Käufer finden, im Schweizerdeutschen würden man sagen: „Seicht kein Hund meh ah.“

Das ist übrigens keine einfache Behauptung sondern wurde kürzlich bestätigt durch die Deutsche Automobil Treuhand (DAT), einem Datenspezialisten der Kfz-Branche, der gegenüber der Zeitung „Handelsblatt“ sagte: „Wir können feststellen, dass im Fahrzeugsegment der Mittelklasse die PHEV stärker an Wert verlieren als die Verbrenner“. Bei einem drei Jahre alten Plug-in-Hybrid dürfe man mit nur 53 Prozent des ehemaligen Listenpreises rechnen. Diesel kommen demnach auf 56 Prozent, Benziner auf gut 58 Prozent.

Doch der NX 450h+ F-Sport hat das nicht verdient, er ist nämlich durch und durch ein gelungenes Auto. Gute elektrische Reichweite, genügend Kraft um auch auf der Landstrasse im hügeligen Terrain im elektrischen Modus zu bleiben und sorgt dabei mit seinem ausgewogenen Fahrwerk für wunderbaren Komfort, ohne zum Schaukelstuhl zu mutieren. Wenn die Batterie leergefahren ist, kommt die nächste technische Finesse zum Vorschein: Statt gleich auf den Benzinmotor zurückzugreifen, fährt der Lexus mit seinem selbstaufladenden Hybridsystem weiter, was entsprechend deutlich ökologischer ist. Weitere gute Nachrichten gefällig? Die Plug-In-Komponenten reduzieren keinesfalls den Kofferraum, sondern es verbirgt sich sogar noch ein weiteres Gepäckfach unter dem Kofferraumboden, in dem sich beispielsweise das Ladekabel verstauen lässt – prima mitgedacht.

Ein Sportler ist der Lexus definitiv nicht, auch wenn das sein Beiname suggerieren möchte. Im Gegenteil. Packt man ihn bei den Hörnern heult so manches mal der Verbrenner auf und lässt alte Erinnerungen an die ersten CVT-Getriebe hochkommen, wobei das doch im normalen Fahrbetrieb so unauffällig und entspannt seinen Dienst verrichtet.

Mir sind diese Autos lieber, die zwar ein sportliches Optikpaket mitbringen, aber sich kraftvoll, ruhig und entspannt fahren, als wenn alles hart und zwecks-„dynamisch“ angeschärft ist, aber schlussendlich kaum Freude aufkommt, sich der Magen dafür bei der Zielankunft wie geschüttelt und gerührt anfühlt. Nein danke, mir gefällt der komfortorientierte Lexus-Weg sehr.

Kann ich mir also das Sportpaket schenken? Nein, auf keinen Fall. Nur damit sieht der NX 450h F-Sport so absolut fantastisch aus, wie du auf den Bildern sehen kannst. Lexus nennt den eckig-markanten Grill vorne „Diabolo-Grill“, wie passend – er sorgt dafür, dass der erste Blick auf den NX bereits mit den Adjektiven „muskulös“, „geschärft“ und „modern“ umschrieben werden kann. Dazu die breitere Spur, die leicht angewachsenen Abmessungen und bis zu 20-Zoll-grosse Felgen begleiten diesen Eindruck bis nach hinten, wo wir neue Heckleuchten in Lexus-typischer L-Form entdecken und neuerdings auch ein Leuchtband über die gesamte Breite. Das Lexus L-Emblem ist durch den Schriftzug „Lexus“ auf der Heckklappe abgelöst worden.

Wie es sich für unsere Freunde bei Toyota, äh, entschuldigt Lexus gehört, haben die Designer mit einer Gruppe von Aerodynamikern zusammengesessen und die Luftströmung über und unter dem Fahrzeug optimiert. Beispiel gefällig? Gerne: Eine neue untere Motorabdeckung mit einer Grübchen-Struktur, wie sie ein Golfball zeigt. Das erzeugt Mikrowirbel an der Luftströmung unter dem Fahrzeug, was es fester auf der Strasse hält und die Stabilität bei hohem Tempo verbessert. Smart!

Als F-Sport sind die Umrandungen der Fenster und die hübschen 20-Zoll-Felgen in Schwarz gehalten, dazu gibt es auch den F-Sport-Innenraum, bei uns zweifarbig gehalten in Weiss / Schwarz. Alleine schon das eingeprägte F-Sport Logo in den Sitzen bringt mich erneut ins Schwärmen. Dazu toller Seitenhalt, schöner Komfort und nette Gadgets, wie der elektrische Türöffner über einen Knopf. Keine Revolution, aber ein netter „Touch“, um sich vom Einheitsbrei abzuheben – solche Details entdecken wir gerne und berichten noch viel lieber darüber. Normal kann jeder.

Ebenfalls lobenswert ist das riesige Touchscreen-Display mit haptischen Drehrädern implementiert und schöner Darstellung. In der 360-Grad-Kamera wird sogar berechnet was gerade unter dem Fahrzeug passiert – alles garniert mit einer messerscharfen Auflösung. Lexus betont gerne die „Takumi“ Handwerkskunst, die sich so zusammenfassen lässt: „Es braucht 10.000 Stunden Erfahrung um ein Experte zu werden. Aber 60.000 Stunden um ein Takumi zu sein.“ – entsprechend stolz ist Lexus, dass sie mit Takumi-Meistern am neuen NX gefeilt haben. Zur Einordnung: Lediglich 19 Takumi finden sich unter den 7.700 Angestellten im Lexus Werk in Kyushu und genau diese Meister ihres Handwerks haben dafür gesorgt, dass Haptik, Optik und Ergonomie in hohem Masse an die Bedürfnisse der Kunden herangeführt werden können.

Was die Takumi-Meister nicht verhindern konnten, waren die grellen und störenden aufgeklebten Warnhinweise oberhalb des induktiven Ladefeldes, jedoch hätten sie bei der Bedienung der Lenkradtasten Alarm schlagen sollen. Die Mehrfachbelegung der Tasten sorgt dafür, dass ich erst einmal „touchen“ oder drücken muss, um das Menü zu aktivieren, so dass im HUD dann angezeigt wird, welches Menü gerade aktiv ist und wie die Tastenbelegung für dieses Menü aussieht. Wenn ich dann im richtigen Menü bin, kann ich beispielsweise mit dem zweiten Druck den nächsten Musiktitel anwählen. Das fördert die Ablenkung, da ich jeweils unbedingt hinsehen muss um zu wissen, ob ich im richtigen Auswahlkatalog an Features bin. Das ist nicht intuitiv, auch nach längerer Eingewöhnung nicht.

Der Lexus bringt serienmässig ein grosses Paket an Assistenten mit, das reicht von einem Pre-Collision System über die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC), Spurhalteassistent, Verkehrszeichen-Assistent und auf Wunsch sogar ein Spurwechselassistent (optional). Spannend ist der Safe Exit-Assistent (SEA), der die elektrische Türöffnungsbuttons mit dem Totwinkelwarner verlinkt, um auf Verkehr von hinten – eingeschlossen Velofahrer – zu reagieren. Registriert es ein Risiko, warnt es optisch und akustisch und blockiert die Türöffnung. Lexus rechnet damit, dass so 95% aller Unfälle durch Öffnen von Fahrzeugtüren vermieden werden können.

Was bleibt also?
Ein Sportler ist der Lexus NX 450h+ F-Sport nicht, dafür glänzt er mit Komfort, elektrischer Reichweite, Technik auf Augenhöhe mit der Premium-Konkurrenz und ist eine Augenweide. Hoffentlich kann er seine Erfolgsreise fortsetzen und wir sehen ihn und seinen auffälligen Diabolo-Grill, umrandet mit einer wunderschönen Farbe wie unserem Kobalt Blau noch sehr oft im Strassenverkehr. Wir sagen: Wer ein aktuelles PHEV mit alltagstauglicher Reichweite anschaut und Premium-Anspruch ohne Einheitsbrei sucht, sollte sich den Lexus genauer ansehen.

Der Verbrauch lag im Schnitt bei 4,9 Liter pro 100 km. Der Basispreis für den Lexus NX 450h+ F-Sport liegt bei CHF 83’900.-. Unser Testwagen mit optionalen Ausstattung liegt bei CHF 88’200.-.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp:
F-Sport, Kobalt Blau, 20-Zoll-Reifen F-Sport Design in Schwarz, F-Sport Interieur Schwarz/Schwarz

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