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Audi Q8 60 TFSI e | Plug-in-Hybrid (PHEV)

Auch in 2022 müssen wir als Automagazin flexibel sein, was der Audi Q8 60 TFSI e als Plug-in-Hybrid (PHEV) damit zu tun hat, erfahren wir gleich. Angefragte Testwagen, die seit 2 Jahren seitens Importeur bestellt sind, lassen weiterhin auf sich warten und beschädigte Fahrzeuge werden oft sofort aus dem Fuhrpark ausgelöst, weil Ersatzteile lange auf sich warten lassen. Entsprechenderweise hatten wir dieses Jahr deutlich weniger Testwagen als gewöhnlich und dazu einige „Ausweichmannöver“ auf andere Fahrzeuge, so auch hier.

Der eigentliche Testwagen ist leider ausgefallen, so dass wir kurzfristig auf den Q8 60 TFSI e umgebucht wurden. Kein Problem, wir sind ja flexibel. Den Q8 kennen wir auch schon in zwei Facetten, einerseits als „50 TDI“ und andererseits als „RS Q8“ mit kräftigem Achtzylinder-Biturbo. Hier nun die dritte Motorisierung, die sich in etwa der Mitte einordnet.

Interessant: Dasselbe Triebwerk mit exakt denselben Leistungsdaten (462 PS, 700 Nm), schlummert als „R“-Version auch im VW Touareg R und als „E-Hybrid“ im Porsche Cayenne. Der Allrad von VW und Audi setzt dabei auf ein mechanisches Torsendifferenzial, während der Kollege aus Zuffenhausen auf eine elektrische Lamellenkupplung setzt.

Nun aber einen Schritt zurück, wir haben uns in den Feinheiten verstrickt. Viel wichtiger: Kein überforderter Vierzylinder ist hier am Werk, sondern ein Sechszylinder als 3.0 TFSI mit 340 PS und 450 Nm Drehmoment. Dazu kommt der Elektromotor mit 136 PS Maximalleistung. Diese liegt nur etwa 20 Sekunden an, bei voller Batterie, dann wird es rapide weniger.

Bewährungsprobe: Wir machen das, was Plug-In-Hybrid Fahrzeuge am wenigsten gut können. Es wartet eine rund 450 km lange Fahrt auf uns. Grösstenteils deutsche Autobahn, an einem verkehrsreichen Freitag, mit und ohne Tempolimit. Pikant: Exakt dieselbe Strecke, selber Fahrmodus, ebenfalls an einem Freitag, sind wir mit dem RS Q8 auch gefahren – Resultat: 11.5 Liter / 100 km bei 5:02 Stunden und 90 km/h Durchschnittstempo.

Der Q8 60 TFSI e PHEV: 9.8 Liter / 100 km bei 4:48 Stunden und 94 km/h Durchschnittstempo, 3.1 kWh / 100km, Batterie war voll bei Fahrtantritt und nachher komplett leer. Sparsamer als der RS Q8, gut. Doch die NEFZ Angabe von 2,7 Liter/100 km ist utopisch, fährt man nicht alle 50 Kilometer an eine Ladesäule.

Wer also öfters eine Langstrecke fährt, sollte sich nicht von den vermeintlich tiefen Verbrauchswerten täuschen lassen. Der Q8 e hat zu Beginn versucht, viel von seiner Batteriepower einzusetzen, die ihn realistisch bis zu 48 km weit, komplett elektrisch fahren lässt, jedoch maximal bis 135 km/h. Nach etwas über 70 km der Fahrstrecke im Fahrmodus „Auto“ mit Batteriemanagement auf „Hybrid“, war die Batterie leergesaugt und ab dann halt tatsächlich nur noch Ballast.

Natürlich hätten wir die erste Strecke auch rein elektrisch fahren können (Modus „EV“), die Batterie auf einer gewissen Minimum-Angabe halten können (nennt sich „Hold“) oder sogar während dem Fahren aufladen („Charge“), all das hätte uns aber wohl weder schneller, noch verbrauchseffizienter fahren lassen.

Punkten kann der Q8 beim Reisekomfort. Noch komfortabler als sein sportlicher Bruder kombiniert er Luftfederung, Wankstabilisierung, Akustikverglasung, Massagesitze und die Fahrassistenten. Dazu noch die tolle Bang & Olufsen Premium Soundanlage und die Reise könnte sehr lange weitergehen.

Wo liegt also der Pluspunkt? Der eigentliche „Usecase“? Nun, wer den Q8 regelmässig an der Steckdose auflädt, fährt etwa 45-50 km rein elektrisch. Diese Werte können wir so verifizieren. Das reicht für die ganzen 0815-Kurzstrecken vollkommen aus und der 17,8-kWh-Akku zusammen mit dem E-Motor sind ein gutes Team, mit dem man gut im Verkehr mitschwimmen kann. Im „EV“ Modus verändert sich das Gaspedal merklich, so dass man anhand einer Kickdown-Schwelle spürt, wann der Verbrenner zum Einsatz gerufen wird.

Klappt meistens hervorragend. Einzige Bemerkung in meinem Test-Notizbuch war ein Verbrenner-Einsatz nach einer kurvigen Bergstrecke. Eigentlich im EV-Modus kam in der letzten Kurve der Verbrenner trotzdem, obwohl Batterie zu über 80% voll war und die gleichmässige Gaspedalstellung die EV-Kickdown-Schwelle nicht erreicht hat. Ich schätze, dass nach der hohen und längeren Beanspruchung der Batterie, die Thermik den Verbrenner angeworfen hat.

Auch als klassischer Hybrid kann er den Verbrauch zwischen Elektro und Benzin verteilen. Eine weitere Probe aus dem Alltag: Eine staugeplagte Autobahn in der Schweiz, knapp 90 km mit 72.5 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit: 5,2 Liter / 100 km und 14.1 kWh/100km, Batterie war voll bei Fahrtantritt und nachher komplett leer.

Mechanisch wirft sich für mich ein Verbrenner-Fragezeichen auf. Mir ist es an einem anderen Tag passiert, dass ich nach etwa 10 km Fahrstrecke in rein-elektrischem „EV“-Modus, einen Traktor überholt habe und mit Kickdown und Vollgas dem Verbrenner einiges abgefordert habe, obwohl dieser, wie mir später bewusst wurde, absolut kalt war.

Kalter Motor und Vollgas sind normalerweise das schnelle Todesurteil für Verbrennungsmotoren, sowie auch emissionstechnisch wohl eher kritisch. Eine Warnung oder eine Leistungsbeschränkung sind mir dazu nicht aufgefallen.

Sportlich ist der EV-Mode natürlich nicht, entspanntes mitschwimmen ist angesagt. Im Dynamic-Modus bei voller Batterie kann man kurze, sportliche Zwischensports abrufen, die jedoch die Batterieladung auch sehr beanspruchen. Das Datenblatt verspricht bei Optimalbedingungen eine 0-100 km/h Zeit von 5.4 Sekunden.

Die Höchstgeschwindigkeit ist bereits bei 240 km/h abgeriegelt, also 10 km/h weniger als bei „normalen“ Q8-Modellen, die diese Marke überhaupt erreichen können. Der Grund liegt bei den energieeffizienten Reifen.

In Kurven merkt man das Zusatzgewicht auf der Hinterachse zwar, aber die gesamte Auslegung lädt sowieso nicht zur schnellen Kurvenhatz ein. Schön: Der Wankausgleich sorgt für eine gute Unterdrückung der Fischkutter-im-Wellengang Thematik, die durch Batterien im Kofferraum oft noch verschlimmert wird.

Schön: Der Q8 60 e Plug-In-Hybrid unterscheidet sich vom schwächeren Plug-In-Hybrid Q8 55 e durch ein „S line“-Optikpaket und einem schwarzen Optikpaket, sowie weiteren Extras die serienmässig mit an Bord sind.

Der doppelte Ladeboden, also die Verstaumöglichkeiten unter dem Boden des Kofferraums gehen verloren, ansonsten hat man, ausser dem Zusatzgewicht, keine negativen Aspekte beim Steckdosen-Freund. Der Innenraum ist gewohnt auf Höchstniveau, die S-Line Sportsitze punkten mit Seitenhalt & guter Polsterung, die Touchscreen-fokussierte Bedienung bietet einige Möglichkeiten für Shortcuts zur schnelleren Bedienung der wichtigsten E-Funktionen.

Einen dedizierten Knopf für den EV-Mode sucht man jedoch vergeblich, dieser muss erst über das zweite Touchscreen eingerichtet werden. Schönes Detail: Links am digitalen Tacho gibt es eine herkömmliche „Tankanzeige“ für die Batterie.

Was bleibt also?
Unser Testwagen der wunderschön konfiguriert wurde, sei es mit einer Audi-Sonderfarbe oder den sportlichen Akzenten, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Konkurrenten, wie beispielsweise der BMW X5 45e noch deutlich weiter kommen im elektrischen Modus (+ rund 35km) und die sportlich-effizienten Zahlen, sei es bei Beschleunigung oder Verbrauch jeweils nur sehr kurzfristig entsprechend glänzen.

Bei semi-optimalen Bedingungen, wie Langstrecken oder ohne Auflademöglichkeit mit leerer Batterie, ist der PHEV-Q8 weder sportlicher, noch effizienter als seine normalen Q8-Brüder.

Der Verbrauch lag im Schnitt bei 7.2 Liter Benzin/100km. Der Basispreis für den Audi Q8 60 TFSI e liegt bei CHF 118’200.- Unser Testwagen mit optionalen Ausstattungen in der Aussenlackierung ”Goodwoodgrün Perleffekt” liegt bei CHF 149’030.-

Der OneMoreLap-Konfigurationstipp:
Galaxisblau Metallic, 5-Y-Speichen, graphitgrau, glanzgedreht, 10,0Jx22, Reifen 285/40 R22, Dachreling schwarz, Aussenspiegelgehäuse in Schwarz, Optikpaket schwarz, Singleframe Maske in schwarz, Privacy Verglasung (Scheiben abgedunkelt) mit Akustikverglasung für die Seitenscheiben, Sportsitze plus vorn, Leder Valcona mit S-Prägung und Rautensteppung Sitzbezug-Farbnaht: schwarz-schwarz-felsgrau, Armaturentafel: schwarz-schwarz, Teppich: schwarz, Himmel: schwarz

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