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Roadtrip & Fahrbericht: BMW M850i – Route des Grandes Alpes

Rückblende auf ein sonniges Wochenende im August. Nach einem kurzen Abstecher zum Creux du Van, einer spektakuläre Felsarena im Schweizer Jura, überqueren wir die Grenze zu Frankreich. Erstes Ziel der Col des Gets.

Werkzeug für unseren viertägigen Trip: Ein BMW M850i xDrive Coupé. Der perfekte Grand-Tourer oder doch zu gross für diese Tour? Nun, das Datenblatt hört sich gut an: Ein 4,4 Liter Achtzylinder mit zwei im V-Raum zwischen den Zylinderbänken angeordneten Twin-Scroll-Turboladern mit Ladeluftkühlung sorgt für 530 PS bei 5’500 – 6’000 min-1 und einem maximalen Drehmoment von 750 Nm bei 1’800 – 4’600 min-1.

Ein 8-Gang Steptronic Getriebe und BMW xDrive sorgen für einen Sprintwert von nur 3,7 Sekunden von 0-100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.

Genug der technischen Daten, wir fahren die ersten Kurven und sind erstaunt, wie agil das zwei-Tonnen-Luxusschiff doch einlenkt. Grund dafür ist die serienmässige Allradlenkung, welche die Hinterräder um bis zu 2,5 Grad mitlenken lässt. Das erhöht sowohl die Wendigkeit als auch die Kurvendynamik spürbar.

Weiter geht unsere Fahrt. Jeder neue Pass ist spektakulärer als der Vorherige. Superlativ und absolut sehenswert ist der höchste überfahrbare Alpenpass: Der Col de l’Iseran mit einer Höhe von 2’764 m erhebt sich über Val d’Isère, einem Ort, das sich im Winter und im Sommer für einen Besuch empfiehlt.

Auch im Sommer stehen da diverse Luxusfahrzeuge und es fällt auf, dass sich nur sehr wenige Passanten nach unserem 8er Coupé umdrehten, obwohl er doch in derselben Liga wie ein Bentley Continental, S-Klasse Coupé oder Lexus LC500 spielen will. Diese fallen durch ihren extrovertierten Charakter auf, während der BMW eher unter dem Radar schwimmt. Gut oder schlecht, das kann jeder für sich selbst entscheiden.

Es folgt ein gut ausgebauter Pass, der mit etwas breiteren Strassen auch eine zügigere Gangart zulässt. Schnell fällt auf, wie gut das Fahrverhalten unseres M850i ist. Die adaptiven M Dämpfer (optional) sind nie straff-störend aber immer definiert und nie BMW-untypisch übermässig komfortabel. Da vergessen wir auch gerne, dass ein S-Klasse Coupé mit ihrer Luftfederung einen noch grösseren Spagat zwischen Sport und Komfort schafft. Die Lenkung ist, lässt man die Schwergängigkeit im Modus Sport+ einmal weg, sehr ausgewogen und lässt den 8er zusammen mit der Allradlenkung deutlich kompakter wirken, als seine Aussenmasse wirklich sind.

Der xDrive Allrad, der im Vergleich zum M xDrive, den wir aus dem M5 kennen und auch im M8 sehen werden, stets neutral ist, lässt trotzdem immer ein „heckgetriebenes“ Gefühl zu, ohne jemals in wilde Powerslides zu verfallen. Eine aktive Wankstabilisierung sorgt mit elektrischen Schwenkmotoren an der Vorder- und an der Hinterachse dafür, dass Seitenneigungskräfte bei dynamischen Fahrmanövern schnell ausgeglichen werden.

Pässe sind auch richtige Bewährungsproben für Bremsen, je schwerer das Auto, desto schlimmer. Unser M850i xDrive Coupé kommt mit einer M Sportbremsanlage mit einem Durchmesser von 395 Millimetern. Zur optimierten Temperierung tragen laufrichtungsgebundene Kühlluftkanäle bei. Funktioniert das? Ja, und zwar immer und immer wieder!

Dazu hat BMW auch versucht, das Gewicht möglichst tief zu halten. Neben den Trägerstrukturen an Front und Heck des Fahrzeugs sind unter anderem auch das Dach, die Türen, die Motorhaube und die Vorderwand des neuen BMW 8er Coupé aus Aluminium gefertigt. Das Tragrohr für das Cockpit besteht aus Magnesium, der Mitteltunnel aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK), der auch für das Dach (optional) sowie für weitere Karosseriekomponenten zum Einsatz kommt. Auch die Vorderachse besteht nahezu vollständig aus Aluminium. An der Hinterachse wird Stahlleichtbauweise mit Radträgern und geschmiedeten Lenkern aus Aluminium kombiniert.

Für schmale Pässe wie den Col de Turini ist der 1.90 m breite 8er etwas zu gross. Hier ist man mit einem Hot Hatch besser aufgestellt. Zeit für eine Pause und einen Optikcheck. Eine lang gestreckte Silhouette, grosse Nieren, breite Schultern und ein dynamisches Heck lassen den 8er als klares BMW-Kind auffallen. Als Reminiszenz an traditionelles Sportwagen-Design verfügt das Dach über einen mittigen Einzug, der an die als „Double Bubble“ bekannte Doppelwölbung bei klassischen Rennfahrzeugen erinnert.

Mir gefällt der 8er, obwohl ich die neuen L-förmigen BMW-Rückleuchten von X4, 8er und 3er noch immer nicht mag. Ich mag seinen subtilen Luxus und die Eleganz ohne altmännisch zu sein. Innen fällt auf, dass sich der 8er über seinen Familienmitgliedern positionieren möchte.

Ein kristall-ähnlicher Glaswählhebel für den Gangwahlschalter mit beleuchteter „8“, grossflächiger Einsatz von zweifarbigem Leder (optional) und wunderbare Sitze sind die augenscheinlichsten Highlights. Dafür ist der 8er ein klares 2+Chihuahua-Coupé. Die Rücksitze bieten überraschenderweise deutlich weniger Platz als im 4er Coupé, aber dafür ist der Kofferraum grosszügig und dementsprechend gut für lange Reisen.

Unser Roadtrip neigt sich dem Ende zu. Nach 21 Pässen hat der 8er seine Grand-Tourer-Qualitäten unterstrichen und sich sympathisch, perfektionistisch und zurückhaltend gezeigt. Auffallen ist nicht seins, auch wenn ihm in Sport+ einige Auspuffknaller zu entlocken sind, so reist er lieber sportlich schnell und begeistert seine Insassen mit einer Dynamik, die einem solchen Schiff eigentlich nicht zuzutrauen sind.

Angekommen in Menton am Meer, dem offiziellen Ende der Route de Grand Alpes

Auf der langen Reise zurück auf der französischen Autobahn beweisen die gute Aerodynamik und das clevere Motorenmanagement, dass Verbräuche um 8 Liter trotz grosser Motoren möglich sind. Der optionale „Driving Assistant Professional“ sorgt für noch mehr Reisekomfort. Das Komplettpaket beinhaltet nebst der aktiven Geschwindigkeitsregelung mit Stop&Go-Funktion auch den Lenk- und Spurführungsassistenten. Die optionale Nightvision-Kamera hat Tiere am Strassenrand in der Dunkelheit nicht erkannt und auch das Laserlicht ist den happigen Aufpreis nicht wert.

Was bleibt also?
Eine absolute Empfehlung für die „Route des Grandes Alpes“! Sehr sehenswert und gut in vier Tagen hin und zurück zu erledigen. Der M850i ist ein fantastischer Gran-Tourer mit wenig Schwächen, aber auch so perfektionistisch und glattgebügelt, dass ihm etwas Charisma fehlt. Ein Sauger-V8 und Exot wie der Lexus LC 500 ist vielleicht noch etwas roher und muss nicht mit künstlich-erzeugten Motorklängen gefallen wollen, ist aber besonders im Fokus auf die Performance und die Technologie Lichtjahre hinter dem BMW.

Der Basispreis für den BMW M850i xDrive Coupé liegt bei CHF 160’300, unser Testwagen in “Carbonschwarz Metallic” mit optionaler Ausstattung bei CHF 190’690. Der Verbrauch lag im sportlichen Schnitt bei 10.6 Liter / 100 km.

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp zur Optik:
Dravitgrau Metallic, 20″ LM-Räder Y-Speiche 728 M Bicolor Ceriumgrau, Sonnenschutzverglasung, BMW Individual Hochglanz Shadow Line mit erweiterten Umfängen, Entfall Zusatz-Schriftzug aussen, Entfall Modellschriftzug, Glasapplikation ‚CraftedClarity‘ für Interieurelemente

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